Vol. 11
"i would sell my soul for a bit more time"
- - -
"Summer?", hallte Ezra's Stimme im Treppenhaus wieder.
Ich stieg die nächsten paar Treppenstufen schneller hoch als die davor.
Die komplette rechte Seite meines Brustkorbes stand regelrecht in Flammen, noch dazu waren meine Gedanken drunter und drüber. Schließlich hatte ich Hunter unerwartet wiedergesehen.
"Was gibt's?", fragte ich meinen besten Freund, als nun auch meine Wenigkeit vor der passenden Wohnungstür stand.
"Ich glaube, du hast einen heimlichen Verehrer.", meinte er amüsiert und deutete mit seinem Kinn auf den Blumenstrauß, welcher sich genau vor der Tür befand, "Oder einen Stalker, wie man's nimmt."
Ich hockte mich überrascht hin. Es waren genau drei Rosen in einer leeren Whiskeyflasche. Daneben lag ein Briefumschlag mit meinem Namen drauf, die Handschrift kam mir bekannt vor. 'You keep my soul and I keep yours, for you in silence.' wurde in der gleichen Handschrift geschrieben. Mein Atem stockte.
"Na komm, nimm's mit rein. Es ist sicherlich keine Bombe!", sagte Ezra, hielt mir dabei als Betonung seinen Schlüssel vor die Nase.
Ich griff vorsichtig nach der Flasche, sowie den Umschlag und richtete mich wieder auf.
"Schatz, wann war das letzte Mal, dass du mir Blumen geschenkt hast?", rief Ezra nachdem wir die Wohnung betraten und die Tür in das Schloss fiel.
Ein verwirrtes "Wie bitte?" ertönte aus dem Wohnzimmer. Der Schwarzhaarige machte sich sofort auf den Weg dahin, während ich selbst in die Küche ging.
Ich platzierte die Blumen auf den Tisch und setzte mich, mit dem Briefumschlag in den Händen, auf einen der Stühle. Es war der Stuhl auf dem Hunter saß, als er hier war. Nach einem tiefen Atemzug, öffnete ich den Umschlag. Warum zitterten meine Finger?
In dem Umschlag war ein Zettel drinne, welchen ich mit rasendem Herzen auffaltete.
Hey Summer,
wenn du das hier liest hast du die Nadel überlebt, Glückwunsch! So schlimm war es gar nicht, oder?
Ich schnaubte und verdrehte dabei die Augen. Oh doch, es war schlimm!
Die Flasche gehört dir, sie lag noch in meinem Auto. Ich hoffe du magst Rosen? Die gehören nähmlich absofort auch dir. Kann man eine Allergie gegen Rosen haben? Wenn ja, dann hoffe ich auch, dass dies bei dir nicht der Fall ist.
Es hat mich gefreut dich heute wieder zu sehen und es tut mir wirklich Leid, dass ich dich angelogen habe. Ich hätte dir einfach sagen sollen, dass ich vor hatte zu gehen. Ich war ein Arschloch.
An dem Abend waren wir beide neben der Spur. Meine Zuneigung ihm gegenüber kam plötzlich. Ich wollte ihn nicht gehen lassen, dabei kannte ich sein wahres Ich nichtmal.
Der nächste Satz wurde in Klammern gesetzt und daraufhin besser formuliert.
(Die Situation war sehr kompliziert.)
Meine Geschichte ist sehr kompliziert. Aber eine Sache solltest du wissen. Dich getroffen zu haben, hat Alles verändert. Ich hoffe eines Tages werde ich den Mut finden dir die Wahrheit zu erzählen, dir meine Geschichte zu erzählen. Ganz besonders, was für eine große Rolle du darin gespielt hast.
Kannst du dich noch an die Lüge über meine Zukunft erinnern, die ich dir aufgetischt habe? Meine Wenigkeit als Künstler, ganz weit weg von hier?
Vielleicht ist es bald gar keine Lüge mehr. Ich möchte nicht zu voreilig sein, aber Connor und ich haben Pläne. Große Pläne.
Ein Lächeln breitete sich auf meinem Gesicht aus, während eine warme Träne meine Wange hinunter rollte.
Falls du dich für diese Pläne interessieren solltest, ist hier der Link zu seinem Kanal auf YouTube: https://youtu.be/_6_K6pbBtLk
Ich habe nämlich keine Ahnung, ob du ihn durch seinen Namen allein, finden würdest und gehe lieber auf Nummer sicher. Von seinem Kanal habe ich dir vorher nichts erzählt, oder?
Ich habe dir so vieles nicht erzählt. Wow. Es tut mir Leid. Ich kann es auch verstehen, wenn du mich am liebsten aus deinem Gedächnis löschen willst. Du hast jedes Recht dazu.
Das war nicht möglich, Hunter.
Ich wollte dir, denke ich, bloß die Chance geben, durch Connor's zukünftigen Videos zu sehen, wo ich im Leben stehe. Die Reise mitzuerleben. Vielleicht wird es dich ja von der Realität ablenken. Ergibt das einen Sinn? Wahrscheinlich nicht.
Danke für Alles, Summer. Du bist ein unglaublicher Mensch. Pass auf dich auf, bitte.
Hunter Alper Drew
P.S.: Your soul is safe with me, I promise.
P.P.S.: I pinky promise even, dreh das Blatt um.
Nachdem ich mir kurz mit meinem linken Handrücken unter die Augen fuhr, um die Nässe los zu werden, drehte ich, wie verlangt den Brief um. Auf dieser Seite des Blattes, hatte er Etwas gezeichnet:
Und darunter befand sich eine Nummer. Eine Telefonnummer, um genau zu sein. Plötzlich öffnete sich die Küchentür und Anthony platzte herein.
"Sag mir bitte, die Blumen sind nicht von deinem Ex-Freund.", entgegnete er sofort, offensichtlich aufgebracht.
"Die Blumen sind nicht von meinem Ex-Freund.", erwiderte ich ehrlich.
"Ein Glück.", ehrleichtert und etwas neugierig, musterte er nun die Rosen, "Heimlicher Verehrer oder Stalker?"
Oscar leistete uns Gesellschaft, als ich nach einem Kopfschütteln antwortete: "Sie sind von Hunter, also kein Stalker oder Verehrer."
Seine Mundwinkel zuckten: "Bist du dir sicher, dass er dich nicht stalkt? Dich vielleicht sogar verehrt?"
"Ganz sicher."
"Magst du mir dann erzählen, was auf dem Zettel in deiner Hand steht?", fragte Anthony mich daraufhin.
Ich lachte auf und faltete den Brief gleichzeitig wieder zu: "Schonmal was von Privatsphäre gehört, du Ferkel?!"
Bevor er darauf reagieren konnte, tauchte Ezra auf.
"Lass mich raten", sprach er selbstgefällig, "Ich hatte recht und die Blumen waren nicht von dem Arsch?"
"Du hattest recht, sie sind nicht von ihm.", versicherte Anthony, legte dabei einen Arm um seinen festen Freund, "Sie sind von Hunter!"
Ezra's Kiefer fiel fast zu Boden: "Nein!"
"Doch!"
"Ach, du verdammte Sch-"
"Es ist wirklich keine große Sache, Leute.", murmelte ich verlegen, während meine Hände hastig den Brief zurück in den Umschlag legten, "Wenn ihr mich jetzt entschuldigen würdet.", sturr stand ich auf, den Briefumschlag in der linken Hand und die Flasche in der rechten, "Heute wurde ich mehrmals mit einer sehr gewaltätigen und unheimlichen Nadel gestochen, ich würde mich ganz gerne ausruhen. Alleine."
Das Paar warf mir einen Blick zu, welchen ich beim besten Willen nicht deuten konnte. Sogar der Kater starrte mich schief an.
Ich brummte entnervt: "Fickt euch."
Sie kicherten bloß, wie Kleinkinder als ich, wie ein Kleinkind aus dem Raum stürmte. Ein lautes Miauen war ebenfalls zu hören.
"Du mich auch, Oscar!", kam es aus meinem Mund, dabei verkniff ich mir das Lachen.
Ich befand mich endgültig im Gästezimmer, schloss die Tür und lies meinen Körper auf dem Schlafsofa nieder. Danach holte ich mein Smartphone aus der Hosentasche, um einen ganz bestimmten Kanal auf YouTube zu besuchen.
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