Kapitel 23

Als die drei ehemaligen Gryffindors zusammen das Krankenzimmer von Scorpius Granger erreichten, fanden sie einen - vor allem für die Eheleute Potter - äußerst ungewohnten Anblick vor.

Draco Malfoy lag mit hochgekrempelten Hemdärmel und in Rückenlage, das Kopfteil der Schlafstätte leicht erhöht, schlafend im Krankenbett seines kleinen Sohnes. Die Schuhe hatte er ausgezogen, weshalb diese ordentlich vor dem Bett standen. Sein teures Businesssakko hing um einen der Besucherstühle.

Für Harry war ein Draco Malfoy ohne Schuhe, sondern nur mit Socken ein etwas eigenartiger und kurioser Anblick, da er den Konzernchef von MSI auch schon zu Schulzeiten nur immer ordentlich und überkorrekt gekleidet kannte.

„Aww..", entkam es seiner jungen Frau gerührt, als sie die zwei schlafenden, blonden Männer betrachtete.

Scorpius schlief tatsächlich ebenfalls tief und fest und zudem sehr eng an die linke Seite seines jungen Daddys gekuschelt, der einen Arm um den kleinen Körper geschlungen hatte. Scorpius kleiner Arm lang quer über der Brust seines Vaters, die sich langsam im Rhythmus der Atmung auf und ab bewegte.

Der Kopf des älteren Blonden lang leicht schräg angelehnt an dem des Jüngeren, wodurch dessen Haare an der Stirnpartie in der Gleichmäßigkeit von Draco's Atmung verwirbelt wurden, was den kleinen Zwerg offenbar wenig in seinem Nickerchen belästigte. Am harmonischen Bild störten nur die stark leuchtenden Veilchen in Malfoy's Gesicht, die dem ganzen einen etwas grotesken Anblick verliehen.

Harry erschrak, als sich sein Patenkind im Schlaf bewegte und nun fast auf dem Brustkorb seines Vaters lag, was dessen Schlaf jedoch nicht beeinträchtigte.

Hermine lächelte versonnen, als sie Vater und Sohn betrachtete, worauf Harry sie entgeistert anstarrte, jedoch glücklicherweise stumm blieb.

„Da wird dir heute Nacht wahrscheinlich jemand nicht schlafen, sondern im Gegenteil ziemlich munter sein.", merkte Ginny Potter an, während sie auf ihrer Armbanduhr die Uhrzeit überprüfte, es war erst 17:00 Uhr.

Die junge Mutter hingegen wank den nett gemeinten Rat jedoch ab.

„Das ist schon in Ordnung. Scorpius braucht im Moment eine Menge Schlaf. Ich nehme zudem an, dass der Stärkungstrank seine Wirkung verloren hat. Es war heut ein anstrengender Tag für ihn. Er ist wahrscheinlich doppelt k.o.! Lassen wir ihn etwas schlafen."

„Lassen wir beide etwas schlafen.", fügte sie nach kurzer Pause leise hinzu, nach dem sie Harry's verbissenen Gesichtsausdruck entdeckt hatte.

Er sah aus, als würde er die günstige Situation nur zu gern ausnutzen, sich mit größter Freude auf Malfoy stürzen und ihn unsanft aus dem Schlaf schütteln wollen, um einen kleinen Anteil an Vergeltung für die jahrelange Intriganz, Böswilligkeit und Quälerei in der Schulzeit zu nehmen.

„Dann ist es das Beste, wir verabschieden uns und lassen die zwei Süßen ihren wohlverdienten Schlaf.", lächelte Ginny mitfühlend, während sie den sich bietenden Anblick der zwei blonden Männer gierig in sich aufzog.

Es hatte was für sich, so ein schlafender Draco Malfoy, befand die Rothaarige. In diesem Zustand, schlafend, ohne eisigen und boshaften Blick, sowie ohne Chance rasiermesserscharfe Worte abzufeuern, sah er tatsächlich einfach nur unendlich niedlich aus.

Ginny wusste um ihre Widersprüchlichkeit nur zu gut, denn auch wenn sie den Malfoy-Erben nicht unbedingt gut leiden konnte und Hermine anfangs für ihre Liaison mit ihm scharf verurteilt hatte – was ihr mittlerweile sehr leid tat – verstand sie auf der anderen Seite, was ihre Freundin damals an dem blonden Schönling so faszinierend gefunden haben musste. Rein von der weiblichen Seite aus. Draco Malfoy war, so sehr ihn viele Leute vielleicht verabscheuten, ungerechterweise ein wunderschöner junger Mann, was mit dessen Älter werden leider nur noch an Stärke zunahm. Er hatte diesen gewissen Sexappeal und diese unwiderstehliche Präsenz und Ausstrahlung zu seinem Aussehen, die kaum einer ignorieren konnte. Allein sein mieser Charakter hatte ihn immer hässlich wirken lassen, weshalb die meisten nicht explizit auf sein Äußeres geachtet hatten.

„Nie hat man einen dicken Filzstift dabei, wenn man einen bräuchte.", murmelte Potter leicht enttäuscht und vergaß darüber völlig, dass er ein Zauberer war.

„Denk nicht mal dran.", zischte Ginny ihrem Ehemann leise entgegen.

Auch die Braunhaarige warf ihren besten Freund einen pikierten Blick zu.

„Okay Hermine. Wir machen uns auf den Weg."

„Ich hab aber meinem Kumpel versprochen, dass ich noch da bin, wenn er aus der Krankengymnastik zurück kommt.", merkte der Schwarzhaarige an, worauf Ginny mit ihren Augen rollte.

„Ich brauche kein Kind, Hermine. Ehrlich. Ich hab schon eins.", murmelte die Rothaarige ihrer Freundin zu.

„Hey!! Das hab ich gehört!!", wunderte sich der Schwarzhaarige aufgebracht.

„Ich erklär's ihm, Harry. Er wird das schon verstehen und ganz gewiss nicht böse auf dich sein. Du warst ja streng genommen auch da.", lächelte Hermine freundlich, ohne auf den vorherigen Protest ihres Freundes einzugehen.

„Und richte unserem Schatz aus, dass wir ihn lieb haben und in ein paar Tagen noch einmal kommen. Vorausgesetzt er ist dann noch im Krankenhaus.", erklärte Ginny flüsternd, nachdem sich der größere Blonde im Schlaf bewegt hatte.

„Mach ich.", antwortete die ehemalige Gryffindor-Hexe nickend, worauf die Rothaarige sie liebevoll umarmte und drückte. Ihr Ehegatte tat es ihr gleich.

„Danke für euren Besuch.", murmelte Hermine, als Harry sie ebenfalls in die Arme nahm.

„Immer doch."

„Ach, bevor ich es vergesse.", stockte Ginny, als sich beide schon Richtung Zimmerausgang gewendet hatten.

Eilig zog das junge Mädchen eine kleine Packung Schokofrösche aus der Handtasche, wandte sich wieder Richtung Patientenbett und legte die Süßigkeiten auf dem Krankenhausnachttischchen ab.

„Gib Scorpius das von Tante Ginny.", zwinkerte sie glucksend.

„Die muss ich gleich verstecken. Zumindest solange noch eine zweite Naschkatze anwesend ist.", scherzte Hermine und sah zu Draco.

Ginny lächelte ebenfalls, während sie Scorpius noch einmal liebevoll über den hellblonden Haarschopf streichelte, worauf der kleine Kerl seine Nase kraus zog, jedoch unbeeindruckt weiter schlief.

„Dann noch viel Spaß mit deinen zwei Männern. Wenn sie so ruhig schlafen, sind sie echt mehr als niedlich."

„Niedlich?", mischte sich der junge Potter ein. „Ich seh nur einen, der niedlich ist."

Die Rothaarige schüttelte glucksend den Kopf über ihren Ehemann, mit seinen gelegentlichen kindlichen Attitüden, hauptsächlich dann, wenn es um Draco Malfoy ging.

„Und was heißt hier eigentlich deinen zwei Männern?", echofierte sich der Held der Zauberwelt.

„Wir gehen jetzt. Also ab mit dir..", scheuchte Ginny ihren Ehegatten unbarmherzig aus dem Krankenzimmer, ohne auf seine Widerworte einzugehen.

„Machs gut, Hermine.", sprach sie noch leise über die Schulter, ehe sie erst Harry aus dem Raum bugsierte und ihm dann lachend folgte, als dieser maulend etwas zur Gegenwehr brummte. Hermine konnte sich über Harry's Gebaren einen lauten Lacher nicht mehr verkneifen. Sie wusste, ihr bester Freund liebte Scorpius und akzeptierte auch, dass Malfoy Kontakt zu seinem Sohn wünschte, was jedoch nicht hieß, dass er dem Blonden auch nur irgendetwas abgewinnen konnte. Eilig überprüfte sie, ob sie Draco und Scorpius durch ihr Lachen geweckt hatte, doch beide schliefen immer noch ungerührt weiter.

Glücklich betrachtete sie die Beiden, die sich nicht nur äußerlich so sehr ähnelten.
Unüberlegt hob sie zögerlich ihre Hand zu dem Älteren der Beiden und strich zärtlich über seinen blonden Schopf, ehe sie diese Handlung bei dem Kleineren widerholte. Glucksend bemerkte sie, wie beide wegen der sanften Berührung kurz ihre Stirn runzelten, was die Ähnlichkeit nur noch mehr verdeutlichte.

Als sie dann Ginny's Mitbringsel verstauen wollte, bemerkte die junge Frau eine bunt bedruckte Broschüre, die auf dem ausklappbaren Tisch lag und die ihr seit heute Morgen bereits bekannt war.

Nervös schluckte sie einen dicken Kloß im Hals hinunter, sie hatte nicht damit gerechnet, dass Heiler Smith auch mit Draco darüber sprechen würde. Sie versuchte das ungute Gefühl zu verdrängen, während sie das Chaos auf dem kleinen Nachttisch etwas ordnete.

Nachdem sie auch die Schokofrösche im Inneren des Nachttischschränkchen verstaut hatte, nicht um sie vor Draco in Sicherheit zu bringen, sondern vor Scorpius, schließlich gab es bald Abendessen, nahm sie gemütlich in der Sitzecke am Fenster Platz, um sich entspannt einem Kreuzworträtsel zu widmen. Sie würde die beiden Männer noch etwas Schlafen lassen, ehe Hermine sie wegen dem Abendessen wecken würde.

Ein leises „Hey" riss die Braunhaarige eine halbe Stunde später aus ihrer Konzentration.

„Hey.", antwortete sie ebenfalls, etwas verwirrt allerdings, da ihre Aufmerksamkeit zuvor verstärkt auf das Rätselheft gerichtet war.

Sie brauchte einen Moment, um sich wieder vollkommen auf den blonden Mann zu fokussieren.

Draco lag noch im Krankenbett wie zuvor, Scorpius mehr auf als neben ihm und Hermines's Herz zog sich bei dem Anblick schmerzvoll zusammen. Äußerst behutsam, was man diesem ehemaligen Todesser vielleicht gar nicht zutrauen möchte, hielt er den kleinen Jungen fest und streichelte seinen Rücken, während dieser sich im Schlaf noch enger an den Brustkorb seines Vaters kuschelte.

„Müde?", fragte die Braunhaarige unsinnigerweise, da ihr nicht so recht einfiel, was sie zu dem Vater ihres Kindes sagen sollte.

Der Angesprochene nickte daraufhin und verzog leicht die Mundwinkel.

„Sorry. Ich wollte mich nicht einfach hier breit machen. Du warst nur noch nicht zurück und Scorp so müde.. und ich...", erklärte er flüsternd.

„Alles gut, Draco.", wandte Hermine freundlich ein und der Blonde nickte dankend für ihr Verständnis.

Stille kam zwischen ihnen auf, während sie sich weiterhin nur über den Raum hinweg in die Augen sahen.

Erst als Draco sich räusperte, fanden beide wieder ins hier und jetzt zurück.

„Ja.. ähm... konntest du alles.. mit ihnen klären?", fragte er vorsichtig.

„Ja. Ich denke schon."

„Gut."

„Ja. Gut."

Erneut kam unangenehmes Schweigen zwischen ihnen auf, worauf Draco sich erneut verlegen räusperte und wieder das Wort ergriff.

„Ich war.. bei Heiler Smith."

„Ja.. ich hab es mir schon gedacht.", antwortete sie ebenfalls leise. „Ich hab gesehen, dass er dir einen Flyer gegeben hat."

„Hmm.. ja."

„Ja."

„Was denkst du darüber?", wollte er wissen.

„Es klingt nach einer guten Einrichtung.", erklärte sie wage.

„Aber?", fragte er skeptisch.

„Nichts aber.", wank die Braunhaarige ab.

„Dann denkst du darüber nach, mit Scorpius hinzufahren?"

„Nein.", gestand sie zögerlich.

„Warum nicht?", fragte er eine Spur zu laut, seine Aufgebrachtheit war kaum zu übersehen.

„Pst..", zischte Hermine leise, da sich ihr Sohn aufgrund des lauten Tonfalls seines Vaters im Schlaf regte.

Zu ihrer Erleichterung wachte er jedoch nicht auf, sondern drehte sich nur schwerfällig in Draco's Armen, worauf er nun wieder neben seinem Vater lag und ihm den Rücken zuwandte.

Sein Kopf lag auf dem Oberarm seines Vaters, worauf dieser jetzt mit dem anderen Arm die Bettdecke, die zuvor nicht benutzt worden war, ergriff und über seinem Söhnchen drapierte.

„Also.. erklär es mir. Warum möchtest du Scorpius diese Möglichkeit verwehren? Heiler Smith empfiehlt es nachdrücklich."

„Ich weiß.", seufze die Hexe. „Und es fällt mir schwer, dieses Angebot abzulehnen, vor allem da es für Scorpius wirklich wichtig wäre, nur.. ich.."

„Was?"

„Ich kann mir nicht mehr Urlaub nehmen, Draco. Ich habe bereits meinen ganzen Jahresurlaub aufgebraucht. Mittlerweile bekomme ich unbezahlten Urlaub. Ich .. ich kann es mir nicht noch mehr leisten, in der Arbeit zu fehlen.", erklärte sie beschämt. „Ich brauche den Verdienst."

„Merlin nochmal Granger!!", zischte der Blonde seiner ehemaligen Geliebten zu.

„Du stures Ding. Wenn du es endlich einsehen würdest, dass ich dich finanziell unterstützen könnte."

„Ich brauche dein Gold nicht.", echofierte sich die junge Mutter.

„Und ob du das brauchst. Verdammt nochmal. Hör endlich auf, so borniert, trotzig und apodiktisch zu sein. Das ist ja kaum zu ertragen.", flüsterte er wütend. „Lass dir endlich helfen. Ich bin sein Vater oder nicht? Es steht genauso in meiner Pflicht für unseren Sohn aufzukommen, wie du als seine Mutter. . . und denkst du wirklich, mir tut das weh? Ich hab genug Gold. Also lass mir dir endlich helfen, verflucht nochmal."

„Ja. Prima. Fluche nur vor unserem Sohn, damit er es ja früh genug lernt.", fauchte die Braunhaarige leise zurück.

„Er schläft. Also dreh deinen Stock im Arsch und gut ist."

Wütend japste die junge Mutter nach Luft.

„Komm schon Granger. Es ist doch keine Schande, wenn du dir helfen lässt. Du musst das nicht alles alleine stemmen, auch wenn du, warum auch immer, das so denkst."

„Ich schaff das schon, Draco. Ich brauche dein Gold wirklich nicht.", flüsterte sie nun wieder ruhiger.

„Aber du musst es dir nicht so hart machen, wenn du es so viel leichter haben könntest. Außerdem, was wärst du für eine Mutter, wenn du auf Gold verzichtest, nur weil du zu stolz bist, Hilfe anzunehmen und damit verhinderst, das Leben deines Sohnes leichter zu machen. Also bitte lass mich dich unterstützen."

„Verstehst du nicht..", gestand sie zögerlich. „Ich will nicht, dass jeder denkt, dass ich nur hinter deinem Gold her bin. Du bist verheiratet, Merlin nochmal. Und dann kommt ein Schlammblut und schiebt dir ein Kind unter."

„Hör auf dich so zu nennen.", forderte er energisch und schuldbewusst.

„Und alle, die dich kennen, Granger, wissen ganz genau, dass du nicht so bist. Und wenn einer dieser versnobten Reinblüter das denkt, kann es dir doch egal sein. Seit wann legst du Wert darauf, was die über dich denken? Außerdem kann von unterschieben nun wirklich keine Rede sein."

Grinsend besah er sich seine kleine Kopie.

„Ich mein, nicht einmal ein Blinder könnte verleumden, dass er von mir ist. Er ist wie mein kleiner Zwilling.", scherzte er, worauf Hermine lächelte.

„Versnobte Reinblüter?", griff sie seine Worte feixend auf. „Ist ja völlig neu, dass du von dir selbst nun so abfällig sprichst. Du hast dich wirklich verändert, Malfoy! Ich finde das sehr positiv."

Draco lachte laut, worauf sich Scorpius kurz regte, doch glücklicherweise unberührt weiter schlief.

„Ich bin vielleicht vieles. Aber gewiss nicht versnobt. Das müsstest du doch am besten wissen, Liebes.", grinste er ihr dreckig entgegen und zwinkerte anzüglich, worauf sich die Wangen der Braunhaarigen verdächtig röteten.

Sie schluckte überfordert. Versteckte Gefühle drängten sich wieder zurück an die Oberfläche, die sie so mühsam und sorgfältig vergraben hatte. Das liebevolle Kosewort hatte er in der Zeit ihrer Affäre häufig für sie verwendet und Hermine somit jedes Mal ein wohlig warmes Gefühl beschert. Fahrig fuhr sie sich übers Gesicht.

„Aber Scherz beiseite. Granger, was ist los mit dir? Du warst früher doch auch nicht so unsicher. Wo ist dein Selbstbewusstsein hin?"

Die Braunhaarige zuckte mit ihren Schultern und sah betrübt auf ihre Schuhe, weshalb Draco deutlich wurde, dass Granger dieses Thema nicht weiter vertiefen wollte. Aber er verstand, dass die momentane Belastung und die Sorge um Scorpius einfach etwas viel für sie war und dies höchstwahrscheinlich der Grund für ihre Fahrigkeit und Unsicherheit war.

„Setz dich zu mir, Granger.", bat er die junge Frau und deutete auf den Stuhl, der neben dem Krankenbett stand.

Er wollte seinen Sohn noch nicht wecken und war daher gezwungen, noch liegen zu bleiben.

Es war jedoch schwierig über das ganze Zimmer hinweg ein Gespräch zu führen. Hermine, die Scorpius ebenfalls noch schlafen lassen wollte, erhob sich von der Fenstersitzecke und verringerte die Entfernung, indem sie Draco's Bitte erfüllte und auf dem Holzstuhl vor der Krankenschlafstätte Platz nahm.

Okay. Vorschlag..", brachte er das Gespräch auf das Wesentliche zurück. „Kündige!"

„Was?", quiekte die Hexe aufgebracht. „Bist du vollkommen verrückt?"

„Nein, ganz und gar nicht."

„Das denke ich schon. Wie soll ich unseren Lebensunterhalt bezahlen? Die Miete? Scorpius Behandlungskosten.."

Beim letzten Wort brach sie peinlich berührt ihren Satz ab.

„Das ist das Nächste, Granger. Warum zur Hölle fragst du mich nicht, ob ich die Behandlungskosten übernehmen kann? Wie willst du diese Summe je mit deinem Gehalt abstottern? Hmm? Erklär mir das. Du bist doch sonst so klug.", zischte der Zauberer nun wieder etwas wütender.

Hermine sah brüskiert den Vater ihres Kindes an, während sie gleichzeitig in Gedanken die Zerstückelung von Dr. Plappertasche Smith explizit durchplante.

„Er hat dir davon erzählt.", schlussfolgerte sie zähneknirschend.

„Natürlich."

„Dazu hatte er kein Recht."

„Das ist mir scheiß egal, Granger.", feuerte er flüsternd zurück. „Würde es dir wirklich einen Zacken aus deinem verbohrten, sturen Gryffindor-Krönchen reißen, wenn du mich fragen würdest, ob ich für die Behandlungskosten aufkommen könnte?"

Wütend funkelten ihre goldbraunen Augen den blonden Zauberer an, was diesen jedoch wenig beeindruckte.

Draco fuhr sich erschöpft mit seiner freien Hand – auf dem linken Arm lag sein Sohn gemütlich festgeklammert oben auf – durch seine blonden Haare, ehe er einige Male tief ein und langsam wieder aus atmete. Die Streitereien mit Granger, Astoria und seinem Schwiegervater, der ihm vor einigen Tagen ebenfalls sehr deutlich mitgeteilt hatte, was er von Draco's ehrlichen Absichten gegenüber seinem unehelichen Sohn hielt, gingen ihm langsam an seine Substanzen.

„Wir drehen uns im Kreis. Und ich will mich nicht weiter mit dir streiten.", flüsterte er bedrückt, worauf Granger betroffen das Haupt wieder auf ihre Schuhe senkte.

„Hör mir einfach kurz zu, Granger. Okay? Und dann kannst du dich immer noch aufregen und mich in meine Einzelteile zerlegen. In Ordnung?", erklärte er vorsichtig und die Braunhaarige lächelte leicht, aufgrund seiner scherzhaften Auflockerung.

„Ich.. ich habe mir Gedanken gemacht und ja – ich weiß, es geht mich eigentlich nichts an. Ich weiß das, aber es lässt mir einfach keine Ruhe, verstehst du das? Ich bin schuld, dass du so viel aufgeben musstest. Ausgerechnet ich, der dich in der Schulzeit schon gequält und mit deinem Blutstatus fertig gemacht hat. Ich habe zugesehen, wie du im Haus meiner Eltern beinahe zu Tode gefoltert wärst – von meiner Tante wohlgemerkt. Und ich habe nichts unternommen. Ich war feige. Und dann.. dann wirst du ausgerechnet von mir schwanger und natürlich bekommst du das Kind.. so Gryffindor und herzensgut du nun mal bist und ich bin sicher, dass nie ein anderer Gedanke in dir aufgekommen ist. Und ich.. ich bin dir auch irgendwie dankbar dafür, dass du dich für das Baby entschieden hast. Auch wenn ihr beide mein Leben im Moment grad mehr als nur auf den Kopf stellt.", lächelte er aufmunternd, ehe er in seiner Erklärung fort fuhr.

„Ich glaube zu wissen, wann es passiert ist, dass du schwanger geworden bist. Wir haben immer verhütet.. aber da war diese Nacht, erinnerst du dich? Es war die Geburtstagsparty dieser verrückten Ravenclaw.. wie hieß sie noch? Lula Love..", faselte er fahrig.

„Luna Lovegood!! Und sie ist nicht verrückt.", verteidigte die Hexe ihre Freundin.

„Auf ihre ganz eigene Art irgendwie schon."

Hermine funkelte ihn an, blieb jedoch stumm. Irgendwie hatte er ja Recht, Luna war etwas spleenig.

„Jedenfalls hat sie fast den kompletten 6. und 7. Jahrgang in den Ravenclaw Gemeinschaftsraum eingeladen. Und wir waren beide so betrunken, erinnerst du dich?"

„Teilweise.", lächelte die junge Mutter.

„Ja.. da ist es dann passiert oder? Ich kann mich nicht mehr hundertprozentig erinnern, aber entweder haben wir den Verhütungszauber komplett vergessen oder einfach nicht mehr ordentlich auf die Reihe bekommen."

„Eins von beiden auf jeden Fall.", grinste die Hexe mit Blick auf ihren kleinen Sohn.

„Draco..", wollte Hermine bereits ansetzen, als der junge Vater seine Hand hob und ihr somit das Wort abschnitt.

„Lass mich ausreden, Granger."

Angesprochene nickte und blieb tatsächlich stumm.

„Ich bin abgeschweift.. ich.. ich bin nicht gut in sowas.. Aber was ich eigentlich sagen wollte, es war unser gemeinsamer Fehler. Nicht deiner. Unserer. Und nein, ich möchte Scorpius wirklich nicht als Fehler bezeichnen.. aber du.. du weißt was ich meine, richtig? Ich finde, wir sollten auch beide dafür aufkommen. Nicht nur du, weil du die Mutter bist. Ich ebenso. Und ich kann nicht viel mehr tun, als euch mit Gold zu unterstützen. Du bist seine Mum, er lebt bei dir, du ziehst ihn groß – und deswegen hast du auf soviel verzichtet. Du hast deine Bedürfnisse hinten angestellt, während ich ganz normal weiter machen konnte.."

„Ich habe dir aber auch nichts von ihm erzählt.", gestand die Braunhaarige schuldbewusst.

„Ja.. und darüber bin ich immer noch wütend. Aber das ist jetzt nicht das Thema. Was ich eigentlich versuche dir klar zu machen ist, dass wir beide dafür verantwortlich sind, dass es Scorpius gibt, also müssen wir beide auch dafür einstehen. Und deshalb, lass mir dir bitte helfen."

Hermine antwortete ihm nicht, worauf Draco weiter sprach.

„Ich übernehme die kompletten Behandlungskosten, das ist nicht verhandelbar. Das habe ich mit Heiler Smith bereits geklärt.", erzählte er leise.

„Aber..", wandte die ehemalige Gryffindor ein.

„Klappe!! Außerdem werde ich die Krankenversicherungskosten von dir und Scorpius auf meine Kosten auf das Leistungspaket Platin anheben."

Mahnend hob der Malfoy-Erbe den rechten Zeigefinger, um Hermine Granger Einhalt zu gebieten, die erneut protestieren wollte.

„Ah ah ah.. Das ist auch keine Verhandlungssache.. .. Zudem möchte ich, dass du deine Arbeitsstelle aufgibst. Seien wir ehrlich Granger, du bist für was besseres auserkoren. Dein Halbtagsjob als Sekretärin in einer kleinen miefigen Besenkammer für irgendeinen schmierigen Wichtigtuer in der Abteilung zur Führung und Aufsicht magischer Geschöpfe kann nicht deine Erfüllung sein."

Beschämt sah die Hexe auf ihre Hände, um sie eingehender zu betrachten.

„Ich werde nicht zu Hause bleiben, von deinem Gold leben und nur noch Mutter und Hausfrau sein. Das.. das kann ich nicht.", sprach sie zögerlich.

„Das ist mir bewusst. Ansonsten hättest du auch einfach Weaselbee heiraten können.", stänkerte er, worauf Hermine jedoch nicht einging.

„Auf was ich eigentlich hinaus will.. .. ich möchte, dass du dir jetzt erst einmal ein paar Monate Zeit für dich selbst und Scorpius nimmst und dann ab Beginn des neuen Semesters im September die Zaubertrankkunde studierst."

„Was?", hauchte sie überfordert.

„Das war doch immer dein Traum, oder etwa nicht?"

„Ja schon..", gestand sie perplex.

„Na, dann spricht doch nichts dagegen."

„Ich kann mir die Studiengebühren und den dazu gehörigen Verdienstausfall im
Moment nicht leisten, Draco."

„Die Studiengebühren übernehme selbstverständlich ich.", erklärte er genervt.

„Ich.. ich..", stotterte sie verwirrt.

Merlin, was sollte das? Auch wenn das Angebot verlockend klang, so konnte sie dennoch nicht auf ihr Einkommen verzichten. Scorpius und sie mussten von etwas leben.

„Allerdings ist das Ganze an eine Bedingung geknüpft."

„Bedingung?", fragte sie verwirrt.

„Ja. Ich übernehme deine kompletten Studiengebühren inklusive jedweder sonstiger anfallender Ausgaben und im Gegenzug erklärst du dich bereit, künftig als Zaubertrankmeisterin bei Malfoy Solution Industries einzusteigen. Sozusagen ein duales Studium. Zudem möchte ich, dass du in 3 1/2 Jahren den Posten als Großbraumeisterin übernimmst, da mein jetziger Laborleiter dann in seinen wohlverdienten Ruhestand geht. Keinem meiner angestellten Zaubertrankmeister, so fähig sie auch sein mögen, möchte ich diese signifikante und bedeutende Stelle anvertrauen. Bei dir ist das anders. Ich vertraue deinen Fähigkeiten und bin davon überzeugt, dass du unsere, seit dem Krieg in Mitleidenschaft gezogene Apothekenkette zu neuer Größe wirst führen können. Ich würde dir bereits jetzt, also ab sofort monatlich, neben Scorpius Unterhalt, ein festes Gehalt bieten und dir, sofern du dies möchtest, dein eigenes kleines Forschungslabor zur Verfügung stellen. Du hättest jederzeit berechtigten Zutritt in die MSI Firmenzentrale."

Hermine sah den Vater ihres Kindes erstaunt und mit weit aufgeklapptem Mund an. Auch ihre goldbraunen Augen waren vor Überraschung geweitet.

Draco machte eine kurze Pause, um Hermine die Möglichkeit zu geben, die Neuigkeiten aufzunehmen und zu verdauen.

„Ich.. wie bitte? Und was ist... ist mit Scorpius? Ich.. ", stotterte sie überfordert und Draco konnte deutlich erkennen, wie sehr es in ihrem Gehirn ratterte und sie die verschiedensten Möglichkeiten durchging.

„Ich weiß, er braucht Betreuung. Ich bin ja nicht vollkommen dämlich."

Hermine grinste frech und zog eine ihrer Augenbraue huldvoll in die Höhe.

„Halt die Klappe.", grinste er ihr entgegen, als er sich seinen letzten Satz noch einmal durch den Kopf gehen ließ und seinen Fehler bemerkte.

„In deinem Arbeitsvertrag regeln wir natürlich, dass du dir deine Arbeitszeit frei einteilen kannst. Darüber musst du dir wirklich keine Sorgen machen. Auch wenn du deine Stunden im Monat mal nicht zusammen bekommst. Für die Zeit, in der du in der Uni oder eben in der Firma bist, können wir Scorpius Hort-Zeiten verlängern oder du legst dir eine Elfen-Nanny zu."

„Oder von mir aus auch eine M.e.n.s.c.h.e.n-Nanny.", fügte er sofort hinzu und sprach das Wort Mensch ganz besonders langsam aus, als er erkannte, dass die Gründerin von B.ELFE.R sofort Einwand erheben wollte.

„Aber es sei dir gesagt, Granger, dass du mit einer Elfen-Nanny viel besser fahren würdest. Sie könnte bei dir wohnen und wäre zudem viel flexibler als eine menschliche Nanny. Vor allem haben Elfen, die noch unkontrollierbaren Magieschübe der Kinder viel besser im Griff. Eine Muggel-Nanny fällt somit sowieso flach. Wegen dem Geheimhaltungsabkommen ist dies viel zu gefährlich."

Hermine starrte den Vater ihres Kindes perplex an.

„Wie gesagt, Granger. Spring über deinen Schatten, dreh deinen Stock im Arsch oder was auch immer und leg dir eine Elfen-Nanny zu. Ich bezahl sie auch übertariflich, damit du beruhigt schlafen kannst.", spottete er.

„Stock im Arsch??", keifte die Braunhaarige so leise wie möglich, während sie Malfoy einige kräftige Schläge auf den Oberarm boxte. Es war schon das zweite Mal das er dies behauptete.

„Aua..", wimmerte der Blonde augenblicklich, während er seinen betroffenen Arm wehleidig schüttelte, um den Schmerz los zu werden.

Finster sah die Braunhaarige den jungen Mann an.

„Du bist unmöglich."

„Dito."

Hermine schnaubte und verschränkte protestierend die Arme vor der Brust.

„Also.. was hälst du von meinem Vorschlag?"

„Du hast dir das Ganze wohl gut und lange überlegt?", erwiderte sie als Gegenfrage, worauf Draco nickend bejate.

„Ich danke dir für das Angebot, Draco.. ich .. ich.."

„Denk darüber nach, Granger. Mein Angebot steht und wird sich auch nicht ändern. Und falls du dir wieder Sorgen machst, was die Leute über dich denken, dann sag ich dir eins: Es kann dir doch vollkommen egal sein, was die über dich denken. Du kannst stolz auf dich sein, Job und Kind unter einem Hut zu bringen. Wie viele Hexen schaffen das? In der Muggelwelt mag das vielleicht Gang und Gäbe sein, aber nicht in unserer. Ganz besonders nicht in den Reinblüterkreisen. Und auch wenn böse Zungen behaupten, du wärst nur in meine Firma gekommen, weil du die Mutter meines Sohnes bist, dann na und? In unserer Welt geht alles über Beziehungen, elitäre Gesellschaften und genügend Vitamin B. Oder denkst du, Cormac McLaggen hätte die Stelle im Koboldverbindungsbüro seinen guten Noten und überragenden Verhandlungsfähigkeiten mit Kobolden zu verdanken?"

Hermine lachte.

„Nein, ganz gewiss nicht.", antwortete sie. „Wie man hört, hat er erst kürzlich wieder eine wichtige Sitzung verbockt."

„Ja. Frag lieber nicht nach Einzelheiten.", lachte der Blonde schadenfroh, während er und die junge Hexe sich vergnügt angrinsten.

Da Draco Malfoy Gold- und Silberminen unterhielt, hatte auch er beruflich mit Kobolden zu tun und war deshalb immer exzellent über diese Thematik informiert.

Als beide wieder ernst wurden, ergriff die junge Mutter das Wort.

„Wenn ich kündigen würde, dann könnte Scorpius an der Rehamaßnahme teilnehmen.", sprach sie nachdenklich mehr zu sich selbst.

„Das ist korrekt. Es würde ihm und auch dir mehr als gut tun, Granger. Du solltest das Angebot wirklich annehmen. Es klingt ganz fabelhaft."

„Ich soll also mit Scorpius nach Texas?"

„Nein, Granger.", lächelte Draco geheimnisvoll. „Wir!"



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