33. Kapitel

Louis:

„Von euch kennst nicht zufällig jemanden einen Immobilienmakler, der Start-Ups hilft, oder?", frage ich, als ich zur nächsten Schicht in die Wache komme. „Willst du dich etwa selbstständig machen?", fragt Matt mich verwundert. „Wer sich selbstständig machen?", fragt Charly nur einen Augenblick später und kommt mit einer Kaffeetasse in der Hand aus seinem Büro zu uns. Ich verdrehe die Augen. „Niemand, aber ein Freund hat ein Problem", stelle ich direkt klar. „Liam, der mit dem Podcast, wurde aus dem Gebäude geworfen. Alle Start-Ups wurden das. Sie haben nur ein paar Wochen, bis das Gebäude geräumt und abgerissen wird", erzähle ich meinem Team.

„Scheiße, kann man nicht gegen klagen oder so?", fragt Marah und reicht mir einen Tee. Sie hat sich gerade selbst einen gekocht und netterweise mir gleich mit. „Es ist wohl alles wasserdicht. Liam kennt die anderen Leute von den Start-Ups und sie haben versucht eine Lösung zu finden. Sie haben sich an ihre Anwälte gewandt, aber sie können nichts tun. Sie müssen da raus und er braucht dringend ein neues Studio für die Aufnahmen." – „Scheiße", antwortet Matt und ich nicke zustimmend. Allerdings.

„Ich höre mich mal um", sagt Charly. „Ich auch", pflichtet Marah ihm bei und auch der Rest des Teams bietet mir Hilfe an. Ich schreibe Liam eine kurze Nachricht. Er ist dankbar, aber ich bin ziemlich sicher, dass er dennoch nicht allzu große Hoffnung hat. Er hat nicht das Budget, ein teures Studio zu mieten. Das Haus war zwar ziemlich alt, aber dafür nicht so teuer. Perfekt für Start-Ups.

Zehn Minuten später steht das Frühstück auf dem Tisch. Als wir uns setzen, hoffe ich, dass der Alarm wenigstens für die nächsten zehn Minuten nicht losgeht. Laut spreche ich das nicht aus, dann könnte ich den Alarm auch einfach selbst direkt auslösen. Murphys Gesetz.

Heute haben wir Glück. Der Alarm lässt und für ganze zwanzig Minuten in Ruhe Frühstücken. Gestärkt und gut gelaunt laufen wir zum Einsatzwagen. Es ist nur ein kleiner Brand, ein Wagen müsste reichen. Es dauert nur eine Halbe Stunde, bis wir zurück sind. Ab diesem Moment ertönt immer wieder der Alarm. Es sind keine großen Brände und bisher läuft alles gut, aber als gegen Mittag der Alarm ertönt, ist es anders. Die Adresse wird durchgesagt, als wir im Wagen sind und mein Herz setzt einen Schlag aus. „Das ist die Schule meiner Schwester", unterbreche ich Charlys Ansage.

Er sieht vom Tablett auf. „Es ist nur ein Rauchmelder angegangen, Louis. Es ist ein Kontrolleinsatz", versucht er mich zu beruhigen. Theoretisch weiß ich das, aber mein Herz schlägt mir in diesem Moment bis zum Hals. Es pumpt Adrenalin durch meinen Körper und tausende Gedanken prasseln auf mein ein. Ich hatte Glück und bisher gab es nie einen Einsatz, bei dem meine Familie oder meine Freunde beteiligt waren. Der Tag hat so gut angefangen, wieso passiert das jetzt.

Hat Phoebe heute Schule? Ich glaube schon. Scheiße. „Wir sind in drei Minuten da", sagt Marah, die am Steuer sitzt und natürlich gehört hat, was los ist. „Kannst du dich konzentrieren?", fragt Charly mich ernst. Ich atme tief durch. Ich will nicht, dass er mich von dem Einsatz abzieht, dann würde ich wahrscheinlich durchdrehen. „Kann ich. Alles gut", sage ich und reiße mich zusammen. „Wissen wir schon mehr?", fragt Matt ihn, aber Charly schüttelt den Kopf. „Die Leitstelle hat noch keine weiteren Informationen rausgegeben. Ich seufze und sehe auf die Straße. Noch ein paar Blocks. Den Drang, Phoebe anzurufen, unterdrücke ich.

„Das wird schon", sagt Charly aufbauend, als der Wagen hält. Eine Lehrerin steht vor der Tür und kommt sofort auf uns zu. „Der Rauchmelder ist in einer der Klassen angegangen. Die Kinder sind alle auf dem Schulhof, aber wir wissen nicht, wo der Rauch herkommt. Sofort setzen wir alle unsere Gasmasken auf und betreten das Gebäude. Es ist verraucht, aber nicht so schlimm, wie ich befürchtet habe. Wir laufen durch die Gänge, in denen der Rauch dichter wird und kommen in eins der Treppenhäuser.

„Da haben wir die Ursache", stellt Matt fest und nimmt den Feuerlöscher. Es sind ein paar brennende Hefte. Der Boden ist aus Stein und dadurch feuerfest. Das Feuer hat sich nicht weiter ausgebreitet und wenig später gibt Charly das Okay, die Fenster zu öffnen, damit der Rauch abziehen kann. Ich hebe das Heft auf und betrachte es. „Sieht aus wie Physik oder Chemie oder so", stelle ich fest. „Da war aber jemand sehr schlecht gelaunt", meint Matt und wir nehmen die Hefte – oder das, was davon übrig ist – mit raus. „Das kann so viel Rauch machen?", fragt die Lehrerin überrascht. Charly nickt. „Durch das Treppenhaus konnte sich der Rauch überall verteilen, es sah nach mehr aus, als es war."

Er sieht zu mir. „Geh schon. Aber nur fünf Minuten." Sofort laufe ich in Richtung Schulhof. Einige Sanitäter sind schon da, um zu überprüfen, dass es den Kindern auch wirklich allen gut geht und niemand von ihnen zu viel des Rauchs eingeatmet hat. Die Lehrer stehen bei ihren Klassen und fast alle von ihnen telefonieren. Auch viele Kinder sagen anscheinend gerade ihren Eltern Bescheid.

Einige sehen mich mit großen Augen an, als ich zwischen den Klassen suchend umherlaufe. Phoebe muss hier doch irgendwo sein. Es dauert ein paar Minuten, aber da entdecke ich die Klasse meine Schwester. „Phoebs", rufe ich und laufe auf sie zu. Sie dreht sich um und sieht mich überrascht an. „Was machst du denn hier?" – „Meinen Job. Geht es dir gut?", will ich sofort von ihr wissen. Sie verdreht die Augen. „Mir fehlt nichts. Ich war in der Sporthalle und nicht im Gebäude." Erst da bemerke ich, dass sie Sportsachen trägt. „Alle starren uns an. Musst du den großen Bruder raushängen lassen?", fragt sie leise und sieht sich um. „Du bist meine kleine Schwester, meinst du, mich interessiert, dass uns alle ansehen?" – „Louis, bitte", raunt sie und verschränkt die Arme vor der Brust. Es könnte mir nicht egaler sein.

„Kratzt dein Hals? Bekommst du schlecht Luft?" – „Mir geht es gut", wiederholt sie genervt. „Ich habe Mum schon angerufen und gehe gleich allein nach Hause. Die Lehrer holen unsere Sachen aus der Sporthalle, dann können wir gehen", erklärt sie mir. Ich betrachte sie skeptisch. „Louis! Ernsthaft, es ist alles gut", versucht sie noch einmal, mich abzuwimmeln. „Falls es dir gleich schlecht gehen sollte, ruf einen Krankenwagen." – „Ja, schon klar."

Erleichtert, dass es ihr gut geht, laufe ich zurück zu meinem Team. „Und?", fragt Matt mich, als ich in den Wagen steige. „Ihr geht es gut, sie fährt jetzt nach Hause", antworte ich. „Sehr schön", erwidert Charly zufrieden. Jeder weiß, dass Einsätze, bei denen die Familie oder Freunde beteiligt sind, an den Nerven zerren – egal worum es geht. Ich bin nur froh, dass es so glimpflich verlaufen ist. „Irgendwelche Schüler haben wohl die Hefte angezündet", mein Charly, als wir auf dem Rückweg sind. „Es waren Klausurhefte und sie wohl sehr unzufrieden mit der Note. „Aber deswegen zündet man die doch nicht an!", widerspricht Marah. „Das ist doch bescheuert." – „Sie Schule wird sich darum kümmern." – „Wie dumm kann man nur sein?", seufzt Matt.

Später telefoniere ich mit Mum. Sie ist inzwischen zuhause und wollte wissen, inwiefern ich Phoebe mitten auf dem Schulhof blamiert habe. Ich schmunzle. Natürlich habe ich das. Mum und ich wissen beide, dass das so nicht ganz stimmt.

Der Rest der Schicht verläuft gut. Nichts Außergewöhnliches oder besonders Großes. Kurz vor Feierabend klingelt das Telefon auf der Wache. Ich stehe gerade unten am Empfang, damit ein Kollege kurz auf Toilette kann. „Louis Tomlinson, Feuerwache 7, was kann ich für sie tun", melde ich mich verwundert. „Louis?" – „Ja, wer ist da?", frage ich. „Hi, hier ist Niall." Sollte ich einen Niall kennen? Ich wüsste nicht, woher. „Niall wer?", möchte ich also wissen. „Niall Horan, ein Freund von Harry." Harry hat tatsächlich Freunde? „Worum geht's?", frage ich direkt. „Harry meinte, du bist bei der Feuerwehr, deswegen rufe ich einfach jede Wache an. Voll gut, dass ich dich bei der zweiten schon erreiche", redet er drauf los. „Ich dachte eigentlich, ich müsste länger rumtelefonieren, weil der Idiot mir partout deine Nummer nicht geben will. Als würde mich das aufhalten."

„Worum geht es?", wiederhole ich meine Frage mit ein wenig mehr Nachdruck. Ich bezweifle, dass er nur zum Plaudern angerufen hat. „Ach ja, sorry. Kannst du mir einen Gefallen tun? Oder besser gesagt, Harry?" – „Was?" – „Er ist krank", sagt er dann. „Er lässt sich nicht helfen, das muss ich dir vorher sagen, aber ich habe heute Abend einen wichtigen Termin." – „Und du rufst an, weil?" Meine Güte, muss man diesem Kerl alles aus der Nase ziehen?

„Weil er nicht einkaufen kann und seine Familie damit nicht nerven will. Er will sich einfach etwas bestellen, aber von Tiefkühlpizza wird er wohl kaum wieder gesund. Kannst du ihm eine Suppe oder so besorgen? Und bei der Apotheke vorbeischauen?" – „Was hat er denn?" – „Grippe oder so. Erkältung, Fieber, Hals- und Kopfschmerzen. Die ganze Palette. Ich war eben bei ihm und ersieht elendig aus." Ich sehe auf die Uhr. „Ich weiß nicht, ob er mich da haben will, wenn es ihm so schlecht geht." – „Er meinte, ihr seid Bekannte." – „Aha?"– „Das ist bei ihm ein anderes Wort für Freunde. Er wird dich schon nicht wegschicken." – „Wenn doch, hast du das zu verantworten", erwidere ich. „Super, danke dir! Schreib mir nachher mal, ob es ihm besser geht. Bis dann!"

-- -- -- -- --

In dem Kapitel ist ganz schön viel passiert. Was sagt ihr zu dem Einsatz und  zu Louis als großen Bruder? Und was haltet ihr von Niall? 

Love, L

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top