Sturköpfe

[ Cigarette Daydreams - Cage the elephant ]

"Es ist nicht witzig, Harry!", teilt Louis seinem Freund genervt mit. "Siehst du, dass ich lache, du Idiot?", fragt dieser nun aufgebracht. Louis schaut zu dem Lockenkopf, der es immer weiter versucht. "Lass mich mal", erwidert Louis mit einem sanfteren Ton, der nicht direkt verkörpert, dass er noch immer stink sauer ist. "Glaubst du, ich bin zu blöd, um das Auto anzumachen?", fragt Harry nun wütend. Louis verdreht die Augen, nimmt Harry den Schlüssel aus der Hand und versucht es selbst - es passierte natürlich nichts.

"Siehst du, auch du, Louis kannst es nicht!", giftet Harry. "Willst du jetzt wirklich mit mir darüber streiten, weil ich es ebensowenig konnte wie du?", fragt Louis und schaut seinen Freund fassungslos an. "Ja, wer ist denn Schuld an dieser Situation? Wer wollte denn umbedingt eine Pause machen, nur um sich seinen Körper noch ein weiteres Mal zu vergiften?", beschwert sich Harry am laufendem Band," und jetzt, jetzt sitzen wir hier, ohne Tank und ohne Wasser. Wer weiß, vielleicht ist der Motor auch heiß gelaufen. Mal wieder, ist dies alles nur deine Schuld - ist ja nicht das einzige Heute."

Louis wollte zuerst seine Wut für einige Momente ablegen, aber nun kann er es nicht. Die Hitze und Harrys Worte lassen ihn förmlich überkochen, weswegen er viel zu agressiv die Tür öffnet und sie wieder zu knallt. Er hat es satt, dass Harry ihm ständig solche Gemeinheiten unterstellt. Er will es nicht hören - nicht Heute zumindest.

"Louis, jetzt sei kein Kleinkind und bleib hier!", ruft Harry, der ebenfalls aus dem Auto steigt. "Fahr zur Hölle, Harry!", erwidert Louis und läuft gerade aus. Ihm ist es auch egal, dass ihm warm ist, dass er schwitz und einfach nur nach Hause will. In diesem Moment möchte er einfach nur weg - weg von Harry und seinen Gemeinheiten.

Harry steht an seinem blauen Auto und schaut Louis dabei zu wie er wütend die Straße entlang läuft. Er mag seine eigene Wortwahl nicht, aber er ist viel zu stur, um sie zurück zu nehmen oder sich gar für diese zu entschuldigen. Er blickt seinem Freund einfach nach und es brennt ihm in den Füßen, einfach hinterher zu gehen. Vielleicht war es auch nur die Sonne, die auf seine schwarzen Lederschuhe trifft und die, diesen Effekt auslösen.

"Louis, jetzt renn nicht weg, das ist doch schwachsinnig!", ruft er ihm hinterher und geht ihm nach. "Schwachsinnig?", erwidert der kleinere," Schwachsinnig ist, dass ich zugestimmt habe mit zu kommen. Deine Eltern sind ein arrogantes Pack und du bist ein unehrliches Arschloch!" "Louis, lass das. Ich hab das nicht aus bösen Absichten getan!", behauptet Harry, aber Louis glaubt ihm nicht.

Vielleicht wird er jetzt auch ein bisschen emotional, weil er sich in dieser unendlich erscheinenen Wüste eingeschlossen fühlt.  Dies ist ein komisches Gefühl, angesichts der Tatsache, dass weit und breit Natur und Einsamkeit ist. Leider ist diese Einsamkeit gar nicht so einsam, da Harry immer noch hinter ihm her geht.

"Nein, natürlich nicht. Du tust nie was aus bösen Absichten, deswegen bin ich ja auch immer der blöde in unserer Beziehung", erwidert Louis genervt. Er holt die Zigarettenpackung aus seiner Hosentasche. Er ist froh, dass er sie sich noch geschnappt hat, bevor er das Auto verlassen hat. Er braucht jetzt dringend noch eine und es ist ihm auch vollkommen egal, was Harry dazu sagt - ob er überhaupt etwas dazu sagt.

"Louis, ich hab das nicht extra gemacht, okay? Hör jetzt auf deinen Stress davon rauchen zu wollen, du weißt genau, dass das nicht funktioniert", meint Harry, aber jedes Wort was er sagt, macht Louis noch wütender. Es fehlen nur noch einzelne Wöter, bis Louis Harry einfach den Hals umdrehen würde. Er ist so wütend, dass seine Hände schon zittern, während er sich die Zigarette anzündet. "Ich brauch das jetzt, wenn du nicht gleich ermordet im Graben liegen willst", teilt der älter ihm mit.

Harry schweigt daraufhin, beobachtet seinen Freund von hinten und verabscheut dieses brennene Giftstäbchen noch mehr als sowieso schon. Er hasst es, wenn Louis nach rauch riecht oder gar nach Grass. Er hasst es, wenn Louis mit Zayn etwas trinken geht, dann streiten sie meistens noch viel mehr.

Harry und Louis sind verschieden, dies sind sie tatsächlich, aber das heißt noch lange nicht, dass sie noch nie schöne Momente gehabt haben. Sie haben oft schöne Momente.

Momente, in denen sie schweigen, weil sie einander in den Armen liegen. Momente, in denen sie über Witze lachen, die der jeweils andere gesagt hat. Momente, in denen sie sich bedingungslos lieben, aber auf der anderen Seite gibt es mindestens genauso viele Momente, in denen sie sich streiten. Augenblicke, in denen sie sich anschreien. Augenblicke, in denen sie Dinge durch die Wohnung werfen. Augenblicke, in denen sie sich nicht in die Augen schauen können. Augenblicke, in denen sie einander Vorwürfe machen, aber dann am Ende, dann ist eben alles wieder gut.

Sie lieben sich, das tun sie wirklich, aber für Harry fühlt es sich nicht wie ein Streit an, der in einigen Minuten einfach verschwindet.

"Wollen wir jetzt einfach weiter laufen oder was hast du vor?", traut Harry sich dann zu fragen, nachdem Louis die halbe Zigarette aufgeraucht hat. "Eine Tankstelle finden?", antwortet Louis, dreht sich sogar um und schaut Harry mit diesem Blick an, der so viel sagte wie, was glaubst du den, du Idiot? "Okay, aber was ist wenn in der anderen Richtung viel schneller eine Tankstelle käme?", will Harry von seinem Freund wissen, der sich genervt umdreht und ihn mit einem Blick ansieht, der Harry direkt verstummen lässt.

"Du unterstellst mir, dass dies meine Schuld ist, okay, aber dann lass mich das auch auf meine Art regeln. Wenn du in die andere Richtung gehen willst, dann bitte, tu das! Du würdest mir damit einen gewaltigen gefalleb tun, dann müsste ich dein Gesicht nicht mehr anschauen!", sagt Louis nun, während er Harry in die Augen schaut. Louis hasst Harrys Widerworte. Er hasst Harrys Eigenschaft immer alles besser wissen zu müssen - als wäre er überdurchschnittlich intelligent, nur wegen seines Jobs. Harry ist ein angeberisches, lügendes Arschloch, denkt sich Louis.

"Ich gehe sicherlich nicht in die andere Richtung, nur weil du das willst!", erklärt Harrys sturköpfige Seite. "Gut, aber dann halt die Klappe", erwidert Louis, dreht sich um und läuft weiter.

Auf Harry nimmt er sicherlich keine Rücksicht mehr - zumindest nicht Heute.

Alleine der Gedanke an die vergangenen paar Stunden, lässt seine Kopfschmerzen noch viel, viel schlimmer werden. Er will gar nicht daran denken, was Harrys Eltern nun über ihn denken. Gute Sachen, sind es wahrscheinlich nicht, dies weiß Louis selber.

Dieses Treffen mit Harrys Eltern war nun schon seit Monaten geplant gewesen und Louis war offensichtlich nervös gewesen. Das erste Treffen mit den Eltern seines Freundes, sollte etwas besonderes und etwas schönes werden - so hatten sich beide das vorgestellt. Nun weiß Louis, dass es eine komplette Katastrophe war, die er am liebsten so schnell wie möglich vergessen will.

Zayn hatte ihm gesagt, dass er nicht zu viel erwarten sollte, aber vielleicht hat er das ja. Ja, verdammt Louis hat viel zu viel erwartet.

Er schaut herunter auf den Asphalt. Die gelben Mittellinien-Striche erstrecken sich über mehrere Kilometer. Nirgendwo ist eine Tankstelle zu sehen. Vielleicht muss Louis Harry auch überhaupt nicht den Hals herum drehen - vielleicht würde die Hitze ihre Arbeit erledigen. Er seufzt laut, spürt wie die Wut in ihm ausbrennt und nur noch dieses komische Gefühl von Traurigkeit bleibt.

Harry hingegen ist noch immer wütend auf Louis. Er denkt, dass sein Freund bei seinen Eltern total überreagiert hat und das die Autopanne lediglich seine Schuld ist. Trotzdem sagt ihm die kleine, fiese Stimme, dass Louis dieses ewige gestreite nicht mehr mitmachen möchte.

Harry will nicht, dass Louis so denkt. Er ist nicht bereit, um sich von Louis zu trennen - wird er wahrscheinlich niemals sein. Harry weiß selber, dass so viele Menschen die beiden schräg angesehen haben, als sie von ihrer Zukunft gesprochen haben. Einfach weil sie sich nicht vorstellen konnten, dass diese beiden Sturköpfe eine gemeinsame Zukunft haben können. Können sie den eine haben, fragt sich Harry selbst. Ist es möglich glücklich zu werden, obwohl man ständig über die kleinsten Dinge streitet?

Harry beantwortet seine Frage mit, ja. Aus dem einfachen und plausibelen Grund, dass er will, dass es funktioniert.

Er schaut wieder zu Louis, der seinen Kopf hängen lässt. Harry hatte das Bedürfnis seinen Freund zu umarmen und ihm zu sagen, dass er ihn immer noch liebt, egal wie oft sie sich noch streiten wollen.

Es war immer so eine Sache bei den beiden. Zu sagen, ich liebe dich , fällt beiden nicht leicht, aber Harry findet das nicht schlimm. Er weiß, dass er ihn liebt und außerdem macht es das viel besonderer, wenn sie es dann doch mal zueinander sagen.

Louis will einfach nur in das große Doppelbett und schlafen. Er will keine Sonne mehr sehen, er will keine Wörter mehr sprechen müssen und er will Harry nicht mehr ansehen müssen. Obwohl er es nicht schlimm finden würde, wenn Harry neben ihm liegen würde. Was Louis wirklich will ist einer dieser Momente, in denen sie sich schweigend in den Armen liegen.

Er hat noch genau drei Zigaretten und er weiß nicht ob er eine an diese Traurigkeit in ihm opfern soll.

"Nicht noch eine, Louis", flüstert Harry," bitte."

Louis schaut auf. Er guckt nach links, zu Harry. Sie gehen weiter, aber schauen sich dabei an.

Louis ist es doch egal, was Harry von seiner schlechtesten Angewohnheit hält. Die unzähligen Wörter, die er ihm schon an den Kopf geworfen hat, die ihm klar gemacht hatten, dass dies Louis' Sache war, meinte Louis auch Heute noch so. Doch er hielt tatsächlich inne.

"Okay", flüstert er und hat sich dazu entschieden es zu lassen. "Danke", erwidert Harry und klingt tatsächlich etwas erleichtert. Louis nickt nur, hat gerade einfach nicht die Motivation, um große Reden zu schwingen und schaut wieder zu Boden.

Nun breitet sich Stille zwischen ihnen aus. Die Hitze zerdrückt sie förmlich und die beiden spüren die Müdigkeit, die sich langsam zu Wort meldet. Es liegen noch immer Hunderte unausgesprochene Wörter zwischen ihnen, aber beide wissen, dass dieses Gespräch einen weiteren Streit herbei rufen wird. Es ist ihnen klar, aber trotzdem sprechen sie nicht darüber, weil aufschieben klingt für beide eine viel plausibelere Möglichkeit, um dieses Gespräch zu führen.

Harry schaut hinter sich, um festzustellen, dass ihr Auto bereits weit in der Ferne liegt. Er wischt sich über die Stirn und wünscht sich ein eiskaltes Glass Wasser. Doch hier gibt es nichts außer Staub und Hitze. Warum mussten sie sich auch den wärmsten Sommertag aussuchen, um zu seiner Familie nach Oro Valley zu fahren?

Eigentlich mag Harry den Ort überhaupt nicht. Er ist zwar dort aufgewachsen, aber einen richtigen Bezug dazu hatte er noch nie. Sowie Louis nie einen Bezug zu England hatte - obwohl seine Familie ihn jeden Sommer dahin zurück geschleppt hatte. Harry denkt über Louis und sein erstes Treffen nach und muss lächeln.

Es war warm und unerträglich - fast wie Heute. Heute ist es auch warm und unerträglich. Harry kann sich noch an die vielen Leute erinnern, die ebenfalls da waren. Doch so klischeehaft es auch klingen mag, Louis war die einzige Person, die er gesehen hat. Nun ist Louis auch die einzige Person, die er sieht. Harry schüttelt den Kopf, denn er möchte nicht weiter an diesen Tag denken. Er war zwar schön, immerhin hatte er damals Louis kennengelernt, aber gerade will er an keinen einzigen schönen Moment der beiden denken. Harry hat viel zu große Angst, dass dies ihr letzer Ausflug ist.

Louis dachte auch nicht an die schönen Momente, sondern an die, in denen Scherben zerbrochen sind, Bilderrahmen geflogen sind und Klamotten in Koffer gestopft wurden.

Waren die beiden überhaupt jemals ein glückliches Paar?

A/N: Das erste richtige Kapitel meiner Kurzgeschichte!

Mich interessiert wie es euch bis jetzt gefällt, also teilt es gerne mit mir! :)

Ansonsten wünsche ich euch einen schönen Feiertag.

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