44. Kapitel

Louis:

Harry ist weg, als ich vom Einsatz wiederkomme. Ich frage nicht nach, wann er gegangen ist. Ich gehe einfach davon aus, dass er kurz, nachdem ich weg bin, die Wache verlassen hat. Der Rest der Nacht zieht sich. Wenige Einsätze und viel Langeweile. Ich ruhe mich ein bisschen aus, bis mich morgens um zwei der nächste Alarm aus dem Bett holt. Danach passiert lange nichts mehr. Langeweile ist schlimm, wenn man wachbleiben muss. Ich trinke einen Tee nach dem anderen und bin froh, als die Schicht vorbei ist. Gerade, als ich nach unten laufe und aus der Tür trete, hält ein Wagen direkt davor. Nein, nicht ein Wagen, sein Wagen. „Was willst du hier?", frage ich durch das geöffnete Fenster. „Wir reden jetzt", bestimmt er. „Ich will nach Hause, ich habe die ganze Nacht gearbeitet." – „Vorher solltest du etwas essen. Ich habe uns einen Frühstückstisch reserviert." – „Harry, mach das nicht." – „Steig ein", antwortet er mir. „Bitte", schiebt er hinterher und öffnet die Beifahrertür.

Ich schließe die Augen. Ich will nicht mit ihm reden. Ich will nicht diskutieren oder irgendetwas erzählen. Ich will nicht... „Ich glaube, ich weiß, was los ist", unterbricht er meine Gedanken. „Was?"- „Könntest du bitte einsteigen? Ich stehe hier wirklich nicht gut mit dem Auto." Ach verdammt. Ich setze mich zu ihm und schließe die Tür. Er fährt los. „Was meint du damit, dass du weißt, was los ist?" – „Lass uns gleich in Ruhe darüber sprechen. Ich lade dich ein." – „Ich habe selbst Geld." – „Darum geht es nicht. Kann ich dich bitte einladen?", fragt er und sieht an einer roten Ampel kurz zu mir. „Von mir aus."

Wir fahren nicht lange. Er findet recht schnell einen Parkplatz und führt mich zu einem Café. Es ist klein, aber hübsch. Ganz viele Bücher stehen an der Wand in einem Regal. Es hat nur vier Tische. „Mr Styles, wie schön, Sie hier zu sehen." – „Hi, Reginald." Er gibt ihm die Hand. Harry deutet zu dem Tisch am Fenster. „Setz sich." – „Du kennst diesen Mann?" – „Ihm gehört das Café. Ich war hier früher oft zum lernen zwischen den Vorlesungen", erzählt Harry mir. „Ich hätte dich nicht für den Typen gehalten, der in Cafés geht, um zu lernen." Er zuckt mit den Schultern. „Der Kaffee in der Uni war verdammt schlecht und die Bib immer zu laut. Mittags war hier unter der Woche kaum was los, deswegen bin ich in den höheren Semestern hierher gekommen", erzählt er mir. Es passt nicht zu dem Harry, der immer nur Anzüge trägt und dessen Leben sich um die Arbeit dreht. Aber es passt du dem Harry, der sich über pinken Badezusatz und Schäfchensocken freut.

„Das Übliche, Mr Styles?", fragt Reginald ihn. „Für Louis einen Earl Grey mit einem Schuss Milch bitte, und Frühstück für uns beide." – „Alles klar", antwortet er und macht sich an die Arbeit. „Woher weißt du, wie ich meinen Tee trinke?", frage ich skeptisch. „Du hast dir einen bei mir zuhause gemacht." – „Und das hast du dir gemerkt?" Er zuckt mit einer Schulter und lächelt schief. „Ja, schon."

Es dauert nur ein paar Minuten, bis wir beide einen Teller Frühstück vor der Nase stehen haben. Es riecht ziemlich gut.

„Also?", frage ich Harry und sehe ihn erwartungsvoll an. „Ich habe die letzten Tage viel nachgedacht. Und heute Nacht. Ich habe mir noch einmal die Podcastfolge angehört. Dieser Liam ist ein Freund von dir, oder?" Ich nicke. „Gut kombiniert, Sherlock." – „Ich dachte kurz, vielleicht hättest du einfach jemand neues kennengelernt", spricht er weiter. „Ich meine, das wäre eine Erklärung gewesen, aber das hättest du mir einfach sagen können... also habe ich gegoogelt, ziemlich viel sogar." – „Wie viel?", will ich wissen, obwohl ich bezweifle, dass er irgendwo etwas über damals im Internet finden würde.

„So viel, dass ich irgendwann Liams Account auf Instagram gefunden habe. Wusstest du, dass Niall ihm folgt?" Ich zucke mit den Schultern. „Hast du jetzt Instagramaccounts gestalkt?" – „Irgendwie schon, schätze ich", gibt er zu. „Ich habe ein Bild gefunden. Es zeigt ganz viele Leute auf einer Party. Du und Liam seid zu sehen, und Niall auch." – „Schön, und jetzt?", frage ich möglichst desinteressiert. Er ist verdammt nah dran.

„Ich war auch da, glaube ich."

Einen Moment ist es still. Harry sieht mich direkt an. Er nickt leicht. „Du weißt es, oder? Dass ich dort war? Es war so eine Hausparty, richtig?" – „Was soll ich dazu sagen?", möchte ich von ihm wissen. „Wir sind uns also wirklich schon einmal begegnet?", versteht er. „Das ist Jahre her", antworte ich ihm.

„Ich habe dich nicht erkannt, also du damals in mein Büro gekommen bist. Du hast mich erkannt, oder?" – „Ja." Es bringt sowieso nichts, wenn ich es abstreiten würde. „Ich habe aber schnell gemerkt, dass du keinen blassen Schimmer hast, wer ich bin." – „Es war doch nur eine Party. Ich meinte, da waren so viele Leute." Er zuckt mit den Schultern. „Bist du deswegen wütend?" – „Was genau weißt du von dieser Party noch?", frage ich ihn.

„Ich habe getrunken und getanzt und..." Er zuckt mit den Schultern. „Ich glaube, das war die Party, auf der ich Sex hatte. Nur ein One-Night-Stand." Nur ein One-Night-Stand. „Wir sind uns kurz begegnet oder?" – „So könnte man es sagen. Nur würde ich es nicht als kurz betiteln", widerspreche ich ihm. „Und ich hatte auch nicht den Eindruck, dass du so viel gesoffen hattest, dass du hättest vergessen können, was passiert ist. Offensichtlich weiß du ja noch, dass du Sex hattest", rede ich weiter. „Und wenn du dich daran erinnerst, weißt du ja auch noch, wie du mich angebettelt hast, dich zu vögeln."

Harrys Augen werden groß. Er schüttelt leicht den Kopf. „Ich hatte nicht... wir..." – „Doch. Wir hatten Sex auf dieser Party", spreche ich es aus. „Und dann bist du abgehauen und hast mich liegen gelassen."

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Sie reden endlich darüber. Was meint ihr, wie Harry reagieren wird? 
Love, L

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