Prolog

Chapter by ImOstenNichtsAltes

Der Wind zerwuschelte Nicos Haare und sein Blick war strikt auf den Boden weit unter ihm gerichtet. Jeder andere würde ängstlich einen Schritt zurücktreten. Doch nicht er. Nico würde den Tod sogar mit offnen Armen empfangen. Und der Tod ihn. Schließlich kannte er ihn persönlich. Aber das tat hier jetzt nichts zur Sache. Nico trat noch etwas vor und schon fielen mehrere Steinstückchen von der Klippe. Nico sah ihnen lächelnd nach und stellte sich vor selbst eines von ihnen zu sein.

Wenn ich da jetzt runterfalle vermisst mich eh niemand...

Nico musste verbittert lächeln bei diesem Gedanken.

Annabeth und Percy hassen mich jetzt bestimmt...

Nach der großen Schlacht gegen Gaia hatten sie nicht mehr miteinander geredet. Sie waren sich eher aus dem Weg gegangen.

...Und alle Anderen werden mich sowieso nicht akzeptieren.

Er hatte niemanden gesagt, dass er schwul war. Nur Jason und Percy wussten es.

Es gibt sowieso nichts mehr, was mich hält...

Bianca, seine Schwester, tot. Percy nun mal nicht schwul. Seine Freunde wollten ihn wahrscheinlich nach seinem Outing um sich haben.
Also wenn er sich jetzt einfach nur ein paar Millimeter nach vorne beugen würde... Dann wäre er einer dieser Steinstückchen und würde auch dem Gravitationsgesetzt folgen.

Er wusste selbst nicht warum, aber schon die ganze Zeit blieben seine Gedanken ständig an einer einzigen Person hängen. Nico wollte wissen, ob sie sie nach seinem Tod vermissen würde.
Ob sie überhaupt an ihn denken würde.
Ob sie ihn aufgehalten hätte, wenn sie wüsste, dass er sich umbringen wollte.

Natürlich hätte er das. Er lässt mich ja jetzt schon kaum aus den Augen.

Nico lächelte verbittert. Dank ihm war die Wahrscheinlichkeit in den letzten Tagen sehr drastisch gesunken, dass er sich umbringen konnte. Nur dem Glück war es zu verdanken, dass er jetzt die Chance dazu hatte.

Wäre nicht dieser Notfall dazu gekommen, dann hätte er mich nie alleine gelassen...

Auf eine gewisse Weise, war das ja schon süß, aber es nervte Nico inzwischen fast nur noch.
Erstens waren seine Chancen den Selbstmordversuch zu überleben dadurch ziemlich hoch und das war ja genau das Gegenteil von dem, was er wollte.
Und zweitens war er einfach nicht der Mensch, der sehr sozial war und ständig jemand um sich rum haben möchte.

Der Gedanken, dass er das nur wegen seiner ärztlichen Pflicht tat, verletzte Nico schon in gewisser Weise. Warum, wusste er selbst nicht. Schließlich hatte er mit solchen Gefühlen nichts mehr am Hut. Nicht seit Percy und nicht seit Bianca.

Bianca... Sie wartete bestimmt schon auf ihn mit seiner Mutter. Die ganze Familie würde wieder zusammen zu sein. Schließlich war sein Vater beruflich in der Unterwelt unterwegs.

Nico unterbrach seine Gedankengänge selbst.

Wenn ich so weiter mache, kann ich das vergessen. Dann entdeckt mich noch jemand und rettet mich...

Und das war wirklich das letzte, was Nico wollte. Er stand ja nicht umsonst hier. Er war nicht umsonst die ganze Lavawand hochgeklettert. Nico hatte sich schon mehreren Wochen entschlossen: Hätte er die Chance dazu, dann würde er sich umbringen.

Und nun stand er da. Er hatte die Chance und wusste tief in seinem Inneren, dass er sie nutzen würde. Er würde springen.

Er schaute sich nochmal das ganze Camp von oben an. Die ganzen Hütten, auch die Neuen für die Nebengötter, die Jason errichtet hatte. Das große Haupthaus. Aus der Ferne konnte er sogar erkennen, wie Chiron sich mit jemanden unterhielt. Über die vielen Erdbeerfelder und nochmal über die Hütten. Seine eigene würde jetzt trostlos verstauben. Nicos Blick blieb an der Apollohütte hängen. Sein Herz setzte einen Schlag aus, als er sah, wie sich ein Blondschopf auf den Weg dahin machte. Er sollte sich nun wirklich beeilen... Er atmete tief durch und verdrängte alle Gedanken, die ihn jetzt stören würden.

Nico lächelte bei dem Gedanken, dass er sich jetzt endlich umbringen könnte. Niemand könnte ihn aufhalten. Er schloss seine dunkelbraunen Augen.
Nico beugte sich nur ein wenig vor und schon spürte er, wie er das Gleichgewicht verlor. Doch es war ihm egal. Ihm war es auch egal, als sein zu dünner Körper die ganze Strecke zur Erde herab fiel.

Bianca und Mutter... Ich komme

Das war einer seiner letzten Gedanken, bevor alles um ihn herum schwarz wurde. Doch seltsamerweise geisterte noch eine Person in seinem Kopf herum. Er verstand bis zu Schluss nicht warum.

Will

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