Kapitel 9
Sein letzter Satz hallte durch das stille Krankenzimmer. Unterbrochen wurde die Stille nur durch die Geräusche vom Stationsflur, auf dem das geschäftige Treiben des Krankenhausalltags herrschte.
„Du? Was? Du. .. hast einen Sohn???? Du hast einen Sohn???? Was soll das heißen, du hast einen Sohn?? Draco?? Was heißt das??", schrie plötzlich Astoria hysterisch los und unterbrach somit das entsetzte Schweigen, wodurch Narzissa Malfoy kurz vor Schreck zusammen zuckte.
Der jungen Pflegekraft erging es nicht anders, auch sie hatte sich aufgrund des plötzlichen Ausbruchs der braunhaarigen Hexe erschrocken.
„Was in Merlins Namen bedeutet das????", zeterte die Hexe weiter.
Draco rieb sich genervt die Nasenwurzel.
„Na genau das, was ich gesagt habe."
„Bitte????"
„Na das."
„Ich kann es nicht glauben!! Du willst mich doch auf den Arm nehmen. Du kannst keinen verdammten Bastard haben. Das ist nicht möglich!"
Wütend funkelte der junge Malfoy seine Ehefrau auf deren Aussage hin an.
„Doch!", fauchte er zurück, doch seine Frau reagierte gar nicht mehr darauf.
„DU HAST MICH BETROGEN! WIE KANNST DU ES WAGEN?", ihre Stimme wurde immer lauter und schriller.
Lucius Malfoy kniff kurz schmerzend seine Augen zu.
„Du hast mich betrogen. Mich!! Ich bin eine Greengras! Ich gehöre zu den ältesten reinblütigen Zauberfamilien von ganz England und zu den unantastbaren 28!! Ist dir das überhaupt klar??? Du betrügerischer... .."
„Astoria. Bitte.", fügte der ältere Malfoy leidend hinzu, doch mit einiger Schärfe in der Stimme, worauf die junge Hexe tatsächlich aufhörte zu keifen und die restlichen Worte krampfhaft hinunterschluckte. Es war deutlich, dass auch sie einen riesen Respekt vor ihren furchteinflößenden Schwiegervater hatte, obwohl es beinahe so schien, als wäre ihre Wut heute größer als ihre gesunde Furcht gegenüber Lucius Malfoy.
„Ich habe dich nicht betrogen.", meinte Draco gelassen. „Also komm wieder runter."
„Ich soll wieder runter kommen???", keifte die junge Hexe aufgebracht zurück.
„Schluss jetzt!!!", bellte nun Lucius wütend und erhob sich von seinem Stuhl.
Bedrohlich schritt er auf seinen Sohn zu.
„Wärst du jetzt so freundlich uns endlich aufzuklären? Und am besten noch bevor ich meine Geduld verliere und dir meinen Gehstock ins Gesicht ramme.", knirschte er unheilvoll mit den Zähnen.
Draco atmete entnervt aus.
„Du hast mich betrogen!! Du machst mich zum Gespött der kompletten Zauberwelt. Wie stehe ich denn nun da? Betrogen von dem eigenen Ehemann. Nicht einmal 2 Jahre verheiratet. Ich bin ruiniert. Warte nur ab, bis mein Daddy davon erfährt. Das hast du nicht umsonst gemacht. Wie kannst du es nur wagen Draco Malfoy!!!", mischte sich erneut seine Gattin ein.
„Ich hab dich nicht betrogen Astoria.", sprach Draco erneut völlig ruhig.
„Ach nein??"
„Nein.", schloss er erschöpft und nicht gewillt, die ganze Wahrheit nun offen zu legen. Doch ihm blieb nichts anderes übrig. Er war es seiner Frau und seinen Eltern schuldig.
„Scorpius ist bereits 2 ½ . Er entstand demnach noch bevor wir beide verlobt waren."
„Scorpius?", fragte seine Mutter interessiert. „Ein ungewöhnlicher Name."
„Ein Name, der zur Blutlinie der Black's gehört.", fügte sein Vater hinzu, worauf seine Frau lächelnd bejate.
Astoria hingegen schnaubte wie ein wild gewordener Stier.
„Seine Mum hat ihn ausgesucht. Offenbar wollte sie, dass er etwas von mir hat. Sie weiß von der Tradition der Familie Black, die Kinder nach Sternen oder Sternenkonstellationen zu benennen."
Narzissa nickte mütterlich.
„Du hast uns also fast 3 Jahre in Unwissenheit gelassen.", sprach Lucius Malfoy scharf.
„Nein. Ich .. ich weiß doch erst selbst seit etwa 1 ½ Wochen davon, dass es ihn gibt."
„Wie bitte? Warum Liebling?", kam es von Narzissa sanft.
Sie blieb erstaunlicherweise am ruhigsten. Dabei wusste Draco ganz genau, dass sie auch ganz anders konnte.
„Du hast also noch zur Schulzeit unwissentlich ein Mädchen geschwängert? Na bravo. Und bei deiner Ehefrau bekommst du es nicht auf die Reihe.", fügte sein Vater boshaft hinzu.
Draco biss sich auf die Lippen, um nicht zu erwidern, dass er schließlich selber für diesen Umstand sorgte, denn auch wenn von ihm ein Nachkomme zwingend gefordert wurde, so war er dennoch noch nicht bereit dazu, im Augenblick dafür zu sorgen.
Aber in Anbetracht der jetzigen Situation, würde er das nicht mehr langes so weiterführen können. Denn jetzt da er einen unehelichen Sohn hatte, würde man noch schneller einen reinblütigen Erben von ihm mit Astoria Malfoy fordern.
„Wer ist die Mutter??"
Draco schluckte.
„Ich weiß nicht, ob du das so genau wissen willst."
„Wieso sollte ich das nicht wissen wollen? Also wer ist diese Person? Jemand aus unseren Kreisen? Allerdings wüsste ich da niemanden, der ein Kind in diesem Alter hätte."
„Nicht ganz aus unseren Kreisen."
„Was heißt das? Rede endlich verdammt. Ich hab dich nicht dazu erzogen, dass man dir alles aus der Nase ziehen muss.", fauchte Malfoy Senior erbost.
Draco blieb kurz still, während er krampfhaft versuchte seinen Schwindel wieder unter Kontrolle zu bringen, der aufgrund des Blutverlustes allgegenwärtig war.
„Wer verdammt??", schrie Lucius nun wieder unbeherrscht.
„Granger."
Astoria quietschte hysterisch auf. Auch Narzissa Malfoy sah einige Augenblicke erschrocken drein.
„Granger?", fragte sein Vater verwirrt und überlegte angestrengt, doch dann fiel es ihm wie Schuppen von den Augen.
„Doch nicht.. Hermine Granger? Die Hermine Granger? Diese .. diese nervige Streberin und beste Muggelfreundin von dem Potter-Bengel? Eine Gryffindor?", zischte der Ältere bedrohlich.
„Genau die.", entkam es Draco ruhig.
„Ein Schlammblut??? Ein S C H L A M M B L U T, Draco??? Du hast dich auf ein dreckiges Schlammblut eingelassen und es auch noch geschwängert?", keifte Astoria wild.
Ihre adrette und perfekt sitzende Hochsteckfrisur litt bereits deutlich unter ihrer Hysterie. Erste Strähnen lösten sich unvorteilhaft und fielen unkontrolliert auf ihre Schulter.
„Astoria bitte.", versuchte Draco die junge Frau zu beruhigen. Ihm war das Ganze vor der jungen Pflegekraft äußerst unangenehm. Die Krankenschwester war bei der unschönen Bezeichnung für Muggelstämmige nervös und erschrocken zusammen gezuckt.
„Entschuldigen Sie, Schwester. Aber würden Sie uns bitte kurz alleine lassen?", fragte er Schwester Clarice freundlich.
„Ich darf sie eigentlich nicht aus den Augen lassen, Mr. Malfoy."
„Nur 10 Minuten. Geben Sie uns 10 Minuten. Sollte was sein, melden wir uns sofort."
Die Pflegekraft rang mit sich und warf immer wieder ängstliche Blicke zu Lucius Malfoy, der ausgesprochen still erschien.
„In Ordnung. Ich bin in 10 Minuten wieder da. Sollte was sein, bitte rufen sie sofort nach mir oder drücken die Notfalltaste. Ja?", antwortete sie plötzlich gelöst.
Draco nickte erleichtert und sah der Pflegekraft nach, die raschen Schrittes und offensichtlich mehr als erleichtert, das Patientenzimmer verließ.
Draco wandte seine Aufmerksamkeit wieder seiner Familie zu. Er bemerkte die ausgesprochen schlechte Verfassung seines Vaters. Lucius war bleich wie die Wand geworden. Obwohl der reinblütige Zauberer stets von einer vornehmen Blässe, üblich bei Landadel wie ihm, begleitet wurde, war dies immer noch kein Vergleich zu seiner jetzigen, aktuellen Gesichtsfarbe. Draco hätte beinahe schwören können, dass nicht er, sondern sein Vater einen Blutverlust erlitten hatte, zumindest wenn er rein nach dem Teint beurteilen müsste.
„Setz dich Lucius.", bat seine Frau ihn fürsorglich und dirigierte ihn rückwärts zu einem Stuhl. Auch die hübsche Black-Geborene hatte bemerkt, dass ihr Ehegatte wohl nicht mehr allzu lange auf seinen Beinen stehen konnte.
„Ich kann es nicht glauben.", schüttelte Lucius Malfoy leise sprechend den Kopf. „Meine über Jahrhunderte rein gehaltene Blutlinie verunreinigt! Vom eigenen Sohn!"
Er ließ kurz den Kopf erschlagen hängen und starrte einige Augenblicke verloren auf den Fußboden.
„Mein Sohn. Ein Muggelliebhaber. So wurdest du nicht erzogen, Draco. Hast du denn keine Ehre? Du bist eine Enttäuschung."
Draco sah ebenfalls deprimiert auf den Krankenhausfußboden.
„Bist du dir sicher, dass du der Vater bist, Draco?", fügte Astoria nun hinzu und ihr Tonfall ließ keine Zweifel daran, dass sie Hermine Granger für eine Betrügerin hielt.
„Natürlich. Ich weiß es. Außerdem würde mich Granger diesbezüglich nie anlügen. Es ist sicher, ich bin der Vater."
„Achso, bist du das mein Sohn? Soviel ich weiß, ist diese Gryffindor-Göre mit dem Jüngsten der Blutsverräter-Weasley's liiert. Es scheint wohl um einiges logischer, dass dieser Kreatin der Erzeuger des Bastard's ist."
Lucius hatte sich offenbar ziemlich schnell wieder gefangen, denn seine Stimme war wieder gewohnt arrogant, kräftig und frei von jeglichem Zittern. Auch hievte er sich gerade wieder aufrecht und stolz auf seine Beine.
„Ja ich bin sicher. Es gibt keinerlei Zweifel. Es ist auch gewiss nicht zu übersehen. Außerdem wurde ich ja vorher getestet, um zu überprüfen, ob ich als passender Stammzellenspender geeignet bin. Ich und Scorpius ähneln uns sehr.", erklärte er gelassen. Seine Mutter lächelte ihn neugierig an.
Astoria schnaubte kurz.
"Das hast du ja schön hingekriegt, Draco. Sie lässt sich von dir schwängern und damit ist sie ihr ganzes Leben abgesichert. Sie muss nicht mal mehr arbeiten. Das hat sie ja alles geschickt eingefädelt, das Schlammblut."
„Hör verdammt nochmal auf, sie so zu nennen!!", brauste Draco nun auf. „Und wenn ich dich recht erinnere, gehst schließlich *du* keiner Arbeit nach. Außer man benennt mein Gold mit beiden Händen großzügig auszugeben, nun als berufliche Tätigkeit."
Die Milliardärsgattin schnappte empört nach Luft.
„Sag mal, wie redest du denn mit mir?"
Doch der blonde Adelssohn schenkte ihrer Aussage keine Beachtung.
„Und nur fürs Protokoll. Granger geht zur Arbeit!"
„Das ich nicht lache. Sie lässt sich von einem Weasley-Jungen aushalten, aber offenbar reicht ihr sein mickriges Gehalt nun nicht mehr, weshalb du nun für sie aufkommen sollst. Sie wittert ihn dir nur das Gold. Und du bist so dumm und glaubst dieser mittellosen Person dieses schlechte Ammenmärchen auch noch."
„ER. IST. DEFINITIV.MEIN. SOHN!", keifte Draco zurück.
„Vermutlich hat Astoria recht. Dahinter steckt nur die Gier nach Gold, nach Reichtum. Ich kenne zufällig Miss Granger's Stellung im Ministerium. Weißt du eigentlich, wie viel sie in ihrer Position verdient?", fuhr Lucius dem streitenden Ehepaar dazwischen. „Niemals kann sie davon ein Kind und sich selbst ernähren. Und sollte es so sein, Merlin bewahre uns davor, dass dieser Junge tatsächlich von dir sein sollte, so ist sie auf uns vollends angewiesen.."
„Gold, welches ihr dann aber auch zusteht, Lucius!", erinnerte Narzissa ihren Ehegatten.
„Er ist von mir. Glaub es."
Doch Lucius sprach einfach weiter, als hätte er Draco und Narzissa gar nicht gehört. Es machte den Anschein, als würde er Selbstgespräche führen.
„Also sprich. Was sind ihre Forderungen? Ich kann noch heute unsere Anwälte einschalten und wir regeln das, ohne dass es an die Öffentlichkeit gelangen muss. Dieser Schande könnten wir mit genügend Vorbereitungen durchaus entgehen. Mit einer wasserdichten Verschwiegenheitserklärung dürften wir demnach sehr gut abgesichert sein.", erklärte der ältere Blonde weiter.
„Du willst dem Schlammblut auch noch Gold in den Hals stopfen??", keifte Astoria ihren Schwiegervater nun aufgeregt an, nachdem ihr seine Aussage vollends bewusst geworden war. „Nicht einen einzigen Knut soll sie erhalten!"
„Astoria.", wandte Narzissa beruhigend ein. „Miss Granger steht eine angemessene, monatliche Summe zu, um sich selbst und das Kind zu versorgen."
„Wie bitte? Sich selbst??", echauffierte sich die braunhaarige Hexe. „Nur weil sie im richtigen Moment die Beine breit gemacht hat, sollen wir ihr den Rest ihres Lebens finanzieren?"
„Wir?", mischte sich Draco nun wieder ins Gespräch. „Es ist immer noch mein Gold über das wir hier reden und nicht deins, nur um das klar zu stellen. Und mit dem mach ich, was ich für richtig halte. Haben wir uns verstanden?"
„Draco!!", bellte Lucius Malfoy empört, da sein Sohn sich heute ungewohnt aufmüpfig gegenüber seiner Ehegattin zeigte.
„Kinder, bitte. Keinen Streit. Können wir das nicht in Ruhe klären?", wandte Narzissa ein.
„Du bringst Schande über deine Familie, Draco. Und über die Familie Greengras.. Aber ganz besonders über mich.", fügte Astoria weinerlich hinzu.
„Wie dem auch sei. Diese Angelegenheit ist zwar äußerst ärgerlich, für uns jedoch nicht weiter von Belang. Da sie auf unser Gold angewiesen ist, sollte sie ohne große Mühe unter Kontrolle gehalten werden können. Ich schlage deshalb..", erklärte er weiter.
„Sie will doch gar kein Gold. Merlin nochmal!", unterbrach Draco fluchend seinen Vater.
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