~1~

Es war irgendwie traurig, dass wir schon so lange in einer Klasse waren und ich kaum was über Bruno wusste.
~Pol Rubio~

Pol's POV:
Die Zeiger auf der Uhr schienen sich gar nicht zu bewegen.
Ich wollte so sehr nach Hause, denn der Englischunterricht war mal wieder total langweilig. Und da ich eh kein Englisch konnte, verstand ich nicht mal was.

Eigentlich könnte ich mir Oliver, einen Klassenkameraden zum Vorbild nehmen und im Unterricht schlafen. So wie er es immer beim Philosophie Unterricht macht.
Aber ich habe Angst, dass Klingeln zu verpassen und die ganze Zeit in der Schule eingesperrt zu werden. Wenn ich mal im Tiefschlaf bin, bekommt man mich schwer da raus.

,, Pol?Könntest du mir die Antwort auf die Frage geben? "
Meine Englischlehrerin sah mich gespannt an.
Sie war nett, doch ich hatte keine Ahnung wovon sie redete.

Bruno streckte seinen Arm nach oben.
Und natürlich wusste er wieder die richtige Antwort. Wenn es um Englisch geht, ist der Typ ein Streber.

Es war irgendwie traurig, dass wir schon so lange in einer Klasse waren und ich kaum was über ihn wusste.
Mir waren nie die dicksten Freunde. Klar manchmal hingen wir zusammen ab, dass aber auch nur mit unseren anderen Klassenkameraden zusammen.
Es war also eher oberflächlich zwischen uns.
Ob ich das bedauere? Irgendwie schon.

Dankbar nickte ich Bruno zu. Hätte er sich nicht gemeldet, hätte mich die Lehrerin ganze Zeit genervt und ich wäre wieder der Idiot, welcher sich blamiert.
Bruno lächelte mir aufmunternd zu.
Die Klingel erlöste mich zum Glück, aber Laia wollte noch mit mir sprechen.
Für eine Lehrerin ist sie echt heiß. Aber sie ist auch erst 27.

Ich konnte ihren Blick nicht deuten. Habe ich mal wieder Scheiße gebaut?
Wäre möglich.
,, Pol, ich weiß echt nicht was mit dir machen soll", seufzte sie.
Fragend sah ich sie an, denn ich wusste nicht was los war.
Kann sie nicht einfach direkt zum Punkt kommen? Da ich noch neben der Schule arbeitete, habe ich nachmittags nur wenig Freizeit.
Und jede Minute zählt.

,, Du hinkst in Englisch total hinterher. Wenn du nicht durchfallen willst, solltest du dich mehr anstrengen. Hast du mal über Nachhilfe nachgedacht?"
,, Ich habe kein Geld für einen Nachhilfelehrer", entgegnete ich nur.

,, Dann frag einen Mitschüler. Wie wäre es mit Bruno Bergeron? ", schlug sie vor.
,, Okay, ich frage ihn. Darf ich jetzt gehen?"
,, Ja. Vergiss die Hausaufgaben nicht", zwinkerte sie mir zu.
Heute musste ich nach Hause laufen, da ich den Bus durch das Gespräch verpasst habe.
Jetzt fing es auch noch an zu regnen.
Der Tag ist total beschissen.
Ich sollte dringend mehr Geld sparen, damit ich mir meinen Führerschein leisten kann.

Als ich zuhause ankam, waren meine Klamotten durchnässt.
Toll, hoffentlich bekomme ich keine Erkältung.
Ich ließ mich für eine Stunde aufs Sofa fallen, um mich ein bisschen vor der Arbeit auszuruhen.
Eigentlich müsste ich noch einige Hausaufgaben machen, aber dafür habe ich momentan einfach keine Motivation.

***
In der Bar, in welcher ich arbeitete, war heute echt viel los. Ich hatte keine Lust und wäre viel lieber im Bett liegen geblieben.
Es fiel mir schwer, gerade zu stehen, denn ich war total müde.

Doch auch dieser Tag ging irgendwann zuende. Ich brachte meine Schürze in die Küche und verließ die Bar.
Es war kühl draußen und ich trug nur eine dünne Jacke. Was anderes konnte ich mir momentan nicht leisten.
Ich war sowas von blank und musste von dem Geld die Wohnung bezahlen, in der ich mit meinem Bruder und Vater wohnte.
In solchen Momenten vermisse ich meine Mutter, die gestorben ist, als ich acht war.
Eigentlich vermisse ich sie immer und denke genauso oft an sie.
Wäre sie jetzt stolz auf mich oder doch eher enttäuscht?

Ich hoffte natürlich auf erstes. Sie war immer die einzige, die an mich geglaubt hat.
Tränen schossen in meine Augen. Leise betrat ich die Wohnung und versuchte in mein Zimmer zu flitzen.
Doch mein Vater kam auf mich zu. Heute war das Glück echt nicht auf meiner Seite.

,, Ich hatte einen harten Tag und keine Lust auf Streit. Außerdem muss ich noch Hausaufgaben machen ", rief ich ihm auf dem Weg in mein Zimmer zu.
Mein Vater und ich haben kein gutes Verhältnis. Nach dem Tod meiner Mutter hat er sich total verändert. Aber das ist eine längere Geschichte.

Mein Handy vibrierte wie verrückt.
Natürlich wurde wieder jeder Blödsinn in die Klassengruppe geschrieben.
Marc schickte irgendein Video, was gar nicht lustig war.
Während ich versuchte mein Essay für Englisch fertig zu bekommen, aß ich eine Kleinigkeit.
Doch es war einfach nur frustrierend, da mein Englisch viel zu schlecht war.
Um einen Text in Englisch schreiben zu können, brauche ich sehr viele Nachhilfestunden.
Müde schlief ich halb auf dem Boden liegend, ein.

****
Der Klassenraum war noch leer, als ich eintrat.
Doch Bruno saß schon auf seinem Platz. Jetzt ist wohl meine Chance ihn zu fragen. Der Unterricht würde eh erst in einer Viertelstunde anfangen.

,, Hey, Bruno", rief ich ihm zu.
,, Hey, Pol. Gibt es was besonderes, was du mich fragen willst? Weil sonst reden wir nie", lächelte er traurig.
Er hatte recht, wodurch ich irgendwie ein schlechtes Gewissen bekam.

,, Du weißt ja, dass ich in Englisch nicht der beste bin", stammelte ich.
Es war schwer um Hilfe zu bitten, denn sonst bin ich eher ein Einzelgänger. Über meine Probleme habe ich sonst nur mit meiner sogenannten Ex Berta gesprochen.
Ob man da von einer Beziehung sprechen kann?
Ich war nie in sie verliebt. Verlieben passt einfach nicht zu mir.
Das Leben von mir besteht aus Spaß mit Frauen und Arbeit.
Traurig, nicht?

,, Echt? Habe ich gar nicht bemerkt", grinste er.
Sein Lachen war ansteckend.
,, Soll ich etwa deine Englischhausaufgaben machen?", fügte er seinem Satz noch hinzu.
,, Nein. Obwohl das verlockender wäre. Gibst du mir Nachhilfe?", fragte ich ihn.
Bruno sah mich unglaubwürdig an, nickte dann aber leicht.
,, Unter einer Bedingung. Du gibst mir Nachhilfe in Philosophie. "
Seine Augen fielen zur Tür, doch es war immer noch keiner da.

,, Dein Vater ist doch Philosophielehrer",warf ich ein.
,,Merlí ist ein wenig..", begann er.
,, Ein wenig verrückt?", lachte ich.
,,Eher speziell ", witzelte Bruno.
,, Okay, abgemacht."

Damit hatte ich wohl einen Nachhilfelehrer. Dass er meine Gefühle so durcheinander bringen würde, habe ich vorher nicht gedacht.

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