51. Every Breath You Take
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21:44 - Lzzy und Jay stehen in zweiter Reihe, neben Farrells Haus. Sein Auto steht unter dem Carport, neben dem weißem Bungalow. Es ist hier eine ruhige Gegend, das Haus steht ziemlich einsam, keine lärmenden Nachbarn. Er scheint im Wohnzimmer zu sein, dort brennt zumindest Licht. Es ist schon fast stockdunkel, nur die Straßenlaternen erleuchten die Straße. Der Kofferraum von Jays Kombi ist komplett voll, sie haben fast alles mitgenommen, sie müssen sich auf alles vorbereiten.
22:00 - Ein Klacken schallt durch die Straße, dass Lzzy auf dem Beifahrersitz beinahe zusammenzuckt. Dann gehen, eine nach der anderen, alle Straßenlaternen aus. Da muss Jay lachen: "Ha, Deutschland muss sparen, Strom ist zu teuer!" -Zack- Da fängt er sich erneut eine und Lzzy schlägt ihn auf die Schulter. Doch das hat eher die gegenteilige Wirkung, jetzt lacht er nur noch mehr. "Dir ist klar, dass das für unsere Observation nicht sonderlich hilfreich ist!", sie sieht ihn vorwurfsvoll an. "Ich weiß.", er schaut raus und beobachtet die Nachbarschaft weiter. Die Nacht legt bereits ein schwarzes Tuch über das Land. Alles ist dunkel, man kann kaum die Hand vor Augen sehen. Nur ab und an sieht man jemanden mit seinem Hund, an einer leuchtenden Hundeleine, Gassi gehen. Doch das Licht im Wohnzimmer von Farrells Haus leuchtet noch.
22:27 - Es ist Bewegung auszumachen. Lzzy stößt Jay an. Farrell öffnet die Haustür, sieht nach links und rechts und verschwindet dann genauso schnell wieder drinnen. "Das war komisch. Was sucht er, erwartet er jemanden?", fragt Jay. Lzzy schaut durch ein Nachtsicht-Fernglas und schüttelt den Kopf, "Nein, er hat Angst!" "Aber wovor?" "Tja, das gilt es herauszufinden!", sie schwenkt die ganze Straße mit dem Fernglas ab, "Aber ich kann nichts sehen!" "Dann hat er Angst, vor dem, was kommt!"
23:15 - "Bist du dir sicher, dass da noch etwas passiert?", Lzzy kneift die Augen zusammen, "Morgen ist der Stichtag und wenn wir ihn den ganzen Tag beschatten müssen!" Jay nickt nur und hält die Straße im Blick, doch es ist noch immer nichts zu sehen.
23:57 - Jay beobachtet die Straße. Inzwischen ist er mit dem Nachtsicht-Fernglas ausgerüstet. Doch dann legt er es auf den Schoß, "Wenn ich so darüber nachdenke. Was ist, wenn er auch einen Deal geschlossen hat. Also mit einem Kreuzungsdämon und morgen der Tag ist, an dem seine Seele geholt wird?" Lzzy reißt die Augen weit auf und dreht sich langsam zu Jay. "Alles okay?" Doch sie schüttelt mit immer noch weit aufgerissenen Augen den Kopf, "Weißt du, was das heißt?" Jay sieht sie erschrocken an. "Höllenhunde! Höllenhunde sammeln die Seelen ein, sie dienen den Dämonen und liefern sie!"
0:00 - "...und wie können wir sie aufhalten?" "Ich fürchte gar nicht, zumal sie nur für die sichtbar sind, die sie jagen! Warum sind wir da nicht eher drauf gekommen?" Plötzlich hört man eine Scheibe zersplittern und Schreie. Erschrocken sehen beide zum Haus. Das Fenster zum Wohnzimmer ist zerbrochen und die Scherben auf dem Boden scheinen sich zu bewegen. Sofort stürmen sie aus dem Auto und rennen zum Haus. Jay will gerade durch das kaputte Fenster springen, als die beiden ein helles, fast schon weißes Licht blendet.
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Sie sind zu spät. Als sie das Wohnzimmer betreten, liegt Farrell bereits blutüberströmt auf dem Boden. Er scheint in den Hals gebissen worden zu sein, er ringt nach Luft. Jay geht zu ihm versucht ihn zu stützen, als er Jay packt und ihn zu sich zieht. Er sieht ihm direkt in die Augen und schüttelt seinen Kopf. Mehr als ein Röcheln bekommt er nicht heraus. Der zuckt ein paar mal, dann sieht er, wie das Leben aus seinem Körper weicht. Er lässt Jay los und sein Kopf fällt nach hinten.
Jay schließt Farrells Augen und senkt den Kopf, dann legt er ihn langsam zurück auf den Boden. Lzzy beobachtet das Ganze, doch dann bleibt sie wie angewurzelt stehen, "Jay...". Er sieht sie an, doch sie starrt nur an ihm vorbei, hinter ihm. Er dreht sich langsam um und sieht gerade noch, wie sich ein Läufer verschiebt. Der Teppich rutscht ihm entgegen. Dann hört er ein Schnaufen und zwei gelbe Augen funkeln ihm entgegen. Langsam steht er auf und geht ein paar Schritte zurück, bis er neben Lzzy steht. Die gelben Augen starren beide an, es kommt ihnen fast vor, als können sie sein Schnaufen sehen. Es fängt an zu heulen und rennt auf beide zu. Geistesgegenwärtig springen beide auseinander. Doch der Höllenhund springt zwischen beiden hindurch, zum Fenster und verschwindet in der Nacht.
Lzzy und Jay sehen sich an. "Alter, Höllenhunde? Was für ein Scheiß wird das hier?", platzt es aus Jay heraus. Sie stehen langsam auf, "Wir müssen hier weg!" Lzzy befürchtet, dass hier gleich ein Blaulichtgewitter vorfahren wird; es wäre nicht so gut, wenn sie dann noch hier sind. Sie gehen durch die Scherben zurück zum Fenster. Draußen ist noch alles dunkel, scheinbar hat das Ganze noch keiner gehört. Sie eilen zum Auto, da gehen auch schon die ersten Lichter in der Nachbarschaft an. "Lass das Licht besser erst mal aus", gibt Lzzy zu bedenken. Jay nickt nur.
Ein paar Straßen weiter schaltet er das Licht wieder ein und sieht zu Lzzy. Sie sitzt zusammengesunken im Beifahrersitz und starrt in die tiefschwarze Nacht. Jay setzt den Blinker und hält, mit laufendem Motor, auf dem Seitenstreifen an. Als er sich zu Lzzy dreht, schüttelt sie nur den Kopf, "Das war das nächste Opfer, wir konnten ihn nicht retten. Schon wieder!" "Lzzy!" "Nein, es ist unsere Schuld, wenn sie noch ein Opfer finden, war das. Dann kommen die vier Reiter, dann ist die Hölle auf Erden!", sie lässt den Kopf sinken. Doch Jay beugt sich zu ihr rüber, hebt ihren Kopf an und sieht ihr direkt in die Augen: "Was bitte hätten wir machen sollen. Wie hätten wir Höllenhunde bekämpfen sollen. Sein Schicksal hat er selbst vor Jahren besiegelt!" "Wir hätten eher einschreiten müssen!" "...und was dann? Was hätten wir ausrichten sollen, gegen Höllenhunde?" Doch Lzzy schüttelt den Kopf und schaut erneut zu Boden. Er nimmt beide Hände und streicht über ihre Wangen: "Was hätte das gebracht, wenn wir dadurch sterben. Wenn ich dich verlieren würde. Ihm läuft eine Träne die Wange hinunter. Lzzy sieht ihm tief in die Augen und nimmt ihn in den Arm. Nach einem Moment lösen sie sich voneinander. Lzzy streicht Jay über den Nacken und zieht ihn erneut zu sich heran. Sie holt tief Luft, schließt die Augen und küsst ihn; diesmal ist es kein flüchtiger, ja fast schon heimlicher Kuss. Nein, das erste Mal seit langem, beginnt Lzzy loszulassen. Sie lässt sich fallen, das Gefühl, das sie nie zulassen wollte, hat sich durch ihre Mauern gekämpft. Alles fällt von ihr ab, während sie sich küssen. Die Leidenschaftlich, das Kribbeln im Bauch, alles ist wieder da. Doch sie ist froh, ja geradezu glücklich darüber, dass sie kaum voneinander loskommen.
Bis Jay auf einmal die Kupplung fliegen lässt und der Wagen einen Satz nach vorne macht. Sofort fallen beide wieder in ihre Sitze. Während Jay, vor Schreck, ein paar mal blinzelt. Sitzt Lzzy auf dem Beifahrersitz und grinst. Dann räuspert sich Jay, legt den Gang wieder ein und fährt weiter.
Auch wenn sie die eine Schlacht heute verloren haben, haben sie eine andere gewonnen! Sogar wenn sich die Lage zuspitzt, sind die beiden immer füreinander da. Jay hat Lzzy neuen Lebensmut gegeben; er hat sehr viel Geduld aufgebracht, um ihr Vertrauen zu gewinnen. Nur so konnte er ihr zeigen, dass erst die Liebe, das Leben lebenswert macht.
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Doch konnten sie da noch nicht ahnen, auf welch harte Probe sie noch gestellt werden würde...
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