Kapitel 28

Ungeduldig drippelte die junge hübsche Frau, die sich in einem ansehnlich und sehr gehobenen Zwei-Sterne-Restaurant an einen Tisch für zwei Personen befand, mit den Fingern auf die Tischplatte. Mit säuerlicher Miene sah sie erneut auf ihre zarte, goldene Armbanduhr, nur um zum wiederholten Male die Uhrzeit zu überprüfen. Das war doch eine bodenlose Frechheit. Wie konnte man sie so dermaßen warten lassen?

„Hallo Schwesterherz. Entschuldige die Verspätung.", begrüßte sie endlich eine blonde Hexe, die sich nun ihr gegenüber, auf den mit goldenen Ornamenten verzierten Holzstuhl sinken ließ.

„Schön, dass du dich auch endlich blicken lässt, Daphne.", erwiderte die Braunhaarige pikiert, woraufhin sie ihr elegant geschwungenes Wasserglas an die vollen Lippen führte und vornehm daran nippte.

„Es tut mir leid. Aelfric hat im Moment wieder seine Nur-Mit-Meiner-Mami-Phase, weshalb ich erst weg konnte, als er endlich sein Mittagsschläfchen hielt. Bei Theo würde er einfach nicht einschlafen. Ich bin ja schon froh, wenn ich alleine fünf Minuten zum Duschen komme."

Die Erklärung ließ Astoria wieder etwas versöhnlicher werden, weshalb sie auch schon zuvorkommend nach dem Kellner rief, der sich daraufhin an ihren Tisch begab, um Daphne Nott's Getränkewunsch aufzunehmen.

„Wie geht's meinem Lieblingsneffen?", wollte Astoria wissen, nachdem der Ober sich wieder in Richtung Theke aufgemacht hatte, um der Bestellung des neuen Gastes umgehend nachzukommen.

„Er ist auch dein einziger Neffe.", lachte ihre Schwester daraufhin.

„Noch ja, aber wer weiß wie lange noch."

„Uh.. nein.", sprach die blonde Hexe entschieden. „Definitiv nicht so bald. Aelfric hält mich ganz schön auf Trab. Ich könnte mir im Moment kein zweites Baby vorstellen. Und um auf deine Frage zurück zu kommen: Aelfric geht es gut."

Astoria grinste. „Da ist schön."

„Wie geht es dir, Süße?", fragte Daphne freundlich.

Astoria verzog leidend das Gesicht.

„Noch immer nicht schwanger?", wollte sie vorsichtig von der Braunhaarigen wissen.

Diese schüttelte betrübt den Kopf.

„Nein."

„Das verstehe ich nicht. Du hast den Verhütungstrank doch schon vor langer Zeit abgesetzt. Draco verwendet auch keinen Verhütungszauber, oder? Das würdest du doch immerhin bemerken?"

Erneut schüttelte ihre Schwester den braunen Haarschopf.

„Nein verwendet er nicht. Er denkt ja schließlich, dass ich den Trank noch nehme."

„Deine Frauenheilerin sagte, es wäre alles okay bei dir?"

„Ja."

„Hmm.. und an Draco kann es wohl auch nicht liegen. Wie wir nun wissen, hat er ja eine ziemlich gute Trefferquote.", sprach Daphne abwesend, während sie dankend ihre Bestellung vom Kellner entgegen nahm.

„Erinnere mich bitte nicht daran.", murrte Astoria Malfoy, nachdem der Kellner wieder den Tisch der zwei Schwestern verlassen hatte.

„An wen nicht erinnern? An Draco's Söhnchen?"

„Ja. Aber nenn ihn bitte nicht so."

„Wie? Sohn?"

„Ja."

„Tori.", mahnte die Blondine.

„Themawechsel.", forderte Astoria eisig und verschränkte ihre Arme abwehrend vor der Brust.

„Es wird bestimmt bald klappen, Astoria.", fügte Daphne noch hinzu, woraufhin ihre Schwester ein entschiedenes „Das hoffe ich doch!!" murmelte.

„Okay.", antwortete sie nun recht zögerlich, bestrebt, dem gewünschten Themenwechsel nachzukommen. Mit ruhigem Blick musterte sie daraufhin einige Momente ihre jüngere Schwester, ehe sie erneut das Wort ergriff.

„Ähm.. wie geht es.. .. Draco?", fragte sie vorsichtig.

Daphne Nott hatte ihren Schwager schon einige Zeit nicht mehr zu Gesicht bekommen. Draco hatte auf Rücksicht zu seinem immungeschwächten Sohn, die Familie Nott gebeten, nicht am Geburtstagsdinner teilzunehmen. Die Blondine, die schließlich selbst bereits Mutter war, hatte seine Beweggründe durchaus verstehen können und war seinem Wunsch deshalb strickt nachgekommen. Alternativ hatte das junge Ehepaar Malfoy die kleine Familie den darauffolgenden Tag zu sich ins Manor eingeladen, um das neue Lebensjahr des Blonden nachzufeiern. Allerdings war es offenbar an Draco's abendlichen Geburtstagsdinner einen Tag zuvor, zu einigen Unstimmigkeiten gekommen, weshalb ihrem Schwager die Lust auf eine Geburtstagsfeier restlos vergangen war und er diese daraufhin kurzer Hand abgesagt hatte.

Erneut verzog Astoria etwas leidend das Gesicht, blieb ansonsten jedoch stumm. Ihre Schwester musterte sie erneut eingehender.

„Oh.. immer noch Ärger mit Draco?", fragte die Blonde vorsichtig.

„Nun, nicht direkt. Aber seit dem Geburtstagsdinner letzte Woche geht er Daddy aus dem Weg und er will einfach nicht den ersten Schritt machen und sich mit ihm versöhnen."

„Und Daddy will offenbar auch nicht?"

„Nein, nicht solange das Schlammblut einen Platz in seinem Leben hat.", zischte Astoria und umklammerte ihr Glas so fest, dass ihre Fingerknöchel weiß erschienen.

„Astoria.", mahnte ihre Schwester sanft. „Ich denke, Draco wird daran nichts ändern wollen. Und sobald du selbst ein Kind hast, wirst du ihn wahrscheinlich besser verstehen können. Es ist nicht so einfach, auf sein eigenes Kind zu verzichten und sich dafür zu entscheiden, es nicht mehr sehen zu wollen."

Wütend biss die Braunhaarige auf ihrer Unterlippe herum. Sie hasste es, dass sich ihr Gatte nun regelmäßig Zeit für seinen unehelichen Sohn frei schaufelte. Er hatte ihr erst vor einigen Tagen mitgeteilt, sich mit Granger nun auf jeden Montag, Mittwoch und Freitag, sowie jeden zweiten Samstag geeinigt zu haben. An diesen Tagen würde ihr Mann das Büro früher verlassen und seine Zeit bei seinem Balg verbringen, höchstwahrscheinlich auch noch in Anwesenheit des Schlammbluts, was Astoria gehörig die Magensäure aufstoßen ließ.

„Tori. Beruhig dich.", fügte Daphne hinzu und griff nach der Hand ihrer Schwester, die vor Zorn nur so zitterte.

„Tief durchatmen."

„Das sagt sich so leicht. Du hast ja auch keinen Bastard an der Backe, den dir Theo vor die Nase gesetzt hat."

„Wer weiß.", scherzte die ehemalige Greengrass aufmunternd. „Vielleicht setzt er mir ja noch einen vor die Nase. Soviel ich weiß hatte Theo im letzten Schuljahr hin und wieder ein Stelldichein mit Susan Bones gehabt. Ich hoffe daher, Bones hat kein zweijähriges Kind Zuhause.", kicherte sie und bemerkte wie ihrer Schwester geschockt der Mund offen stand.

„Aber verrate Theo nichts, er weiß nicht, dass ich davon Kenntnis hab. Wie du weißt, sind die Hogwarts-Mädchen nicht gerade für ihre Verschwiegenheit bekannt."

„Mit Susan Bones? Du gedenkst zu scherzen, Daphne."

„Nein, keinesfalls. Frag mich nicht, was er an ihr gefunden hat."

Astoria verzog angewidert das Gesicht.

„Sie ist nur ein Halbblut. War das damals bei euch in Mode? Sich mit Unwürdigen einlassen?"

„Astoria. Du musst aufhören, so zu denken wie unser Vater."

Astoria Malfoy jedoch, wollte die Belehrungen ihrer älteren Schwester nicht hören, weswegen sie zur Speisekarte griff und diese demonstrativ öffnete, um ihr Gesicht dahinter zu vergraben.

„Was willst du essen?", fragte sie süßlich. „Der Lachs-Tatar-Salat klingt ganz fabelhaft."

Daphne seufzte und langte dann gleichermaßen nach ihrer Menükarte, um darin zu blättern.

Die junge Mutter wusste natürlich, was beim Geburtstagsdinner ihres Schwagers vorgefallen war. Ihre Mutter hatte ihr jede Einzelheit des Abends haarklein erläutert und sich über das unsägliche Schlammblut bis auf das Äußerste echofiert. Allerdings bezweifelte sie die exakte Richtigkeit mancher Ausführungen, da ihre Mutter gerne zur Übertreibung neigte.

Außerdem kannte sie Hermine Granger noch aus ihrer gemeinsamen Schulzeit und auch wenn Daphne nie groß engeren Kontakt mit der klugen Hexe gehabt hatte, so konnte sie sich dennoch nur sehr gering vorstellen, dass ihre ehemalige Mitschülerin sich so grundlos unverschämt gegenüber ihren Eltern verhalten hatte.

Zudem nahm sie auch nicht an, dass der Streit zwischen Justus Greengrass und Draco Malfoy so völlig ohne dem Zutun ihres Vaters entbrannt sein konnte. Irgendetwas musste vorgefallen sein, weswegen ihr Schwager nun einen so gehörigen Groll gegen Justus Greengrass hegte. Bedauerlicherweise blieben jedoch ihre Schwester, so wie ihre Eltern auffallend bedeckt, was den eigentlichen Grund der Unstimmigkeit betraf.

Daphne Nott war es jedoch leid, sich darüber Gedanken zu machen oder mit weiteren Fragen intensiver nachzubohren. Sie war Mutter eines 2-jährigen Kindes und deswegen fast rund um die Uhr mit ihrem kleinen Schatz eingespannt, da hatte sie nicht die Ausdauer und die Kraft dazu, sich auch noch mit den Meinungsverschiedenheit ihres Vaters mit ihrem Schwager auseinanderzusetzen. Im Grunde war es nicht ihre Angelegenheit und deswegen auch vollkommen egal.

„Du sag mal, was ist eigentlich seit einigen Tagen mit Daddy los? Er ist ausgesprochen beharrlich, aus Aelfric die ersten Magieschübe zu entlocken. Er drillt ihn ja beinahe schon dazu. Was ist nur in ihn gefahren?", versuchte die Blondine nun das Thema zu wechseln, nichtahnend, wieder beim vorangegangen Problem hängen geblieben zu sein.

Astoria schnaubte undamenhaft auf.

„Ich nehme an, dass hat ebenfalls mit dem Bastard meines Mannes zu tun."

„Scorpius? So heißt er doch, oder?"

„Ja. Bedauerlicherweise. Das hinterlistige Schlammblut hat tatsächlich auch noch die Unverfrorenheit, ihr uneheliches Balg nach einem Namen aus der Black-Dynastie zu benennen.", zischte Astoria genervt. „Beinahe so, als würde das Balg und seine Schlampe von Mutter zu unserer Familie dazu gehören. Eine Unverschämtheit."

„Tori. Draco sagte doch, sie wollte ihm mit der Namenswahl sozusagen was von seinem Vater mitgeben. Draco ist ebenfalls nach einem Sternenbild benannt. Außerdem war nicht geplant, dass er je von seinem Sohn erfährt. Sie hat doch im Grunde sogar zu deinem Gunsten so gehandelt. Sie wollte sich nie in seine Ehe und Familie drängen. Dass der kleine Kerl so furchtbar krank wird und eine Knochenmarksspende von Draco benötigt, konnte sie doch wirklich nicht vorausahnen.", erklärte Daphne mahnend.

„Ich glaube, ich nehme das geräucherte Seeteufel-Medaillon mit den jungen Erbsen und den Melonen.", erwiderte Astoria daraufhin kalt und Daphne atmete resigniert tief ein und wieder aus.

„Außerdem stehen dir für deine Kinder noch genügend Sternbildnamen zur Verfügung.", beharrte Daphne weiterhin.

„Bis auf die Zwei."

„Zwei?", fragte Daphne irritiert.

„Ja, zwei. Sie gab ihm auch noch den Zweitnamen Sirius."

„Scorpius Sirius Granger sozusagen?"

„Ja soviel ich weiß.", erklärte die Braunhaarige abwesend, während sie das Dessertangebot auffallend intensiv studierte.

„Okay, dann hast du halt zwei Namen weniger in deiner Möglichkeitenliste.", entkam es Daphne erschöpft.

„Aber was hat Scorpius Granger nun mit dem Verhalten unseres Vaters zu tun, indem er beharrlich versucht, einen Magie-Schub aus Aelfric zu entlocken? Ich mein, anfangs war es ja noch ganz witzig, ihn dabei zu beobachten, Aelfric dazu zu bringen, etwas Magie zu verwenden. Ich mein, er ist Zwei. Sowas lässt sich nicht provozieren. Ein Magieschub kommt, wann er halt kommt. Bei einigen Kindern kommt er früher, bei anderen später. Und was soll das mit seinen weiteren Versuchen, Aelfric dazu zu bringen, Magie kontrolliert einzusetzen? Wie sehr kann ein Kleinkind denn schon seine Magie verwenden?"

„Nun, der Bastard meines Mannes kann es offenbar.", entkam es Astoria mit zusammengebissenen Zähnen.

„Wirklich?"

„Ja."

„Und wie tritt das in Erscheinung?", fragte Daphne interessiert.

„Er kann kleinere Dinge zu sich schweben lassen. Weiß nicht, Stifte, Löffel.. was weiß ich. Es ist mir auch egal."

„Beindruckend."

„Wenn du das sagst. Es interessiert mich nicht.", entkam es Astoria mürrisch.

„Es ist selten, wenn sie in so einem frühen Alter schon etwas die Magie beeinflussen können, kommt aber durchaus immer wieder mal vor. Es ist nun mal nicht jedes Kind gleich. Manche zeigen bereits als Baby's magische Erscheinungen, bei anderen wiederrum zeigt sich die Magie erst auffallend spät. In beiden Fällen sagt das nichts darüber aus, wie gut das Kind als ausgebildeter Magier letztendlich wird. Es ist doch völlig in Ordnung, dass Aelfric noch keine Magieschübe gehabt hat. Ich bin sogar recht froh darum. Ich bin schließlich nicht scharf drauf, wenn er mir versehentlich mein ganzes Porzellan zerspringen lässt, nur weil er gerade einen Trotzanfall hat. Wie schwierig muss es aber dann sein, wenn dein Kind sogar einige Dinge kontrolliert bewegen kann? Das ist als Elternteil ziemlich schwierig handzuhaben. Ich mein, du verbietest deinem Kind zum Beispiel einen Schokoriegel und der Bengel kann ihn sich magisch dennoch einfach ohne Probleme besorgen. Das ist ganz schön ... scheiße.", sprach die Blondine mehr zu sich selbst, als zu ihrer Schwester und kicherte beim letzten Wort leise.

„Können wir das Thema wechseln? Mir reicht es völlig, Zuhause stets an das Balg meines Mannes erinnert zu werden. Ich möchte hier in Ruhe mit dir zu Mittag essen.", entkam es der Braunhaarigen genervt.

„Ja ja.. schon gut.", antwortete ihre Schwester bemüht freundlich. „Bestellen wir."

Die Blondine musterte ihre Schwester über die Menükarte hinweg und kam nicht umhin, einen tiefen Seufzer zu unterdrücken. Sie verstand ihre jüngere Schwester ja. Es war bestimmt nicht einfach, plötzlich zu erfahren, dass der eigene Ehemann bereits ein zweijähriges Kind hatte und dies sogar plötzlich in seinem Leben mit einbeziehen möchte. Vor allen Dingen, wenn man selbst noch keinen Nachwuchs hatte und es mit einer Schwangerschaft auch nicht so recht klappen wollte. Ihre eigene Schwester so von Eifersucht zerfressen zu sehen, schmerzte Daphne Nott.



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