~4~
Hier. Ich wäre gerade nirgendwo lieber.
~Pol Rubio~
Pol's POV:
Noch eine Stunde dann war endlich Wochenende. Und dieses Wochenende musste ich mal nicht arbeiten. Ich konnte ausschlafen und mich vielleicht mal wieder mit Marc treffen.
Berta schob einen Zettel zu mir rüber, den ich genervt öffnete.
Ihre Schrift war total unsauber, doch leider konnte ich die Schrift noch entziffern.
Lass uns am Wochenende was unternehmen.
Ich wusste nicht was ich antworten soll, ohne sie zu verletzen. Berta ist in Ordnung, doch wir wissen beide, worauf dieses was unternehmen hinausläuft. Wir haben immer nur miteinander geschlafen und nie was anderes gemacht.
Alles andere habe ich immer abgeblockt. Das lässt mich wie einen Arschloch dastehen, doch ich war immer ehrlich. Ich habe ihr gesagt, dass sich nie eine Beziehung zwischen uns entwickeln wird.
Sie sah zu mir, also kritzelte ich meine Antwort auf das Blatt.
Bin verabredet.
,, Ach komm schon, Pol", flüsterte sie mir zu.
Der Spanischlehrer bemerkte entweder gar nichts oder es war ihm egal. Ich tippte eher auf letzteres.
,, Bin mit Marc verabredet",rief ich desinteressiert.
Sie klimperte mit ihren Wimpern. Denkt sie so bekommt sich dazu mich mit ihr zu treffen?
,, Bitte Pol. Du kannst dich ja noch danach mit Marc treffen. Wir gehen auch nur was essen, okay?"
Ich stimmte also zu, obwohl ich gar keine Lust hatte. Sie lässt mich doch eh nicht in Frieden und die eine Stunde werde ich wohl auch rumbekommen.
,, Viel Spaß", grinste mir Bruno zu.
Da würde ich ja sogar lieber mit ihm Englisch lernen, als was mit Berta zu machen.
Und das sagt schon alles.
***
Das Restaurant in dem wir saßen, war zum Glück nicht überfüllt.
,, Wir haben uns ja schon ewig nicht mehr getroffen", begann Berta das Gespräch.
Kann bitte jemand ihren Mund zukleben?
,, War beschäftigt", antwortete ich nur kurz angebunden.
,, Oh, das ist schade. Aber jetzt hast du ja wieder Zeit für mich. "
Ich verdrehte meine Augen. War sie schon immer so nervig oder ist der Tag heute einfach nur scheiße?
,, Übrigens, weißt du schon, was du nach der Schule machst?"
,, Nein, das weiß ich nicht, Berta. "
Eigentlich hatte ich schon einen Plan. Doch ich wusste, dass es Wunschdenken war. Ich werde es nie aufs College schaffen und über meine Sorgen wollte ich gerade nicht reden.
,, Oh, ich hoffe ja, dass ich es aufs College schaffe. Ich würde so gerne Kunst studieren", lächelte sie verträumt.
,, Das schaffst du sicher."
Jetzt wusste ich wieso wir uns nie einfach zum Abhängen getroffen haben. Uns fehlten die Gesprächsthemen und es war einfach nur peinlich. Ich mochte keinen Smalltalk.
Der Hamburger, den ich bestellt habe, war irgendwie trocken. Man konnte ihn dennoch essen.
,, Was machst du immer so nach der Schule? ", fragte ich sie.
Ich hasse diese Frage, doch ich wusste nicht, worüber ich sonst mit ihr reden sollte.
Reden wird manchmal einfach überbewertet.
,, Ich gehe gerne joggen und zum Friseur."
Ging es noch langweiliger?
,, Cool. Ich mache auch nicht viel, denn ich arbeite in einer Bar."
,, Wie cool. Bekommst du da auch kostenlos Alkohol? "
Ich musste zum ersten Mal an diesem Nachmittag lachen.
,, Wäre schön, aber nein. Ich bin doch erst 17", erwiderte ich.
Plötzlich klingelte ihr Handy. Ich war so froh über diese Ablenkung.
,, Tut mir so leid Pol, aber ich muss nach Hause. Meine Mutter schiebt schon wieder Stress. Aber wir treffen uns morgen wieder, okay? "
,, Klar", entgegnete ich weniger enthusiastisch.
***
Als ich das Restaurant verließ und auf dem Weg nach Hause war, sah ich Bruno auf der Straße.
,, Hey", rief ich ihm zu.
,, Hey, Pol. Ist dein Date mit Berta schon vorbei? "
Er grinste und auch ich musste mitgrinsen.
Warum fällt es mir so leicht zu grinsen, wenn er in der Nähe ist?
,, Gott sei Dank. Es war so schrecklich."
,, Sie ist hartnäckig was?"
Bruno schaute kurz auf sein Handy, ehe er sich wieder mit widmete.
,, Wo kommst du eigentlich her? ", fragte ich ihn.
,, Hatte Tanzprobe. Scheiße es war so anstrengend."
Wir liefen ein Stück, bevor wir vor seinem Haus standen. Die Unterhaltungen mit ihm fallen mir immer so leicht.
,, Lust noch rein zu kommen und dich zu betrinken?"
,,Dazu sage ich nie nein. "
Bruno und ich saßen auf dem Dach seines Zimmers und tranken Wodka.
Nicht gerade die beste Aktivität an einem Nachmittag.
Doch wir waren beide einfach nur fertig mit unseren Nerven und diesen Tag.
,, Ich wusste gar nicht, dass du Alkohol trinkst", seufzte ich.
,, Hälst du mich etwa für so einen Streber, der nur Schule im Kopf hat? ", wisperte er erstaunt.
,, Nein, dachte nur, dass du verantwortungsvoller bist."
,, Da muss ich dich leider enttäuschen. Ich bin die verantwortungsloste Person auf der Welt. "
Er setzte sich näher, um mir die Flasche leichter reichen zu können.
,, Das enttäuscht mich gar nicht. Ich mag es neue Seiten an Menschen kennenzulernen. "
Es breitete sich eine Stille zwischen uns aus, doch es war nicht unangenehm.
Ich genoss es mit ihm zu schweigen.
,, Sag mal, fühlst du dich auch manchmal einsam?"
Der Alkohol ließ mich redseliger werden.
,, Zu oft. Eigentlich bin ich die meiste Zeit happy, aber das ist nur Fassade."
Ich mochte es, dass er sich mir öffnete.
,, Damit keiner weiß, wie es wirklich in dir aussieht. Glaub mir, das kenne ich zu gut."
Er sah mich an, als ich noch einen Schluck von der Flasche nahm.
,, Lass uns tanzen", schlug er grinsend vor.
Er war eindeutig schon zu betrunken.
,, Wir sind auf dem Dach und könnten runterfallen. Du bist verrückt, Bruno", lachte ich.
,, Komm schon, ich vertrage viel. Pol, ich passe auf dich auf."
War es verrückt, dass ich mich von ihn nach oben ziehen ließ und mit ihm tanzte?
Vielleicht war es das, doch ich hatte Spaß.
Tanzten auf dem Bordstein nächtelang
Nur den Aldi-Schampus, Hand in Hand
Dieses Lied passte gerade zu uns.
Bruno war ein guter Tänzer im Gegensatz zu mir. Aber das war nicht schwer, ich war eine Katastrophe in Tanzen. Ich hatte einfach keinen Rhythmus im Blut.
,, Darf ich dich was fragen? ", schrie Bruno.
,, Klar", lallte ich.
,, Wenn du dir einen Ort aussuchen, an dem du jetzt sein könntest, wo wärst du dann?
Ich musste nicht lange überlegen.
,, Hier. Ich wäre gerade nirgendwo lieber. "
,, Ich auch nicht" wisperte er.
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