6. Kapitel
Meet Me At Midnight - Out Now!
Wie letztes Jahr schon, habe ich mir überlegt, die Wintergeschichte als kurzes Buch rauszubringen. Die volle Version dieser Geschichte gibt es ab sofort auf Amazon und online bei Thalia und BoD. 🤍
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Louis:
Zufrieden gehe ich in Richtung Tresen. Ich muss mich nicht umdrehen, um zu wissen, dass Harry mir folgt. Ich kann ihn zwar nicht sonderlich leiden, aber das bedeutet nicht, dass ich nicht meinen Spaß haben kann. Er lässt sich so herrlich leicht provozieren. „Ich würde gerne Zahlen." – „Die Runde für die Feuerwehr?", fragt der Barkeeper mich. „Richtig." – „Zahlen Sie Bar oder mit Karte?" – „Ich zahle nicht. Das tut er." Ich drehe mich um und sehe Harry knapp einen Meter hinter mir stehen. Genau da habe ich ihn erwartet zu sehen. „Bar oder Karte?", frage ich ihn lächelnd. Er presst „Karte" heraus und tritt an den Tresen. „Wie viel macht das?", möchte er wissen und der Barkeeper gibt ihm die Rechnung.
„Was? So viel?" Mit großen Augen sieht er mich an. „Ist es dir zu viel?", frage ich ihn trocken und weiß genau, dass er darauf eingehen wird. „Ich bitte dich." Er zieht seine Karte und wendet sich dem Barkeeper zu. Er zahlt, ohne noch ein Wort zu sagen. „So. Die Rechnung ist beglichen. Zufrieden?" – „Du hättest die Wette nicht annehmen müssen", antworte ich und lehne mich seitlich an die Theke. Er verdreht die Augen. „Ja, schon klar. Musst du es mir noch unter die Nase reiben?" – „Mhm. Nur eine Weile." – „Arschloch. Ich habe doch bezahlt." Er spannt sich an und ihm ist anzusehen, dass er am liebsten auf der Stelle gehen möchte. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob es nur an der Wette liegt, oder daran, was gerade im Waschraum passiert ist.
Es war absolut nicht geplant, aber als er nicht an der Theke aufgetaucht ist, dachte ich, dass er abgehauen ist. Ich wette, er verliert nicht oft. Das macht es umso besser, ihn durcheinander zu bringen. Wobei ich nicht mit dieser Reaktion gerechnet habe. Eigentlich dachte ich, dass er mich wegstoßen wird und mich fragen würde, was zur Hölle das soll. Zumindest hätte ich so reagiert, wenn es umgekehrt gewesen.
Wenn ich ihn schon wiedersehen muss, dann zumindest, so. So, dass ich die Kontrolle über die Situation habe. Ich mustere ihn. Er hat sich verändert. Er ist älter geworden – obviously – und reicher. Sehr viel reicher. Dazu muss man nicht seinen Gehaltscheck sehen, da reicht ein Blick auf die Uhr oder die Schuhe, die er trägt. Oder sein Auto. Wundert mich nicht. Ich bin sicher, dass Geld für ihn das Wichtigste ist. Darüber sollte ich nicht mehr nachdenken. Es ist lange her und ich bin froh, dass er mich nicht auf diesen Abend anspricht.
„Ich verzieh mich. Ich habe den Deckel beglichen und noch eine Runde spiele ich garantiert nicht mir dir", sagt er und steckt sein Portemonnaie wieder weg. „Wieso? Angst noch einmal zu verlieren?", frage ich ihn, wissend, dass ich damit genau ins Schwarze treffe. „Ich kann dich einfach nicht leiden, das ist Grund genug", antwortet er mir. „Wie gut, dass das auf Gegenseitigkeit beruht", antworte ich ihm provokant. Er schnaubt und geht zurück zu seinen Kollegen, ohne noch etwas zu sagen. Ich sehe ihm hinterher.
„Ist das nicht der Arsch, dessen Autoschlüssel wir mitgenommen haben?", fragt Matt mich verwundert. „Ja. Er hat gerade unsere Rechnung beglichen", sage ich zufrieden. Erstaunt sieht er mich an. „Wie hast du das denn hinbekommen?" Ich zucke mit den Schultern. „Ihn provoziert und dafür gesorgt, dass ich im Billiard gewinne." – „Du hast gewettet", versteht er schmunzelnd. „Und gewonnen", füge ich zufrieden hinzu und wir gehen wieder zu den anderen. „Na, wie teuer war's?", fragt Charly mich, aber ich winke ab und wiederhole, was ich Matt gerade erzählt habe.
„Schöne Leistung, Tommo", lobt er mich und ich setze mich wieder. „Er hatte es nicht anders verdient. Arroganter Arsch", sage ich und sehe zu ihm. Er sitzt mit seinen Kollegen wieder an dem Tisch und sieht nicht gerade gut gelaunt aus. Ich lächle zufrieden. Dieser Abend hat sich wirklich gelohnt, allein schon für den Anblick, der sich mir gerade bietet. Und da alle guten Dinge drei sind, hoffe ich nun darauf, ihn nie wieder zu sehen. Heute Abend war es ziemlich amüsant, ihn derart zu provozieren, aber das muss nicht regelmäßig sein.
„Dafür übernehme ich Louis' nächsten Küchendienst", sagt Matt, aber Charly schüttelt sofort den Kopf. „Kommt nicht in Frage. Louis muss lernen zu kochen." – „Wer bist du? Meine Mum?", frage ich lachend. „Wenn Matt gerne kochen will, soll er das tun." – „Er hat nur Angst, dass du ihn vergiftest", witzelt Marah. „Ey!" – „Irgendwie hat sie recht", gibt Matt zu. Ich schlage ihm gegen die Schulter. „Arschloch!" Selbst Charly schmunzelt mittlerweile. „Man kann es ihm nicht verübeln", sagt er schließlich. Ich schnaube missmutig. „ Bullshit." – „Genau deswegen sollst du es lernen", wirft er ein. „Das Alter holt dich noch früh genug ein, da solltest du schon jetzt anfangen vernünftig zu essen und dich nicht nur von Fertigessen zu ernähren, wenn du dich in der Wache nicht gerade bekochen lässt." – „Das sagst du nur, weil du selbst alt wirst, Boss", antworte ich und fange mir einen warnenden Blick ein.
„Zu viel", raunt Marah und Matt versucht nicht zu lachen. Charly hasst es, dass er langsam alt wird. Wir ziehen ihn ab und an damit auf und meistens geht es gut, aber ab und zu wagen wir zu viel. So wie jetzt. „Doppelter Küchendienst für Louis", bestimmt er und ich stöhne genervt. „Was für eine Scheiße", kommentiert Marah leise. „Wie war das?", fragt Charly nach, obwohl wir alle ganz genau wissen, dass er verstanden hat, was sie gesagt hat. „Nichts, Boss. Großartige Idee. Das Essen wird sicher wunderbar schmecken", grinst sie scheinheilig.
„Wehe du, vergeigst das", raunt Matt mir zu. „Du kannst mir gerne helfen", antworte ich ebenso leise. „Nö, da musst du allein durch", sagt er und trinkt ein Schluck Bier, ehe er hinzufügt: „Ich bin nämlich schon groß und weiß, wie man Nudeln kocht, ohne sie schwarz werden zu lassen."
„Sind Sie Louis' Team?", werden wir auf einmal angesprochen. Oliver steht an unserem Tisch. „Ja, sind wir", nickt Charly und sieht ihn fragend an. „Ich bin Oliver. Sie haben vor ein paar Tagen unser Büro gerettet." – „Der Brand in der Küche", helfe ich ihnen auf die Sprünge. „Ah, sicher. Haben wir gerne gemacht", sagt Charly. „Ich würde Ihnen ja eine Runde ausgeben, aber ich habe mitbekommen, dass Harry das schon musste", antwortet Oliver amüsiert. „Hat er verdient", antworte ich, ohne darüber nachzudenken. „Er verliert nicht gerne", erwidert sein Chef. Ich zucke mit den Schultern. „Hat man gemerkt." – „Ich wette, er kommt nicht gut damit klar", lacht Matt. „So arrogant wie dieser Kerl ist."
„Nur, wenn man ihn nicht kennt", entgegnet Oliver. „Ansonsten... sagen wir, er ist ehrgeizig." – „Er ist ein arroganter Arsch", korrigiere ich. „Tomlinson", ermahnt Charly mich. „Sorry, aber es ist die Wahrheit", sage ich und hebe die Hände. „Er ist ein arroganter Arsch, der nicht gut verlieren kann."
„Ich habe meine Wettschulden beglichen", höre ich hinter mir sagen. Fuck. Ich presse die Lippen zusammen und drehe mich um. „Ich habe nicht gesagt, dass du deine Schulden nicht begleichst, ich habe gesagt, dass du ein schlechter Verlierer bist." Er verschränkt die Arme vor der Brust und verdreht die Augen. „Wie auch immer. Oliver, Ich bin weg. Mein Taxi steht vor der Tür. Ich muss morgen früh die Daten noch durchgehen."
„Unangenehm", murmelt Marah. „Halt die Klappe", murmle ich und mustere Harry. Doch, es macht Spaß ihn zu provozieren. Normalerweise mag ich das Gefühl der Genugtuung nicht, aber jetzt gerade ist es doch ganz amüsant. Sein Blick trifft meinen und er zögert. Er hält in seiner Bewegung inne und ich halte ihn mit meinem Blick gefangen. Vielleicht hätte ich ihn doch vorhin vögeln sollen. Die Zeit hatten wir durchaus. Nein, das wäre eine dumme Idee gewesen. Spätestens morgen würde ich es bereuen. Diesen Fehler mache ich nicht noch einmal.
„Harry? Hallo?", reißt Oliver ihn zurück in die Realität. Er lächelt kurz und überspielt, dass er ihn erwischt hat. Ich habe es mitbekommen. Harry blickt zu mir. Ich schmunzle und er schaut schnell wieder weg. Es ist wunderbar, ihn derart aus der Fassung zu bringen. Es ist, als könnte ich mit ihm spielen. Hätte nicht gedacht, dass das so gut funktioniert. Vielleicht liegt es auch einfach nur am Alkohol, beim Brand in seinem Büro hat das nämlich überhaupt nicht geklappt – allerdings habe ich es da auch nicht versucht.
Plötzlich klingelt mein Handy. „Ich gehe mal eben raus. Das ist meine Mum", sage ich und verlasse die Kneipe. „Mum, was gibt's?", frage ich und lehne mich an die Hauswand. „Du hast dich nicht gemeldet! Da war ein Großbrand! Wir hatten eine Abmachung, Mister Tomlinson!", schimpft sie. „Mum... beruhig dich. Was?" – „Da war ein Großbrand, das haben sie in den Nachrichten gesagt." Ich seufze. „Mum, es ist alles gut. Ich habe nicht einmal Dienst. Wo soll das gewesen sein?" – „Irgendwo im Osten von London." – „Irgendwo, super." – „Wir haben eine Abmachung!", wiederholt sie. Sie hat mich immer unterstützt dabei, Feuerwehrmann zu werden, aber diese Bedingung hat sie von Anfang an gestellt. Aber wie soll ich Bescheid sagen, wenn ich nicht einmal wusste, dass es einen Brand gibt? „Mum, mir geht es gut, versprochen." – „Okay. Hab dich lieb." – „Ich dich auch", lächle ich und lege auf.
„Deine Freundin?", fragt Harry, der offenbar gerade aus der Kneipe gekommen ist. „Sollte sie nicht wissen was du so... also..." – „Was?", frage ich, als er anfängt zu stottern. Ich gehe auf ihn zu. Er macht einen Schritt zurück und prallt mit dem Rücken an die Steinwand der Kneipe.
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Was wird Louis wohl antworten? Und was passiert danach?
Love, L
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