Kapitel 12
„Miss Granger. Ich hab wieder einen Kaffee für..", erschrocken brach der junge Pfleger in seinem Satz ab, als er anstatt Hermine Granger, den Vater des kleinen Scorpius Granger, Draco Malfoy, erblickte.
„Oh..", entkam es ihm nach einigen wenigen Augenblicken, in denen er stumm den blonden Milliardär betrachtet hatte, den Türgriff der weitgeöffneten Patiententür hielt er immer noch in der Hand.
Seine Enttäuschung, nicht wie gewohnt die liebreizende Miss Granger im Krankenzimmer vorzufinden, sondern den äußerst kühl und irgendwie beängstigt wirkenden CEO von Malfoy Solution Industries, konnte er nur schwer verbergen.
Draco Malfoy, der mit seinem kleinen Sohn im Patientenbett saß, zwischen ihnen das Krankenhausnachtkästchen mit der aufklappbaren Tischfunktion, das als Unterlage für ihre Maltätigkeit diente, sah argwöhnisch von seinem Zeichenpapier auf.
„Hallo...", quietschte sein kleiner Gegenüber bereits fröhlich drauf los, ehe er sich wieder seiner Zeichnung zuwandte und mit eingeklemmter Zunge hochkonzentriert weitermalte.
„Hallo Scorpius.", lächelte der Krankenpfleger grüßend zurück, obwohl der kleine Patient seine Aufmerksamkeit bereits wieder der Malerei gewidmet hatte.
„Mister Malfoy.", schloss der junge Pfleger nun etwas ernster und nickte höflich in Richtung des blonden Zauberers. „Guten Abend."
„Abend..", nickte der Blonde zurück, ohne dass ein Lächeln auf seine Züge trat.
Misstrauisch ließ er seine Blicke über den jungen Mann, mit den hellbraunen lockigen Haaren und den dunkelblauen Augen, gleiten.
Der Pfleger bemerkte die Musterung seiner Person nicht, da dessen Augen noch hoffnungsvoll den Raum abscannten, ganz so als würde sich gesuchte Braunhaarige irgendwo verstecken und jede Sekunde aus ihrem Schlupfloch hervor springen.
Seiner Mimik war nur zu deutlich die Enttäuschung zu entnehmen, als seine Hoffnung jäh zerstört wurde. Hermine Granger war nicht hier.
„Wenn Sie Miss Granger suchen, die ist nicht da, wie Sie sehr wohl sehen können.", schlussfolgerte der Blonde kühl.
Der braunhaarige Pfleger schluckte überfordert.
„Ja..", merkte er unnötig an.
„Sicherlich kann ich Ihnen aber auch weiter helfen..", sprach Draco scharf und schielte kurz auf das Namensschild, dass der Pfleger auf Höhe seiner Brust trug. „..David.."
„Ja..hmm..nein.. ich..", stotterte der Mann verlegen und drehte die beiden Papppapierkaffeebecher unruhig in seinen Händen.
„Sollte es sich um meinen Sohn handeln, so wissen Sie sicher aus seiner Akte, dass ich genauso befugt bin, Entscheidungen zu treffen oder Einsicht in Befunde zu erhalten."
„Das ist mir bewusst Mister Malfoy."
Obwohl Pfleger David um einige Jahre älter war als Draco Malfoy, war es doch dessen so selbstbewusste und machtausstrahlende Art, die ihn verunsicherte und einschüchterte.
„Miss Granger ist ..?", entkam es ihm nun zögerlich.
„..nicht da! Ja.. das hätten wir aber bereits geklärt."
„Sicher. Sicher."
„Also was ist nun? Hat Ihr Auftauchen etwas mit Scorpius zu tun?"
„Was?? Nein Nein Sir. Es ist alles in Ordnung."
„Und dennoch sind Sie hier.."
„Ja.. ich.. wollte zu..."
„Miss Granger. Ja.. das hab ich mittlerweile verstanden."
„Mummy nicht da!", erklärte Scorpius, während er seine bunt bemalten Finger betrachtete. Offenbar war wohl genauso viel Filzstiftfarbe auf den kleinen Kinderhänden, als wie auch auf dem Zeichenpapier gelandet.
„Kommt Miss Granger gleich wieder?", fragte Pfleger David hoffnungsvoll.
„Nein.", entkam es Draco eisig und wandte seinen Blick wieder auf seine Zeichnung.
Sein kleiner Sohn malte tatsächlich sehr gerne, etwas was Draco in diesem Alter immer gehasst hatte und es bereitete ihm einiges an Freude, wenn sein Daddy zusammen mit ihm zu den Buntstiften griff. Draco ließ sich meist von Scorpius dirigieren, was er zeichnerisch zu Papier bringen sollte, worauf das Endergebnis dem blonden Jungen schließlich immer ein glückliches Lächeln ins Gesicht zauberte.
„Aber wo.. ich..", stotterte der Braunhaarige überfordert.
„Hören Sie David..", fing Draco Malfoy kalt an und betonte den Namen des Pflegers besonders herablassend. „Es geht Sie zwar überhaupt nichts an, aber ich werde die heutige Nacht bei Miss Grangers und meinem Sohn bleiben. Miss Granger hingegen habe ich nach Hause geschickt. Sie hat es nach den Strapazen der vergangenen Woche durchaus verdient eine einzige Nacht auszuspannen. Oder denken Sie etwa anders darüber?"
„Was?? Nein.. nein.."
„Gut. Sie werden Ihre primitiven Annäherungsversuche auf einen späteren Zeitpunkt verschieben müssen."
„Was??? Nein nein Sir.. So ist es nicht."
„Nein? Dann gehört es jetzt wohl zum Standartverhalten des St. Mungo, den Angehörigen der Patienten einen Kantinenkaffee ans Bett zu bringen?"
Beschämt senkte der junge Mann die geröteten Wangen.
„Wenn es sonst nichts mehr gibt?"
„Nein."
„Gut. Dann können Sie gehen. Scorpius und ich würden gerne weiter malen."
„Natürlich.. natürlich Sir."
Feuerrot im Gesicht war Pfleger David bereits versucht, das Patientenzimmer zu verlassen, ehe ihn der Blonde stoppte.
„Ach und Pfleger David??"
„Ja Sir?"
„Den Kaffee können Sie hier lassen."
Verdutzt sah der Braunhaarige zwischen seine beiden Kaffee-To-Go-Bechern, von denen einer für Hermine Granger bestimmt war, hin und her, ehe Eile in seine Bewegungen kam und er einen der Becher hastig auf dem Nachtisch abstellte.
Eingeschüchtert hastete er aus dem Raum und hinterließ einen glucksenden Draco Malfoy, der dem Krankenhausangestellten kopfschüttelnd hinterher sah.
„Pfeife.", grummelte der Blonde in seinen nicht vorhandenen Bart.
„Pfeife?", fragte die liebliche Stimme seines Sohnes.
„Ja Pfeife Scorpius.. Tu mir einen gefallen und werd nie so eine Pfeife wie Pfleger David. Hörst du?"
Eifrig nickte der kleine Kerl, obwohl er wahrscheinlich gar nicht wusste, worauf Draco hinaus wollte. Sein Vater schenkte ihm ein herzliches Lächeln, ehe der kleine Mann seine bemalten Kinderhände zu ihm hoch hob.
„Daddy ich bunt."
„Oh. . ja.. das sehe ich.", schmunzelte der Blonde nun wieder deutlich besser gelaunt.
„Du sauber zaubern."
„Ein letztes Mal. Hast du verstanden? Beim nächsten Mal schruppen wir sie, bis sie ganz rot sind, damit du nie wieder in Versuchung kommst, deine Finger so zu bekleckern.", erklärte Malfoy ruhig, woraufhin seine kleine Mini-Ausgabe nur frech grinste.
Kopfschüttelnd, aber schmunzelnd zog er seinen Zauberstab hervor, um die Finger des Jungen von der Filzstiftfarbe zu befreien.
12 Tage waren seit der Stammzellenübertragung nun schon vergangen und Scorpius Allgemeinzustand besserte sich von Tag zu Tag mehr. Auch die Isolierung wurde Anfang der Woche aufgehoben, sodass Scorpius bereits wieder Besuch empfangen durfte. Die geänderte Situation war demnach gleich der Anlass für den Goldjungen gewesen, den kleinen Patienten im Krankenhaus zu besuchen. Mit im Schlepptau hatte er seine rothaarige Wieselfreundin und deren einohrigen Bruder George Weasley.
Es war schwer für Draco zu verbergen, dass er mehr als überrascht war, die drei Personen im Krankenzimmer seines Sohnes vorzufinden, als er nach seinen Geschäftsterminen Scorpius einen Besuch abstatten wollte. Auch wenn er mit den drei ehemaligen Mitschülern nichts anfangen konnte, war er dennoch positiv gestimmt, dass sie sich bei Hermine und Scorpius wieder sehen ließen, allen voran die temperamentvolle Rothaarige, die sich nur zu deutlich wieder mit der braunhaarigen Hexe ausgesöhnt hatte.
Die Stimmung war gedrückt gewesen, seit Draco Malfoy das Krankenzimmer betreten hatte und Scorpius ihm freudestrahlend um den Hals gefallen war. Obwohl der blonde Malfoy-Erbe sich zurück gehalten, dem Besuch keine Aufmerksamkeit geschenkt, sondern sich nur mit seiner kleinen Mini-Ausgabe beschäftigt hatte, lockerte sich die Situation keinesfalls, was die drei Besucher relativ schnell veranlasst hatte, ihren Nachmittagsbesuch zu beenden.
Offenbar war auch ihnen die Gegenwart des blonden Milliardärs unangenehm und keiner der Anwesenden hatte so recht gewusst, wie die angespannte Stimmung aufgelockert hätte werden können. Einzig George Weasley schien gegenüber dem Malfoy-Spross etwas aufgeschlossener zu sein und hatte ihm sogar einigermaßen an Freundlichkeit entgegen gebracht. Bei der Verabschiedung versprachen alle drei, sehr bald wieder zu kommen, was Granger ein strahlendes Lächeln ins Gesicht gezaubert hatte, worüber sich Malfoy sogar ehrlich freuen konnte.
Überraschenderweise war sogar sein bester Freund Blaise Zabini da gewesen, einen monströs großen Teddybär im Schlepptau, mit dem er sichtlich seine Mühe hatte über den Krankenhausflur zu laufen, geschweige denn durch den Türrahmen ins Patientenzimmer zu kommen. Draco Malfoy und Hermine Granger hatten ihr Lachen kaum noch zurück halten können, währenddessen der dunkelhäutige Blaise mit dem Betreten des Zimmers und dem Riesenteddy gekämpft hatte. Mit Draco's Hilfe war es dem ehemaligen Slytherin inklusive Teddy schließlich doch noch unbeschadet gelungen.
Der Blonde war seinem besten Freund mehr als dankbar für die Geste des Patientenbesuchs, denn nicht nur die leuchtenden Kinderaugen aufgrund des Riesenteddy's, auch Granger's Lachen, dass von ganzem Herzen kam, waren Balsam für Draco's Seele. Und nicht nur Blaise's Aufreten, auch er selbst, hatte bei dem jungen Patienten letztendlich gehörig Eindruck hinterlassen, denn Scorpius hatte den ganzen verbleibenden Abend, auch als Blaise Zabini schon wieder längst weg gewesen war, über seinen neuen „Onkel Blaise" gesprochen.
Etwas überfordert war Draco hingegen über den Besuch von Narzissa Malfoy gewesen, die sich eines Nachmittages in das Patientenzimmer seines Sohnes verirrt hatte. Geschockt war er im Türrahmen stehen geblieben und hatte verwundert auf das Bild gestarrt, dass sein verwirrter Kopf offenbar halluziniert hatte. Aber auch mehrmaliges Kopfschütteln und Augen zusammen kneifen hatte nichts dergleichen an der Lage und seinem Sehvermögen geändert: Narzissa Malfoy angeregt im Gespräch mit Hermine Granger, während sie gleichzeitig ihren einzigen
Enkel auf dem Schoß hatte.
„Oh Hallo Draco.", hatte die blonde Frau fröhlich geflötet, als wäre es ganz normal, dass sie hier wäre. „Langer Arbeitstag?"
„Ähh.. ja.. ich.... Mutter? Was machst du hier?", hatte der Blonde überfordert gestammelt.
„Nach was sieht es denn aus? Einen Krankenbesuch. Nicht war kleiner Mann?", hatte sie lächelnd mit Blick auf Scorpius geantwortet, ehe sie erneut das kleine Kind in ihre Arme zog und liebevoll herzte.
Dieser Besuch war bereits 5 Tage her und Narzissa Malfoy war sogar schon ein weiteres Mal zu Besuch gewesen. Sie verhielt sich Hermine Granger gegenüber äußerst freundlich, fast etwas mütterlich und dem kleinen Scorpius brachte sie offenbar ehrliche großmütterliche Gefühle entgegen, worüber Draco ihr mehr als dankbar war.
Zuhause im Manor war die Stimmung hingegen deutlich angespannter und gedrückter. Der junge Vater hatte, wie angekündigt, das Krankenhaus am Tag nach seinem Eingriff gegen den Willen der Ärzte verlassen, um sich ausreichend seiner Familie widmen zu können. Das Gespräch war lange, laut und nicht zur Astoria's Zufriedenheit geworden, denn wenn sie weiterhin Misses Malfoy bleiben wollte, war sie gezwungen sich zu fügen und die neuen Veränderungen zu akzeptieren.
Scheidung kam für die junge Frau keinesfalls in Frage, denn in ihren elitären Kreisen war diese Option ein regelrechter Skandal und Astoria Malfoy keinesfalls gewillt, ihren luxuriösen Standard und ihren äußerst attraktiven Ehemann aufzugeben. Sie würde daher lernen müssen, mit dem Bastard ihres Ehegatten auszukommen. Die ehemalige Greengras setzte jedoch große Hoffnungen auf eigenen Nachwuchs, wodurch Draco dann irgendwann das Interesse an seinem Bastard verlieren würde.
Im Moment jedoch blieb ihr nichts anderes übrig, als sich dem Wunsch ihres Mannes zähneknirschend zu beugen, denn die erhoffte Unterstützung seitens der Schwiegereltern blieb unverständlicherweise aus. Sie ahnte die Abneigung Lucius Malfoy gegenüber dem Schlammblut-Kind, war aber überaus schockiert darüber, dass der blonde Adelsmann nicht dagegen vorhing, sondern dem Wunsch seines Sohnes nachkam und dessen Kontakt zu seinem Bastard akzeptierte.
Sie war sich so sicher gewesen, dass sich ihr Schwiegervater dahingehend durchsetzen würde und Draco letztendlich den Kontakt zu seinem Bastard aufgeben würde. Sie hatte sich mittlerweile an ihren eigenen Vater gewandt und hoffte deshalb, dass dieser Lucius Malfoy ins Gewissen würde reden können, denn Astoria war ganz und gar nicht gewillt, einen Bastard in ihrem Eheleben zu dulden.
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