12 - Gin Tonic
Da bin ich wieder ;)
[Louis]
Während der Autofahrt zum Club hatte mich Zayn die ganze Zeit ausgefragt, doch ich antwortete ihm nur sehr zurückhaltend. Ich verstand nicht, wieso er so viel über mich wissen wollte.
"Wo wohnst du eigentlich?" fragte er schließlich, als wir durch den Clubeingang hinein gingen und uns im Inneren des Showroom wiederfanden. Ich verkrampfte mich noch mehr und mein Blick suchte Harry, doch der lief mit Kelly und Justin bereits ein paar Meter vor und steuerte direkt auf die Bar zu. Ich wusste ich konnte von ihm keine Hilfe erwarten und Himmel, ich war erwachsen. Ich brauchte keine Hilfe um ein paar private Fragen zu beantworten. Es war nur der Punkt, dass es eben private Fragen waren. Ich kannte Zayn nicht.
"Bei meinem Dad."
Zayn sah zu mir und nickte. "Cool. Was macht er so?"
Ich sah Zayn nun das erste Mal an und runzelte die Stirn. Seine Freundlichkeit überforderte mich nicht direkt, seine Fragerei jedoch tat es.
"Das geht dich nichts an." brachte ich hervor und er sah irritiert zu mir. "Sorry?"
Ich seufzte und sah mich um, versuchte herauszufinden, wie ich aus der Situation herauskommen konnte. Was sollte ich ihm schon sagen? Mein Dad kämpft ums Überleben? Mein Dad wird sterben?
Das konnte ich ihm nicht sagen. Das konnte ich niemandem sagen. Harry hätte ich davon auch nie etwas erzählt, wenn er nicht das Telefonat mitbekommen hätte. Es ging schließlich niemanden etwas an, meine Probleme waren meine Probleme.
"Tut mir leid..." sagte ich leise zu ihm und lief auf die Bar zu, an der die anderen standen und bereits angeregt eine Unterhaltung führten. Ich bestellte mir einen Gin Tonic. Zayn tauchte bei den anderen auf und über die Musik hinweg hörte ich, wie er Harry etwas sagte, das sicherlich nicht für meine Ohren bestimmt war.
"Was stimmt mit dem nicht? Wieso sollte er mit?"
Mein Blick ging zu Harry und dieser sah in diesem Augenblick zu mir. Er sah verwirrt aus und ich schluckte und sah wieder weg. Es war eine dumme Idee gewesen, hier mit hin zu kommen. Harry würde nun sauer auf mich sein, denn ich war nicht sehr freundlich zu Zayn gewesen und dieser war nun augenscheinlich ziemlich angefressen. Im Augenwinkel konnte ich sehen, dass die beiden diskutierten, hören konnte ich sie jedoch nicht mehr. War sicher auch besser so. Ich konzentrierte mich auf mein Getränk vor mir und seufzte.
"Tanzt du mit mir?"
Seine raue Stimme an meinem Ohr ließ mich erschaudern, ich sah zu ihm und musterte sein Gesicht. Er wirkte so freundlich und liebenswert. So glücklich.
"Entschuldige das vorhin, wegen Zayn."
"Ach, Lou. Manchmal sind die alle ganz schön neugierig. Lass sie reden. E hätte nicht so viel fragen sollen, das hab ich ihm auch gesagt. Er ist nicht sauer. Komm, tanz mit mir!" antwortete er und lächelte so gewinnend, dass ich nicht ablehnen konnte.
Immerhin hatte ich doch früher auch getanzt.
Ich leerte mein Glas, für ein bisschen Mut, und folgte dem Lockenkopf auf die Tanzfläche, wo er sofort anfing zu tanzen. Unbeholfen und steif begann ich ebenfalls mich zu bewegen, doch ich merkte dass ich eingerostet war. Früher hatte ich oft getanzt und war in Bars und Cubs gewesen. Früher, bevor...
"Erde an Louis!" Harry ergriff meine Hand und holte mich aus meinen trüben Gedanken zurück in die Wirklichkeit. Seine Finger verfochten sich mit meinen Fingern, sein Blick traf meinen Blick und in diesem Moment spürte ich, wie sich mein Herz öffnete. Eine Welle von Dankbarkeit durchschoss mich ganz unvermittelt und ich starrte ihn an. Harry strahlte mich an und begann, mich anzutanzen, ergriff nun auch meine andere Hand und ich wurde lockerer, bewegte mich mehr und ich könnte schwören, es war nicht mehr ganz so mechanisch wie zu Beginn. Der Junge vor mir schien dies auch zu merken, denn er lachte immer mehr und mehr und es löste etwas in mir aus, denn ohne zu merken kam ich ihm näher. Das Lied wechselte in diesem Moment in ein ruhigeres Lied, die Paare um uns herum fanden sich, tanzten miteinander und in Harry's Blick lag ein fragender Ausdruck.
Mutig, denn ich wollte dieses Gefühl nicht verlieren, ging ich ganz nah an ihn heran und legte meine Hand sanft in seinen Nacken, ließ ihn keinen Moment aus den Augen, ich musste überprüfen ob das hier auch für ihn Okay war. Doch ich brauchte seinen Blick nicht zu analysieren um das zu merken, denn Harry legte seinen Arme um meine Taille, die Hände auf meinen unteren Rücken und zog mich an sich. Gemeinsam tanzten wir zu der Melodie und blickten uns in die Augen.
Es war ein magischer Moment für mich. Der ganze Kummer der letzten Monate, sogar Jahre, war mit einem Mal in den Hintergrund gerückt, vor mir nur die grünen Augen und das verschmitzte Lächeln. "Du kannst ja tanzen." neckte er mich.
Und ohne es zu bemerken verzog sich mein Mund zu einem echten Lächeln.
[Harry]
Erstaunt beobachtete ich wie sich auf Louis' Gesicht ein Lächeln ausbreitete. Seine Augen leuchteten auf und die kleinen Fältchen darum erschienen. Mein Herz setzte einen Schlag aus und ich wusste nicht, wie mir geschah. Louis lächelte. Er lächelte so richtig. Und ich hatte das ausgelöst. "Wow.." sagte ich leise und zog ihn näher an mich. "Du bist einfach wunderschön, Lou."
Louis sah mich weiter an, wurde rot und das Lächeln verschwand ein wenig, jedoch nicht vollständig. "Das sagt der Richtige..."
Es kam so leise dass ich es bald überhört hätte, aber nein. Nein, das hatte er wirklich gesagt. Ich zog ihn näher an mich, ganz sanft und er ließ es geschehen. Wir hatten mittlerweile aufgehört zu tanzen. Sein Gesicht war mir jetzt ganz nah und ich spürte den Drang ihn zu küssen. Gleichzeitig hatte ich Angst, dass es zu früh wäre und ihn womöglich verschrecken könnte. Er hatte sich gerade erst geöffnet. Doch er wich nicht zurück, er lehnte sich an mich. Mein Herz begann wild zu schlagen.
Ich nahm all meinen Mut zusammen und als ich mich hinunter beugte, ertönte um uns herum das nächste Lied und alle schrien wie wild, weil es der neuste angesagte Song war. Louis entzog sich der Umarmung, ehe ich ihn aufhalten konnte und die anderen tanzten wie wild um uns herum und lachten. "Harry, los jetzt!" rief Kelly und ich wünschte, ich könnte sie alle wegzaubern. Oder mich und Louis. An einen anderen Ort. Einen ruhigeren Ort.
Doch unser Moment war vorbei. Louis hatte sich zurück in sein Schneckenhaus gezogen, er hatte den gleichen emotionslosen Blick wie vorher drauf und sah sich um, als würde er nicht hierher gehören. Ich war enttäuscht, doch gleichzeitig hatte ich das Gefühl, dass ich heute viel erreicht hatte. Es ging mir nicht darum, mit Louis irgendetwas Sexuelles zu starten. Ich wollte dass er glücklich war, dass er so viel wie möglich lächelte und schöne Momente hatte. Und das, da wir ich mir sicher, hatte ich eben erreicht. Wenn auch nur für einen Augenblick.
Kelly knuffte mich in die Seite und ich löste meinen Blick von Louis und sah zu ihr. Sie grinste mich an. "Du stehst auf Louis."
Ich seufzte und musste aber lächeln. "Lass mich in Ruhe."
Sie quietschte auf und umarmte mich, hüpfte dann zu Louis und griff ihn bei der Hand. Er sah sie irritiert an, doch sie achtete gar nicht darauf und zog ihn wieder näher an uns heran und tanzte um ihn herum. Wieder trat dieses kleine Schmunzeln auf seinem Gesicht auf und er begann mit ihr zu tanzen. Er entspannte sich. Ich war stolz auf mich. Es war mein Verdienst dass er hier mit uns auf der Tanzfläche war und zumindest nicht ganz verschlossen war. Immer noch verhalten, aber keineswegs so wie am Anfang.
Wir tanzten eine ganze Weile, bis ich durstig wurde.
"Ich hol mir einen Drink." sagte ich zu Kelly und Louis und der Blauäugige nickte mir zu und folgte mir zur Bar.
Wir bestellten beide einen Gin Tonic und ich bezahlte für beide, trank einen Schluck und sah ihn dann an. Er beobachtete mich.
"Das eben auf der Tanzfläche..." begann er und trank schnell einen Schluck. "Ja?" hakte ich nach.
Er blickte mich wieder an. Sagte nichts. Ich beschloss, ihm die Zeit zu lassen und sah ihn einfach nur freundlich und abwartend an.
Doch statt etwas zu sagen, beugte er sich vor und küsste mich.
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