5. Kapitel
Chapter by ImOstenNichtsAltes
Will starrte die Greifin etwas verzweifelt an. Nico konnte sich vorstellen, was in Wills Kopf vorging. Wahrscheinlich schwebten Gedanken von einem einfachen
Wie soll ich das denn jetzt hinbekommen?
bis hin zu einem
Warum mache ich das überhaupt? in seinem Kopf herum.
"Ähm... Sicher, dass du für mich auch keine Ausnahme machst?", fragte Will dann irgendwann zögerlich.
Die Freundin schmunzelte nur und antwortete ihm überhaupt nicht.
Nico konnte schon fast den Rauch sehen, der aus Wills Kopf stieg, so angestrengt dachte er nach. Nico schwebte etwas näher zu Will.
Warum konnte er ihm jetzt auch nicht helfen?
Warum war er in diesem Zustand gefangen und brachte Will in diese Situation?
Warum hatte er nicht einfach gleich sterben können oder wenigstens in seinem Körper aufwachen können?
Geister über dem Meeresspiegel hatte er sowieso schon immer nicht gemocht...
Nico schüttelte verärgert seinen Kopf. Er sollte lieber Will irgendwie helfen.
Nico hatte gar nicht bemerkt, dass Will nach etwas in seiner Tasche gesucht hatte und eine Phiole rausgeholt hatte.
Will wandte sich zu der Greifin. "Schwörst du mir beim Styx, dass, wenn ich es schaffe, du deine Tränen in dieses Gefäß füllst?"
Die Greifin grinste überheblich. "Du wirst es nir schaffen, aber gut. Ich schwöre beim Styx." Ein Donnern ertönte. "Dann mal los, Junge"
Nico schluckte leicht. Was hatte Will nur vor? Brachte er sich etwa wegen ihm in Gefahr?
Will holte tief Luft und lächelte leicht.
"Weißt du, warum ich das überhaupt mache? Wahrscheinlich nicht... Vielleicht denkst du auch einfach, dass ich mehr Macht und so etwas will", sagte Will dann lächelnd. "Aber eigentlich mache ich es aus einem anderem Grund..."
Der Greif schnaubte genervt. "Kommt da jetzt noch etwas oder verschwende ich meine Zeit nur? Dann kann ich auch gleich wieder gehen..."
Will fuhr unbeeindruckt fort:" Aber da dich das wahrscheinlich eh nicht interessiert... Ich fang einfach mal an
Will lächelte leicht und schloss seine Augen. Dann sah er in den Himmel und seine Lippen formten etwas wie: Bitte, Dad, hilf mir.
Nico konnte den letzten Teil nicht erkennen, da er zu lang und kompliziert war.
Will öffnete seine Augen und Nico kam es so vor, als würden Wills Umrisse in der Sonne golden schimmern. Dann holte Will ein letztes Mal tief Luft und fing an zu singen.
Will sang über das Leben und die Liebe. Über das Zurücklassen und Zurückgelassen werden von geliebten Personen. Wie sehr es schmerzte und wie sehr er sich wünschte die Zeit nochmal zurückdrehen zu können, um einer bestimmten Person etwas noch einmal sagen zu können. Wie sehr er hoffte, dass das hier funktionierte, dass er es tun könnte.
Man konnte den ganzen Schmerz und so viel Hoffnung aus dem Lied hören, dass jedem normalen Menschen die Tränen kommen würden.
Nico stand da und betrachtete die Szene. Selbst er war etwas gerührt und das sollte etwas heißen! Immerhin war er Nico di Angelo!
Selbst in den Augen der Greifin konnte man unnatürliche Feuchtigkeit erkennen. Wenn Will noch etwas weitersingen würde, dann würde er es vielleicht schaffen.
Doch er brach nach Atem ringend und schwer keuchend ab. Nico erkannte, dass ihm das verdammt viel Kraft kostete. Anscheinend hatte Will irgendeinen Pakt geschlossen, der ihn jetzt Kraft kostete.
Will holte nach Luft und lächelte schwach in die Richtung der Greifin.
"Ich tu das wirklich nicht für mich...", murmelte er schwach. "Ich tu es für jemanden, den würde ich um jeden Preis wieder da rausholen...", sagte er und hustete etwas.
Will lächelte leicht. "ἐγὼ σὲ φιλῶ, ἄγγελος", murmelte er so leise, dass Nico nicht hören konnte.
Dich die Greifin hörte es und blinzelte leicht. Sie lächelte gerührt und kaum merklich, ganz heimlich und unauffällig, rollte eine Träne aus ihrem Wange an ihrem Schnabel vorbei.
Sie hielt sich an ihr Versprechen und senkte ihr Haupt so, dass die Träne, an ihrem Schnabel vorbei, in die Phiole fiel.
Will lächelte stärker und schloss erschöpft seinen Abend. Hätte Nico seinen Körper und seine Kräfte, dann könnte er spüren, wie Wills Lebenskraft allmählich immer mehr schwand.
Nico sah jedoch, dass sich Wills Brust immer langsamer und weniger schnell hob. Er riss seine Augen auf.
Will würde sterben. Nur wegen ihm. Nur weil er ihm helfen wollte. Nur weil Nico ihn um Hilfe gebeten hatte. Und es würde ihm nicht mal etwas bringen...
Nico schwebte auf Wills Körper zu. Könnte er, aber konnte er als Geist schlecht, hätte er spätestens jetzt angefangen bitterlich zu weinen.
Wills Brust hörte auf sich zu heben und zu senken. Nico wusste, dass Will gerade seinen letzten Atemzug verbraucht hatte.
Was brachte es ihm, wenn irgendjemand seinen Körper heilen könnte, ohne Will zu leben? Warum war er nicht an seiner Stelle gestorben? Warum wollte ihn niemand bei sich haben? Nicht mal der Tod?
Nicos verzweifelte Gedankengänge wurden durch Annabeth unterbrochen. Er sah zu ihr und ihm kam eine Idee.
Will sollte nicht umsonst gestorben sein!
Nico schwebte auf Annabeth zu und stuppste sie mit einem Stock an. Die Gegenstände konnte er ja bewegen.
Dann schrieb er etwas mit dem Stock in den Boden.
Hey, ich bin's Nico... Könntest du bitte die Phiole nehmen und bitte die Flüssigkeit in meinen Mund schütten?
Verwirrt sah Annabeth auf den Schriftzug und machte es schließlich schulterzuckend. Sie hatte schon seltsameres erlebt. Und Schatten konnte es ja nicht...
Nico folgte ihr nicht. Er wollte viel lieber bei seinem Will bleiben.
Er spürte, dass er langsam aus seiner Existenz als Geist zurück in seinen Körper gebracht wurde.
Er schlug eine Augen auf und starrte an die Decke
Will... er ist tot..., dass war sein einziger Gedanke.
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