20. Eine kleine Flamme
"Bitte, ich bin jetzt hier und ich will es wieder gut machen.", flüsterte er während um sie herum die Bevölkerung von Bittraslutet ihr Fest feierte. Die Fröhlichkeit der Menschen drang nicht in ihre kleine, dunkle Gasse der verworrenen Gefühle.
Ava sah ihren Vater im Halbdunkel der deprimierten Straßenlaterne an. Er wirkte älter als noch vor ein paar Wochen. Müder. Fast so müde wie sie. Sein Bart war weiß und die blauen Augen von vielen Fältchen umgeben. Ein alter Mann, dessen hagerer Körper von schmuddeliger Kleidung verborgen war.
"Ich hab dir einmal geglaubt. Du hast mir gesagt, dass du mein Vater sein willst, dass du all das Verlorene wieder aufholen möchtest. Und dann bist du gegangen."
"Ich weiß. Und das war dumm von mir." "Dumm? Du hast mich verraten, Matthias!" Und das Herz gebrochen, "den Fehler, dir zu vertrauen mache ich nur einmal. Besonders nachdem ich jetzt weiß...", sie hielt sich auf. Wollte sie das Matthias diese Information hatte? Aber es war bereits zu spät. Matthias verengte die Augen.
"Was weißt du jetzt? Was hat dir diese hinterhältige Schlange erzählt?" Ava strafte die Schultern, es gab keinen Grund sich klein zu machen. Sie tat nichts falsches, auch wenn William und Matthias ihr Naivität oder gar Leichtsinn anzudichten versuchten.
"Masao. Ich habe Masao kennengelernt." Der Name ihres Halbbruders schien ein Stück aus Matthias herauszubrechen. Er knickte ein und lehnte sich an die rote Ziegelsteinwand. "Verdammt."
"Ja, genau. So habe ich mich auch gefühlt, als ISABELLA mich über seine Existent aufgeklärt hat und nicht etwa mein Vater. Sie dachte, ich würde mich darüber freuen. Ein wenig Familie."
"Isabella tut nichts aus Selbstlosigkeit und ganz sicher niemanden helfen. Sie will dich damit nur manipulieren.", Matthias atmete schwer vor Zorn und senkte den Blick, "sie hätte es dir nicht sagen dürfen. Das geht nur sie und mich was an." Wieder dieser Irrglaube, Ava könnte Isabellas Stricke nicht wahrnehmen.
"Er ist mein Bruder. Ich habe ein Recht darauf von ihm zu wissen." "Halbbruder und nein. Die Sache mit Masao ist komplizierter als du dir vorstellen kannst." "Meinst du seine Krankheit? Du lässt ihn nur wegen Isabella leiden. Hasst du sie so sehr, dass es dir die Qualen deines Sohnes wert ist?"
Ihr Vater glühte vor Zorn. Er trat näher an sie heran, der offene Blick war ein Fenster in reinen Wahnsinn. Tobend versuchte er sich einen Weg aus Matthias herauszusuchen. "Du hast keine Ahnung, was mich Masao gekostet hat. Welche Entscheidungen ich habe treffen müssen-"
"er ist ein unschuldiges Kind! Welche Entscheidung gäbe es da zu treffen. Du rettest ihn, ganz einfach." "Es ist nicht so einfach.", Matthias atmete tief durch und wurde ruhig, verdächtig ruhig, "es gab Variablen zu bedenken."
"Variablen? Welche Variablen? Etwa Isabella und Georgette? Kategorisierst du so deine Kinder? Die Guten und die Schlechten, je nachdem von welcher Frau sie stammen? Zu blöd, dass Masao sich die falsche Mutter ausgesucht hat.", ihre Stimme triefte vor Gift und jeder Tropfen ließ Matthias gequält zucken. Es war ein herrlicher Anblick. Sie wollte ihm wehtun, wollte das er dieselben Schmerzen hatte wie sie.
"Hättest du mich auch sterben lassen, wenn Georgette nicht gewesen wäre? Sind dir deine eigenen Kinder so wenig wert?" Er sah ihr direkt in die Augen, als hätte er mit ihrer Abscheu gerechnet. "Es gab Variablen zu bedenken. Mehr kann ich dazu nicht sagen."
"Ich verstehe es aber nicht!" Sie waren beide seine Kinder. Er hatte sie beide im Stich gelassen. Und jetzt war er wieder hier und wollte was? Ihre Vergebung, ihr Vertrauen. Nichts davon würde er kriegen, wenn er seine Motive nicht erklären konnte. Matthias ballte angespannt die Hände.
"Wie du willst. Er ist nicht nur mein Sohn, er ist Isabellas. Er gehört viel mehr zu ihr als zu mir. Das hat sie von Anfang an so eingefädelt. Wir hatten eine Nacht. Eine furchtbar traurige, einsame Nacht und daraus wurde das beste Druckmittel das Isabella sich hätte wünschen können. Ich hatte keinen Kontakt und Bilder bekam ich nur wenn ich dafür bezahlte." "Mit Informationen.", mutmaßte sie und setzte ein weiteres Puzzleteil in das tragische Mosaik der Vergangenheit. Matthias nickte bekümmert.
"Immer wenn die Sehnsucht zu groß wurde, die Neugierde zu quälend gab ich nach...nur ein kleines bisschen. Und über die Jahre wurden aus dem bisschen immer mehr. Sie hat fast eine vollendete Formel. Ihre Wissenschaftler können nicht mehr weit davon entfernt sein."
"Und als er krank wurde?"
"Ihre Verzweiflung war allumfassend." "Warum hast du nicht dasselbe gefühlt? Warum hast du ihr nicht einfach das Serum gegeben, um ihn zu retten?" Masaos blaue Augen, sein Lächeln. Er war ihr Bruder. Matthias zeigte auf die Mauern um sich herum.
"Hat dir Bittraslutet nicht einen guten Eindruck gegeben. Das hat Isabella geschaffen. Ein Dorf, beinahe eine Stadt in der alle, wirklich alle, nach ihrer Pfeife tanzen. Totale Überwachung, strikte Regeln. Sie hat eine Monarchie innerhalb eines eigenständigen Landes ausgerufen. Stell dir ihre Macht vor, wenn sie erst das fertige Serum in den Händen hält. Was sie damit alles errichten und vernichten könnte. Die Welt wie wir sie kennen würde aufhören zu existieren. Ich habe 20 Jahre in ihrem Gefängnis verbracht, um die Welt vor einem Monster zu retten. Ich konnte das nicht einfach umsonst gewesen sein lassen. Ich konnte Masao nicht retten, nicht um den Preis der Welt. Es hätte mich zerbrochen....es hat mich zerbrochen."
Schweigend ließ sie seine Worte sacken, vernahm das Singen der Menschen, das Lachen. Dieses Dorf sprühte vor Lebendigkeit.
"Und wenn er stirbt? Würdest du dein Kind wirklich der Welt opfern? Einer Welt, die sich einen Scheiß für uns interessiert?" Ava biss sich in die Wange, um die Tränen zurückzuhalten. Sie kannte die Antwort. Hatte sie bereits gesehen. Beth. Sie saß seinetwegen im Rollstuhl.
"Es ist meine Schuld, dass Isabella das Serum hat. Meine Schuld. Ich habe diese Plage auf die Welt losgelassen. Ich muss dafür büßen." "Nur das nicht du die Buße leisten musst, sondern Masao." Eine einzelne Träne flüchtete, sein bekümmertes Gesicht sprach von Seelenqualen.
Graue Wolken nisteten sich über ihren Köpfen ein und ein lautes Donnern schreckte das gut gelaunte Dorf auf. Bald würde es regnen. "Masao, ein kleiner Junge, der Tiere liebt und so gerne ein eigenes Haustier hätte. Er ist keine Variable, er ist real und hat reale Schmerzen."
"Du würdest Isabella das Serum geben?" Die Antwort auf diese Frage war innerhalb von Sekunden gefunden. Ava nickte. "Ich würde ihn retten. Was danach kommt, kommt danach. Aber dieser Junge, mein Bruder, hat es nicht verdient zu leiden."
Ihr Vater schwieg. Erneut donnerte es und ein leichter Regen setzte ein. Ava zog die Kapuze tief ins Gesicht, verbarg was in ihr tobte. "Die Welt soll sich selbst retten. Wir sind ihr nichts schuldig.", flüsterte sie und wandte sich ab.
Ohne auf eine Erwiderung zu warten, trat sie in den Regen und verbannte jeglichen Gedanken an ihren Vater. Sie hatte ihre Erklärung. Eine starke Hand hielt sie auf. Matthias hielt sie fest, sein Gesicht, sein Körper schon völlig durchnässt. "Es...es tut mir leid. Es gab...es gibt keine gute Lösung. Ich war nicht stark genug."
Aber sie sollte es sein. Stark genug, um die jahrelange Isolation durch die Regierung zu ertragen, stark genug, um Milo zu verlieren, aber bei Gott, nicht stark genug um William gehen zu sehen.
"Hilf mir mit William. Mach es wieder gut. Er hat das Serum bekommen und jetzt ist er so komisch. Und seine Kräfte sind viel zu stark. Ich weiß nicht was ich tun kann, um ihm zu helfen." "Ich kann nicht." "Du willst nicht, dass ist ein Unterschied." Sie hätte ihren Vater gebraucht, was er ihr nun anbot war nichts weiter als Schuld.
Sein schlechtes Gewissen half ihr auch nicht weiter. "Aber merk dir diesen Moment, Matthias. Du wolltest Vergebung und ich hab dir gesagt wie du sie kriegst. Du hast abgelehnt. Schick Beth nie wieder mit irgendwelchen Nachrichten zu mir. Wir sind fertig."
"Ava, tu das nicht." Seine unausgesprochene Bitte hing zwischen ihnen wie ein schwere Parfüm. Eine Erschütterung riss sie aus ihrem Gespräch. Die Erde wackelte, die Menschen schrien, zeigten auf etwas am Horizont. Ein Licht, nein...Feuer! Im Krankenhaus brannte es! Ava stockte der Atem. William war da drin. Und Beth auch.
"Ich muss...-" "Geh! Rette ihn.", Matthias blieb zurück. Keuchend lief sie über die Straße, wich Passanten und Rettungswägen aus. Je näher sie kam umso heißer loderte das Feuer.
Es betraf nicht das gesamte Gebäude. Nur das oberste Stockwerk leuchtete hell. Vor dem Eingang sah sie sich hektisch um. William und Beth! Wo waren sie? "Ava!", Isabella hastete mit Masao in einem Rollstuhl auf sie zu.
"Was ist passiert? Wo ist William? Und Beth?" Mit rußigem Gesicht schüttelte die Frau vor ihr den Kopf. "Es ging alles so schnell. Ich war bei William im dritten Stock. Ich hab nur mit ihm geredet-"
"Verdammt, Isabella! Wir hatten einen Deal, nicht ohne mich. Ist er immer noch da drin?" "Ich...ich denke schon." Die Feuerwehr bemühte sich die Flammen zu löschen, aber es ging zu langsam. Sie musste William finden. Egal wie. Isabellas Rufe ignorierend rannte sie in das brennende Gebäude, fand das Stiegenhaus und hastete die Stufen hinauf.
Der Rauch hielt sich in Grenzen, obwohl er mit jedem Stockwerk schlimmer wurde. Hustend hielt sie sich ihre Jacke vor Mund und Nase und blinzelte gegen den beißenden Geruch. Flammen züngelten an ihren Beinen, die Hitze ließ sie schwitzen. Vor dem Aufzug im dritten Stock fand sie Beth. Die junge Frau lag bewegungslos am Boden.
Ein grausiger Gedanke schlich sich in Avas Herz. Mit zitternden Fingern drehte sie Beth auf den Rücken und schüttelte sie sanft. Das aschfahle Gesicht ihrer Freundin begann zu zucken. Ein sanftes Husten drang aus ihrer Kehle.
"Beth...", erleichtert entließ sie die angehaltene Luft aus ihren Lungen, "du lebst." "Ava?", sie versuchte ihren Blick auf Ava zu fokussieren, doch es gelang ihr nicht. Die Ohnmacht hatte sie wieder. Beth musste schleunigst an die frische Luft oder der Rauch würde sie umbringen.
Sie versuchte sie hochzuheben, aber die junge Frau war zu schwer. Zumindest für ihre körperlichen Muskeln. Mit Telekinese war das ganze kein Problem. Sie ließ Beth langsam über das Geländer auf den Boden schweben.
Ein Feuerwehrmann entdeckte sie und brachte sie raus. Hoffentlich würde er sich gut um sie kümmern. Einer seiner Kollegen blieb verwundert stehen und starrte zu ihr in den dritten Stock. "Miss! Sie müssen raus, der Rauch ist zu gefährlich." "Ich hab noch was zu tun."
"Wir können die Quelle des Feuers nicht finden. Wenn das so weitergeht, brennt das Gebäude komplett ab. Und Sie mittendrin. Ich komme Sie holen, warten Sie da auf mich."
"Nicht nötig.", flüsterte sie und lief weiter. Es blieb keine Zeit. Der Rauch wurde immer dichter. Sie stürzte zu Williams Zimmer. Er stand alleine inmitten er Flammen, tief in einem Gespräch mit...niemanden.
"Will!", er schien sie nicht zu hören, murmelte und gestikulierte mit dem Nichts um ihn herum. Vorsichtig trat sie näher, hielt sich die Jacke fester gegen das Gesicht.
"Will! Komm wir müssen hier raus.", ihre Rufe trafen auf taube Ohren, die Flammen krochen näher. Ihr lief die Zeit davon. Verzweifelt griff sie nach seiner Schulter und wurde just nach hinten geworfen.
Der Teppich federte ihre Landung zum Teil ab, doch die Wucht würde dennoch einige blaue Flecken hinterlassen. "Was zur Hölle!", fuhr sie ihn an und stand wieder auf. Endlich wandte er sich ihr zu, die Augen glasig und verwirrt. Es reichte.
Mit einem kraftvollen Stoß löschte sie das Feuermeer um sie herum. Asche rieselte von der verbrannten Decke, legte sich auf ihre Haut und färbte sie wächsern. Das leise Knistern um sie herum erinnerte an geisterhaftes Murmeln. William legte den Kopf schief.
"Ava? Was tust du hier?" "Ich versuche dich zu retten! Du hast dein Zimmer in Brand gesetzt und wärst fast bei lebendigem Leibe geröstet worden. Wir müssen raus, der Rauch ist immer noch gefährlich." Lächelnd schüttelte er den Kopf, "Für dich vielleicht. Aber mir macht das nichts. Meine Macht ist zu groß."
"Deine Macht!? Weder Telekinese noch Telepathie wird dich davor bewahren knusprig gebraten zu werden. Himmel, William, was soll das? Ich weiß Isabella hätte nicht-"
"Isabella mit ihren Lügen. Sie war hier und hat versucht mich zu weiteren Test zu überreden. Immer so freundlich und...sie will uns in einem Käfig."
Woher kam diese plötzliche Angst in einem Gefängnis zu landen. William hatte sein Lebtag nicht um seine Freiheit fürchten müssen. Ihre Kehle schmerzte, der Rauch trieb Tränen in ihre Augen. "Bitte, Will, lass uns von hier verschwinden. Dann können wir über alles reden."
"Jetzt plötzlich willst du verschwinden? Nachdem ich dich gebeten habe zu fliehen und du dich geweigert hast?" Schwindel übernahm die Kontrolle, ihre Beine knickten ein. Selbst mit all ihren Kräften war sie nur ein Mensch.
"Ich kann nicht mehr, bitte zwing mich nicht ohne dich dieses Zimmer zu verlassen." William fing sie auf. "Als könntest du das...", er trug sie aus dem verkohlten Raum, "Ich liebe dich, das weißt du und auch wenn du dich leichtsinnig und furchtbar naiv verhältst, würde ich dir niemals wehtun."
Sie wusste das, tief in ihr, war diese Tatsache fest verankert. Es war ein Versprechen, dass er ihr vor vielen Jahren in einer hoffnungslosen Situation gemacht hatte. Erschöpft lehnte sie sich gegen seine Schulter.
"Was sollte das...mit den Flammen?" Sein Kiefer zuckte und er wich ihrem Blick aus. Je näher sie dem Ausgang kamen umso freier konnte sie atmen. Der Schwindel ließ nach. Aber eine Antwort hatte sie immer noch nicht.
Konnte es sein, dass William die Kontrolle verloren hatte? Inmitten des Feuers hatte es nicht den Eindruck gemacht, er wüsste was um ihn herum geschah. Vielleicht war nun der Punkt erreicht, in dem er sich einen Kontrollverlust eingestehen musste.
Grenzenlose Sorge machte sich in ihr breit. William war Selbstkontrolle so wichtig gewesen. Ein solches Eingeständnis würde nicht einfach werden. Sie traten durch die Eingangstür und wurden von einer besorgten Menschenmasse empfangen.
Isabella trat zu ihnen, doch ein Blick von Ava und sie wich zurück. Zumindest hatte sie aus ihrem Fehler gelernt. William setzte sie neben Beth in den Krankenwagen und trat mit verschränkten Armen wieder hinaus.
Eine Sauerstoffmaske wurde ihr aufgesetzt und ein Glas Wasser in die Hand gedrückt. Während all das passierte, folgte sie William mit den Augen.
Er ging vor dem Krankenwagen auf und ab, eine düstere Miene aufgesetzt. Immer in ihrem Sichtfeld, bis er es plötzlich nicht mehr war. Panisch stand sie auf und erneut überkam sie ein furchtbarer Schwindel.
"Miss, sie müssen sitzen bleiben.", herrschte sie einer der Feuerwehrmänner an und drückte sie zurück auf ihren Sitz. "Nein, Sie verstehen nicht. Mein Freund ist weg. Ich muss ihn suchen."
"Er ist in Richtung des Gartens gegangen.", ließ sich Isabella vernehmen und trat zur offenen Krankenwagentür, "und sieht noch sehr frisch aus, wenn man bedenkt, wie lange er dem Feuer ausgesetzt gewesen ist." "Mach so was nie wieder! Ab jetzt sprichst du nur mit ihm, wenn ich dabei bin."
"Glaub mir, das hab ich verstanden. Ich habe zwanzig Jahre an diesem Krankenhaus gearbeitet. Ich würde es nur ungern zerstört sehen." Masao an ihrer Seite beäugte Ava besorgt. "Geht es dir gut?" "Wird schon wieder. Mach dir keine Sorgen."
Zumindest war der Junge verschont geblieben. In seiner schwierigen Lage würde eine Rauchvergiftung ihn vielleicht umbringen. "Frau Nakamura? Ein Wort bitte.", ließ sich ein dickbäuchiger Mann aus der Menge vernehmen.
Isabella seufzte genervt und ließ Masao bei ihr. Der kleine Junge sah Beth neugierig an. "Ich kenne dich. Du wohnst im Krankenhaus." "Stimmt. Ich kenne dich auch." Masaos Blick glitt von Beth zu Ava und wieder zurück, schließlich lachte er.
"Ist ja lustig ihr seht euch total ähnlich." Ava runzelte die Stirn. Was für eine komische Bemerkung. Isabella trat wieder zu ihnen. Ihr schmutziges Gesicht zeigte nichts als Müdigkeit.
"Masao komm. Du musst ins Bett und ich muss dieses Chaos bewältigen. Ava, wir sehen uns morgen. Beth, lass dich auf jeden Fall gut durchchecken und sag den Ärzten, ich will die Berichte morgen früh auf meinem Schreibtisch."
"Ja, Frau Nakamura.", murmelte ihre Freundin und senkte den Blick. Zu müde zum Streiten, winkte sie Masao zum Abschied und lehnte sich zurück. Beth schenkte ihr ein leichtes Lächeln.
"Du lebst.", hauchte sie mit kratziger Stimme. Ava hätte gelacht, wäre sie nicht so hundemüde gewesen. "William hat mich gerettet."
"Und du mich. Danke." "Was hattest du im dritten Stock zu suchen?" Beth verzog das Gesicht schmerzhaft. "Ich wollte mich mit William unterhalten. Sehen wie es ihm geht." Wie es eine gute Freundin tun würde. Ava seufzte.
"Und dann hast du Isabella gehört?" "Ich habe ihre Wachen vor der Tür gesehen. Irgendwas hat gekracht und sie liefen hinein, Isabella hinaus. Ihre Kleidung war schmutzig und teils rußig. Flammen kamen aus dem Zimmer. Ich bin hin, um nach William zu sehen." "Du wolltest ihn beschützen."
"Nachdem ich beim letzten Mal versagt habe...", sie meinte die Stürme in Williams Verstand. Der Moment in dem Alles noch viel schlimmer geworden war. "Du hast nicht versagt. Keiner von uns hat das."
"Ich hab ihn im Zimmer gesehen. Umgeben von Feuer und die Wachen waren tot. Als ich versucht habe mit ihm zu reden hat er mich aus dem Rollstuhl geschubst und ihn geschmolzen." "Isabella wird dir einen neuen besorgen."
"Aber er war neu und ich hab echt viel liebe in die Gravuren gesteckt." Ava legte einen Arm um ihre Freundin und zog sie eng an sich. "Tut mir leid um den Rollstuhl. Und es tut mir leid, dass er dir wehgetan hat."
"Du kannst nichts dafür." Beth lehnte sich an sie, ihr warmer Körper war ein solcher Trost. Ihre Händen fanden einander. Wie sehr sie es vermisst hatte eine freundliche Berührung zu spüren.
"Hast du ihn getroffen?", Beths Frage kam aus dem Nichts und fiel wie Säure in Avas Herz. Sie verzog das Gesicht und versuchte ihre Wut auf Matthias nicht an Beth auszulassen. Die junge Frau war nur der Mittelmann.
"Ich hab mit ihm geredet." "Das ist gut, seht gut. Er wollte sich unbedingt entschuldigen. Er weiß, dass er einen Fehler gemacht hat." Das hatte er allerdings.
"Er hat mir die Sache mit Masao erklärt." "Dann verstehst du sie jetzt?" "Könnte man so sagen." Beth lächelte selig, als hätte sich ihre Familie endlich, nach viel zu langem Streit, versöhnt. Ava brachte es nicht übers Herz ihr die Wahrheit zu sagen.
Anmerkung der Autorin: Wem würdet ihr Recht geben? Ava oder Matthias? Ich bin gespannt auf eure Antworten.
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