16. Who Can We Trust
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Heute ist kein guter Tag. Der Kollege hat sich krankgemeldet, "Dann stehst du hier wieder alleine!", denkt Jay. Doch gleichzeitig Leergut wegräumen, Neuware packen reicht ja schon. Doch wenn dann die Werbeware fehlt, fragen die Kunden nach. Viele Kunden, gefühlt jeder Zweite. Blöd nur, wenn die Werbeware nicht aus deiner Abteilung ist und du (weil du ja hier rumrennst) immer gefragt wirst, so kommst du nicht zu deiner Arbeit. Das Leergut füllt sich trotzdem, das ist den Kunden egal, sie können es nicht besser wissen. Um 10:00 kommt der Kollege; Jay ist froh, dass er jetzt da ist. Von 6:00 bis 10:00 alleine, das zerrt an den Nerven. Als sie zu zweit alles wieder aufgearbeitet hatten, sagt Jay nur: "Ich mache mal eben Frühstücks-Pause. Seit 6:00 keinen Kaffee!". Der Kollege lacht nur kurz und winkt ihm zu. Das soll wohl heißen, er kann zur Pause.
Auf nach hinten zum Pausenraum, da läuft ihm Lzzy über den Weg, "Alles Okay?" "Frag nicht!", sagt er nur und geht weiter. Kaum ist er hinten und will sich einen Kaffee einschenken, "Das ist doch jetzt ein Scherz", er stellt fest, dass dieser bereits leer ist. Das ist der Nachteil, wenn man so spät Frühstück macht. Dann öffnet sich die Tür, Lzzy tritt herein. In der Hand hat sie zwei Kaffees aus der Kühlung. Einen stellt sie Jay auf den Tisch, als er sich gerade hinsetzen wollte. "Äh, Danke", stammelt er dann, "Hattest du nicht schon Pause?" "Ich ziehe Mittag vor, es ist ja schon halb elf!", lacht sie dann, "Ich dachte, das hier ist heute wichtiger!" Sie lächelt ihn an. "Danke!", er weiß, was er an Lzzy hat. "Also, kein Ersatz, alleine bis jetzt, bei der Werbung?", fragt sie dann. Er nickt, "Man könnte meinen, du arbeitest hier!" Da müssen beide lachen. "Jetzt seid ihr ja zu zweit, es wird besser!", versucht sie zu beschwichtigen. "Ha, ja bestimmt!", muss Jay lachen, "Willkommen im Einzelhandel, keiner will die Arbeit machen, die Personaldecke ist eng gestrickt und wenn etwas "unvorhergesehenes" passiert, wirst du alleine gelassen." "Du solltest eine Marketing-Kampagne, für die Einzelhändler verfassen!", stellt Lzzy fest. "Zumindest wäre sie sehr nah an der Realität!", entgegnet Jay. "Ha, ha Touche'", lacht Lzzy. Doch die Pause war schneller vorbei, als beiden lieb war. Jedoch sollte Lzzy recht behalten. Zu zweit war es dann doch einfacher, es war zwar so viel los, dass sie noch immer Stress hatten. Aber es war doch angenehmer, als dort alleine zu stehen.
Zum Feierabend haben sie doch alles geschafft. Sodass Jay um 17:00 Schluss machen kann, der Kollege wird die letzten Stunden alleine durchhalten. So kann Jay, mit ruhigen Gewissen Feierabend machen. Als er zum Auto geht, wartet draußen schon jemand auf ihn. "Du bist spät dran, früher warst du schneller draußen!", sagt Lzzy. Jay sagt nichts, reckt den längsten Finger in ihre Richtung. Sie lehnt an seinem Auto und reicht ihm eine gekühlte Cola. "Kein Kaffee heute?", fragt er nur. "Nee, ist zu spät. Nachher kannst du heute Nacht nicht schlafen", Lzzy stupst ihn an die Schulter, als er sich neben sie ans Auto lehnt. "Witzig!", sagt er nur und grinst. "Positiv denken, auch solche Tage gehen vorbei." Jay grinst nur höhnisch, "Sicher, denn 'noch' habe ich morgen frei!" "Wird so bleiben, denn du hast morgen etwas zu tun", sie reicht ihm einen Brief hinüber. "Was ist das?", fragt er. Er schaut, was auf dem Umschlag geschrieben steht. "Einladung?", liest er laut vor, "Wofür?" "Na mach auf!", grinst sie ihn an.
Er holt den Brief aus dem Umschlag. Es ist ein gelbliches, dickeres Papier, wirkt sehr edel. Dann beginnt er zu lesen.
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Sehr geehrter Herr Merck...
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"Lass mich raten, das bin in dem Fall ich?", fragt er nach. Lzzy grinst nur, "Das siehst du richtig!". Dann liest er weiter.
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Wir möchten sie einladen, am 15. April 2023...
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"Moment, das ist ja morgen!", fällt ihm auf. "Ja, ich schätze, wir haben ein Date!", er starrt Lzzy an, die sich sichtlich amüsiert.
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...um 19:30 Uhr ist Einlass, zur Kunst-Auktion. Als großzügiger Spender, diverser Wohltätigkeits-Veranstaltungen und Kunstsammler, werden sie hierzu herzlich eingeladen. Gerne ist hierzu auch ihr Partner, oder ihre Partnerin eingeladen.
Wir hoffen auf ihre Zusage.
Mit freundlichen Grüßen
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"Ernsthaft?", er sieht erneut zu Lzzy, "Lass mich raten, du hast bereits zugesagt?" "Na, als deine 'Partnerin' ist das doch meine Pflicht!" "Ach, ist das so!" Da stellt sie sich vor ihn, schaut ihm tief in die Augen und blinzelt mehrfach. "Das könntest du mir doch niemals abschlagen, oder?" Da greift er nach ihrer Hand und spielt mit: "Wie könnte ich auch!" Sie beißt sich auf die Unterlippe, dann lachen beide. Als sie sich wieder beruhigt haben, nippt er an der Cola, "Wenn ich aber scheinbar recht reich bin, wissen sie denn nicht, wie ich aussehe?" "Das ist es ja, dieser Merck, ist sehr scheu. Normalerweise schickt er immer einen Angestellten und gibt ihm die Anweisungen per Telefon. Es ist nicht viel über ihn bekannt, nur dass er in deinem Alter ist, groß und schlank." Lzzy macht eine Pause und sieht Jay von oben bis unten an, wie er an seinem Auto lehnt, "...und das passt, denke ich." "Na, wenn du das sagst. Aber wie kommst du an die Einladung? Du wirst die ja kaum einfach so zugeschickt bekommen", will er wissen. "Abgefangen!", grinst sie. "Abgefangen?", er sieht sie skeptisch an. "Du weißt doch, ich bin gut vernetzt, auch bei der Post!", sie beißt sich auf die Lippen. "Aha...", kann Jay nur antworten.
"Worum geht es in der Auktion eigentlich? Also warum wollen wir dahin und mit welchem Geld wollen wir dort was ersteigern?" "Es geht um ein Schwert, besser gesagt um die Harpe!", sagt sie dann. "Moment, da klingelt was!", stellt Jay fest. "Du hast selbst nachgeforscht, ich merke das!", sie lächelt ihn an, "Der Legende nach, ist es eine gebogene Sichel, aus der griechischen Mythologie. Es ist Merkurs Waffe, sie kann alles abtrennen. Denn mit ihr hat Perseus Medusa enthauptet." Dann räuspert sich Lzzy kurz und redet leiser weiter: "...und der Titan Kronos kastrierte mit ihr seinen Göttervater Uranos." Jay musste lachen, "Stimmt! Du hast jetzt die Hoffnung, dass diese Sichel uns bei den Dämonen helfen kann." "Richtig, ein Dämon, egal wie stark er ist, kann ohne menschlichen Wirt nicht mehr machen und wir hätten eine Waffe, um uns zu verteidigen", erklärt sie. "Okay, aber mit welchem Geld ersteigern wir die? Ich meine, ich arbeite im Einzelhandel, da ist die Portokasse nicht so üppig gefüllt." Lzzy muss lachen: "Da, hab ich einen Plan."
Jay muss überlegen, bevor er antwortet. "Aber wie willst du sie da hinausbekommen, wenn das Ersteigern wegfällt?" "Wir gar nicht, ich habe ein paar Gefallen eingefordert. Die beiden werden das für uns erledigen. Doch wir müssen für eine Ablenkung sorgen", sie kann Jays Überraschung erkennen. "Vertrau mir, die beiden wissen, was sie tun. Wir sind per Funk miteinander verbunden, sie werden uns mitteilen, was gerade passiert, oder wenn wir helfen sollen. Die Einladung ist unsere Eintrittskarte, wir müssen den beiden nur einen Weg frei machen. So zusagen, die Tür öffnen. Gut, eigentlich nur die Hintertür." "Das soll funktionieren?", fragt Jay. "Es ist von Vorteil, wenn man Hausmeister in dem Gebäude war", grinst Lzzy. "Das Ganze plant ihr schon länger, oder?", er sieht sie an. "Schon ein wenig, ja!" "Und du vertraust ihnen?" "Ich würde ihnen mein Leben anvertrauen!", sagt sie bitterernst.
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Währenddessen, am anderen Ende der Stadt.
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"Bist du dir wirklich sicher, dass du das durchziehen willst!", sagt ein älterer Mann mit grauen Haaren und Schnäuzer, während er an einer Zigarre zieht. "Kalli, sie hat mir X-mal aus der Patsche geholfen, aber sie hat nie etwas dafür verlangt. Ich kann ihr das nicht abschlagen, das schulde ich ihr!". "Nate, du wolltest dich doch zur Ruhe setzen, Ellen weiß nichts davon, oder?", fragt Kalli. Nate greift sich an die Stirn. Er scheint Mitte vierzig zu sein, hat dunkelbraune Haare, ist aber noch recht gut in Form. "Ach Kalli, das wird ein rein und raus Job, das haben wir schon so oft gemacht! Außerdem hast du da als Hausmeister gearbeitet!" Kalli schüttelt den Kopf, "Eine Woche, ja." "Ja also, das Kellerfenster, von dem du erzählt hast. Das ist nicht im Alarmsystem, da können wir einsteigen!". "Schon, aber das ist vergittert und von innen verschlossen.", stellt er fest. "Da kommt Lzzy ins Spiel! Sie hat da eine Idee, sagte sie. "Trotzdem müssen wir an den Wachen und den Parkwächtern vorbei." Da kramt Nate etwas unter dem Tisch hervor, "Hier." Er schmeißt ein paar Klamotten auf den Tisch. Als Kalli sie auseinanderfaltet, sagt er: "Uniformen?" "Der Parkwächter ja, für die Autos. Na ja, die, die Autos der Gäste zum Parkplatz fahren. Der Parkplatz ist hinter dem Haus, dort sind keine Kameras!". "...und die Kellerfenster sind um die Ecke.", Nate nickt, "Die wir, wenn wir zwischen den geparkten Autos durchschleichen, erreichen können." Kalli muss überlegen, "Hmm, das könnte tatsächlich funktionieren."
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