68. Kapitel
Louis:
Einen kurzen Moment lang sehe ich nach unten. Harry landet unbeholfen auf dem Sprungkissen, aber so, dass er sich nichts getan haben dürfte. Ich atme erleichert aus, als ich sehe, wie mein Captain ihm runter hilft.
„Tomlinson!", höre ich Marah laut sagen. Ich schwinge das Bein zurück über den Fensterrahmen und meine Augen werden groß. Der Brand hat auf die Küche übergegriffen. Es sind bereits zwei Kollegen hier, die versuchen, das Feuer unter Kontrolle zu bringen, aber für den Moment, bin ich abgeschnitten. „Scheiße", fluche ich und atme tief durch. Nur nicht die Nerven verlieren. Es ist nur ein Einsatz. Harry ist in Sicherheit. Alles ist in Ordnung. Es dauert einen Moment, aber dann ist die Küche so weit gelöscht, dass ich vom Fenster weg kann.
„Hier, nimm!" Mir wird ein Wasserschlauch in die Hand gedrückt. Was? Nein, ich muss runter! Mir bleibt keine Wahl. Ich kann mein Team nicht im Stich lassen. Ich muss zu Harry, aber es wäre unverantwortlich einfach so zu gehen. Aber Harry... Harry ist in Sicherheit, rufe ich mir in Gedanken. Ich habe gesehen, wie Charly ihn von dem Kissen geholt hat. Ich habe seine Hand gehalten bevor er gesprungen ist und er hat mit mir gesprochen. Es geht ihm gut. Den Schlauch hieve ich über die Schulter und ziehe ihn bis ins Wohnzimmer. Derartige Großbrände zu löschen, kommt nicht oft vor, schon gar nicht in Privatwohnungen. Es ist immer ein seltsames Gefühl zu sehen, wie jemandes ganze Existenz vor den eigenen Augen verglüht. Heute ist es besonders schlimm. Ich erkenne Reste der Decke, unter die Harry sich gekuschelt hat, als er krank war. Ich erkenne die Kopfhörer, die ich mir geklaut habe, um den Podcast zu hören, während er auf mir lag und geschlafen hat. Ich erkenne auf den Resten des Sofas seine Wärmflasche. Von dem niedlichen Schäfchen ist nicht mehr viel übrig.
Wir versuchen so viel wie möglich zu retten. Es ist nicht viel, aber es ist ein bisschen. Das Feuer kommt nicht ins Schlafzimmer. Das Bett muss zwar so oder so ersetzt werden, wegen des ganzen Rauchs, aber ich hoffe, dass der Laptop, der auf dem Beistelltisch am Ladekabel hängt, überlebt hat. Ich weiß, dass es Harrys Arbeitslaptop ist. Die Daten sind verdammt wichtig für ihn. Ob sein Handy zu retten ist, weiß ich nicht.
Von außen helfen Kollegen von der Drehleiter aus. Sie kühlen die Wände und schützen die anderen Wohnungen. Und sie löschen durch das Fenster des Wohnzimmers aus. Es gelingt uns, langsam, aber sicher das Feuer unter Kontrolle zu bringen. Marah hat in der Zwischenzeit das Wasser im Badezimmer abgestellt. Die Räume sind alle Zentimeterhoch geflutet, als ich das erste Mal den Schlauch abstelle. Augenscheinlich ist das Feuer aus, aber man weiß nie, wo sich nicht noch Glutnester befinden. Das Wohnzimmer ist komplett schwarz. Es ist völlig ausgebrannt und von der ursprünglichen Einrichtung ist nicht viel zu sehen. Ich seufze und sehe auf die vielen Kerzenstummel, die vor mit im Wasser stehen oder treiben.
„Es waren die Kerzen, oder?", frage ich Matt, ohne aufzusehen. Ich weiß auch so, dass er neben mir steht. „Sie waren überall", sagt er. „Ich glaube, es gab einen Weg von der Tür zum Sofa, aber sie standen zu nah an den Vorhängen und dem Sofa. „Scheiße", murmle ich. „Wart ihr verabredet?", will er wissen und sucht mit der Wärmebildkamera nach Glutnestern. Ich schüttle den Kopf. „Wir haben seit fast einer Woche nicht miteinander gesprochen." Kurz sieht er mich verwundert an, ehe er weiter seiner Arbeit nachgeht. Es ist still zwischen uns. Marah hilft Matt, als ich ins Bad stampfe. Das Handy liegt nach wie vor am Boden der mit Wasser gefüllten Badewanne. Ich fische es heraus, aber es ist tot. War ja zu erwarten. Das Badezimmer hat vergleichsweise wenig abbekommen. Es ist zwar geflutet, aber ansonsten sieht es ganz normal aus. Ich bin froh, dass er sich hierhin verzogen hat und nicht ins Schlafzimmer oder die Küche. Scheiße, das hätte ganz anders ausgehen können.
Ich nehme den Laptop aus dem Schlafzimmer mit und gehe zurück zu meinen Kollegen. „Passt euch das, wenn ich..." – „Geh schon." Marah lässt mich nicht einmal aussprechen. Ich nicke dankend und laufe durch das Treppenhaus wieder nach unten. Alles hier tropft und stinkt nach Rauch und Verbranntem. Ich rieche es durch den Atemschutz nicht sehr stark, aber ich kann mir vorstellen, wie es ohne sein muss. An der frischen Luft nehme ich die Maske endlich ab und atme tief durch. Charly kommt auf mich zu. „Das war gute Arbeit. Harry ist sicher gelandet und die Sanitäter waren schon da." – „Welches Krankenhaus?", will ich wissen und bemerke, dass Charly ein wenig lächelt. „St. Thomas. Wir bekommen den Rest allein hin." – „Danke!", sage ich und laufe zum nächsten Rettungswagen. Eine Anwohnerin hat zu viel Rauch eingeatmet und muss ins Krankenhaus zur Kontrolle. Ungeniert gehe ich direkt auf den Sanitäter zu und frage: „Fahrt ihr ins St. Thomas?" – „Ja, wieso?" – „Ich komme mit", beschließe ich und steige ein. Die ältere Dame sieht mich verwundert an. „Müssten sie nicht dort bleiben?" Ich nehme den Helm ab und setze mich auf den Stuhl in der Ecke. „Meine Kollegen haben alles sehr gut im Griff. Das Feuer ist bereits aus." – „Geht es Ihnen nicht gut?", fragt sie besorgt und nimmt sie Sauerstoffmaske ab. „Die muss draufbleiben", erinnert sie der Sanitäter sofort.
„Mir schon, aber Harry nicht", antworte ich und kurz sieht sie mich irritiert an. „Harry Styles? Er ist mein Nachbar, wissen Sie. Seine Wohnung hat es furchtbar erwischt, oder?" Der Wagen setzt sich in Bewegung. Ich bin nicht einmal sicher, ob ich hier theoretisch mitfahren dürfte. Ich habe mich einfach reingesetzt und es hat geklappt.
„Ja, richtig, es war seine Wohnung. Er ist bereits im St. Thomas Krankenhaus", erkläre ich der Dame. Sie antwortet: „Ich hoffe, er hat sich nicht zu viel getan. Er arbeitet viel zu viel, wissen Sie?" Sie fängt an zu husten und der Sanitäter hilft ihr, sich etwas aufzurichten. Ein paar Augenblicke später spricht Sie weiter. „Der junge Mann ist immer so spät erst zuhause. Er arbeitet immer. Und ausgerechnet heute ist er früher zuhause, ist das zu glauben?"
Ich nicke leicht. „Ich sage ihm auch immer, er arbeitet zu viel." Einen kurzen Moment sieht sie mich verwirrt an. Dann scheint ihr ein Licht aufzugehen. „Sie sind der Mann, der zwischendurch bei ihm ist!" – „Das haben Sie mitbekommen?" – „In diesem Haus bekommt man alles mit, Schätzchen. Ich bin nicht die einzige Nachbarin, der aufgefallen ist, dass Mister Styles in letzter Zeit besser gelaunt ist und mehr Besuch empfängt. Was ein Zufall, dass Sie Feuerwehrmann sind." – „Ich bin froh, dass ich heute Dienst hatte", nicke ich und denke an den Anblick, der sich mir vorhin geboten hat. Ihn so zu sehen, hat mir das Herz zerquetscht. Ich war nicht im Ansatz darauf vorbereitet. Oh Himmel, bitte lass es ihm jetzt besser gehen. Einen Moment lang glaube ich, dass es falsch war, oben in der Wohnung zu bleiben. Dann erinnere ich mich daran, dass es mein Job ist und Charly unten ganz genau wusste, was er tut. Er hat sich darum gekümmert, dass Harry versorgt wird, da bin ich mir zu 100% sicher.
Wir kommen am St. Thomas an und ich springe aus dem Wagen. Die Ärztin, die vor dem Wagen steht, sieht mich verwundert an. „Geht es Ihnen gut?" – „Ja, mir schon. Meinem Freund nicht", antworte ich knapp und laufe an ihr vorbei durch die Notaufnahme. Harry sehe ich hier nirgendwo, also ziele ich direkt den Empfang an. Den Helm habe ich in der einen Hand, den Laptop und das Handy in der anderen. „Hi, ich suche Harry Styles. Er müsste vorhin eingeliefert worden sein." – „Uns Sie sind?" – „Louis Tomlinson. Ich muss zu ihm", wiederhole ich mit Nachdruck.
„Mr Tomlinson?" Ich drehe mich um. ein Pfleger steht dort und sieht mich an. „Ja? Was ist mit Harry?", will ich wissen und gehe auf ihn zu. „Es geht ihm so weit gut. Er hat von Ihnen gesprochen, von diesem Feuerwehrmann, der ihn gerettet hat", antwortet er mir schmunzelnd und sieht sich um. „Eve? Kannst du Mr Tomlinson zu Mr Styles bringen?" – „Natürlich, kommen Sie mit." Ich folge der jungen Krankenschwester. Ich denke, sie ist noch in der Ausbildung. „Vielen Dank", sage ich, als wir vor einem der Zimmer stehen. Ich klopfe und betrete das Zimmer. Harry liegt dort mit geschlossenen Augen und einer Sauerstoffmaske über Mund und Nase. Mir fällt ein Stein vom Herzen. Kein Beatmungsschlauch. Die Rauchvergiftung ist nicht so schlimm, wie ich befürchtet hatte.
Er dreht seinen Kopf und sieht zu mir. „Hey", sage ich leise und schließe die Tür hinter mir. Er atmet etwas schneller und auch sein Herzschlag erhöht sich. Ich gehe auf ihn zu und er versucht sich aufzusetzen. „Warte kurz", sage ich und greife die Bedienung an der Seite des Bettes, mit der Man die Höhe des Kopfteils einstellen kann. Ich fahre es ein Stück hoch und er lehnt sich zurück. „Hi", krächzt er mit rauer Stimme. „Bist du direkt hergekommen?", fragt er mich und fängt an zu husten. „Hier, trink ein bisschen", sage ich sofort und reiche ihm den Wasserbecher, in dem ein Strohhalm steckt. „Ja bin ich", beantworte ich seine Frage dann und möchte mich zu ihm setzen. Da fällt mir ein, dass ich meine Ausrüstung noch trage. Kurzerhand trete ich vom Bett weg und ziehe sie aus. Unter der Ausrüstung haben wir normale Kleidung. Ich stinke zwar sehr wahrscheinlich nach Schweiß, aber immerhin ist sie nicht dreckig. Harrys Blick verfolgt meine Bewegungen. Die Ausrüstung lasse ich achtlos liegen und gehe wieder zu ihm.
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Was sagt ihr dazu? :)
Love, L
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