»07. Kapitel«

Eine Bewegung neben mir riss mich aus meinen unruhigen Schlaf. Müde riss ich meine Augen auf, nur um auf einen ziemlich gut gebauten Oberkörper zu starren.

„Guten Morgen.“

Sofort erkannte ich die tiefe Morgenstimme, die keinem anderen als Liam gehörte. Unwirklich musste ich zugeben, dass sie sehr…anziehend klang.

Ich blickte langsam zu hoch und traf sofort auf zwei braune Augen, die mich kommentarlos musterten. Dann schaute ich in derselben Geschwindigkeit an uns beiden herunter.

Ich fand mich in seinen Armen vor, den Kopf hatte ich auf seiner Brust abgelegt. Ein starker Arm war um meine Hüfte geschlungen. Als mir klar wurde, wie wir hier gerade lagen, rutschte ich augenblicklich weg.

„Morgen.“

nuschelte ich verlegen und schaute ihn peinlich berührt an. Meine Gedanken schweiften zu dem vorherigen Abend zurück. Als mein T-Shirt nach oben gerutscht war, hatte er es runtergezogen.

Leider Gottes hatte ich schon von anderen Jungs erfahren müssen, das er locker etwas anderes hätte machen könnten. Doch er hatte es nicht getan. Vielleicht war er ja doch nicht so scheiße, überlegte ich und legte unbewusst den Kopf in eine seitliche Lage.

„Alles klar bei dir?“

Liam schaute mich fragend an, ehe er sich einmal kurz streckte und somit (glücklicherweise) den Arm von mir ließ. Nur langsam hob ich meinen Kopf an, nur um ihn ein paar Sekunden später wieder herunter fallen zu lassen.

Ein kleines Lächeln umspielte seine Lippen, dann verschwand es aber wieder. Ausdruckslos sah er mich an.

Sein eiskalter Blick brachte mich dazu mich schnell aufzurappeln und mich so schnell und unauffällig zugleich in die Richtung der Tür zu bewegen.

„Danke, dass ich hier schlafen durfte.“

flüsterte ich leise und konnte mir es nicht verkneifen trotz seines Blickes höflich zu lächeln. Ich wollte gerade gehen, als ich davon abgehalten wurde.

„Warte bitte.“

Verwundert blieb ich stehen und drehte mich herum. Liam stand auf und ging zu seinem Schrank. Er kramte ein paar Sachen raus, die er mir dann in die Hand drückte.

„Du kannst bei mir Duschen gehen, du kannst ja im Moment nicht in dein Zimmer.“

„Danke.“

sagte ich und sah ihn anschließend zögernd an. Dann umarmte ich ihn unsicher und drückte ihm einen Kuss auf die Wange. Schmunzelnd musste ich beobachten, wie er und ich gleichzeitig rot wurden.

„Bitte.“

Ohne eine weitere Antwort zu geben, lief ich ins Badezimmer und duschte mich so schnell wie ich konnte. Nachdem ich Haare geföhnt hatte und mich angezogen hatte, trat ich wieder ins Zimmer, wo Liam auf dem Bett lag und irgendetwas im Fernsehen guckte.

Als er mich sah, stand er auf und schaltete den großen Bildschirm aus.

„Können wir Frühstücken gehen?“

fragte er und wich meinem Blick geschickt aus. So wie es aussah hatte ich ihn mit meinem kleinen Kuss vorhin wohl wirklich verlegen gemacht haben.

„Ja.“

antwortete ich und lächelte kurz, als Liam mir wie ein Gentleman die Tür aufhielt.

„Danke.“

„Gerne.“

Nebeneinander liefen wir zum Aufzug. Die Stille, die zwischen uns herrschte war mir wirklich unangenehm, doch wiederrum wollte ich sie auch nicht brechen, da es sonst noch peinlicher hätte enden können.

Ein ungutes Gefühl machte sich in meiner Magengegend bemerkbar, als ich den großen Aufzug betrat und Liam den Knopf drückte. Unruhig beobachtete ich, wie die Türen langsam und geräuschlos aufeinander zu glitten.

Ich hasste Aufzug fahren einfach nur.

Als ich jünger gewesen war, war ich auf der Arbeit meines Vaters alleine mit dem Aufzug geblieben, woraufhin dieser urplötzlich stehengeblieben war und ich mehrere Stunden dort verbringen musste. Zum Glück war damals alles gut gegangen, doch noch heute konnte ich es nicht abhaben, da die Angst immer noch da war.

Mit einem Rattern setzte sich der Kasten in Bewegung.

Da ich die Stille immer noch für mehr als unangenehm befand, begann ich verlegen auf meine Hände zu schauen, was jedoch nur für ein paar Sekunden anhielt, da ich aus dem Augenwinkeln eine Bewegung erkannte. Als ich aufschaute, entdeckte ich Liam, der den roten Notfallknopf drückte.

Der Aufzug ruckelte einmal, bevor mit einem Ruck stehen blieb.

Augenblicklich kam die Erinnerung in mir hoch.

„Liam, was soll das?“

fragte ich flüstern und versuchte mir die aufwallende Panik nicht anmerken zu lassen. Liam sagte nichts, sondern drückte mich sanft gegen die Aufzugswand. Wieder war er mir so nah.

„L-Liam, w-wieso hast du den Knopf gedrückt?“

Wiederholte ich und sah geradewegs in die braunen Augen, die mich schweigend musterten. Meine Stimme bebte, mit aller Kraft versuchte ich ruhig zu bleiben.

„Hast du Angst vor mir?“

fragte er, als er meinen zitternden Atem bemerkte. Voller Sorge zogen sich die dunklen Augenbrauen über seinen Augen zusammen. Irgendwie sah er besorgt aus. Besorgt um mich?

„N-Nein, ich habe nur Angst vor Aufzügen.“

Mit einem unguten Gefühl in der Magengegend spürte ich, wie der Junge vor mir seine Hände etwas fester um meine schlang. Sein Daumen strich vorsichtig über mein Handgelenk.

„Und wieso?“

„Weil ich als kleines Kind mal alleine stecken geblieben bin.“

Und das, das in den folgenden Momenten geschah, würde ich niemals vergessen. Liam erstarrte zuerst, dann ließ er langsam aber sicher von mir ab. Panik spiegelte sich auf seinem Gesicht wieder.

„Oh mein Gott, das wusste ich nicht.“

rief er und schlug auf den Knopf, womit der Aufzug wieder los gehen sollte, doch es passierte überhaupt nichts. Liam hämmerte wie verrückt auf dem Knopf rum, doch es bewegte sich weiterhin nichts.

„Scheiße!“

„Wieso drückst du auch den Knopf?“

Ich konnte nicht anders, als ihn anzufahren. Aufgebracht fuhr ich mir kurz frustriert durch die Haare, ehe ich anfing unruhig hin und her zu laufen.

„Weil ich dich- Ach ist egal.“

kam es nur von hinten, ein leiser Seufzer folgte darauf. Wütend lief ich zu ihm und nahm das Telefon neben seinem Kopf in die Hand. Es war ein Notfalltelefon.

Ich nahm das Telefon (wobei ich zuerst das Kabel entwirren musste) und hielt den knallroten Hörer aufgeregt an mein Ohr.

„Hallo?“

Es kam keine Antwort. Die Leitung schien wie tot zu sein.

„Hallo!“

Dieses Mal schrie ich so laut in die Sprechmuschel, dass am anderen Ende prompt eine erschreckte Antwort kam.

„Ja bitte?“

„Ich…Wir stecken hier im Aufzug fest!“

Ich war ganz panisch. Mein Herz klopfte so heftig gegen meinen Brustkorb, dass ich Angst hatte, dass Liam es sehen könnte.

„In welchen Aufzug stecken sie Ma‘am?“

„Was weiß ich was das für ein Aufzug ist!“

Meine Stimme hatte sich schon so sehr gesteigert, dass ich dabei war, zu schreien. Liam musste ja wirklich den besten Eindruck von mir haben.

„Ma‘am da steht eine Nummer neben dem Telefon, welche Nummer steht da?“

Die Stimme klang ruhig, allerdings beruhigte sie mich keineswegs. Ganz im Gegenteil; sie brachte mich fast zum hyperventilieren. Schnaufend schaute ich neben das Telefon.

„Fünfzehn.“

„Okay, in ein paar Minuten geht der Aufzug wieder. Bleiben sie ganz ruhig.“

Mit zitternden Händen hängte ich das Telefon wieder zurück an die ursprüngliche Position zurück und drehte mich zu Liam um. Ich fand ihn auf der anderen Seite, starr zu Boden schauend.

„Was ist wenn der Aufzug nicht geht? Wenn keiner kommt? Ich will hier raus!“

Murmelte ich und konnte nicht verhindern, wie mir, langsam aber sicher, heiße Tränen in die Augen traten und sichtbar wurden.

„Amy, nicht weinen. Es wird alles gut.“         

Vergeblich versuchte Liam mich zu beruhigen. Vorsichtig kam er auf mich zugeschritten, die Hände erhoben.

„Ich habe Angst! Du verstehst mich nicht. Warst du schon mal vier Stunden alleine in einem Aufzug eingesperrt? Ich will hier ra-“

Er brachte mich dazu, meinen Satz zu unterbrechen. Sanft pressten sich seine Lippen auf meine. Aus Instinkt schloss ich meine Augen. Zu meiner Verwunderung waren sie weich und hinterließen einen guten Geschmack auf meinen Lippen zurück. Ein Kribbeln durchfuhr mich, als Liam auch noch seine Hände in mein Haar vergrub und mich behutsam zu ihm heranzog. Ich musste zugeben, dass der Kuss seine Wirkung erfüllte und mich beruhigte.

Plötzlich ruckelte der Aufzug und er fuhr weiter Augenblicklich lösten wir uns voneinander und wichen jeweils an die andere Seite des Kastens. Wir starrten uns an. Sein Blick war unergründlich.

Die Aufzugtür ging auf und ich sah in die besorgten Gesichter von Louis, Zayn, Harry und Niall.

„Oh mein Gott Amy, ist alles klar bei dir?“

Sofort nahm Zayn mich in den Arm und drückte mich so feste an sich, dass ich nach Luft schnappen musste.

„Mir geht‘s gut.“

sagte ich leise und löste mich wieder von ihm, um Luft zu bekommen. Liam stand still hinter mir. Ich drehte mich zu ihm um und funkelte ihn böse an.

„Wieso hast du das getan?“

Ich hatte ihn nicht darum gebeten mich zu küssen! Wieso wechselten meine Gefühle bloß immer so plötzlich?

„Amy, es tut mir leid, ich wollte es wirklich nicht.“

Ich schaute ihn nur kurz an, dann lief ich an ihm vorbei nach draußen. Hinter mir hörte ich noch Zayn rum meckern.

„Was hast du mit ihr gemacht?“

Er hörte sich überhaupt nicht freundlich an, doch ich hörte ihnen nicht mehr zu, sondern lief einfach heraus. Wo genau ich hinging, wusste ich nicht. Nach einer Weile fand ich mich wieder in einem Dorf wieder. Ich lief einfach durch die Straßen und dachte über Liam nach.

Wieso hatte er das getan?

Erst war er gemein zu mir, dann nett, dann besorgt und dann hatte er mich einfach geküsst.

Dieser Junge spielte mit meinen Gefühlen. Und dabei war ich gerade erst ungefähr vier Tage hier. Und dann schon sowas.

Nachdem ich verwirrt durch dieses kleine Dorf gelaufen war, beschloss ich zurück zu gehen. Zum Glück fand ich den Weg zum Hotel schnell, denn sonst bin ich eigentlich immer orientierungslos. Sehr sogar.

Als ich am Hotel ankam, erkannte ich Louis, der strahlend am Eingang stand und ein Mädchen begrüßte. Er umarmte sie lange, dann gab er ihr glücklich einen Kuss. Das war dann wahrscheinlich wohl Lea, Louis Freundin. Sie sahen wirklich sehr Süß zusammen aus. Ich wollte eigentlich unauffällig an ihnen vorbei, um sie nicht zu stören, doch Louis bemerkte mich frühzeitig und hinderte mich an meinem Vorhaben.

„Amy! Wo warst du? Alle haben sich Sorgen gemacht!“

„Ach, ich war nur spazieren.“

meinte ich lächelnd und zuckte mit den Schultern. Louis schaute mich einen Moment prüfend an, dann zog er das Mädchen neben sich in den Arm.

„Das ist Lea, meine Freundin. Lea, das ist Amy.“

Sie lächelte mich an und hielt mir die Hand hin. So höflich wie ich nun mal war, nahm ich sie und schüttelte sie, nicht ohne sie dabei genauer zu betrachten.

Sie war sehr hübsch und groß. Ihre langen blond braunen Haare fielen locker über ihre Schulter. Außerdem hatte sie eine sehr gute Figur und ich beneidete sie echt um ihr Aussehen. Louis nahm ihre Hand und küsste sie danach wieder.

„Nun ja, macht es dir was aus, wenn wir jetzt aufs Zimmer gehen?“

fragte er entschuldigend und machte Anstalten wieder in das Hotel zurück zu gehen.

„Ist doch kein Problem.“

antwortete ich lächelnd und die beiden verschwanden rasch. Sie waren wirklich süß, das konnte man auf keinen Fall leugnen..

Ich beschloss John suchen zu gehen. Dieses Mal war ich aber schlauer und benutzte die Treppe anstatt den Aufzug. Ich hatte meinen Bruder seit der Ankunft nicht mehr gesehen. Toller Bruder-Schwester Urlaub.

Ich wollte gerade klopfen, da hörte ich Geräusche aus dem Zimmer. War das etwa ein Stöhnen einer Frau? Ich hörte genauer hin. Oh Gott ja das war es!

Sofort entfernte ich mich von der Tür und verzog mein Gesicht an den Gedanken, dass mein Bruder gerade...ihr wisst schon hat. Ich schüttelte mich einmal, um den Gedanken zu vertreiben und ging in mein Zimmer zurück. Resigniert ließ ich mich auf das Bett fallen.

Ich machte den Fernseher an und schaute irgendeinen Spanischen Kindersender, bis es langsam dunkel wurde. Ich hatte gerade echt keine Lust auf allen und jeden. Kaum hatte ich es gedacht, klopfte es an der Tür.  Ich schreckte zusammen, blieb jedoch liegen. Es klopfte nochmal, diesmal aber ungeduldiger. Stöhnend stand ich auf und öffnete die Tür.

„Was?“

Ich scheute mich nicht davor zu zeigen, wie genervt ich war.

Liam stand mit einen Strauß Blumen in der Hand da und lächelte mich zögernd an.

Was zur verdammten Hölle, war mein einziger Gedanke.

„Hey, bitte nach die Tür jetzt nicht wieder zu, okay?“

Er klang wirklich traurig, aber wahrscheinlich war das wieder nur seine Fassade. Trotzdem ließ ich ihn eintreten und stellte mich auf die andere Seite des Zimmers, soweit wie möglich von ihm weg. Er ließ die Blumen auf meinen Nachttisch liegen.

„Es tut mir leid Amy, wirklich. Ich mag dich...sehr sogar. Ich weiß ich habe mich benommen wie ein Arschloch, aber ich war so verletzt von meiner Ex Freundin, ich wollte nicht wahrhaben, dass ich jemanden neues mag.“

Seine Worte klangen ehrlich. Mit angehobenen Brauen schaute ich in seine braunen Augen. Sie strahlten Hoffnung aus. Und Ehrlichkeit.

„Liam…trotzdem verstehe ich es einfach nicht, wieso du nur so zu mir warst. Zayn hat mir erzählt,das du zu anderen Mädchen nett warst, außer zu mir, was habe ich dir getan?“

Ich hatte nicht bemerkt, wie er zu mir gekommen war. Wieder stand er nah bei mir.

„Ich bin doch auch nur ein normaler Mensch und ich verstehe es einf-“

Und dann…dann spürte ich seine Lippen schon wieder auf meinen. Er küsste mich zärtlich. Nach viel zu kurzer Zeit, löste er sich von mir und lehnte seine Stirn an meine. Er hatte auf meine Frage nicht geantwortet. Seine eine Hand legte er auf meine Wange, die andere suchte meine Hand und er nahm sie in seine.

In mir explodierten gerade alle Schmetterlinge, die sich angesammelt hatten, seitdem er mich das erste mal geküsst hatte. Seine Lippen entfernten sich von meinen, aber nur ein paar Millimeter. Sein Blick wechselte von meinem Augen zu meinen Lippen. Er war mir so unglaublich nah und ich fühlte mich wohl. Ich sah seinen Blick und schmolz fast dahin.

Plötzlich fasste er an meine Hüften und hob mich hoch. Er trug mich zu meinem Bett und legte mich vorsichtig darauf. Liam beugte sich über mich in platzierte seine Hände links und rechts von meinem Kopf.

Er schaute mir eine Weile nur in die Augen, bevor er seine Lippen in Zeitlupe wieder auf meine legte.

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