Kapitel 8
„Draco!!", kreischte die junge Frau entsetzt, die gerade schwungvoll die Krankenzimmertür aufgerissen hatte, wodurch selbige mit einem dumpfen Geräusch an der Wand landete.
Die Frau war sich keiner Schuld oder Scham bewusst, sie hielt auch keinesfalls inne, sondern stöckelte bereits mit klackernden Absätzen auf ihn zu.
Die junge Krankenschwester, die ihm gerade beim Anziehen half, da er einfach noch zu schwach dafür war, blies langsam den Atem aus ihren Lungen, den sie vor Schreck kurzzeitig angehalten hatte. Offenbar hatte sich nicht nur er, sondern auch die Pflegekraft gewaltig über das lautstarke rabiate Auftreten seiner Ehegattin erschrocken.
Ehe Draco Malfoy darüber grübeln konnte, warum sie hier war und woher sie überhaupt davon wusste, ließ ihn eine weitere weibliche Stimme die Haare zu Berge stehen. Was zur Hölle?
„Draco Liebling..", begrüßte seine Mutter ihn und betrat mit sorgenvoller Miene das Patientenzimmer, gefolgt von einem regelmäßigen dumpfen Klong, was vorsorglich schon einmal das Eintreffen von Lucius Malfoy ankündigte. Augenblicklich erschien sein Vater im Türrahmen, aufgestützt auf seinen edlen, silber-und schwarzfarbigen Gehstock, der Verursacher des dumpfen Klong-Geräusches.
Er war in einem verdammten Alptraum gelandet. Was zur Hölle tat seine Familie hier?
„Was ist passiert?", kam es fast schon hysterisch von Astoria Malfoy.
Etwas ungewohnt, da sie stets abgebrüht, kühl und Reinblüter-ladylike auftrat.
„Geht es dir gut Liebling?", fragte hingegen Narcissa einfühlsam und strich ihrem erwachsenen Sohn, der geschwächt am Bettrand saß, zärtlich über die Haare.
Die Pflegekraft war zur Seite getreten, um den beiden Damen ausreichend Platz zu gewähren.
Draco kam nicht umhin, bei der mütterlichen Geste von Narcissa Malfoy eine frappierende Ähnlichkeit zu Granger und deren Verhalten zu ihrem Sohn fest zustellen.
„Was macht ihr denn hier?"; fragte Draco etwas überfordert und eine Spur zu aggressiv, worauf Astoria entrüstet aufschnaubte.
„Das Krankenhaus hat uns informiert.", antwortete hingegen Narcissa ruhig, auch wenn man erkennen konnte, dass sie sich große Sorgen um ihren einzigen Sohn gemacht hatte.
Draco warf der jungen Pflegerin, die sich immer noch im Patientenzimmer befand, einen bösen Blick zu, was diese daraufhin überfordert schlucken ließ.
„Draco..", begrüßte nun Lucius Malfoy den jungen Mann und trat hinter den zwei Frauen hervor.
Draco bemerkte die Nervosität der jungen Krankenschwester. Vorsorglich hatte sie einige Schritte zwischen sich und Malfoy Senior gebracht, der ihr offenbar eine Heiden Angst einjagte.
„Das St. Mungo hat uns informiert, dass du nach einer Knochenmarkspunktion viel Blut und daraufhin das Bewusstsein verloren hast.", sprach sein Vater kühl und sein Missfallen wurde äußerst deutlich.
Draco's Gedanken rasten und so sehr er es auch versuchte, er konnte keine plausible Antwort finden, ohne die Wahrheit zu offenbaren. Dabei hätte er sein Geheimnis noch gerne etwas länger für sich behalten. Seit erst knapp 10 Tagen nun, wusste er von seiner Vaterschaft und es war ihm bis zum heutigen Tag gelungen, es vor seiner Familie zu verheimlichen. Beinahe täglich war er bei Granger und ihrem Sohn zu Besuch gewesen und hatte versucht Scorpius richtig kennenzulernen und sich anzunähern, was sich als kein besonders schwieriges Unterfangen heraus gestellt hatte. Der kleine Scorpius war ganz verrückt nach ihm und auch Draco erging es keinesfalls anders.
Nur am vergangenen Sonntag hatte er keine plausible Ausrede gefunden, um seinen Sohn heimlich zu besuchen, da leider seine Schwiegereltern im Manor zu Gast gewesen waren, weshalb er dort mit seiner Anwesenheit hatte glänzen müssen.
Draco blieb auf Lucius letztem Satz hin stumm und wartete relativ gelassen auf den verbalen Ausbruch seines Gegenübers.
Und der kam schneller als gedacht.
„Jetzt rede endlich und sei nicht stumm wie ein Fisch. Warum bei Merlins Bart lässt du dir eine Knochenmarkspunktion machen? Und das mit Muggelmethoden!!! Das ist ja wohl die Höhe. Bist du nun komplett übergeschnappt?"
„Ich habe Knochenmark gespendet. Dessen richtige Gewinnung ist nur ohne Magie möglich.", verteidigte sich der blonde Adelssohn.
„Das ist mir durchaus bewusst.", bellte der Ältere. „Dennoch beantwortet das nicht meine Frage. Also rede endlich!! Du bist ein Malfoy, Nachkomme einer jahrhundertlangen reinen Blutlinie. Warum zum Teufel vergeudest du kostbares Blut??"
Draco blieb erneut stumm, es war aber deutlich, dass es hinter seiner Stirn rauchte und er angestrengt überlegte, wie er beginnen sollte.
„Draco!!", knurrte Lucius Malfoy bedrohlich, was die verängstigte Krankenschwester erneut zusammen zucken ließ.
Draco befürchtete beinahe, dass das junge Ding jeden Moment einen Herzinfarkt bekam. Leider war die Pflegekraft angewiesen, nicht von Draco's Seite zu weichen, da er sich in keinem guten Allgemeinzustand befand und die Gefahr groß war, dass es wieder zu Blutungen kommen könnte.
„Schon gut. Schon gut.. .. Ich.. ich weiß nur nicht, wie ich am besten anfangen soll.", erklärte er geschwächt und blickte nur seiner Mutter ins Gesicht, da ihm dies etwas leichter fiel.
Narzissa Malfoy lächelte aufmunternd, doch der blonde Zauberer war sich sicher, dass ihr das Lachen wahrscheinlich gleich vergehen würde.
„Weshalb hast du Knochenmark gespendet, Liebling?", fragte sie helfend.
„Warum gehst du so ein unnützes Risiko ein und gefährdest dein Leben, Draco? Für nichts??", mischte sich Astoria ins Gespräch. Ihre Stimme klang verärgert.
„Es war nicht Unnütz. Und es war ganz sicher nicht für nichts!", antwortete Draco aufgebracht, was er jedoch augenblicklich bereute, da sein Schwindelgefühl sofort wieder zunahm.
„Geht es Ihnen gut Mr. Malfoy?", kam es plötzlich besorgt von der Krankenschwester, was das Ehepaar Malfoy Senior und die dunkelhaarige Milliardärsgattin Astoria wieder an deren Anwesenheit erinnerte.
„Geht schon.", antwortete der Blonde entkräftet.
„Was ist mit ihm?", bellte Malfoy Senior nun die Schwester an, da ihm das äußerst blasse Gesicht seines einzigen Sohnes überhaupt nicht gefiel.
„Mr. .. Mr. Malfoy musste über einen Liter Blut bzw. Stammzellen aus dem Knochenmark spenden und..", piepte das junge Ding ängstlich, während sich das Gesicht des älteren Blonden um Sekunde um Sekunde verfinsterte.
„Er musste überhaupt nichts!", zischte er zurück, was die Krankenschwester erneut um wenige Zentimeter kleiner werden ließ.
„Bei Mr. Malfoy Junior kam es während der Knochenmarkspunktion und der Stammzellentnahme zu einer unvorhergesehenen starken Blutung, wodurch sein Blutdruck abgesackt ist und er daraufhin kurzzeitig das Bewusstsein verloren hat.", mischte sich plötzlich eine weitere Stimme ins Gespräch, was die Schwester etwas erleichtert aufseufzen ließ.
Alle Anwesenden wendeten ihre Aufmerksamkeit dem betagten Heiler zu, der gerade das Patientenzimmer betreten hatte. Der weißhaarige Mann wirkte erhaben und selbstsicher, sein Namensschild kennzeichnete ihn als Chefheiler der kompletten Station aus.
„Guten Tag. Ich bin Dr. Drobesky.", grüßte er die gesamte Familie Malfoy und reichte den beiden Damen, sowie Malfoy Senior die Hand.
„Mr. Malfoy wird sich bald wieder vollständig erholt haben. Er hat bereits gut auf die Elektrolyt- und NaCl-Infusionen angesprochen. Der Stärkungstrank müsste langsam auch seine Wirkung entfalten. Wie Ihnen ja bekannt sein dürfte, leidet Mr. Malfoy an einer Nieskraut Allergie, weshalb wir nicht in der Lage waren, ihm einen blutbildenden Trank zu verabreichen. Sein Körper muss nun den Blutverlust in normaler Geschwindigkeit und ohne Hilfsmittel wieder ausgleichen, was aufgrund seines guten Gesundheitszustandes in ein paar Tagen wieder soweit in Ordnung sein sollte."
„Tut es das?", schoss Lucius Malfoy scharf.
„Ja, ihr Sohn wird sich bald wieder bester Gesundheit erfreuen."
„Das hoffe ich für Sie. Ansonsten können Sie sich auf eine gewaltige Klage gefasst machen."
„Vater.. Bitte.. Schluss jetzt.", wandte Draco Malfoy genervt ein.
„Mr. Malfoy, ich möchte doch sehr bitten. Auch wenn Sie einen Anwalt einschalten, wird keine Klage greifen."
„Sind Sie sich da so sicher, Dr. Drobesky?"
„Ja durchaus. Es geschah nichts gegen den Willen ihres Sohnes und er wurde bereits im Vorfeld über die Risiken des Eingriffs aufgeklärt. Wir haben eine schriftliche Einwilligung von ihm, die beides bestätigt, wodurch das St. Mungo nicht haftbar gemacht werden kann. Erhöhte Blutungen sind bei diesem Eingriff durchaus im Bereich des Möglichen und ihr Sohn wurde über diese Risiken eingehend informiert. Und obwohl es selten dazu kommt, kann es dennoch vorkommen."
„Du hast tatsächlich sogar noch schriftlich eingewilligt, diesen unsinnigen Quatsch mit dir machen zu lassen? Was soll der ganze Zirkus?", bellte der ältere Blonde nun wieder seine jüngere Ausgabe an.
„Ich möchte mich für das Verhalten meines Vaters entschuldigen, Dr. Drobesky.", wandte Draco ruhig ein, worauf sein Vater empört nach Luft schnappte. Eher er jedoch weiterzetern konnte, gebot ihm seine Frau Narzissa mit einer eindeutigen Handbewegung und einem rasiermesserscharfem Blick Einhalt. Und Lucius Malfoy fügte sich tatsächlich, doch mit fest zusammen gebissenen Zähnen.
„Schon gut. Mr. Malfoy.", sprach der Heiler an Draco gewandt. „Ihr Vater macht sich nur Sorgen um Sie."
„Ach denken Sie?", meinte hingegen der blonde Malfoy-Erbe sarkastisch, was dessen Vater nur zornig ausatmen ließ.
„Ja das denke ich.", antwortete der Heiler sanft.
„Haben sie schon angefangen?", wechselte Draco plötzlich das Thema und seine Besucher sahen ihn verwundert und ratlos an.
„Ja in der Tat, Mr. Malfoy. Wir konnten nicht länger warten, die Prozedur wurde soeben begonnen. Aber Schwester Clarice wird sie jetzt auf die andere Station bringen, dann können Sie bei der Übertragung dabei sein.", erklärte er und deutete auf die junge Pflegerin im hinteren Teil des Zimmers.
„Danke."
„Gern geschehen. Aber Sie denken an alles, was wir besprochen haben? Vor allen Dingen geben Sie bitte umgehend den Pflegekräften oder Heilern Bescheid, sollten Sie sich wieder schlechter fühlen. Sie wissen, dass Sie eigentlich noch einige Tage im Bett bleiben sollten, vor allen Dingen nach diesem Blutverlust."
Draco nickte ergeben, worauf der alte Heiler noch einmal kurz lächelnd nickte und dann daraufhin das Patientenzimmer verließ.
„Du willst jetzt aufstehen?", fragte Narzissa besorgt, nachdem der Heiler den Raum wieder verlassen hatte.
„Nein, Liebling. Bitte.", fügte die blonde Frau hinzu.
„Ich kann nicht."
„Wie du kannst nicht?", zischte nun Astoria. „Bleib gefälligst noch liegen. Was soll das Ganze Draco? Was ist los mit dir?"
„Bei Merlin nochmal, Draco!! Jetzt rede endlich und lass diese Geheimniskrämerei. Was zum Teufel ist los? Und warum spielst du plötzlich den Märtyrer? Lässt aus heiteren Himmel so einen Eingriff machen. Was soll das Ganze?", fauchte Lucius erneut seinen Sohn an.
Draco seufzte laut.
„Würdest du mir kein Knochenmark spenden, wenn ich eins benötigen würde?", fragte er seinen Vater ruhig und sah ihm ins Gesicht.
„Du bist mein Sohn. Natürlich würde ich das, wenn es keine andere Möglichkeit gäbe.", schnappte er zurück.
„Eben.", schloss Draco gelassen. „Und ich habe das Gleiche gemacht."
Stille.
Seine Familie sah ihn mit großen Augen an.
„Wie bitte?", fauchte Astoria verwundert. Sie war nicht sicher, ob sie das eben gehörte, richtig verstanden hatte.
Lucius Malfoy hingegen, ließ sich entsetzt auf einen Besucherstuhl sinken.
„Was?", hauchte er überfordert.
Wenn die Situation nicht so angespannt wäre, hätte Draco durchaus die Lust gehabt, herzhaft über seinen Vater zu lachen. Er hatte ihn noch nie so überfordert gesehen.
„Was hat das zu bedeuten, Draco?", fragte Narzissa ruhig.
„Ich habe Knochenmark gespendet.. .. .. für meinen Sohn."
„Du .. Du.. wassss??", entkam es Astoria geschockt, während seine Mutter erschrocken aufquiekte.
Lucius Malfoy hingegen wurde blässer als sein Sohn und das sogar ohne vorherigen Blutverlust.
„Ich habe einen Sohn.. .. .. .. Glückwunsch.. Ihr seid bereits Großeltern."
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top