2. Another Brick In The Wall

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https://youtu.be/lXlcC3WTQzg

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Er erzählte ihr von offenen Türen und Fenstern, die sich ganz von selbst öffneten, von seltsamen Geräuschen in der Nacht, die niemand hören konnte, aber die dennoch da waren. Immer mehr solcher unheimlicher Zufälle häuften sich, und Lzzy begann sich zu fragen, was dahintersteckte. Es war, als würde ein unsichtbares Band sie immer tiefer in diese Geschichten hineinziehen.

Neugierig und zunehmend beunruhigt, machte sie sich auf die Suche. Die moderne Welt des Internets bot ihr alles, was sie brauchte. Mit einem Klick öffnete sich eine unendliche Menge an Informationen, und sie gab die Adresse des Hauses in eine Suchmaschine ein. Ihre Finger tanzten über die Tastatur, tippte alle Informationen ein, die sie in Gesprächen von Jay gehört hatte. Immer weiter vertiefte sie sich in die Erzählungen von früheren Bewohnern, von Geschichten, die von seltsamen Vorfällen und unerklärlichen Phänomenen berichteten.

Nach kurzer Zeit entdeckte sie etwas. Ein Zeitungseintrag, der ihre Gedanken sofort festhielt. Ihre Augen weiteten sich, als sie die Worte auf dem Bildschirm las. Etwas stimmte hier nicht, und sie hatte das Gefühl, dass sie gerade einen Schlüssel zu etwas gefunden hatte, das tief unter der Oberfläche verborgen lag. Sie konnte nicht mehr aufhören zu lesen.

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TÖDLICHES UNGLÜCK ERSCHÜTTERT DIE NACHBARSCHAFT

Haven. Ein tragisches Unglück ereignete sich am Freitag in der Hafenstraße. Es wurde in der Hafenstraße eine Frau leblos unter einem Baum aufgefunden. Die Polizei ging zunächst von einem Suizid aus, doch die Umstände werfen Fragen auf. Neben der verstorbenen Frau wurde ein gerissenes Seil gefunden, das Zweifel an der ersten Einschätzung aufwirft. Könnte es sich um einen misslungenen Tötungsversuch oder etwa einen tragischen Unfall handeln? Die Ermittlungen laufen, und die Polizei bittet um Hinweise aus der Bevölkerung.

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„Ich habe es befürchtet!", rief sie. Es wurde ihr klar, dass sich in Jays Wohnung ein ruheloser Geist befinden musste. Doch sie wusste, was zu tun war. Inzwischen mochte sie Jay, und sie wollte ihm helfen. Aber wie? Er würde ihr das niemals glauben. Dafür war er zu bodenständig! Doch sie wusste auch, zu welchen Zeiten er arbeiten musste – das konnte ein Vorteil sein, dachte sie. Ein Salz-Pentagramm vor der Tür könnte helfen, es war ein Schutz, der dafür sorgte, dass Geister und Dämonen nicht mehr eintreten konnten. Er wäre sicher, und sie könnte sich in Ruhe darum kümmern, warum der Geist in die Wohnung wollte. Doch dazu musste sie in seine Wohnung, denn dort musste etwas sein, das den Geist festhielt. Der Geist war noch nicht bereit, ins Licht zu gehen. Irgendetwas hielt ihn hier. Ihre Aufgabe war es, herauszufinden, was das war.

Moment. Sie musste nachdenken. Das würde bedeuten, dass sie in Jays Wohnung müsste – und das wollte sie unbedingt vermeiden. Auf der Arbeit miteinander zu reden und Spaß zu haben, war das eine, das tat ihr gut. Allerdings war es etwas völlig anderes, in seine Wohnung zu gehen. Das fühlte sich für sie fast wie ein Date an. Und das wollte sie immer vermeiden. Zu viel Nähe, zu viel Bindung. Sie fürchtete sich davor, sich erneut zu öffnen und am Ende wieder alles zu verlieren.

Also beschloss sie, wenn er zu Hause war, zu ihm zu fahren. Um vor der Eingangstür ein Salz-Pentagramm zu legen. Vor der Arbeit würde sie es wieder zusammenfegen. Er würde nichts mitbekommen, da die Geister nur in der Dunkelheit aktiv waren. So wäre er sicher. Er hätte keine Ahnung, und die komischen Dinge wären verschwunden. Quasi eine Win-win-Situation.

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Doch gerade heute klingelte ihr Handy, und Jay schickte das Bild. Ein kalter Schauer lief ihr über den Rücken. Sie musste schnell reagieren. Mit einem Blick auf das Display atmete sie tief durch, denn offenbar hielt er es nur für einen Klingelstreich, ohne zu ahnen, wie viel mehr dahintersteckte.


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NOW...

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J: Das werden die Nachbarskinder gewesen sein.

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J: Dabei ist noch nicht mal Halloween!

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Diese zwei Nachrichten erscheinen auf Lzzys Handy, und sofort springt ihr Blick darauf. Ihr Herz schlägt schneller, als sie die Worte auf dem Bildschirm liest. Ohne zu zögern, tippt sie ihre Antwort ein. Ihre Finger fliegen über die Tasten, während ihre Gedanken wirbeln. Es fühlt sich fast wie ein Reflex an, als ob sie schon weiß, was sie sagen muss. Doch in Wahrheit ist sie sich nicht sicher, wie sie die Situation am besten ansprechen soll.

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L: Denke ich auch.

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L: Wenn was sein sollte schreib mir, dann klopp ich alle weg!

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Jay weiß nicht, wie ernst sie es meint. Er kann nicht ahnen, wie tief Lzzy in ihren eigenen Gedanken und Sorgen verstrickt ist. Er sieht nur die Oberfläche, die sie ihm zeigt, und er kennt nicht das Leben, das sie früher führte – das Leben, das sie versucht zu verstecken, hinter einer Fassade aus Härte und Distanz. Sie ist sich bewusst, dass er nie die ganze Wahrheit erfahren sollte.

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J: Haha, ja ich nehme dich beim Wort!

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Daraufhin legt sich Lzzy schlafen, doch bevor sie sich ins Bett legt, stellt sie noch schnell ihren Klingelton an. Man weiß ja nie, besser sicher als nachher überrascht zu werden. Selten hat sie so ein merkwürdiges Bauchgefühl. Doch heute ist es da, und sie kann nicht genau sagen, warum. Es fühlt sich einfach seltsam an, ein unbestimmtes Gefühl, das sie nicht abschütteln kann. Aber sie ist bereit, für alles, was kommen mag.

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Jay hingegen hat sich eine Pizza in den Ofen geschoben und den Wecker gestellt. Dann lässt er sich auf die Couch fallen, schaltet den Fernseher an und überlegt, ob er sich die Polizisten-Serie ansehen soll. Während er durch die verschiedenen Streaming-Anbieter scrollt, hört er plötzlich ein Klickgeräusch hinter sich.

Das Licht im Flur geht an. Er dreht sich um, überrascht. Was ist jetzt wieder los? Also steht er auf, geht zum Schalter und macht das Licht wieder aus. Kaum ist er wieder auf der Couch, klingelt der Wecker – die Pizza ist fertig. Er geht in die Küche, holt sie aus dem Ofen und schneidet sie in Stücke. Als er zurück zum Fernseher geht, geht das Licht im Flur erneut an. „Ich hab's doch gerade ausgemacht!", denkt er und stellt die Pizza auf den Couchtisch. Genervt macht er das Licht ein weiteres Mal aus und setzt sich wieder auf die Couch. Kaum hat er ein Stück Pizza in der Hand, geht das Licht wieder an. „Alter, was soll der Quatsch? Habe ich einen Kurzschluss oder was?" murmelt er und geht erneut zur Lampe, um den Stecker zu ziehen.

Als er sich wieder hinsetzt und zur Pizza greifen will, klickt es erneut. Langsam dreht er sich um. Das Licht im Flur ist wieder an. Er blinzelt ein paar Mal, als könnte er sich das nicht richtig erklären: „Wie kann das sein?"

Verwirrt kratzt er sich am Kopf, steht ein viertes Mal auf und überprüft den Stecker. Er liegt auf dem Boden. „Wie kann die Lampe leuchten, ohne Strom?" fragt er sich und greift nach seinem Handy.

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J: Ich habe dir doch von den komischen Dingen erzählt!

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J: Scheinbar geht es wieder los.

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J: Das Licht im Flur geht immer an. Ich dachte, ich hätte einen Kurzschluss.

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J: Doch als ich den Stecker gezogen habe, ging die Lampe trotzdem an. Wie kann das sein, ohne Strom?

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Lzzy ist gerade eingeschlafen, als das Handy sie weckt. Sie liest die Nachrichten und weiß, dass ihre Befürchtung wahr wurde. Nur was soll sie jetzt machen? Dann tippt sie in ihr Handy.


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L: Du verarschst mich doch.

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J: Leider nein.

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J: Was soll ich denn jetzt machen?

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L: Hast du Salz da?

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J: Äh, ja.

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L: Versuch mal folgendes, geh in einen anderen Raum und nimm das Salz. In allen Öffnungen, also Fenster und Türen, streust du Salz. Also von Wand, zu Wand.

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J: Äh, warum?

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L: Also...

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J: Ja?

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L: Ich denke, dass du einen Geist in deiner Wohnung hast.

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L: Geister, können nur durch Fenster, oder Türen, Räume betreten.

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L: Wenn du Salz dazwischen streust, können sie die Räume nicht betreten.

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J: Äh.

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J: Woher weißt du das alles?

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L: Wir müssen uns mal unterhalten.

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J: Ach, quatsch, das ist ein Kurzschluss.

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Jay sieht sich um, als das Licht plötzlich zu flackern beginnt. Er geht zur Lampe, um die Glühbirne zu drehen, doch in dem Moment wird es eiskalt. Ein kalter Schauer läuft ihm über den Rücken, als er seinen eigenen Atem vor sich sehen kann, der sich in der kühlen Luft bildet. Plötzlich steigt dichter Nebel auf und umhüllt ihn. Langsam, beinahe unmerklich, beginnt sich vor ihm eine Gestalt abzuzeichnen. Ein Umriss, dann immer klarer – eine Frau wird erkennbar, ihre Form wird schärfer, während der Nebel sich lichtet.

Was zur Hölle..." 

Dann hebt die Frau ihren Arm und beginnt zu schreien – ein ohrenbetäubender Schrei, der durch die Stille hallt. Erschrocken tritt Jay einen Schritt zurück, stolpert und fällt schwer zu Boden. Die Frau schwebt näher, ihre Bewegung unaufhaltsam, und streckt ihre Hand aus, als wolle sie ihn packen. In Panik greift Jay hinter sich, sucht verzweifelt nach etwas, das ihm als Schutz dienen könnte. Schließlich erwischt er etwas – schwingt es im letzten Moment herum und trifft die Erscheinung. Der Geist löst sich sofort in Rauch auf, der wie ein Wispern in der Luft verblasst.

Jay bleibt regungslos liegen, starrt auf seine Hand. Der alte Nietengürtel, der unter der Couch verborgen war, liegt nun in seiner Hand. Was zum Teufel war das gerade?

Er atmet tief durch, versucht, seine Gedanken zu ordnen, und greift schließlich nach seinem Handy.

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J: Ich glaube, ich habe gerade einen Geist getötet!

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L: WAS???

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J: Mit meinem alten Nietengürtel!

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Lzzy reißt die Augen auf, holt tief Luft und denkt nach. Das kann sein, fliegt es ihr durch den Kopf. Das Eisen der Nieten könnte tatsächlich geholfen haben, den Geist abzuwehren. Doch sie weiß es besser – der Geist ist nicht tot. Geister sterben nicht wie Menschen, sie sind bereits tot. Und sie kehren immer zurück. Ein Schaudern läuft ihr über den Rücken, als sie sich der unheilvollen Wahrheit bewusst wird.

Er wird wiederkommen.

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L: Jay, hör mir genau zu. Der Geist wird wiederkommen. Entweder gehst du in ein anderes Zimmer und ziehst Salz Linien, dann kann er den Raum nicht betreten.

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L: Oder du verlässt auf der Stelle deine Wohnung.

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L: Jay?

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L: Bist du noch da?

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Doch sie erhält keine Antwort. Sie starrt auf ihr Handy, ihre Nachrichten sind angekommen, wurden jedoch nicht gelesen. „Scheiße, was mach' ich jetzt?" Ihre Gedanken rasen. Was soll sie tun? Unruhe breitet sich in ihr aus, während sie verzweifelt nach einer Lösung sucht. Die Sekunden dehnen sich, als ob die Zeit selbst sich gegen sie stellt.

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