»06. Kapitel«

„Guten Morgen.“

„Morgen.“

Verschlafen zog ich den Stuhl neben Louis zurück und ließ mich vollkommen fertig darauf fallen. Sofort wurde ich mit fragenden Blicken bombardiert.

„Und wie war es gestern?“

fragte mein Sitznachbar neugierig und sah mich traurig an. Wahrscheinlich hatte er sich bereits gestern ein paar Thesen aufgebaut, wie mein gemeinsamer Abend mit Liam geendet hatte.

„Liam hat versucht mich ins Bett zu kriegen, da habe ich ihm eine Ohrfeige verpasst und bin dann nach Haus gelaufen.“

sagte ich schulterzuckend und schlug mir die Hand vor dem Mund, um ein Gähnen zu unterdrücken. Zayn seufzte laut auf und fuhr sich einmal durch die Haare.

„Er ist so ein Arschloch im Moment.“

sagte er eher zu sich selbst und schüttelte seinen Kopf. Ich sagte nichts, sondern nahm einen großen Schluck von meinem Kaffee. Plötzlich ertönte ein Klingelton aus Louis Hosentasche.

Schnell packte dieser sein Handy aus. Als er sah, wer ihm eine Nachricht geschickt hatte, erhellte sich sein Gesicht sofort. Mit dem breitesten Lächeln, das ich jemals gesehen hatte, strahlte er in die Runde.

„Leute, Lea hat geschrieben, sie hat mein Ticket bekommen und kommt morgen nach!“

warf er in die Runde, weiterhin lächelnd wie ein Honigkuchenpferd. Automatisch legte ich meine Stirn in Falten.

„Wer ist Lea?“

fragte ich verwirrt und legte meinen Kopf schief.

„Das ist meine Freundin. Du wirst sie bestimmt mögen, sie kommt morgen nach.“

schwärmte er und starrte verliebt auf die Nachricht, die er von ihr bekommen hatte. Schmunzelnd über seine aufgebrachte Reaktion nahm ich einen weiteren Schluck. Ich freute mich schon darauf sie kennen zu lernen, denn ich war mir sicher, dass sie total nett sein würde.

„Wenn ich sie abhole kannst du ja mitgehen und dann…“

Im Laufe des gesamten Frühstückes erzählte mir Louis das halbe Leben seiner Freundin. Zum Beispiel, das sie schönes Wetter und Badminton liebte, was mich innerlich zum jubeln brachte, da ich mir ebenfalls mit dieser Sportart gerne die Zeit vertrieb.

„Wollen wir heute in die Stadt gehen?“

fragte Harry in die Runde, nachdem er es geschafft hatte Louis den Mund zu zuhalten, da er so viel von seiner Freundin schwärmte.

Sie sind bestimmt ein perfektes Paar, dachte ich mir lächelnd und wartete auf eine Antwort auf Harrys Frage. Zu meiner Überraschung schüttelten alle den Kopf.

„Ne, da sind zu viele du weißt schon.“

sagte Zayn und sah den Lockenkopf vielsagend an. Dieser schien ihn genau zu verstehen, denn sofort biss er sich auf die Unterlippe und senkte den Kopf, um meinen verwirrten Blick auszuweichen-

„Wer sind denn ‚du weißt schon‘?“

fragte ich verwirrt, doch Niall winkte nur ab und grinste mich verunsichert an.

„Erklären wir dir ein anderes Mal, versprochen.“

„Wohin willst du denn gehen, Niall?“

fragte ich an ihn gewandt und strich mir verwirrte Haarsträhnen aus dem Gesicht. Er war komisch in den letzten zwei Tagen gewesen, er wich mir immer wieder aus und schaute schuldbewusst auf seine Hände, allein schon, wenn ich ihn ansah.

Er zuckte mit den Schultern und zählte anscheinend seine Finger.

„Wir könnten uns ein Boot Mieten und aufs Meer rausfahren.“

sagte Louis und alle außer Zayn nickten begeistert.

„Zayn, ich kann dir da auch zeigen wie man schwimmt.“

sagte ich und anschließend stimmte er  dann doch verlegen zu.

Es hatte echt Spaß gemacht ihm schwimmen zu zeigen, denn er hatte sich wirklich viel Mühe gegeben, wobei er mich irgendwie an meinen kleinen Bruder erinnert hatte, als er schwimmen gelernt hatte.

Die Jungs standen auf, doch ich hielt sie zurück.

„Jungs, aber wir haben doch gar nicht so viel Geld um ein Boot zu mieten! Wisst ihr eigentlich wie teuer das hier ist?“

fragte ich mit großen Augen, doch die Jungs nur in ein amüsiertes Lachen aus und schauten mich belustigt an.

„Das klappt schon.“

sagte Harry mit einem schiefen Grinsen und zwinkerte mir schnell zu. Ich zuckte mit den Schultern und so gingen wir zum Strand,  wo Harry und gleich das teuerste und größte Boot mietete.

Es war ja schon fast eine Yacht, denn sie sah edel aus und glitzerte in der Sonne. Ich war schwer beeindruckt.

„Komm wir gehen drauf.“

sagte Niall und lief als erstes über den kleinen Steg auf das Boot (soweit man es noch Boot nennen konnte). Als ich auf das wackelige Holzbrett vor mich guckte, schluckte ich einmal schwer, doch ich nahm einfach all meinen Mut zusammen und tapste schnell darüber.

Die Jungs hüpften ebenfalls gut gelaunt drauf und Niall fuhr los. Anscheinend hatte er Ahnung davon. Während sich die anderen sich überall verteilten, beschloss ich mir das Bootsinnere etwas genauer anzusehen-

So einen Luxus war ich gar nicht gewohnt.

Ich kam mir ernsthaft wie in einen dieser typischen Filmen vor, wo die Millionäre auf ihren riesigen Yachten übers Meer fuhren und sich junge Frauen mit einer Oberweite, die Ballons glichen, auf dem Deck räkelten, nur mit dem kleinen Unterschied, dass es sich in meinem Fall um vier Jungs mit keinerlei Brüsten handelte.

Genauso fühlte ich mich jetzt.

Nachdem ich mich mir einen Eindruck gemacht hatte, taperte ich zurück in den Raum, welches wohl ein Wohnzimmer sein sollte. Ich setzte mich neben Harry, der als einziger dort saß, auf das strahlend weiße Sofa und lehnte mich an seine Brust. Sofort legte er seinen Arm um mich.

„Ich darf doch, oder?“

Er nickte so wild mit dem Kopf, dass die Locken leicht wackelten.

„Das ist doch selbstverständlich.“

sagte er und lächelte mich breit an.

„Alles klar?“

fragte er, nachdem wir eine Weile geschwiegen hatten, ich jedoch spürte, wie die grünen Augen immer noch auf mir ruhten. Langsam nickte ich. Dann schüttelte ich wieder unentschlossen den Kopf.

Die Brust, an der ich lehnte, begann leicht zu vibrieren, als er leise lachte.

„Was denn jetzt? Ist alles gut oder schlecht?“

„Ich glaube schlecht.“

„Du kannst mir gerne alles erzählen.“

sagte er lieb und lächelte mich vertrauenswürdig an. Sofort ging Mein Herz ein kleines Stück auf.

„Also das gestern mit Liam... als er kurz auf Toilette war, hat sich so ein Spanier an mich rangemacht. Als Liam dann zurückkam, hat er ihn böse angestarrt und ihm was gesagt, was ich aber nicht verstanden habe. Dann haben sie sich geschubst und Liam hat ihm ins Gesicht geschlagen. Er hat so…wütend ausgesehen. Dann hat er angefangen mich zu küssen und wollte wohl mit mir schlafen, doch ich gab ihm eine Ohrfeige und bin verschwunden.“

Ich machte eine bedeutungsvolle Pause, um Luft zu holen.

„Ich verstehe nur nicht, warum er gemein zu mir ist, mich dann verteidigt und dann mit mir schlafen will.“

sagte ich und schaute zu Harry. Dieser schien wohl über meine Worte nachzudenken, da sich auf seiner Stirn Denkfalten gebildet hatten.

„Weißt du, Liam ist so ein lieber Mensch. Er ist der netteste und liebste von uns, und er hat seine Ex wirklich über alle geliebt, doch als er erfahren hat, das sie ihn betrogen und nur ausgenutzt hat, ist er vollkommen durchgedreht und seitdem ist er so. Glaub mir Amy, er ist wirklich anders in Wirklichkeit und im Moment scheint er wohl nicht zu wissen, wie er sich in deiner Nähe verhalten soll.“

Seine Worte waren ernst gemeint.

„Ich meine, ich kann ihn nicht ausstehen, doch irgendwie mag ich ihn. So ein kleines bisschen. Irgendwie.“

flüsterte ich leise und ich bemerkte, wie sich Harrys Mundwinkel leicht anhoben.

„Weißt du eigentlich, wieso Niall mir so aus dem Weg geht? Mag er mich nicht oder habe ich vielleicht etwas falsch gemacht?"

Harry seufzte auf, diesmal sah er wütend und traurig zur gleichen Zeit aus.

„Ich will es dir ja sagen, doch ich kann nicht und es tut mir so leid, aber du wirst es noch früh genug erfahren.“

sagte er und ich bemerkte, wie an Tempo verlor und anschließend ein paar Sekunden später komplett anhielt.

„Komm wir gehen uns das Meer angucken.“

sagte Harry und stand auf und nahm meine Hand. Zusammen gingen wir dann an Deck, wo die anderen schon standen und das kristallklar Wasser betrachteten. Es war wunderschön hier. Und so ruhig. Traumhaft.

Ich hatte nie gewusst, dass der Ausblick auf das einfache Meer so schön sein konnte.

„Willst du schwimmen gehen?"“

fragte Harry und grinste mich spitzbübisch an.

„Ich habe aber keine Sachen mit.“

sagte ich, doch Harry hob mich hoch in sprang mit mir über die Reling. Als ich unter Wasser tauchte, füllten sich meine Lungen sofort mit Wasser. Sofort kam Panik in mir hoch, da ich nicht mehr atmen konnte.

Ich tauchte auf und hustete erst einmal kräftig.

„Harry!“

beschwerte ich mich lautstark und drückte ihn wieder unter Wasser. Die anderen Jungs standen noch trocken auf dem Boot und lachten.

Harry und ich lieferten uns eine Wasserschlacht, bis wir wieder aufs Boot kletterten.

„Nie wieder!“

sagte ich grinsend zu Harry, der mir nur durch die Haare wuschelte und danach das Handtuch von Louis annahm, das Louis ihm reichte. Louis gab mir ebenfalls ein Handtuch, womit ich mich abrieb.

Zayn zog sein T-Shirt und seine Badehose aus und hielt sie mir hin.

Obwohl ich ihn nur als Freund mochte, musste ich zugeben, dass er verdammt gut aussah, denn jetzt stand er nur in Boxershorts vor mir.

„Ist das auch wirklich in Ordnung?“

fragte ich unsicher und er nickte lächelnd. Dankbar zog ich mir schnell die Sachen an und legte die nassen zum trocknen in die Sonne. Dann setzte ich mich zu den Jungs, die in der Sonne schmorten. Alle lagen, aber ich setzte mich in den Schatten.

„Komm doch auch in die Sonne.“

bot Louis mir an und tippte einladend auf den Platz neben sich, doch ich schüttelte den Kopf.

„Ich gehe nicht gerne in die Sonne,i ch bekomme so schnell einen Sonnenbrand.“

sagte ich und lächelte entschuldigend.

„Okay.“

sagte Louis und legte sich wieder hin. Langsam aber sicher machte mich die Wärme so müde, dass ich langsam einschlief.

 *

„Liam, was machst du denn hier?“

„Was habt ihr mit ihr gemacht und wieso zur Hölle trägst du sie?“

Ich hörte, wie Harry verblüfft antwortete.

„Weil sie eingeschlafen ist und wir sie nicht wecken wollten.“

Anscheinend trug Harry mich, denn ich atmete seinen guten Duft ein. Ich ließ meine Augen geschlossen, da ich hören wollte, was Liam antwortete.

„Ach so.“

„Und kannst du mir mal sagen, was du mit Amy gemacht hast? Was hast du für ein Problem mit ihr?“

Harry hörte sich zu meinem Überraschen plötzlich gar nicht mehr freundlich an.

„Ich habe nichts gegen sie, ich weiß einfach nicht wie ich mich in ihrer Nähe verhalten soll!“

kam es abrupt von unserem Gegenüber und ich erschreckte mich so sehr, dass ich unmerklich zusammenzuckte.

„Ich hatte gestern einfach nur Lust auf Sex und dachte sie wollte es auch. Nachdem sie verschwunden ist, habe ich bemerkt wie nett sie eigentlich ist und irgendwie ist sie...“

Das letzte Wort verstand ich nicht, da er es zu leise aussprach. Ich spürte wie Harry sich augenblicklich entspannte.

„Besonders wenn sie schläft.“

sagte Liam und irgendwie fühlte ich mich beobachtet. Wahrscheinlich schauten sie gerade auf mich. Unwirklich hielt ich den Atem an und wartete darauf, dass das Gefühl verschwinden würde.

„Meinst du, ich könnte mich mit ihr vertragen?“

Liam hörte sich echt hoffnungsvoll an.

„Vielleicht.“

sagte Harry und ich spürte, wie er sich in Bewegung setzte.

„Sie kann in meinem Zimmer schlafen.“

sagte Liam und ich spürte, wie Harry in eine andere Richtung lief.

Hallo? Am liebsten wäre ich aus seinen Armen gesprungen und laut schreiend weg gelaufen, doch das wäre eindeutig ein Beweis gewesen, das ich die beiden belauscht hatte. Er kann mich doch jetzt nicht in Liams Zimmer bringen!

„Wieso wolltest du die eigentlich in dein Zimmer tragen?“

hörte ich Liam hinter mir fragen, während der andere mich noch etwas näher an seine Brust heranzog.

„Man braucht ja so Karten um das Zimmer aufzuschließen und sie hatte ihre in ihre Tasche und wir waren schwimmen und jetzt geht ihre Karte nicht mehr. Die Rezeption bringt eine neue, aber erst morgen früh.“

erklärte er und legte mich auf ein Bett ab. Um Gottes Willen, war mein einziger Gedanke, liege ich da etwa gerade auf Wolken?

Dieses Bett war himmlisch weich. Sofort drehte ich mich auf den Bauch und Tat so, als würde ich weiterschlafen.

„Kommst du mit Abendessen?“

fragte Harry und gespannt wartete ich auf eine Antwort.

Von Liam kam nichts, wahrscheinlich schüttelte er den Kopf.

„Ich passe auf sie auf.“

Fassungslos über seine Aussage schnaubte ich leicht auf.

Als ob ich einen Aufpasser brauche! Und dann noch Liam. Das ich nicht lache.

„Na ja, dann bis morgen.“

verabschiedete Harry sich und ich hörte die Tür zugehen. Dann trat Stille in den Raum. Ich wagte es nicht mich zu bewegen.

Dann vernahm ich Schritte.

Ich spürte, wie sich Liam sich neben mich aufs Bett setzte. Das Bett war sehr klein und ich hoffte insgeheim, dass er woanders schlafen würde.

Ich hörte ein kleines Seufzen, dann spürte ich plötzlich eine warme Hand, die mir einmal zärtlich über die Wange strich.

Was war das denn jetzt?

Ganz ruhig, Amy, dachte ich mir einfach und blieb starr liegen. Plötzlich bemerkte ich, das Zayns T-Shirt, das ich ja anhatte, hochgerutscht war. Na toll, jetzt kann man meinen Rücken sehen.

Liam schien es im selben Moment bemerkt zu haben, denn ich spürte wieder seine Hände an meinem Rücken. Sofort durchfuhr mich an der Stelle, wo er mich berührt hatte, ein Kribbeln und Wärme.

Was macht er da? Er will doch nicht etwa-?

Doch ich hatte mich getäuscht. Vorsichtig zog er mein T-Shirt wieder runter und deckte mich zu. Mein Herz begann wild zu schlagen, Liams Geste brachte mich zum lächeln.

Dann merkte ich, wie er wieder aufstand und ins Badezimmer ging.

Währenddessen schlief ich langsam ein.

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