1. Kapitel
Chapter by RememberForYourDream
Eine undurchdringliche Schwärze empfing den Jungen, als er zu Bewusstsein kam. Mühsam versuchte er die Augen aufzuschlagen, doch seine Augenlider fühlten sich so unglaublich schwer an. Als würde Mrs O'Leary auf ihm drauf... Halt, stop!
Er hörte sich an wie Percy.
Percy...
Schon allein bei dem Gedanken an ihn, hätte der Schwarzhaarige am liebsten das Gesicht verzogen.
Er hatte Percy geliebt. Aber irgendwie eher auf eine.... naja... Wie konnte man das erklären? Er hatte Percy angehimmelt. Wie die ganzen Mädchen Justin Bieber oder Shawn Mendes anhimmelten, wer auch immer das sein sollte. Aber konnte man das wirklich Liebe nennen? Früher war er sich so sicher gewesen, Percy, der Junge mit den Augen, die das Meer selbst wiederspiegelten, sei seine große Liebe. Doch rückblickend hätte ihm klar sein müssen, dass aus ihm und Percy nichts hätte werden können.
Dafür waren sie zu unterschiedlich. Es ist besser, die Liebe einmal gefunden und wieder verloren zu haben, als niemals geliebt zu haben. Das hatte Jason ihm immer wieder gesagt.
Doch nun begann Nico zu zweifeln, Percy je richtig geliebt zu haben. Sicher, er war immer nervös in seiner Gegenwart gewesen, hatte ihm nichts abschlagen können und hatte ihn zweifellos unglaublich gerne gemocht und ihm definitiv vertraut, was bei ihm recht selten vorkam. Doch konnte es nicht sein, dass das alles aus anderen Gründen war? Er war vielleicht nervös gewesen, da er nicht wusste, wie er nach Biancas Tod mit Percy umgehen sollte? Nur wenige konnten Percys Seehundblick widerstehen. Und wer mochte Percy nicht? Selbst Clarisse und Mr. D hatten ihn irgendwo lieb gewonnen. Und das erste, was Percy getan hatte, war, sein Leben für ihn aufs Spiel zu setzen. Wieso sollte er ihm nicht vertrauen?
Konnte es sein, dass er sich so in seinen Gefühlen geirrt hatte? Wenn ja, wäre seine Aktion gegenüber Percy vollkommen unnötig gewesen... Andererseits hatte Cupido selbst gedacht, er würde Percy lieben. Und Cupido war neuerdings ein Gott...
Nico war verwirrt.
Aber eine Sache beschäftigte ihn noch mehr: Wieso beschäftigte er sich überhaupt damit? Wieso zweifelte er immer wieder daran, dass er Percy wirklich geliebt hatte?
Dann fiel ihm etwas auf, dass einfach nur offensichtlich war. Er...
...war nicht tot.
Wieso nicht? Er hatte es doch genau berechnet... Und die Unterwelt sah definitiv anders aus. Er musste es ja wissen.
Oder sah die Unterwelt für Tote anders aus? War sie für jeden anders?
Wenn ja, wie hatte sie für Bianca ausgesehen, bevor sich diese für eine Wiedergeburt entschieden hatte?
Nicos Herz zog sich beim Gedanken an seine Schwester zusammen.
Noch ein Zeichen dafür, dass er diese Scheiße, die sich Leben nennt überlebt hatte.
Bianca hatte noch so viel vor sich gehabt, sie war so jung gewesen. Okay, die war eine Jägerin und wäre deshalb sowieso nicht gealtert, aber trotzdem...
Nico erinnerte sich an früher, als er noch Angst vor dem Tod gehabt hatte. Bianca hatte ihn immer getröstet, indem sie gesagt hatte: Nico... Der Tod ist nichts anderes als der Horizont. Nicht anderes als die Stelle, wo die Sonne im Meer versinkt. So wie wir nicht hinter den Horizont und das Meer blicken können, können wir nicht hinter den Tod blicken. Und während einige trauern, weil sie einen geliebten Menschen verloren haben, freuen sich andere, ihn nach all dieser Zeit wiederzusehen.
Das hatte ihn immer getröstet. Er hatte sich gefreut, später seine gesamte Familie im Jenseits zu treffen. Damals hatte er ja nicht gewusst, wie sehr der Tod geliebter Menschen schmerzen konnte. An den Tod seiner Mutter konnte er sich fast nicht erinnern.
Biancas Tod dagegen verfolgte ihn in seinen Träumen, obwohl er diesen gar nicht mit eigenen Augen gesehen hatte.
Beim Thema Bianca dachte er wieder an die Figurine. Auf die Unterseite hatte Bianca etwas mit einer Haarspange oder so hineingeritzt, auch wenn er nicht ganz verstanden hatte, wie sie das geschafft hatte. Nur 3 Worte. Und die hatten Nico dazu gebracht, Percy dann doch zu verzeihen. Sie hatten so viel in ihm ausgelöst. Er hatte es anfangs gar nicht gemerkt und er war sich sicher, auch Percy wusste nichts davon.
Es war ein Geheimnis. Ein Geheimnis zwischen ihm und seiner toten Schwester. Beim Gedanken an ihre letzten Worte, falls man das so sagen konnte, da sie es ja nicht ausgesprochen hatte. Diese Worte hatten sich tief in sein Gedächtnis eingebrannt.
Es tut mir leid. So lautete die letzte Botschaft von Bianca di Angelo, der liebevollsten Schwester der Welt.
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