70. Kapitel
Harry:
Louis bei mir zu haben, beruhigt mein Herz im gleichen Moment, wie er es höher schlagen lässt. Nicht einmal in meinem Kopf ergibt das Sinn. Ich atme tief ein und wieder aus. Nach wie vor habe ich das Gefühl, nicht richtig Luft zu bekommen. Die Ärztin meinte, dass das normal ist und dass es mir in ein paar Tagen wieder besser geht. Ich habe viel Glück gehabt. Bei dem Gedanken daran, spüre ich wieder Druck hinter meinen Augen. Ich will nicht schon wieder weinen. Mir geht es gut und Louis ist hier. Es ist in Ordnung. Zumindest ist es das, was er sagt. Ich will ihm glauben, will ich wirklich, aber es ist schwieriger, als ich dachte. Der Geruch des Rauches ist nach wie vor in meiner Nase und meine Augen brennen durch den Rauch. Ich spüre es noch, obwohl nichts davon mehr da ist. Ich bin in einem Krankenhaus mit frischer Luft und ohne irgendein Feuer in der Nähe.
Und Louis liegt neben mir. Ich liege in seinem Arm und zupfe an seinem Shirt. Es bringt ein bisschen, dass ich meine Finger beschäftige, aber ganz schaltet es meine Gedanken nicht ab. Louis streicht mir durch die Haare. „Sollen wir gleich duschen gehen? Ich glaube, das könnte dir gut tun." Verwundert sehe ich ihn an. „Wir?" – „Ich werde dich jetzt nicht allein in die Dusche lassen. Nicht, dass du mir da drin noch umkippst", antwortet er mir entschlossen. Ich widerspreche nicht, sondern nicke nur leicht.
Louis steht auf und sieht mich abwartend an. „Jetzt schon?", frage ich ein wenig überrascht. Ich dachte, er meinte, dass wir gleich irgendwann duschen gehen. Woher sollte ich wissen, dass er jetzt sofort meint? „Harry?", fragt er nach, als ich mich nicht bewege. „Willst du nicht? Wir müssen nicht duschen gehen, wenn du nicht möchtest." – „Doch. Doch, möchte ich", stottere ich heraus und richte mich ein bisschen auf. Louis ist sofort bei mir. Ich hasse es, mich derart hilflos zu fühlen, aber irgendwie schafft Louis es, mir nicht das Gefühl zu geben, schwach zu sein. Und das, obwohl er mir hilft. Ich habe keine Ahnung, wie er das macht. Ich frage ihn jetzt nicht, ich muss mich darauf konzentrieren, einen Schritt vor den anderen zu setzen. Fuck, mein Körper ist stärker mitgenommen, als ich dachte.
Inzwischen hat Louis einen Arm um meine Taille gelegt und stützt mich. Wir gehen langsam ins Bad, wo er mich zur Toilette navigiert. Ich sitze auf dem Klodeckel, während er das Wasser anstellt und warmlaufen lässt. Danach tritt er wieder auf mich zu. „Arme hoch." Ich tue, was er sagt und er zieht mich vorsichtig aus. „Du auch", bitte ich ihn, als ich nackt auf dem Klodeckel sitze. Louis zieht sich aus. Seine Kleidung legt er zur Seite und reicht mir seine Hand. Ich lächle ein bisschen, als ich meine hineinlege. Er geht so unbeschwert mit mir um, es tut mir gut. Die Art, wie er mich ansieht, mit mir spricht und mir hilft, ohne, dass ich ihn darum gebeten habe, ist genau das, was ich gerade brauche. Was ich immer brauche.
Das Wasser ist schön warm, als wir uns darunter stellen. Ein kleiner Hocker ist an der Wand angebracht. „Setzt sich ruhig", sagt Louis. Ich setze mich seitlich und er küsst meinen Kopf. „Ich wasche deine Haare jetzt, okay?" Ich nicke leicht. „Mhm."
Es erinnert mich an damals, als ich krank war. Er macht zuerst meine Haare nass und dann bekomme ich eine Wunderbare Kopfmassage. Der Schaum sammelt sich auf meinen Beinen und zu meinen Füßen. Meine Haare sind mit Sicherheit schon sauber, aber er hört nicht auf. Ich seufze leise. Es ist so angenehm. Das kann er gerne jeden Tag tun. Ob wir zusammen duschen werden, wenn ich bei ihm wohne? Vermutlich kommt das auf seine Schichten an und... fuck.
„Kann ich dich etwas fragen?" – „Immer", antwortet er sofort. Ich verziehe unsicher den Mund und sehe ihn kurz an. Er wäscht seelenruhig das Shampoo aus meinen Haaren. Er hetzt mich nicht, während ich nach den richtigen Worten suche. Normalerweise weiß ich immer sofort, was ich sagen will. Jetzt ist es anders. Es ist komisch, aber nicht unangenehm, nicht mit ihm. „Du meintest, ich könnte mit zu dir", spreche ich es schließlich auf. Er nickt. „Ja, habe ich." – „Also, während meine Wohnung renoviert wird?"
„Ich möchte nichts beschönigen. Es wird eine Weile dauern, bis zu zurück in deine Wohnung ziehen kannst. Wenn du lieber zu deiner Familie möchtest, kann ich das verstehen und das ist vollkommen okay. Ich möchte es dir lediglich anbieten. Du bist bei mir immer willkommen." Wie schafft er es nur, immer die richtigen Worte zu finden? Ich stottere mir hier einen zusammen, weil ich keine Ahnung habe, wie man Sätze bildet, wenn er bei mir ist. Das Problem scheint er nicht zu haben.
„Ich... uhm... Ich möchte dir nicht zu viel werden." – „Wirst du nicht." – „Das weißt du nicht", widerspreche ich ihm sofort. Louis greift nach dem Duschgel und fängt an, meine Schultern zu waschen und zu massieren. Ich sitze nach wie vor auf dem Hocker und lasse ihn machen. „Du wirst mir nicht zu viel, Schatz. Ich bin mit dir zusammen, weil ich nicht genug von dir bekommen kann. Es ist also das genaue Gegenteil der Fall."
Ich stehe auf. Mit wackligen Knien stehe ich vor Louis, der sofort seine Hände an meine Hüfte legt, um mich zu stützen. „Uhm... okay." – „Du kommst mit zu mir?" – „Wenn ich darf, gerne." Ich lächle schief. Louis küsst mich. Er küsst mich so süß, dass ich glaube, mir wird schwindelig. Herz springt mir fast aus der Brust und doch fühlt sich mein Körper so ruhig an, wie den ganzen Tag doch nicht. Danach kann ich meine Hände nicht von ihm lassen. Er wäscht mich zu Ende und die ganze Zeit berühre ich ihn irgendwie; seine Schultern, seine Arme, seine Brust. Ich will einfach spüren, dass er hier ist, dass er bei mir ist.
Louis lässt sich Zeit, wäscht sich danach selbst kurz und ich sitze wieder auf dem Hocker. Ich würde es gerne selbst tun, aber dafür bekomme ich noch zu schlecht Luft. Zuzuschauen ist aber auch schön. Nachdem wir abgetrocknet und wieder angezogen sind verfrachtet er mich zurück ins Bett. Er geht danach in die Lobby, um uns beiden Tee zu holen.
„Du siehst bescheuert aus, wenn du so grinst." Ich sehe zur Seite. Niall steht in der Tür. „Hi", antworte ich und er schließt die Tür hinter sich. „Ich bin Louis gerade über den Weg gelaufen, er hat mir die Zimmernummer verraten", sagt Niall und setzt sich an mein Bett. „Wie geht es dir?" – „Es hätte schlimmer kommen können", antworte ich. „Louis hat mich da rausgeholt."
„Er war da?" Niall sieht mich überrascht an. Ich nicke. „Er hatte Dienst. Nach dem Einsatz ist er sofort hergekommen." – „Und er hat dich gerettet?" – „Ja. Ich hätte mich niemals getraut aus dem Fenster zu springen. Dieses riesige Kissen war da, aber es war trotzdem ziemlich hoch. Er war bei mir", erzähle ich. Niall nickt leicht und schmunzelt dann. „Was ist?", will ich wissen und sehe ihn skeptisch an. Irgendwas geht in diesem seltsamen Kopf meines besten Freundes vor.
„Du liebst ihn." – „Was?" – „Hast du es ihm schon gesagt?" Ich schüttle leicht den Kopf. Niall seufzt und verdreht die Augen. „Hast du es etwa selbst noch nicht verstanden?" – „Ich... uhm..." – „Das war kein Nein", bemerkt er. Ich zucke unbeholfen mit den Schultern. Liebe ich ihn? Ich schätze schon. „Ich habe es ihm noch nicht gesagt. Wir haben uns gerade erst wieder vertragen und ich will nichts überstürzen. Was ist, wenn er es mir nicht sagen will? Wenn er noch nicht so weit ist? Dann sind wir in der nächsten seltsamen Situation. Nein, das will ich nicht", beschließe ich.
„Ich glaube nicht, dass es ihm anders geht als dir", antwortet er mir. Ich belasse es dabei. Vielleicht hat Niall recht, ich weiß es nicht genau. Bevor ich allerdings weiter darüber nachdenken kann, betritt Louis mit zwei dampfenden Bechern das Zimmer.
-- -- -- -- --
Meint ihr, Louis wird erwidern? Und was haltet ihr davon, dass Harry erstmal bei Louis bleiben wird?
Love, L
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top