Kapitel 43
Genießerisch schloss die braunhaarige Hexe die Augen, während der angenehm warme Fahrtwind ihre Haare umher wirbelte. Das Autoradio übertrug sanfte Töne der Neunziger Jahre vor sich hin, die ein örtlicher Radiosender rauf und runter spielte.
Die heiße Sonne Texas brannte erbarmungslos auf das schnittige Cabriolet herunter, das in Richtung Süden den Highway 37 hinunter durch die teils doch recht triste und bräunlich öde Landschaft rauschte.
Obwohl das Fahrzeug von Draco Malfoy mit einem Sonnenschutzzauber belegt worden war, der hauptsächlich dazu diente, die gefährlichen UV-Strahlen weitgehend zu vermindern, hatte er die junge Mutter nicht davon abhalten können, den gemeinsamen Sohn noch zusätzlich von Kopf bis Fuß mit Sonnencreme beinahe einzubalsamieren. Draco hatte ihr letztendlich lauthals lachend Einhalt geboten, damit der kleine Junge nicht aussah, wie frisch mit weißer Farbe lackiert. Viel hätte jedoch nicht mehr gefehlt.
Auch jetzt noch klang das herzliche Lachen des Blonden über ihren Eifer beim Sonnenschutz, in den Ohren der jungen Hexe, worauf sie durch ihre Sonnenbrille seitlich zu dem Vater ihres Kindes hinüber blinzelte.
Draco Malfoy saß locker entspannt am Steuer des schnittigen Mercedes Sportwagens, den linken Ellenbogen am offenen Fensterrahmen des Automobils abgestützt, während jedoch beide Hände relaxt auf dem Lenkrad lagen. Auch ihm wirbelte der schnelle Fahrtwind die blonden Haare durcheinander, was jedoch seine Attraktivität keinesfalls minderte, wie Hermine regelrecht feststellen musste. Die moderne, verspiegelte Pilotensonnenbrille tat letztendlich noch ihr übriges. Von seinem üblichen hellen Teint hatte sich der junge Zauberer seit ihrem Aufenthalt in Amerika verabschieden müssen und eine leichte Bräune zierte nun seinen Antlitz.
Ehe die junge Frau ihre Augen wieder abwenden konnte, bemerkte ihr Nebenmann ihren stechenden Blick auf sich und nahm, da die geradlinigen Straßenverhältnisse es zuließen, nun seinerseits die Hexe in Augenschein.
„Was ist?", fragte er leise, richtete jedoch seinen Blick nahezu wieder auf die Straße.
„Nichts.", piepste Hermine peinlich berührt zurück, was ihm ein leichtes Schmunzeln entlockte.
Um sich der unangenehmen Situation, woraus ihr Starren bedauerlicherweise nun resultiert war, zu entziehen, widmete sich Hermine nun ihrem Sohn auf der Rückbank des Wagens zu, der in einem Kindersitz saß und fröhlich mit den kurzen Beinchen wippte. Auch auf seiner Nase befand sich eine, wenn auch recht kleine, Sonnenbrille, jedoch wurde der Junge noch des weiteren mit einem Cappy von der Sonne geschützt. Hermine nahm den Sonnenschutz ihres Kindes wirklich mehr als ernst.
„Alles gut, Liebling?", fragte sie sanft und lächelte ihrem Sohn liebevoll zu, worauf sie nur ein breites Grinsen und ein eifriges Kopfnicken zurückgeworfen bekam.
„Schneller!", kommandierte er freudig, wodurch die beiden Erwachsenen nur lachen konnten.
Draco tat seinem Jungen den Gefallen und trat noch etwas auf das Gaspedal, weshalb sich der Fahrtwind deutlich verstärkte und die Haare der drei Fahrzeuginsassen nur noch mehr verwirbelte. Scorpius jubelte daraufhin glücklich und streckte seine kleinen Ärmchen begeistert in die Höhe.
Hermine wandte sich wieder in Fahrtrichtung um, nicht ohne noch einen kurzen Blick auf Draco zu werfen, ehe sie ihre Augen wieder beschämt abwandte. Eine verdächtige Rosafärbung ihrer Wangen konnte die junge Hexe nicht unterbinden, auch das Schamgefühl, das erneut in ihr aufkam, ließ sich nicht verdrängen.
Ihr Benehmen zwei Nächte zuvor in ihrem deutlich alkoholisierten Zustand war ihr immer noch äußerst unangenehm. Sie schluckte peinlich berührt und wandte den Blick seitlich aus dem Fahrzeug, um nicht erneut in die Versuchung zu kommen, den Vater ihres Kindes ausgiebig zu mustern.
Sie würde sich am liebsten selbst dafür ohrfeigen, sich vor Draco Malfoy halbnackt ausgezogen und dann auch noch den Versuch gestartet zu haben, sich an ihn ran zu schmeißen.
Die junge Mutter war überzeugt von, in nächster Zeit keinen Tropfen Alkohol mehr anzurühren, vor allem Dingen nicht, wenn der Blonde sich in ihrer unmittelbaren Nähe befand. Sie schämte sich in Grund und Boden und konnte sich einfach nicht erklären, wie es dazu hatte kommen können. Sie ließ sich doch sonst auch nicht so gehen.
Draco hingegen hatte ihr keinesfalls einen Vorwurf gemacht, sondern ihr versichert, dass alles okay sei und er sich schließlich auch schon des Öftern nicht ganz so korrekt im alkoholisierten Zustand verhalten hätte. Zudem ließ er der Hexe wissen, dass ihr Benehmen weder peinlich, noch beschämend gewesen sei, ganz im Gegenteil, er ließ ihr verschmitzt grinsend wissen, dass er sie im beschwippsten Zustand mehr als erheiternd gefunden hatte.
Der darauffolgende Tag nach dem etwas ausschweifenden Partygelage der Mütter, war randvoll mit Unternehmungen gewesen und hatte glücklicherweise dafür gesorgt, dass Hermine kaum Zeit zum Peinlich berührt sein geblieben war. Die Familien waren trotz der recht angeschlagenen Mummy's auf das Baseballfeld bestellt worden, wo man sich anfangs erst auf die Kleinen konzentriert, ehe ein Wettkampf der Großen statt gefunden hatte.
Die Kids waren während des Spiels der Eltern von zwei Betreuerin umsorgt worden und hatten mit großem Eifer ihre Mummy's und Daddy's angefeuert. Mit verschiedenen bereitgestellten Utensilien, wie PomPoms, Klatschpappen und großen Rasseln hatten die Kinder somit ihre helle Freude daran gehabt.
In Hermine's Gesicht schlich sich erneut eine leichte Rötung, wenn sie an den Vater ihres Jungen zurück dachte, wie aufregend er in seinem typisch amerikanischen Baseball-Outfit gewirkt und wie geschickt er sich bei dieser doch recht muggeltypischen Sportart wieder angestellt hatte.
Offenbar war Draco Malfoy von Natur aus, ein recht sportlicher Typ, denn da sich der Blonde vorher unter vier Augen bei ihr erkundigt hatte, was denn Baseball überhaupt sei, war sie sich somit sicher, dass der reinblütige Zauberer noch nie in seinem Leben mit diesem Sport in Berührung gekommen war.
Da die Familie Malfoy-Granger, sowie die Familie Hayes dem Team Grün angehörten, trugen sie alle gleiche typische Baseball Oberteile in weiß mit langen grünen Ärmeln. Ihre neu gewonnene Freundin Lemon hatte viele Fotos von dem gemeinsamen Baseball-Nachmittag geschossen und diese daraufhin zügig entwickeln lassen, die sie dann Hermine mit einem wissenden Lächeln überreicht hatte. Die junge Hexe hatte die Fotos seitdem unzählige Male angestarrt und jedes Mal schlich sich dieses warme, doch auch schuldbewusste Gefühl in ihre Körpermitte.
Eine Fotografie, die Hermine in Draco's Umarmung – gemeinsam mit Scorpius – zeigte, hatte es ihr ganz besonders angetan. Der glückliche und strahlende Ausdruck auf den Gesichtern der kleinen Familie, die im eigentlichen Sinne dann doch wieder keine war, sowie die abgestimmten Partnerlooks der Drei – Baseballshirts und kurze Jeansshorts – machten das Bild ganz besonders herzlich und familiär. Hermine konnte nur hoffen, dass Astoria Malfoy nie über dieses Foto stolperte. Sie wollte sich lieber nicht ausmalen, was dann Geschehen würde und wie groß der Aufstand der jungen Misses Malfoy sein würde.
Hermine war sowieso zwiegespalten im Hinblick auf Draco's Ehegattin. Die Braunhaarige konnte durchaus Mitgefühl für Astoria's Situation aufbringen. Es musste keinesfalls leicht sein, den eigenen Ehemann nun ständig in Kontakt mit einer ehemaligen Geliebten zu sehen. Noch dazu, dass aus dieser Verbindung ein gemeinsames Kind entstanden war. Da sich Astoria ihr gegenüber jedoch äußerst grauenhaft und biestig verhielt, schmälerte es Hermine's Verständnis und Mitgefühl gegenüber Draco's Gattin exorbitant. Allein der Umstand, dass sie sich auch Scorpius gegenüber so scheußlich verhielt, verstand die junge Hexe nicht. Ein kleines Kind konnte schließlich erst recht nichts dafür. Schon gar nicht dafür, dass es eigentlich nie gezeugt werden sollte.
Sie zwang ihre Gedanken ins hier und jetzt zurück und runzelte kurze ihre Nase, da die Sonnenstrahlen sie auf selbiger kitzelten. Erneut schloss die glücklich ihre Augen und genoss den warmen Fahrtwind. Das junge Elternpaar hatte sich für den heutigen Tag dazu entschlossen, einen privaten Ausflug nach Corpus Christi zu unternehmen, der achtgrößten Stadt des Bundesstaates Texas. Der Rehaplan hatte es heute allen Familien ermöglicht, den Tag selbst mit Ausflügen und Unternehmungen zu nutzen. Die Kids hatten nach dem Frühstück noch ihren gemeinsamen Physiotherapie-Termin absolvieren müssen, ehe alle Familien gestattet worden war, ihre freie Zeit selbstständig zu gestalten. Hermine und Draco hatten sich daher entschlossen, ihrem Sohn das erste Mal das Meer zu zeigen und sich deshalb für eine zweistündige Fahrt in die Stadt Corpus Christi entschieden, die in der Tourismusbranche den Beinamen Sparkling City by the Sea – die glitzernde Stadt am Meer – inne hatte.
Hermine fühlte sich so entspannt und frei wie seit langem nicht mehr. Sie liebte seit jeher den Wind und hier in der warmen Sonne Texas – gemeinsam mit Draco und Scorpius – die Seele baumeln und sich den Wind um die Nase wehen zu lassen, beflügelte die junge Hexe.
Als der Radiosender einen neuen Song einstimmte, konnte die Braunhaarige ihr glückliches Lächeln nicht weiter unterdrücken. Gut gelaunt summte sie leise zur Melodie mit.
https://youtu.be/dyihQtBes1I
I belong, a long way from here
I put on a poncho and played for mosquitoes
And drank 'till I was thirsty again
We went searching, through thrift store jungles
Found Geronimo's rifle, Marilyn's shampoo
And Benny Goodman's cursive pen
Well, okay, I made this up
I promise you I'd never give up
Sie strahlte über das ganze Gesicht und stimmte schließlich lauthals singend im Refrain mit ein.
If it makes you happy
It can't be that bad
If it makes you happy
Then why the hell are you so sad?
Draco sah erstaunt, doch mit einem breiten Lächeln im Gesicht zu der jungen Frau auf den Beifahrersitz hinüber. Auch Hermine strahlte glücklich zurück, während der gemeinsame Sohn der jungen Magier freudig in die Hände klatschte und gluckste.
„Mummy singen!", grinste er von einem Ohr zum anderen, worauf ihm seine Mutter ein liebevolles Lächeln entgegenbrachte. Merlin, sie liebte den kleinen Kerl so unendlich. Ihr war bewusst, dass sie nie in Worte fassen konnte, wie sehr sie Draco Malfoy für diesen kleinen Schatz dankbar war.
Get down, real low down
You listen to Coltrane, derail your own train
Well, who hasn't been there before?
I come 'round, around the hard way
Bring you comics in bed
Scrape the mold off the bread
And serve you french toast again
Okay, I still get stoned
I'm not the kind of girl you'd take home
Draco beobachtete fasziniert die Mutter seines Erstgeborenen, während sie weiterhin im Einklang des Songtextes mitsang. Es war befreiend für ihn zu sehen, wie sehr die vergangenen Tage die Sorgen von Hermine Granger abgefallen waren. Er bereute keine Sekunde, sich für diesen Rehaaufenthalt mit seinem unehelichen Sohn und dessen Mutter entschieden zu haben. Es hatte ihm jede Menge Zwist und Ärger mit seiner Ehegattin und seinen Schwiegereltern eingebrockt, doch wenn er die braunhaarige Hexe so beobachtete, war es das allemal wert.
Aber nicht nur das. Er selbst genoss jede Sekunde dieser Rehabilitationsmaßnahme und dankte dem Kinderheiler seines Sohnes im Stillen für diesen Einfall. Er spürte selbst, wie viel Ballast in den letzten Tagen von ihm abgefallen war. Hier weit weg von England und seinen Sorgen. Es war alles so einfach und sorgenlos hier und es graute ihm insgeheim, ins triste England zurück zu kehren.
Als die Sängerin ein weiteres Mal den Refrain anstimmte, stieg Draco ebenfalls lauthals singend in den Songtext mit ein, was Hermine fröhlich glucksen ließ. Gemeinsam singend näherten sie sich ihrem Reiseziel, während der Scorpius eifrig mit seinen kleinen Händchen mit klatschte und mit den Beinchen auf und ab wippte.
If it makes you happy
It can't be that bad
If it makes you happy
Then why the hell are...
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