Kapitel 21
„Mr. Malfoy. Hätten Sie kurz eine Minute?", sprach Heiler Smith den jungen Vater an, der gerade gemeinsam mit seinem Sohn den Krankenhausflur entlang schlenderte. Sie hatten soeben den Termin beim Physiotherapeuten des St. Mungo beendet und waren nun auf den Rückweg in Scorpius Krankenzimmer.
„Wir gerade turnen.", erklärte das Kind strahlend.
„Ja Scorp? Das freut mich. Hat es dir wieder gefallen?", fragte der Heiler freundlich nach, bereits wissend, dass es dem kleinen Patienten sehr gut gefiel und er mittlerweile seine dritte Therapiestunde absolviert hatte.
„Jaaa.", antwortete das Kind begeistert.
„Das ist schön zu hören kleiner Mann. Du wirst nämlich deine Turnstunden noch etwas länger machen müssen, auch wenn du dann schon wieder Zuhause bist. Versprichst du mir, dass du auch weiterhin schön fleißig mitmachen wirst?"
Der Junge nickte eifrig, worauf sein Vater und auch der Heiler nur erfreut lächeln konnten.
„Gut. Wir wollen ja, dass du wieder ganz gesund wirst.", schloss der Mediziner nickend, ehe er seine Aufmerksamkeit wieder an den großen Blonden wandte.
„Um was geht es denn?", kam ihm dieser jedoch zuvor, ehe der Heiler zum Sprechen ansetzen konnte.
„Ich würde mit Ihnen gerne ein paar Dinge in Ruhe besprechen."
„Sollten wir nicht auf Miss Granger warten?", fragte Draco irritiert.
„Nein. Ich würde gerne mit Ihnen alleine sprechen. Außerdem habe ich Miss Granger bereits darüber aufgeklärt."
Draco runzelte stutzig die Stirn.
„Okay..", meinte er zögerlich.
„Soll ich Scorpius..", wollte der Blonde ansetzen, wurde jedoch vom Heiler freundlich unterbrochen.
„Nicht nötig. Es wird nicht lange dauern, außerdem habe ich ein paar Spielsachen in meinem Büro. Scorpius kann uns ruhig begleiten."
„In Ordnung.", schloss Draco und folgte dem Mediziner, der sich nun umwandte und die Richtung zu seinem Arbeitsbüro einschlug.
„Nehmen Sie bitte Platz Mr. Malfoy.", bat der Heiler, als sie das Büro betreten hatten und deutete auf einen der beiden Stühle, die vor seinem Schreibtisch standen.
Draco setzte sich auf den dargebotenen Platz und half Scorpius dabei, den Stuhl neben seinem zu erklimmen. Gut gelaunt und äußerst brav setzte er sich neben seinen Vater und sah sich neugierig im Heilerzimmer um. Draco legte den Arm um seinen Jungen, worauf dieser ihm ein strahlendes Lächeln schenkte.
„Nun gut. Es wird nicht lange dauern Mr. Malfoy. Zu allererst muss ich Ihnen zu meinem Bedauern mitteilen, dass nicht die vollständigen Behandlungskosten vom Ministerium übernommen werden. Wie sie sicherlich wissen, ist das Ministeriumsamt für magische Krankenkosten seit dem letzten Krieg immer noch sehr angeschlagen, weshalb es ja diese standardisierten Leistungspakete als Auswahlmöglichkeiten für jeden Versicherer gibt, was nichts anderes bedeutet, als dass nur reiche Hexen und Zauberer eine entsprechend ausreichende Medizinversorgung zugestanden bekommen.", erklärte der Heiler und sein zunehmend ärgerlicher Tonfall bezeugte deutlich sein Missfallen über diese Klassengesellschaft.
Draco nickte wissend, er selbst nannte – unsinnigerweise, schließlich war er Milliardär und konnte jede Krankenhausrechnung ohne Probleme begleichen - das Leistungspaket Platin sein eigen. Je höher der Betrag war, den man monatlich in das Amt für magische Krankenkosten einzahlen konnte respektive wollte, umso ergiebiger waren letztendlich die gesundheitlichen Leistungen und deren Kostenübernahmen.
„Miss Granger besitzt nur die Leistungsmerkmale Bronze, wodurch der Großteil der Behandlungskosten demnach nicht abgedeckt ist und ihr nun privat in Rechnung gestellt werden muss. Sie wurde von mir weitgehend darüber informiert und sie versicherte mir, sich eine Lösung einfallen zu lassen. Außerdem erkundigte sie sich über die Möglichkeit der Ratenzahlung.", erklärte Smith weiter und legte dem Blonden zur Untermalung seiner Erläuterung eine Übersicht der bisherigen Behandlungskosten in schriftlicher Form dar.
Mit raschen Blicken überflog Draco die Zahlungsaufstellung und blieb zuletzt einige Momente auf der Summe der Gesamtkosten hängen.
Draco schloss genervt über Granger die Augen. Salazar, sie war so ein stures verbohrtes Biest. Mit keiner Silbe hatte sie das erwähnt. Draco war schleierhaft, wie Granger jemals für diese Unsumme aufkommen würde können, schließlich verdiente sie in ihrem Halbtagsjob gerade mal so viel, dass sie einigermaßen mit ihrem Sohn um die Runden kam und auch darüber war er sich seit der Trennung von Wieselbee nicht mehr zu 100 % sicher.
Er war sich jedoch gewiss, dass sie das auch wusste, aber dennoch zu stolz dafür war, ihn um die Übernahme der Behandlungskosten zu bitten.
„Die Unkosten übernehme selbstverständlich ich. Mir war der Sachverhalt leider bis eben nicht klar. Miss Granger hat mich darüber in Unwissenheit gelassen."
„Das hab ich angenommen, deshalb wollte ich mit Ihnen darüber sprechen. Bitte verzeihen Sie mir meine Einmischung. Miss Granger ist wirklich eine außergewöhnliche und zudem beeindruckende Persönlichkeit und sie sollte es nicht noch unnötig schwerer haben als ohnehin schon. Denken Sie nicht? Und da sie die nötigen Mittel hätten..", wandte sich der Heiler väterlich an Draco und bedachte ihn zudem mit einem eindeutigen Blick.
Der junge Vater verspürte erstaunlicherweise keinen Groll gegen Dr. Smith bezüglich der Einmischung, sondern nahm stattdessen eine leichte Spur der Dankbarkeit für den etwa 10 oder 15 Jahre älteren Zauberer in sich wahr.
„Bitte übermitteln sie die Rechnung der Gesamtkosten an mich persönlich adressiert, Dr. Smith. Ich werde mich darum annehmen."
„Sehen Sie dies als bereits erledigt an."
„Sehr gut.", nickte der Blonde.
„Sehr gut.", plapperte der Kleinere fröhlich nach, worüber beide Erwachsenen schmunzelten.
„Nun zum nächsten Punkt.", fügte Xavier Smith hinzu und reichte dem Malfoy-Erben eine bunt bedruckte Broschüre, die dieser etwas irritiert entgegen nahm.
„Ich habe heute Morgen bereits mit Miss Granger darüber gesprochen.", deutete er an und nickte in Richtung des Flyers, den Draco in den Händen hielt und gerade eingehender betrachtete.
„Eine Eltern-Kind-Kur?", fragte der Blonde erstaunt.
„Ja. Es kommt in der Phase des Heilungsprozesses besonders darauf an, neben der körperlichen Regeneration auch die seelischen Kräfte wieder zu stärken. Lebensbedrohliche Krankheiten sowie deren Behandlung sind nicht nur für das kranke Kind extrem belastend, sondern für die ganze Familie. Auch wenn wir Dank der Magie die Nebenwirkungen und die Heilungsdauer deutlich minimieren konnten. Ich raten Ihnen dennoch, nach der stationären Versorgung bei uns eine familienorientierte Reha-Maßnahme in Anspruch zu nehmen.", sprach der Heiler ruhig und pausierte kurz in seiner Erzählung, um Draco das Ganze bewusst aufnehmen zu lassen, ehe er fort fuhr.
„Wir Heiler gehen davon aus, dass die Einbeziehung der gesamten Familie mit beiden Elternteilen und den Geschwistern, falls vorhanden, besonders wichtig ist. Zudem sind bei den betroffenen Familienangehörigen dadurch oft ebenfalls Belastungen aufgetreten, die nicht selten zu psychischen wie körperlichen Problemen führen können oder bereits geführt haben. Denken Sie daran, wie belastend die letzte Zeit vor allem für Miss Granger gewesen ist. Eine solche Rehamaßnahme würde demnach auch ihr zugutekommen und sehr gut tun."
Der junge Vater warf einen Blick auf seinen kleinen Sohn, der neben ihm saß und sich mittlerweile an ihn angekuschelt hatte und nun deutlich erschöpfter wirkte als noch vor einigen Stunden. Offenbar verlor der Stärkungstrank langsam seine Wirkung. Mitfühlend fuhr er ihm sanft über den kleinen hellblonden Schopf.
Der Heiler fuhr in seiner Erzählung fort und Draco wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem Mediziner zu.
„Ich kenne natürlich Ihre familiäre Situation Mr. Malfoy und ich zolle Ihnen meinen größten Respekt, dass sie trotz allem für ihren unehelichen Sohn einstehen. Das tu ich wirklich und ich weiß natürlich, dass es mir eigentlich nicht zusteht, mich darüber zu äußern. Bitte verzeihen Sie mir demnach, dass ich mich erneut in ihre privaten Angelegenheiten einmische, wenn ich sage, dass ich eine Rehamaßnahme für Scorpius im Zusammenspiel von Miss Granger und Ihnen am Geeignetsten erachte. Miss Granger wird nicht zur Ruhe kommen, sollte sie mit Scorpius als Alleinerziehende dort anreisen. Sie wären eine große Stütze für sie und Sie selbst, Mr. Malfoy, könnten die Beziehung zu Ihrem Sohn noch weiter festigen."
Draco antwortete nicht, entfaltete jedoch die kleine Broschüre und studierte sie still schweigend, die mit allerhand Informationen und wunderschönen Bildern glänzte.
„Die Miller Ranch ist eine ganz wunderbare Einrichtung. Meine ehemalige Kommilitonin aus der Heilerausbildung hat vor über 10 Jahren einen Amerikaner geheiratet. Ihr Erstgeborener erkrankte früh an Leukämie und verstarb leider an dieser Krankheit. Das Paar erstand daraufhin eine große Ranch und gründete die Enchanting children health facility – kurz ECHF. Seitdem widmen sie sich der Rehabilitation, Stärkung und Genesung erkrankter Kinder mit ähnlichen Krankheitsbildern, vorwiegend kleine Patienten mit Stammzellentransplantationen oder Krebserkrankungen. Therapeutisch steht neben der intensiven medizinischen Überwachung, dem Physio- und sporttherapeutischem Konzept, auch die psychologische Betreuung zentral als Einzel- und Kleingruppentherapien zur Verfügung, um den Erfordernissen immunsupprimierter Patienten gerecht zu werden. Im Fokus steht das Wiedererlangen einer stabilen Basis für Scorpius Gesundheit. Neben den Angeboten wie Entspannungsverfahren, Reit-, Ergo-, Bewegungs- und Familientherapie und den sonstigen Freizeitgestaltungen, ist genügend freie Zeit mit eingeplant, in der jede Familie eigenhändig die Umgebung erkunden oder diverse Freizeitangebote nutzen kann. Zudem gibt es ein spezielles, auf den Heilraum Natur und Tier ausgerichtetes Konzept, dass sich von vielen anderen Kureinrichtungen unterscheidet. Das Ziel ist, den Kindern auf der Miller Ranch eine unvergessliche, abenteuerliche und erfüllte Zeit zu ermöglichen, die sie wieder Kraft schöpfen lässt.", dozierte der Heiler weiter.
Draco nickte nur.
„Finanziert wird die familienorientierte Rehabilitation über einen extra dafür eingerichteten Spendenfond. Eine Kurmaßnahme dauert in der Regel drei Wochen und beginnt zu jedem 1. des Monats. Es wäre möglich, Scorpius noch im Juli für die Heilbehandlung unterzubringen."
„Hmm.. okay.", antwortete Draco perplex, zu überfordert von den ganzen Eindrücken und Erklärungen, die gerade auf ihn eingeprasselt waren.
Er schloss für einen Augenblick erschöpft die Augen und rieb sich angestrengt die Nasenwurzel.
„Was denkt Granger darüber?", setzte er fragend an.
Salazar, er war sich erst seit kurzem seiner Vaterschaft bewusst und die kurze Zeit über waren viel zu viel wichtige Entscheidungen von ihm gefordert worden. Er war doch kaum 22 Jahre alt.
„Ich nehme an, ihr ging es ähnlich wie Ihnen jetzt, Mr. Malfoy. Lassen Sie es sich in Ruhe durch den Kopf gehen. Ich habe den Rehabilitationsplatz für Scorpius zur Sicherheit schon einmal reserviert, da er der letzte freie Platz für die nächsten 5 Monate für Kinder in seinem Alter ist. Sie müssen wissen, jeder Monat bietet für zehn erkrankte Kinder einen Therapieplatz, zusammen mit ihren Familien. Die Familie Miller versucht meistens, die kleinen Patienten in altersähnliche Stufen einzuplanen, weshalb Scorpius jetzt im Juli am besten untergebracht wär. Fast alle Kinder wären demnach in ungefähr seinem Alter. Absagen können wir immer noch, wenn Sie sich anders entscheiden sollten. Sie sprechen am besten mit Miss Granger und ihrer Ehegattin noch einmal darüber und überlegen, ob sie Scorpius den Therapieplatz zukommen lassen möchten, ob Miss Granger alleine dorthin reisen soll oder ob sie sich daran beteiligen."
„Wo ist diese Ranch eigentlich?"
„In der Nähe von St. Antonio in Texas."
„Ohh.."
„Ja. Sie wären leider drei Wochen lang von Ihrer Familie getrennt und hätten aber darüber hinaus ausreichend Zeit, sich ihrem Sohn zu widmen."
„Ja...", antwortete Draco lahm und sah deutlich überfordert aus.
Nun glichen sich der große Blonde, sowie der Kleinere erneut verblüffend enorm, da beide das Gleiche relativ müde Gesicht machten. Scorpius gähnte bereits auffallend laut.
„Vielleicht sollte ich noch erwähnen, dass es Ihnen nicht möglich ist, auf der Ranch öffentlich zu zaubern, da sich sowohl magische, als auch nichtmagische Kinder unter den Rehabilitationsteilnehmern befinden. Mrs. Miller, meine ehemalige Kommilitonin, ist zwar reinblütig, ihr Ehegatte jedoch muggelstämmiger Herkunft. Ich hoffe, das stellt kein Problem für Sie dar, Mr. Malfoy?", fragte der Heiler vorsichtig.
„Unsinn. Nein tut es nicht.", antwortete der Malfoy-Erbe barsch, worüber der magische Mediziner erfreut lächelte.
„Ich werde den Antrag zur Kostenübernahme beim ECHF Spendenfond zur Sicherheit schon einmal vorbereiten, wenn das für Sie in Ordnung wäre."
„Nein.. das wird nicht nötig sein, Dr. Smith. Der Spendenfond ist für Menschen da, die wirklich Hilfe benötigen. Ich werde auch hier für die Behandlungskosten aufkommen. Glauben Sie mir, das tut mir nicht weh."
„Ja?", fragte Smith erfreut nach. „Das ist wunderbar Mr. Malfoy. Ich danke Ihnen. Und Sie werden sehen, sollten Sie sich dazu entschließen, mit Miss Granger und Ihrem Sohn gemeinsam an der Eltern-Kind-Kur teilzunehmen, was für eine tolle Gesundheitseinrichtung meine Freunde da aufgebaut haben."
„Ich werde darüber nachdenken."
„In Ordnung.", schloss Heiler Smith das Gespräch und erhob sich von seinem schweren Lederbürostuhl.
Draco tat es ihm gleich und schüttelte dem Mediziner dankend die Hand, ehe er sich zu seinem Söhnchen umwandte, um ihm vom Stuhl runter zu helfen. Als er jedoch bemerkte, wie sehr der kleine Zwerg schon müde war, hob er ihn sanft in seine Arme, worauf Scorpius seine kleinen Ärmchen um den Hals seines Vaters schlang.
„Na bist du müde mein kleiner Cowboy?"
Das Kind nickte mit seinem Kopf, den es an die Schulter des Blonden gelehnt hatte und raunzte leise.
„Jetzt gehen wir wieder in dein Zimmer zurück. Dann kannst du ein wenig schlafen, hmm?"
Erneute nickte Scorpius.
„Mummy auch da?"
„Bestimmt Kurzer. Und wenn sie noch nicht zurück ist, dann kommt sie sicher bald."
„Und Onkel Harry und Tante Tschini?"
„Ich weiß es nicht. Ich nehme es an, immerhin hat es Onkel Harry dir doch versprochen. Oder?", erklärte er leise, während er mit Scorpius auf dem Arm das Heilerbüro verließ und wieder auf den Krankenhausflur trat.
Er warf einen kurzen Blick auf seinen kleinen Sohn, der bereits die Augen geschlossen hatte, sich enger an die Schulter seines Vaters kuschelte und langsam ins Reich der Träume abdriftete. Der heutige Tag war für den kleinen Knirps anstrengend gewesen und der ältere Blonde hätte nichts dagegen, sich jetzt auch für ein kleines Schläfchen aufs Ohr zu hauen.
In Draco erwachte zudem der Wunsch, während er den Klinikflur entlang schritt, dass „Onkel Harry" keinesfalls mehr da wäre.
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