Kapitel 21

Den Rest der Woche, übte ich das Gleiche mit den Elementen Erde und Luft. Luft ließ sich für mich eigentlich ziemlich leicht bändigen, da sie überall war, nur mit der Erde hatte ich so meine Probleme, die sich desto öfter ich übte, allerdings langsam legten.

Ich saß Damien gegenüber und schaute ihm tief in die Augen. Dann schoss mir plötzlich ein Bild im inneren vor die Augen. Es war unscharf, aber doch konnte ich es erkennen. Ich sah wie ich in Flammen aufging. Damien dachte daran, wie ich das erste Mal Feuer aus dem Nichts erzeugt hatte. Ich sah etwas angsteinflößend aus, musste ich zugeben.

„Sehe ich wirklich so unheimlich aus, wenn ich Feuer bändige?", fragte ich Damien grinsend.

„Du hast es geschafft!", rief Damien ohne meine Frage zu beachten.

„Dann mache ich es dir nun einmal etwas schwerer." Er wendete kurz den Blick ab um sich etwas zu überlegen, dann schauten wir uns wieder in die Augen. Ich schaute tief in seine Augen und dann hörte ich seine Stimme in meinem Kopf wiederhallen. Ich hätte nie gedacht, dass ich jemandem jemals mein Geheimnis anvertrauen würde oder könnte.

„Siehst du es als Glück, dass ich es weiß?" Er dachte wieder als Antwort. Seine Stimme hallte im meinem Kopf wieder, und hatte einen ganz anderen Klang als sonst. Ja. Was glaubst du wie bedrückend es war, niemandem davon erzählen zu können? Ich konnte es mir nicht vorstellen.

„Wann hast du deine Kräfte entdeckt?", fragte ich. Wir schauten einander noch immer tief in die Augen. Ich war vielleicht ungefähr fünfzehn Jahre alt, als ich bemerkte dass ich anders war. Bemerkt habe ich es, als ich zum Beispiel Türen öffnen wollte und sie sich geöffnet haben, bevor ich sei berührt hatte. Am Anfang war es eine Mischung aus Angst und Ungewissen, wie ich mich selbst behandelte. Irgendwann habe ich dann in meinem Zimmer geübt, sie bewusst ein zu setzen. Es hat ewig gedauert bis ich es gekonnt hatte. Ein Bild schoss mir vor mein inneres Auge, wie ein junger Damien auf einem dunkel bezogenen Bett saß und übte das Fenster mit seinen Kräften zu öffnen und zu schließen. Und dann habe ich alles versucht um herauszufinden, wie dies möglich war.

Ein paar Wochen später konnte wurde ich von Tag zu Tag besser. Ich schaffte es, kleine Gesteinsbrocken oder Erdbrocken durch die Luft schweben zu lassen, ohne gleich den ganzen Boden zu spalten oder aufzureißen. Mein Feuer hatte ich auch besser unter Kontrolle, wenn auch nicht ganz so gut wie die anderen Elemente. Damien machte sich ziemlich gut als Lehrer.

Eines Tages saßen ich und Damien am Ufer des kleinen Sees und machten eine Pause. Ich starrte hinaus auf den See. Ein seichter Wind wehte mir die Haare aus dem Gesicht und rauschte in den Bäumen. Ein paar Blätter wurden aufgewirbelt, die in der Luft tanzten wie kleine Elfen. Ich schaute hinüber zu Damien, der ebenfalls auf den See schaute. Unauffällig hob ich den Arm und lies ihm den kleinen Dolch aus der Hand wehen, mit dem er mit den Fingern spielte. Der Dolch schwebte nun über dem klaren Wasser des Sees.

„Hey! Gib ihn mir wieder.", sagte er lachend und beugte sich vor um nach dem Dolch zu greifen, doch ich ließ ihn blitzschnell nach rechts schweben, sodass er ins Leere griff.

Ich lachte. „Ich sollte dich nicht weiter unterrichten, da du deine Kräfte nur immer gegen mich einsetzt.", er schüttelte grinsend den Kopf.

Ich ließ meine rechte Hand langsam sinken, sodass der Dolch wieder auf Damien zu schwebte. Schnell griff er danach. Gerade so konnte ich den Dolch noch in der Luft nach vorne schweben lassen, wobei mir allerdings die Kontrolle für einen Moment entglitt. Der Dolch viel platschend ins Wasser. Erschrocken ließ ich meine Hand zu meinem Mund gleiten.

„Uupss."

Damien ließ langsam den Blick zu mir wandern und versuchte mich böse anzuschauen, was ihm allerdings nicht wirklich gelang, denn man konnte deutlich sehen, dass er sich ein Grinsen verkniff.

„Den holst du mir gefälligst wieder!", befahl er.

„Es ist Euer Dolch, wieso sollte ich ihn heraus holen?", fragte ich und verkniff mir ein Lachen.

„Weil du ihn hineingeworfen hast!", konterte er, lehnte sich zurück und stütze sich mit den Händen hinter sich ab.

„Nun mach schon!", sagte er, als ich nicht antwortete. Seufzend drehte ich mich zu dem kleinen See. Das Wasser war zwar kristallklar, aber den Dolch konnte ich trotzdem nicht finden. Der noch so kleine See musste wohl ganz schön tief sein.

„Ich kann ihn nicht sehen!", sagte ich ohne mich umzudrehen. Ich suchte noch immer den See mit den Augen ab, doch konnte ich nicht finden.

„Dann tauche nach ihm!", sagte Damien.

Als ich den kleinen Stoß spürte war es bereits zu spät. Ich fiel in den See. Es platschte, als ich in das eiskalte Wasser eintauchte.

Ich schwamm an die Oberfläche und schnappte nach Luft.

„DAMIEN!", schrie ich und schaute ihn böse an. Er stand am Ufer und lachte nur. Er lachte einfach! Na das würde ich ihm heimzahlen. Ich hob die Arme und führte die Bewegungen aus. Es erhob sich eine Wasserschlange, die ungefähr doppelt so groß wie Damien war. Ich ließ sie auf Damien zu gleiten, der vom Ufer zurück trat, als er das Wasser auf sich zu kommen sah. Schnell ließ ich die Wasserschlange auf ihn zu schnellen, die sich an um ihn schlang und ihn ins Wasser zog.

Er schnappte nach Luft, als er wieder auftauchte. Es war ein seltsamer Moment, als wir uns anschauten. Damien war nur wenige Zentimeter von mir entfernt. Ich konnte mich nicht halten, es passierte einfach. Wir beugten uns zu einander und küssten uns. Es kribbelte in meinem Bauch, als seine Lippen meine berührten. Ich schloss die Augen und fühlte nur noch ihn.

Ich wurde jeden Tag besser. Von Tag zu Tag konnte ich meine Kräfte besser kontrollieren. Das Element welches mir am Besten lag war immer noch das Wasser, aber mit den anderen kam ich ebenfalls gut zurecht. Um die Gedanken anderer zu lesen musste ich mich sehr stark konzentrieren, aber es funktionierte ebenfalls. Damien warnte mich nur, es nicht zu tun, wenn er nicht darauf vorbereitet war.

„Du musst nicht nur lernen deine Kräfte zu kontrollieren, sondern auch das Kämpfen lernen!", sagte Damien und griff hinter sich. Er zog ein Langschwert hervor. „Ich bringe dir erst einmal die Grundlagen bei."

Er warf mir das Schwert zu. Ich versuchte es zu fangen, doch ich bekam es nicht zu fassen und es landete auf dem Boden.

„Gut, das ist das erste was du lernen solltest!", sagte Damien und hob das Schwert auf, welches ich nicht gefangen hatte. Dann warf er es mir nochmals zu.

Ich streckte meine Hand aus und fasste den Griff, doch er entglitt mir wieder. Wir übten dies ein paar Mal, bis ich es schließlich fing.

„So, dann können wir ja beginnen!", sagte er und grinste.

Doch ich war mir da nicht ganz so sicher. Ich hatte keine Lust mich von seinem Schwert aufspießen zu lassen oder ihn zu verletzen, obwohl ersteres wahrscheinlicher wahr. Bei den Schwertkämpfen in meinem Dorf war ich ziemlich schlecht gewesen und hatte eigentlich so ziemlich jeden Kampf verloren. Aber immerhin waren dort die Schwerter stumpf gewesen, sodass man sich nicht all zu arg verletzen konnte. Hier waren die Schwerter scharf wie die Zähne eines Berglöwen.

Damien kam auf mich zu und griff mich an. Ich sprang zur Seite und versuchte ihn von dort anzugreifen. Geschickt drehte sich Damien und wehrte mein Schwert ab. Dann kam er einen Schritt auf mich zu. Ich stolperte zurück und versuchte sein Schwert aus meiner Nähe zu bekommen.

„Lass' dich nicht zurück treiben, weiche lieber aus.", hörte ich Damien kommentieren. Ich duckte mich unter seinem Schwert hinweg und wich wieder nach rechts aus. Dann schwang ich mein Schwert nach vorne, Damien bloggte ab. Er griff mich wieder an und ich konnte sein Schwert gerade so noch im letzten Moment abwehren. Doch als sein Schwert nochmals auf meines aufschlug, drehte er es mir aus der Hand. Klirrend viel es mir zu Boden, als es auf einem Stein landete. Sein Schwert war auf meine Brust gerichtet.

Eines Tages saßen wir beide im Gras an der Wand gelehnt. Und schauten in die Baumwipfel hinauf. Es war bereits Herbst und die bunten Blätter der Bäume segelten langsam zu Boden. Wir hatten den ganzen Tag geübt. Ich war besser geworden, besser als ich je vermutet hätte. Ich hatte Damien sogar einige Male im Schwertkampf besiegt. Er behauptete er hätte mich gewinnen lassen, was ich ihm aber nicht ganz abnahm, da er ziemlich geschwitzt hatte und dieses amüsierte Funkeln jedes Mal in seinen Augen aufgetaucht war. Ich war so glücklich wie noch nie. Ich konnte alle Elemente bändigen und zu meinem Vorteil einsetzen und das alles Dank Damien. Ohne ihn hätte ich niemals den Ehrgeiz gehabt alles zu erlernen. Wahrscheinlich hätte ich ohne ihn noch nicht einmal meine Kräfte entdeckt.

Ich schaute hinauf in den Himmel, an dem drei kleine Vögel zwitschernd ihre Kreise flogen. Dann hörte ich auf einmal Schritte. Schwere Schritte, die näher kamen. Ich schaute zu Damien. Er hatte die Augen weit aufgerissen und schaute in die Richtung aus der die Schritte kamen.

„Damien, hört Ihr nicht?", fragte ich ihn. Er schaute erst eine Weile in die Richtung aus der die Schritte kamen, bis er mich anschaute.

„Ja, ich höre sie."

Wie auf ein Stichwort stürmten so viele Swaresk auf die Lichtung. Es waren so viele, sodass ich sie nicht einmal zählen konnte. Angespannt wie ein Raubtier auf der Jagd, sprangen ich und Damien auf und pressten uns gegen die Wand. Was taten sie nur hier und wie hatten sie uns gefunden? Ich spürte schon die Kopfschmerzen die mich jedes Mal erfüllten, wenn die Swaresk in meiner Nähe waren.

„Was wollt ihr hier?", rief Damien.

Einer der Swaresk trat vor und setzte seinen Helm ab. Er hatte eine Glatze, aber sein ganzer Kopf war voll mit dunklen Tätowierungen und serischen Schriftzeichen.

„Wir wollen sie!", rief er zurück und schaute mir in die Augen.

Sein Blick war so durchdringend, als könnte er ganz tief in mich hineinschauen. Ich presste mich fester gegen die Wand.

„Weshalb? Sie hat doch nichts getan!", rief Damien zurück und griff nach meiner Hand. Er drückte sie fest. Doch meine Kehle schnürte sich zu. Ich hatte unglaubliche Angst. Würden sie mich jetzt zu den anderen bringen?

Der Swaresk ging nicht auf seine Frage ein sondern kam ein paar Schritte näher.

„Bändigerin!", krächzte er. Ängstlich schaute ich zu Damien. Ich werde nicht zulassen dass sie dich mitnehmen!, hörte ich seine Gedanken. Als könnte er dies verhindern.

Der Swaresk schaute über seine Schulter und gab seinen Soldaten somit das Zeichen. Sie stürmten auf uns zu. Wir konnten nicht fliehen. Wir saßen in der Klemme. Das einzige was ich tun konnte waren meine Kräfte einzusetzen. Ich ließ Damiens Hand los und trat einen Schritt vor. Schnell beugte ich mich nach unten, ließ die Hände sinken hob sie. Dann kreiste ich meine Hände rechts und links und ließ sie anschließend wie ein Speer nach vorne Schießen.

Die erste Reihe der Swaresk wurde durch die Luft gewirbelt und fielen anschließend krachend zu Boden. Doch es waren zu viele. Weitere Swaresk stürmten auf mich zu. Ich versuchte es erneut. Ich stellte mich frontal zu den Soldaten. Ich ließ meine Hände von hinten nach vorne gleiten. Vor mir streckte ich meine Hände und drehte die Handflächen nach außen. Ein gewaltiger Wind kam auf, der die Soldaten nach hinten schleuderte. Doch sie kamen immer näher. Sie waren nur noch einige Meter von mir entfernt als ich das Feuer aufrief. Aus jeder Pore meines Körpers züngelten Flammen. So würden sie mich ganz sicher nicht anfassen.

Nun blieben die Swaresk vor mir stehen. Sie wussten nicht was zu tun war.

„SCHWARZ MAGIER!", rief ein Swaresk aus der Menge.

Ich ließ Flammen auf die Soldaten schießen. Doch dann traten Männer mit schwarzen, im Wind flatternden Mänteln auf die Lichtung. Sie hoben die Arme und schwarze Schatten quollen aus ihren Händen. Die Schatten glitten lautlos und angsteinflößend durch die Luft und genau auf mich zu. Das wäre mein Ende. Konnte ich die Schatten abwehren? Ich hob die Arme. Gleißend helles Feuer schoss aus meinen Händen direkt auf die Schatten zu doch, als sie auf die Schatten trafen löste sich das Feuer auf. Ich versuchte es erneut, doch sobald meine Kräfte mit den Schatten in Berührung kamen erloschen sie.

Ich stolperte einige Schritte zurück.

Nein! Nein, das darf nicht wahr sein!

Doch die Flucht war nicht möglich. Die Swaresk und die Schwarzmagier, wie sie von den Swaresk genannt wurden, umzingelten mich und Damien.

Bevor mich die Schatten ergreifen konnten, lehnte ich mich zu Damien und flüsterte: „Egal was geschieht, zeig ihnen niemals deine Kräfte!"

Ich konnte nicht zulassen, dass ihm das gleiche wiederfuhr wie mir.

Die Schatten kamen auf mich zu und umzingelten mich, bis ich nichts mehr sah als schwarz. Sie laugten mich aus, raubten mir für einen Moment die Kräfte. Mein Feuer erlosch.

Die Schatten drangen nun in meinen Körper ein. Ich spürte wie sie sich einen Weg durch mich hindurch bahnten. Ich spürte wie mich die Kräfte verließen. Nicht nur meine magischen Kräfte, sondern auch die, welche mich bei Bewusstsein hielten. Ich musste darum kämpfen nicht das Bewusstsein zu verlieren. Meine Augenlieder flackerten. Ich hörte Schreie, die ich erst nicht deuten konnte. Dann erkannte ich dass es Damiens waren.

„NEIN!", schrie er so laut, wie es ihm seine Stimmbänder erlaubten.

„GRACE, NEIN!", schrie er so lange, bis ich mich schließlich nicht mehr bei Bewusstsein halten konnte und auf dem Boden zusammenbrach.

Alles um mich herum wurde schwarz.

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Hey!:) Und das ist das nächste Kapitel! :D Danke, danke an euch, für die 1,1k Views! Das ist echt mega! Ich hätte am Anfang nie geglaubt, dass es sooo viele werden würden. Vielen Dank dafür! :)

Wie euch die Geschichte gefällt, ob ihr Verbesserungsvorschläge habt oder ob es sonst irgendetwas gibt, was ihr mir über die Geschichte mitteilen wollt, könnt ihr wie imme gerne in die Kommentare schreiben, darüber würde ich mich sehr freuen! :)

LG Crownqueen144

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