Visionen
Der Mann hatte dunkle Haut und ein freundliches Lächeln. Er war zwar etwas pummeliger, strahlte aber dennoch diese Hilfsbereitschaft aus. Gemächlich schlenderte er über den Gehweg und grüßte die Leute, die ihm entgegenkamen. Sein Handy läutete und er nahm ab. Zuerst schien es so, als sei es ein ganz alltäglicher Anruf. Doch dann änderte sich der Gesichtsausdruck des Herren. "Ja das kann ich machen", murmelte er seltsam monoton. Einen Bruchteil einer Sekunde flimmerten Bilder auf. Er, mit einer Waffe in der Hand. Der Abzug wurde betätigt.
Der dunkelhäutige steckte sein Handy weg, setzte wieder sein freundliches Lächeln auf und lief weiter.
Die Situation änderte sich. Jetzt stand die Person, um die es sich eindeutig drehte in einem Geschäft und sah sich nach einer Waffe um. Obwohl der Verkäufer versuchte es zu verhindern, lud er das Gewehr und schoss. Sein Gegenüber war Tod, bevor er den Boden erreichte. "Es ist alles okay. Jetzt wird alles wieder gut", sagte der Kerl, mit der Waffe und drückte sie sich zufrieden ans Kinn. "Es ist alles okay." Der Schuss halte durch den ganzen Raum.
Den Mund zu einem stummen Schrei aufgerissen schreckte ich hoch. Ich sah mich verzweifelt um und war daran bemüht mein Orientierung wieder zu finden. Da ging mir ein Licht auf. Winchester. Die beiden Jungs. Der Impala. Ich saß in Deans Auto! Gott, das war alles nur ein Albtraum gewesen. Erleichtert schloss ich die Augen und atmete tief durch. Das war jetzt schon das zweite mal in dieser Woche, das ich so seltsame Träume hatte. Davor waren sie nie so deutlich gewesen, doch in den letzte Tagen...da sah ich sogar Orte, die es wirklich gab. Jetzt dreh ich noch komplett durch! Ich schüttelte den Kopf und wollte mich strecken...doch etwas hielt mich zurück. Verblüfft sah ich an mir herunter. "Nein..." Das hatten die beiden Spasten jetzt nicht wirklich getan..! Wo zum Teufel waren sie eigentlich?! Genervt rüttelte ich an den Handschellen, von denen das andere Ende an dem innere Türgriff befestig war. Das konnte doch nicht wahr sein! Ich stieß wütend die angehaltene Luft aus und lies mich zurück in den Sitz fallen.
Mein Magen knurrte und bewies mir somit mal wieder, wie lange ich schon wartete. Noch dazu würde es hier drinnen schönlangsam echt verdammt stickig. Das nenn ich mal keine artgerechte Haltung! Wie aufs Stichwort wurden beide Türen gleichzeitig aufgerissen und die zwei Jäger schwangen ihre Hintern auf die Sitze. "Fahr sofort los!", kommandierte Sam ohne eine einzige Reaktion auf die wütenden Ausrufe, die ich ausstieß, zu verschwenden. Verwirrt sah ich zu, wie der Wagen vom Parkplatz rollte und einen mir unbekannten Weg einschlug. Es herrschte erdrückende Stille. "Äh Jungs", ich räusperte mich. "Was genau haben wir vor?" Sam ignorierte mich weiter, massierte sich nur die Schläfe, als habe er Kopfschmerzen. Sein Bruder hingegen warf mir wenigstens einen kurzen Blick über die Schulter zu und antwortete. "Wir haben garnichts vor. Du auf jeden Fall nicht. Sam und ich arbeiten an einem neuen Fall und du bleibst schön im Auto!" Sein verlangender Tonfall machte mich rasend vor Wut, doch ich verkniff mir ein bissiges Kommentar. Dachte er etwa, er sei meine Mutter?! So benahm er sich jedenfalls!
Die restliche Autofahrt verlief schweigend und ohne jeglichen Zwischenfall. Ich konnte nichts anderes tun, außer gelangweilt aus dem Fenster zu starren und manchmal an meinen Fesseln zu ziehen. Doch das brachte auch nicht wirklich viel...irgendwann stoppte Dean den Wagen dann so abrupt, das ich fast mit meinem Kopf an seine Kopflehne geknallt wäre. "Alter! Wen du das nächste mal ein Selbstmordkommando begehen willst, warn mich bitte vor!" "Warn du mich doch bitte vor, wen du das nächste Mal dein Vorlautes Maul aufreißt!", knurrte er zurück, als ich ihn sauer aus meinen dunkelblauen Augen anfunkelte. Bevor ich etwas erwidern konnte, stiegen Sam aus und Dean folgte ihm. Na toll!
Gott sei Dank dauerte es dieses Mal nicht halb so lange wie letztens! Nach einer guten halben Stunde langweile, bemerkte ich, wie Dean aufs Auto zu gejoggt kam und sich ans Steuer setzte. "Hey, wo ist Sam?", erkundigte ich mich, etwas freundlicher wie vorher nachdem er mir eine, verdächtig nach Essen aussehende, Tüte in de Schoss warf. "Beschäftigt.", antwortete Angesprochener knapp und drehte den Zündschlüssel. Grinsend wie ein Honigkuchenpferd zog ich den Krapfen aus seiner braunen Backpapierhülle. "Uuund was haben wir jetzt vor?" Er seufzte kurz resigniert auf. "Ich werde jemanden verfolgen." Genüsslich biss ich in das köstliche Gebäck. "Okay, dann wünsche ich dir viel Spaß dabei!" Mit diesen Worten ließ ich in zufrieden, verschlang meine kleine Leckerei fertig und machte es mir dann wieder bequem. So bequem, wie es gefesselt in einem Auto halt ging...Dann schloss ich die Augen und versuchte noch eine Mütze Schlaf ab zubekommen.
Währenddessen:
Dean folgte Andy unauffällig mit seinem Auto. Er trommelte immer wieder unsicher mit den Fingern auf dem Lenkrad rum. Natürlich, das Mädchen war heiß, doch sie hatte versucht sie zu bestehlen. Noch dazu war sie unfreundlich wie sonst was und sie kannten noch nicht mal ihren Namen. Plötzlich hielt Andy vor dem Impala, seinen Transporter an, stieg aus und kam auf das runtergekurbelte Fenster zu. "Geile Karre! Das man so was noch sieht." So ein Loser, dachte sich Dean, doch konnte es nicht aussprechen. Das einzige was aus seinem Mund kam, war ein viel zu nettes "Oh ja!" Sein Gegenüber grinste. "Darf ich mal ne Runde drehen?" Am liebsten hätte der Jäger ihm so krass die Fresse poliert, das er nicht mehr sehen konnte. Doch wie ferngesteuert lächelte er nur weiter dieses grausige, monotone Lächeln und stieg aus. Die Schlüssel blieben stecken. "Ja klar!" Andy rutschte sofort auf den Fahrersitz und rauschte los...nur leider ohne dabei die schlafende Alex auf dem Rücksitz wahr zu nehmen...
Ein etwas längeres Kapitel für euch, hoffe ihr mögt es. Wen Ja dann lässt doch mal ein Vote oder Komi da..würde mich freuen❤️
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