2. Heilung

Wer nichts weiß, muss alles Glauben.

Die Frau im Spiegel sah aus wie ein Geist. Bleich mit dunkelblauen Augenringen, die Wangen nass und rot vom Weinen. Die Haare waren ein verfilzter Knoten in ihrem Nacken. Verschwitz war sie auch noch, der Weg vom Bett ins Badezimmer war mit dem Verband schwerer als es aussah.

Sie musste das Ding loswerden. Am weißen Waschbecken gelehnt, versuchte sie ihr heftig schlagendes Herz zu beruhigen und suchte in dem rosaroten Alibert nach einer Schere. Was sie fand war ein kleiner erste-Hilfe-Beutel und Zahnputzzeug.

Ungelenk griff sie nach dem Beutel und ließ sich langsam auf die kalten, grauen Fließen sinken. Zumindest war der Boden einigermaßen sauber. Seufzend lehnte sie sich gegen den Rand der Badewanne und streckte ihre Beine aus. Den Bademantel um ihren halbnackten Leib geschlungen, durchsuchte sie den Beutel.

Neben Pflastern und Betaisodona-creme, fand sich auch...eine Schere. Triumphierend hielt sie sie in die Höhe und lächelte dabei das nichts neben ihr an. Irgendwie hatte sie erwartet, dort jemanden zu haben. Sie hatte William erwartet...Mist, wütend über sich selbst strich sie die langen dunklen Strähnen hinter ihre Ohren und betrachtete das lange Haar.

William hatte es schön an ihr gefunden. Er hatte gewusst, wie man es flocht, sie konnte das nicht. Für sie waren die langen Haare nichts als nutzloser Ballast. Dummer, Erinnerung weckender Ballast. Einem Impuls folgend griff sie sich eine der Strähnen und schnitt sie ab. In ihren Händen kamen ihr die Haare gar nicht mehr so lange vor.

Einmal begonnen folgte sie dem befreienden Gefühl, alles abzuschneiden. Auf ihrem Schoss türmte sich bereits nach einigen Minuten ein Berg an dunklem Haar. Zum Schluss schnitt sie sich noch einen Pony und hoffte einfach mal, dass er gerade war. Aber eigentlich interessierte sie auch nicht wie sie aussah. Kaum war alles ab, fielen die nächsten Tränen.

"Hab ich nicht schon genug geweint?", fragte sie und Stille war ihre Antwort. "Warum...warum musste sowas passieren? Wir sind doch nach Starybol gefahren, um uns zu beschützen, um IZANAGA abzuschütteln. Und jetzt? Was mach ich jetzt nur, William? Ich kann das nicht ohne dich.", ihr Kopf fiel nach hinten und landete auf dem Keramik der Badewanne. Erschöpft schloss sie die Augen und nutzte ihre Gabe, um sich hoch über die Dächer des Dorfes treiben zu lassen.

Ihr einziger echter Gedanke galt William, sie musste ihn finden und wenn es nur seine Leiche wäre. Sie musste wissen, was diese Bastarde mit ihm gemacht hatten. Jeder Meter, den ihr Geist flog, spürte sie die Anstrengung mehr. Ihr Magen knurrte laut und zu all den anderen Wunden gesellten sich stechende Kopfschmerzen.

Stur ignorierte sie die eindeutigen Zeichen ihres Körpers und flog weiter, bis sie St. Niklaus tief in den nördlichen Wäldern fand. Blut tropfte aus ihrer Nase, sie konnte das nasse Rot über ihre Lippen fließen spüren. Sie ballte die Fäuste und machte weiter. Sie war so nah...so nah dran. Nur noch ein bisschen und sie würde Matthias Labor erreichen.

"Ava!", der laute Schrei erschreckte sie, doch es war das starke Schütteln ihres Körpers, das sie zurück in das Badezimmer holte. Benommen öffnete sie die Augen und sah Matthias vor sich hocken. Seine Hände langen auf ihren Schultern und rüttelten unsanft an ihnen.

"Was soll das?", flüsterte sie und merkte wie schwach ihre Stimme klang. Schwindel überkam sie, Übelkeit ließ sie laut aufstöhnen.

"Wie konntest du nur so dumm sein?", bellte ihr Vater, griff nach einem Kübel unter dem Waschbecken und hielt ihn ihr vors Gesicht. "Was machst du wieder hier?", langsam ebbte der Brechreiz ab, entkräftet drückte sie den Kübel von sich. Ihr Vater schien ihre Frage nicht gehört zu haben.

"Du weißt genau, wie viel Energie deine Kräfte fordern. Und das in deinem Zustand. Hier trink das.", er hielt ihr eine Flasche vor die Nase. Dem Geruch nach Cola. Angewidert drehte sie sich weg. Matthias Griff wurde strenger, wütend drückte er den Flaschenkopf auf ihre Lippen. "Trink! Los jetzt. Du brauchst Zucker, sonst kippst du mir noch um."

Da er ihr keine Wahl ließ und sie nicht stark genug war, sich zu wehren, trank sie. Nach einigen Schlucken nahm Matthias das Getränk zufrieden weg und holte ein Kipferl aus einem am Boden liegenden Sackerl. Offenbar war er einkaufen gewesen.

"Ich will, dass du gehst.", murmelte sie, bevor er ihr ein Stück des frischen Gebäcks in den Mund stopfen konnte. Ärgerlich kaute sie. Es schmeckte gut. Süß und weich und oh...warm. Leise stöhnte sie.

"Ich hab dich schon beim ersten Mal gehört.", Matthias setzte sich neben sie und reichte ihr das Sackerl voller Leckereien, "Aber ich hab mir Sorgen um dich gemacht." "Hättest du nicht tun sollen." "Ja, ja ich weiß...wir sind Fremde. Aber so muss es doch nicht sein. Ich bin dein Vater und genauso würde ich mich gerne verhalten. Gib mir ne Chance, Ava. Um mehr bitte ich dich nicht."

Seine großen blauen Augen suchten ihre. Noch nie zuvor hatte jemand sich darum bemüht für sie ein Elternteil zu sein. Selbst Archer war ihr gegenüber zurückhaltend gewesen. Überfordert senkte sie den Blick. Was sollte sie sagen? Wie sollte sie reagieren? Sie war es nicht gewohnt einen Vater zu haben. "Ist okay, wenn du mir jetzt noch nicht antworten kannst. Ich verlange viel."

In seiner Stimme schwang Geduld mit. Er würde ihr Zeit geben. Dankbar lächelte sie und legte den Kopf an seine Schulter. Eine große Geste, die er hoffentlich verstehen würde. "Iss noch etwas.", meinte er liebevoll und zeigte auf das volle Sackerl in ihren Händen.

"Hast du unser ganzes Geld für das Essen ausgegeben?", entsetzt sah sie ins Sackerl. Es sah aus als hätte er eine gesamte Bäckerei überfallen. Nicht nur Süßes, sondern auch Salziges befand sich darin und versprach ein köstliches Frühstück. Ihr Vater lächelte verlegen. "Kann sein. Ich war wütend wegen unserem Streit und naja...einkaufen hilft mir immer mich besser zu fühlen."

"Da muss Isabella sich freuen. Ihre Rechnung muss ja gewaltig sein.", Genervt schüttelte sie den Kopf und aß weiter. Es wäre schließlich eine Schande das gute Essen verkommen zu lassen.

"Kann schon sein. Sie hat mir ein großes Budget zur Verfügung gestellt und solange ich daraus keine Bombe bauen konnte, war ihr egal was ich eingekauft habe. Einmal zu Halloween habe ich dreißig Skelette bestellt und sie im ganzen Labor verteilt. In den skurrilsten Positionen. Und dann habe ich ihr eine Einladung zu meiner Feier geschickt. Ihr sind fast die Augen aus dem Kopf gefallen. Danach hatte ich für eine Woche kein Licht."

Irritiert runzelte sie die Stirn. "Wie jetzt kein Licht? Wie sollst du im Dunkeln arbeiten?" "Das war ihr egal. Sie wollte mich einfach bestrafen. Aber das war es wert. Ihr Gesichtsausdruck als ich ihr meine Partygäste vorgestellt habe, war unbezahlbar."

Matthias lächelte versonnen und irgendwie erinnerte sie der Gesichtsausdruck an sie selbst. Wann immer sie der Regierung gegenüber winzige Errungenschaften vorweisen konnte, war sie mit ebensolchem Gesichtsausdruck herumgelaufen. Als Archer ihr vor all diesen Jahren das erste Mal eine Zimmertür geschenkt hatte, war sie vor Glück fast geplatzt. Doch es war nichts Besonderes eine Zimmertür zu besitzen. Im Gegenteil.

Es waren Kleinigkeiten. Matthias Streich an Isabella war eine Nichtigkeit. Nur für ihn, einen Gefangenen war es von Bedeutung. In diesem Moment fühlte sie sich ihrem Vater sehr nahe. Sie beide hatten die letzten zwanzig Jahre in einem Gefängnis gelebt.

"Das hätte ich gerne gesehen.", meinte sie und gestand Matthias seinen Triumpf zu. Sein Lächeln glich der Sonne, doch verwandelte sich beinahe augenblicklich zu einem eindringlichen Blick.

"Warum hast du deine Kräfte benutzt? Dir muss klar gewesen sein, dass das so knapp nach einer Operation dumm ist. Fahrlässig um genau zu sein. Du scheinst keine Langzeitschäden davon getragen zu haben, aber das stand im Raum der Möglichkeiten. Deine Kräfte strapazieren deinen Körper ebenso wie alle anderen Körperfunktionen. Du hast gerade einen Marathon hingelegt und das nach dem Blutverlust. Warum...warum würdest du solch ein Risiko eingehen?" Ava zuckte mit den Schultern. Irgendwie wusste sie schon, dass es nicht das klügste gewesen war, aber so schlimm war es nun wieder auch nicht.

"Ist doch nichts passiert.", murmelte sie und senkte den Blick. Sie fühlte sich wie ein Kind und das gefiel ihr gar nicht. "Wolltest du dir wehtun?", fragte er mit dem Blick auf ihre abgeschnittenen Haare und der Schere, die immer noch auf ihrem Schoss lag. "Nein, so ein Unsinn.", entgegnete sie unwirsch. Matthias hob die Augenbrauen. "Bist du sicher."

"Ja, ich wollte nur...", ja was eigentlich? Im Nachhinein kam ihr der Gedanke, Williams Leiche zu sehen, furchtbar vor. Wie hatte sie je denken könne, es sei eine gute Idee gewesen ihn zu suchen. Mitfühlend griff ihr Vater nach ihrer Hand und hielt sie fest. Er war warm, die Finger weich und sicher.

"Bitte tu so etwas nicht noch mal. Ich weiß, wie einfach es ist, sich in dem Schmerz zu verlieren. Einige Jahre nachdem Isabella mich...wieder eingefangen hatte, bin ich depressiv geworden. Die Gefangenschaft, Georgies Tod, die Tatsache, dass ich nichts für dich tun konnte. Es wurde alles zu viel und ich habe einen Fehler begangen.", zitternd krempelte er seine Ärmel hoch und offenbarte zwei senkrechte Schnitte auf seinen Unterarmen, "danach hat Isabella mir einen Therapeut besorgt. Man kann vieles über sie sagen, aber sie hat meine mentale Gesundheit ernst genommen und mir Hilfe geholt." "Du warst ihr Gefangener. Ich könnte nichts Positives darin finden."

"Nichts ist schwarz und weiß, Ava, jeder Mensch hat gute und...sehr sehr schlechte Seiten. Isabella hätte mich anketten können, Foltern können, ja sogar dir wehtun können, aber das hat sie nicht. Stattdessen bezahlte sie einen Therapeuten, mit dem ich über alles außer dem Serum reden durfte.", Matthias lächelte und verbarg die Narben wieder, "es hat geholfen. Und ich gab ihr aus Dankbarkeit eines der Puzzleteile."

"Dann hat ihr Plan funktioniert." Ihr Vater seufzte bekümmert. "Sie hätte schlimmeres tun können." "Sie hätte dich auch gehen lassen können. Sie hätte dich zu mir lassen können! Sie hat William getötet. Ich hasse sie. Ich hasse sie so sehr."

Mit geballten Fäusten fühlte sie den Zorn durch ihren Körper jagen. Es war die Art blinde Zerstörungswut, die ihren Bruder vor zwei Jahren zum Monster gemacht hatte. Vielleicht würde sie es auch zum Monster verkommen lassen, aber Ava kümmerte das nicht.

Sie wollte Rache, sie wollte das Isabella ihre Schmerzen teilte. Matthias biss sich auf die Lippen und reichte ihr noch mal die Flasche Cola. Misstrauisch beäugte sie seine Mimik. Etwas stimmte nicht.

"Du willst etwas sagen?", versuchte sie ihn zu zwingen. Ihr Vater schnalzte mit der Zunge. "Du bist ihr echt zu ähnlich. Georgie hat das auch immer gemacht." "Wechsle nicht das Thema."

"Ja, schon gut. Es geht um William. Ich denke nicht, dass er tot ist." Fassungslos stellte sie die Flasche weg.

"Was willst du damit sagen?" Ihrem Vater fiel es sichtlich schwer weiterzureden. "Als die Sache vor zwei Jahren war. Mit Milo...und eurem Kampf. Naja, ich hab William danach im Krankenhaus besucht."

"Das hat er erwähnt. Was hat das mit dem heute zu tun?" "Da war etwas verkehrt an seinen Blutwerten, seinem Heilungsprozess. Es war alles viel zu gut, viel zu zügig. Selbst für einen jungen, kräftigen Menschen. Mein Instinkt hat mir gleich gesagt, dass da etwas faul war. William ist äußerst widerstandsfähig und ich denke nicht, dass Isabella seinen Wert übersehen hat. Sie wird ihn gerettet haben." Atemlos versuchte Ava seine Worte zu verdauen.

In ihrem Magen grummelte es. Kein Zweifel auch aufgrund des vielen Essens. William war am Leben? Es gab also eine Chance ihn zu retten...ihn wiederzusehen. "Bist du sicher?", sie wollte nicht an falsche Hoffnung glauben. Wenn Matthias sich irrte, würde es sie umbringen. Ihr Vater nickte langsam und sah auf seine Hände. "Ich bin mir sicher."

"Was werden sie mit ihm machen?" Matthias legte den Kopf suggestiv schief. Ava stockte der Atem. Das grausame Experiment mit dem Greis kam ihr in den Sinn. "Das Serum...sie werden ihm das Serum geben...oh Gott...nein..." Panik ließ sie zittern. Angstschweiß bildete sich auf ihrer Stirn. Das Mobiliar begann zu wackeln.

Hastig legte Matthias einen Arm um ihre Schultern und drückte sie fest an sich. Ava kamen erneut die Tränen, sie konnte sie unmöglich zurückhalten. "Er wird es überleben.", beschwor Matthias und küsste ihre Stirn. Verwirrt suchte sie seinen Blick. 

"Woher weißt du das?"

"Ich habe dir nicht die ganze Wahrheit erzählt. Es gibt so vieles, dass du noch nicht weißt.", seufzend suchte er abstand, "seit ich vor all diesen Jahren Masao begegnet bin, war nichts einfach, nichts unkompliziert. Alles was ich wollte war die Wissenschaft, der Rausch etwas Neues entwickelt zu haben. Ich habe nicht nachgedacht. Die Experimente mit Menschen haben mir einiges klargemacht und dann war da noch Masaos Gier. Er wollte unsere Forschung so schnell wie möglich zu Geld machen und hat selbst das unfertige Serum an sehr dubiose Menschen verkauft. Wir bekamen grausame Berichte der Käufer und beschlossen Masao nicht weiter in unseren Fortschritt einzuweihen. Schwierig war das nicht. Er war Geschäftsmann und kannte sich mit der Forschung seines Vaters nur schlecht aus. Zarah, Martin und ich waren ein eingespieltes Team und vertrauten einander blind. Masao hatte keine Chance, aber dann wurde Martin krank. Sehr krank."

Bekümmert schienen seine Gedanken in der Vergangenheit zu weilen. Ava schluckte und verdaute die Information langsam. Martin Schneider, Williams Vater hatte überlebt. Wie? Sie bekam ein schlechtes Gefühl. "Was habt ihr getan?" "Das Serum war seine letzte Chance.", wisperte er und bestätigte Avas Verdacht. Sie hatten Martin also das halbfertige Serum gegeben.

"Wir haben wochenlang wie die Verrückten an dem Serum gearbeitet, haben Daten ausgewertet, Berichte gesammelt und Experimente abgehalten. Es war grauenhaft. Martin wurde unterdessen immer schwäche. Zarah hat ihn damals schon geliebt und für mich war er wie ein Bruder. Ihn langsam sterben zu sehen...es hat uns wahnsinnig gemacht. Ich schätze da waren wir nicht anders als der ursprüngliche Entdecker Sodalith Misakis. Auf Martins Wunsch hin, gaben wir ihm eine winzige Menge, genug, um einen Effekt zu sehen. Zumindest glaubten wir das. Ganz ehrlich, wenig von dem was wir damals getan haben, hatte mit ehrlicher, empirischer Wissenschaft zu tun. Wir waren verzweifelt." Und genau diese Verzweiflung hatte tiefe Furchen in sein Gesicht gegraben.

"Er hat überlebt.", soviel war klar. Sonst wäre William wohl nie geboren worden. Matthias nickte. "Er war geheilt, sein Körper wie durch ein Wunder wieder stark. Wir haben Tests durchgeführt, versucht herauszufinden, was wir getan haben, aber damals waren unsere Methoden bescheiden." "Masao muss das aufgefallen sein."

Unglücklich seufzte ihr Vater. "Er wusste genau, dass wir etwas verbargen. Natürlich hat er versucht es aus uns rauszukriegen, aber wir hielten dicht. Da er uns in dem Moment nicht knacken konnte, beschloss er zu warten und auf einen Fehler unsererseits zu hoffen."

Ava konnte sich die feste Freundschaft der drei nur schwer vorstellen. Besonders in einer solch schwierigen Situation musste es hart gewesen sein, nicht nachzugeben. "Und Martin ging es wirklich gut?" Ein kleines Lächeln huschte über seine Lippen.

"Ja, sehr sogar. Bei der ersten Gelegenheit hat er Zarah gebeten seine Frau zu werden und wenig später kam dann William auf die Welt. Es gab keine Anzeichen auf ein Wiederkehren der Krankheit und Martin blieb konstant gesund. Aber die Sorge hörte bei Martin nicht auf. Wir hatten keine Ahnung wie das Serum Martins Gene verändert haben mochte und wie sich das Ganze auf William auswirken würde. Sobald er auf der Welt war, hatten wir unzählige Test durchgeführt, doch nichts deutete auf Anomalien hin. Soweit wir zu diesem Zeitpunkt wussten, war Martin, der erste Überlebende des Serums. Georgie war immer noch in diesem Keller gefangen. Wir hatten wahnsinnige Angst, dass Masao es erfährt und ihn wegsperrt und William gleich mit."

"William ist wie...ich? Das Kind von jemanden, der das Serum bekommen hat?" Das würde, das seltsame Band zwischen ihnen erklären und seine Fähigkeit ihre Gefühle zu lesen. Ava hatte sich ihm immer näher als jedem anderen gefühlt. Ob General Archer davon gewusst hatte? Vielleicht hatte er geahnt, dass William außergewöhnlich war und sie deshalb zusammengebracht.

"Das Serum, dass Martin bekommen hat, war eine veränderte, bessere Variante. Georgie hat das Original von Hiroshi Nakamura. Es war wesentlich stärker, aggressiver und ich will mir die Dosis, die er ihr gegeben hat, gar nicht vorstellen. Aus diesem Grund hat es auch einen stärkeren Effekt an dir."

"Aber du glaubst trotzdem, dass er das Serum vertragen wird?" Matthias verzog unsicher das Gesicht. "Ich bin mir sehr sicher, dass William das neue Serum von Isabella überleben wird, aber es wird ihn verändern. Sein Körper wird das Serum annehmen. Die Folgen sind allerdings nicht abzusehen."

Bestürzt lehnte Ava den Kopf gegen die kalte Badewanne und biss sich auf die Unterlippe. Ihr war es egal ob William plötzlich dieselben Kräfte hätte wie sie oder ob ihm ein drittes Bein wuchs, sie wollte das er lebte. Alles andere würde sich schon klären lassen. Aber etwas spuckte ihr noch im Kopf herum, mit zusammengekniffenen Augen betrachtete sie den alten Mann neben ihr.

"Meine Mutter hat das originale Serum bekommen. Ich nehme mal an, dass es nicht besonders ausgereift war." Matthias strich sich zweifelnd über den Kopf.

"Das war in den Siebzigern. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Hiroshi unsere Standards hatte. Georgies Überleben war ein echtes Wunder. Da deine Großeltern seine gesamte Forschung einmal kurz durchgebraten haben, konnten wir nur die Überreste sichten und Nützliches so gut es ging verwerten." "Das bedeutet es gibt mehrere Varianten des Serums und die neueste hast du entwickelt. Und als du vor Masao geflüchtet bist, hast du alles mitgenommen?"

"Richtig. Ich wusste, dass Zarah und Martin als die Loyalen dastehen würden. Und ihre Arbeit war gut. Nachdem Isabella mich wieder...gefunden hatte, habe ich mir ihre Forschung angesehen. Williams Eltern haben gute Fortschritte gemacht, als ich weg war."

Avas Verband zwickte und langsam begann sie mit der Schere die Mullbinde zu durchschneiden. Als ihre Hand zu zittern begann nahm Matthias ihr das Werkzeug ab und machte weiter.

"Du musst dich gut versteckt haben, wenn so ein Multimillionär wie Masao dich über Jahre nicht gefunden hat." Matthias lachte leise und entfernte das letzte Stück Verband. Darunter kam eine Narbe zum Vorschein. Das Einschussloch war von dem Tierarzt mehr schlecht als recht zugenäht worden. Auf ihrem mit roten Geburtsmalen bestückten Oberschenkel fiel die frische Narbe nicht weiter auf.

"Ich habe mein Bestes gegeben. Aber ich schreibe meinen Erfolg Masaos Ableben zu. Zwei Jahre nachdem ich abgehauen bin, ist er gestorben. Ich schätze es hat Isabella einige Zeit gekostet, die Organisation auf ihre Seite zu ziehen und die Suche nach mir wieder aufzunehmen. Aber als ich Georgie kennengelernt habe, bin ich unvorsichtig geworden. Ich habe mich zu sehr in Sicherheit gewiegt. Es tut mir leid wegen der Narbe, Ava."

"Das ist nichts. Es wird verheilen. Genau wie alles andere.", flüsterte sie und umfasste das niedergeschlagene Gesicht ihres Vaters zärtlich, "wir können heilen." Sie meinte es so. Ihr Vater war hier und er wollte um sie kämpfen, sollte sie nicht dasselbe tun?

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