the unlikely adventures of bitchface & go fuck yourself











one.
the unlikely adventures of
bitchface & go fuck yourself

18. August 1994

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„OH MEIN GOTT, pass gefälligst auf, wo du hinläufst!" Ich richtete meinen grün—orange gestreiften Schal und drehte mich genervt zu der Person um, die mich angerempelt hatte.

Ein nur allzu vertrautes Lachen drang an meine Ohren. „Ich hätte wissen müssen, dass du auch hier bist, Finnley", sagte George Weasley und zog belustigt die Augenbrauen hoch.

Es dämmerte bereits und selbst die stille Sommerluft schien vor Vorfreude auf das kommende Spiel zu vibrieren.

Zauberer mit Körben und Karren voller außergewöhnlicher Waren tauchten überall auf der Straße auf und an einer Ecke spielte jemand die irische Nationalhymne.

Skeptisch betrachtete ich sein scharlachrotes Trikot.

„Gefällt dir, was du siehst?", fragte er und grinste mich verschmitzt an.

Ich verengte die Augen zu Schlitzen. „Bild' dir bloß nicht all zu viel darauf ein", sagte ich gelassen und verschränkte die Arme vor der Brust.

„Freundlich wie eh und je, was Kitty?"

Hitze schoss in meine Wangen. „Nenn' mich nicht so", zischte ich und er rollte mit den Augen.

„Warum bist du immer so verdammt empfindlich?", fragte er und vergrub die Hände tief in den Taschen seiner Cordhose.

„Empfindlich?", rief ich und stieß ein gekünsteltes Lachen aus. „Ich bin überhaupt nicht empfindlich. Ich bin eher genervt und zwar von dir, George Weasley. Weißt du, mein Tag war eigentlich bisher ziemlich gut und dann bist du hier aufgetaucht."

Der Rotschopf lachte laut. „Ich bin nicht George, ich bin Fred", erwiderte er schelmisch und ich verdrehte die Augen.

„Das funktioniert bei mir nicht, du Idiot", sagte ich wütend und stützte die Hände in die Hüften. Aus meinen kastanienbraunen Haaren schienen Funken zu sprühen. „Ich bin nicht blind und blöd bin ich schon gar nicht."

Das Grinsen in Georges Gesicht wurde noch eine Spur breiter. „Das wäre mir neu—"

Empört öffnete ich den Mund, um ihn mit jedem erdenklichen Fluch zu belegen, den ich kannte.

„Hey Kit, kommst du jetzt endlich, oder was?", rief dann jedoch plötzlich eine Stimme hinter mir und ich drehte mich auf dem Absatz um. Thomas zog die Augenbrauen hoch und wippte ungeduldig mit dem Fuß auf und ab.

Ich funkelte George ein letztes Mal böse an. „Lass mich bloß in Ruhe, Arschloch."

Tadelnd schnalzte er mit der Zunge. „Und ich dachte immer, ihr Dachse seid nett."

Ich verdrehte daraufhin allerdings nur die Augen und entgegnete: „Ach, fick dich doch."

Daraufhin blinzelte er überrascht und wirkte zum ersten Mal sprachlos. Ungewöhnlich, zumal er doch sonst immer so eine große Klappe hatte.

Wortlos wandte ich mich von ihm ab und stolzierte erhobenen Hauptes davon.

Als ich zu Thomas aufgeschlossen hatte, betrachtete dieser mich mit gerunzelter Stirn. „Wer war das?", fragte er und nickte mit dem Kopf in Georges Richtung.

Ich machte eine wegwerfende Handbewegung und stapfte griesgrämig an ihm vorbei, doch als Thomas abwartend eine Braue hochzog, stöhnte ich leise und erklärte: „Nur jemand aus der Schule, nicht der Rede wert."

Er brach in Gelächter aus.

Ich sah erst ihn genervt an und warf dann George über die Schulter hinweg einen Blick zu, den dieser nur grinsend erwiderte. Schnaubend drehte ich mich wieder um und folgte meinem Bruder den laternenbeschiedenen Weg entlang und hinein in den Wald.

Dem Lärm nach zu schließen, waren Tausende auf den Beinen, ich hörte ihr Lachen und Rufen und gelegentlich wehte Gesang zu uns hinüber.

„Ich hätte nicht gedacht, dass eure spießige Zauberergemeinde so cool sein kann", sagte Thomas dann und ließ den Blick über die schwebenden Lichter schweifen.

Ich stieß ihm spielerisch mit der Faust gegen die Schulter. „Was? Hast du etwa geglaubt, dass wir den lieben langen Tag in irgendwelchen dunklen Kerkern sitzen und Geister heraufbeschwören?", lachte ich und er erwiderte es.

„Bei dem Froschlaich, den du vor zwei Jahren aus der Schule mitgebracht hast, würde es mich jedenfalls nicht wundern."

Als wir schließlich eine große, hell erleuchtete Lichtung erreichten, trafen wir auf ein Mädchen mit langen, schwarzen Haaren und karamelfarbener Haut. Sie hatte sich die irische Flagge auf beide Wangen geschminkt und trug ein süßes grünes Kleid und Kniestrümpfe. Neben ihr stand ein Junge, der sich aufgeregt durch die hellbraunen Locken fuhr.

„Da seid ihr ja endlich", rief das Mädchen fröhlich und umarmte mich zur Begrüßung.

Josslyn Reyes war meine beste Freundin seit ich denken konnte. Sie war genauso verrückt nach Quidditch, wie ich, und seit letztem Jahr Kapitänin unserer Hausmannschaft in der Schule.

„Jo, hey", erwiderte ich und grinste sie breit an. Dann fiel mein Blick auf den Jungen hinter ihr.

Er trug eine rote Kappe und einen Schal in der gleichen Farbe.

„Was beim heiligen Merlin trägst du da, Andrew?", fragte ich entsetzt.

Andrew blickte gespielt ratlos an sich herunter. „Was?"

„Das sind die Farben des Feindes!", rief ich beinahe hysterisch, doch er lachte nur.

„Reg' dich ab, Kit", erwiderte er lässig. „Es ist doch nur ein dämliches Spiel. Außerdem ist Viktor Krum in der Aufstellung. Der Typ ist eine lebende Legende. Er ist erst achtzehn und hat letztes Jahr den Weltrekord für den am schnellsten gefangenen Schnatz aufgestellt." Er grinste und gab Jo ein High Five. „Krum ist der Sucher der Bulgaren", wandte er sich dann an meinen Bruder, der wie gewöhnlich verwirrt drein blickte.

Ich verdrehte daraufhin nur die Augen.

„Also, wie war dein Sommer?", fragte Jo, als wir uns schließlich langsam wieder in Bewegung setzten. „Ich hab gehört, dass Wiley Duncan von der Schule geflogen ist, weil er in den Ferien gezaubert hat."

Ungläubig riss ich die Augen auf. „Was zum— ? Bist du dir sicher?"

Jo zuckte mit den Schultern. „Es würde mich jedenfalls nicht wundern. Der Kerl ist ein hoffnungsloser Fall. Erinnerst du dich noch an unser zweites Jahr, als er die Büste von Paracelsus geklaut und unter seinem Bett versteckt hat? Michael Ashby meinte, der öde Marmorkopf hat die ganze Nacht auf deutsch geflucht."

Ich lachte leise.

„Übrigens hat Mel mir einen Brief geschickt, dass das Ministerium gerade völlig durchdreht, wegen irgendeiner Sache, die bald in Hogwarts stattfinden soll", fuhr sie dann fort und ich runzelte die Stirn.

„Genau das gleiche hat sie mir auch geschrieben."

„Was, glaubst du, hat sie damit gemeint?"

Ich zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung", erwiderte ich halbherzig. „Aber wenn es nichts mit Quidditch zu tun hat, ist es mir ehrlich gesagt auch egal."

Jo brach in Gelächter aus und ich stimmte mit ein. Als wir uns schließlich wieder beruhigt hatte, sagte sie: „Lucas hat mich endlich gefragt, ob wir am ersten Hogsmeadwochenende in diesem Jahr miteinander ausgehen wollen." Vor Aufregung färbten sich ihre Wangen rot.

Ich stieß einen quietschigen Laut aus und ignorierte dabei gänzlich die verwirrten Blicke, die Andrew und Thomas uns zuwarfen. „Ist das dein Ernst?", fragte ich stattdessen überdreht und Jo nickte. „Oh mein Gott, Josslyn, das ist toll!"

Sie verzog das Gesicht, als ich sie bei ihrem Vornamen nannte. „Ich weiß", erwiderte sie dann jedoch vor Freude glühend.

„Wurde auch langsam Zeit, dass er erkennt, dass ihr füreinander bestimmt seid."

Jo lief daraufhin scharlachrot an.

Zehn Minuten später traten wir endlich zwischen den Bäumen hervor und der Schatten des gigantischen Stadions fiel über uns. Obwohl ich nur einen kleinen Teil der goldenen Mauern sah, die das Spielfeld einfassten, war mir klar, dass im Inneren hunderte und aber hunderte Zuschauer Platz fanden.

„Eine Spezialistengruppe von mehr als fünfhundert Ministeriumsmitarbeitern hat das ganze, letzte Jahr über daran gearbeitet", sagte Andrew altklug, als er Thomas' schwer beeindrucktes Gesicht sah. „Auf jedem Quadratzentimeter liegen Abwehrzauber. Jedes Mal, wenn Muggel im vergangenen Jahr auch nur in die Nähe kamen, fielen ihnen plötzlich dringende Verabredungen ein und sie mussten schleunigst fort — besser für sie", setzte er heiter hinzu und führte uns zum nächstgelegenen Eingang, an dem sich auch schon eine lange Schlange lärmender Hexen und Zauberer versammelt hatte.

„Aber", stotterte Thomas und zog die Stirn in Falten. „ich bin ein Muggel."

Andrew lachte laut, während Jo und ich einander angrinsten. „Mach dir nichts draus", erwiderte er und klopfte dem anderen kumpelmäßig auf die Schulter.

Ich schnaubte vor Belustigung und als Thomas mir einen fragenden Blick zuwarf, zuckte ich nur ahnungslos mit den Schultern.

„Reihe einhundertsiebenunddreißig", sagte der Ministeriumszauberer, als er unsere Karten kontrollierte. „Stehplätze! Gleich die Treppe rauf und dann rechts!"

Die Stufen ins Stadion waren mit Läufern aus sattem Purpurrot ausgelegt. Wir stiegen nach oben und bogen schließlich nach rechts auf eine noch fast leere Tribüne.

Ich ließ meinen Blick über das Spielfeld schweifen. Die goldenen Torringe zu beiden Seiten glänzten im Licht der riesigen Scheinwerfer, die über dem Platz schwebten. Hunderttausend Hexen und Zauberer namen ihre Plätze auf den Sitzen ein, die sich Reihe um Reihe entlang des ovalen Feldes emporrankten.

Goldene Schriftzeichen huschten über eine gigantische schwarze Tafel, die direkt gegenüber, in etwa zwanzig Metern Höhe angebracht worden war. Nach einer Weile des Zusehends stellte ich fest, dass sie Werbesprüche über das Stadion blitzen ließ.

Thomas wedelte mit einer kleeblattgrünen Flagge durch die Luft. Er grinste aufgeregt.

Plötzlich erhob sich eine Stimme über den Schleier aus Lärm, der das ausverkaufte Stadion erfüllte. Seine Worte hallten über dem Publikum wider. „Meine Damen und Herren", rief der Mann, der vor Freude zu vibrieren schien. „Willkommen! Willkommen zum Endspiel der vierhundertzweiundzwanzigsten Quidditch-Weltmeisterschaft!"

Die Zuschauer kreischten und klatschten. Tausende von Fahnen wehten, und die vielstimmig und falsch gesungenen Nationalhymnen steigerten den allgemeinen Trubel. Auf der riesigen Tafel gegenüber wurde der letzte Werbespruch gelöscht und in flammender Schrift erschien:

BULGARIEN: NULL, IRLAND: NULL

„Und jetzt möchte ich Ihnen unsere Gäste vorstellen! Die bulgarischen Mannschaftsmaskottchen!"

Die rechte Kurve des Stadions, ein einziger tiefroter Block, brach in Jubel aus.

Hunderte Frauen mit weißgoldenem Haar und Haut, die hell im Mondlicht schimmerte, glitten hinaus auf den Rasen.

„Was zum—?", murmelte Thomas und als ich ihm einen fragenden Blick zuwarf, hatte er die Augen weit aufgerissen und starrte sprachlos hinunter auf das Spielfeld.

Und dann setzte Musik ein und die Frauen begannen zu tanzen.

Unter großem Entsetzen stellte ich fest, dass Thomas gerade im Begriff war, sich sein T-Shirt vom Körper zu reißen. Reflexartig griff ich nach seinen Händen und hielt ihn davon ab. „Was zum Teufel tust du da?", rief ich, doch er blickte mich nur veträumt durch glasige, braune Augen an.

Die Musik verstummte.

Thomas blinzelte.

Ich bemerkte, dass Andrew sich auf die Brüstung gesetzt hatte.

Ich sah Jo an, die nur grinsend den Kopf schüttelte und ihn zurück auf seinen Platz zog. „Veela", raunte sie mir zu und verdrehte die Augen. „Sie umgarnen Männer so, dass sie die affigsten Anstrengungen unternehmen, nur um irgendwie Eindruck zu schinden."

Ich verkniff mir ein belustigtes Lachen.

„Und nun", ertönte erneut die männliche Stimme, „heben Sie bitte alle Ihre Zauberstäbe in die Luft, für die Maskottchen unserer irischen Nationalmannschaft!"

Ein großer grüngoldener Komet rauschte ins Stadion und zerbarst in einen glitzernden Sternschauer. Ein Regenbogen spannte sich über das Spielfeld. Die Lichtkugeln vereinigten sich wieder und bildeten ein großes schimmerndes Kleeblatt, das in den Himmel stieg und über die Tribünen hinweg schwirrte.

„Ist es das, was ich denke, das es ist?", rief Andrew, als sich ein Regen aus schweren Goldmünzen über uns ergoss.

Ich hob den Kopf und erkannte tausende kleine Männchen mit roten Westen, von denen jedes eine winzige goldene und grüne Laterne hielt.

„Was sind das für Teile?", fragte Thomas, der meinem Blick gefolgt war.

„Irische Kobolde", rief ich durch den tosenden Beifall der Menge.

Währenddessen stopfte Andrew sich gerade die Taschen mit Münzen voll.

Das Kleeblatt löste sich auf, die Kobolde schwebten hinunter auf das Feld und ließen sich mit übereinander geschlagenen Beinen gegenüber der Veela nieder, um sich das Spiel anzusehen.

„Und jetzt, meine Damen und Herren, ein herzliches Willkommen für die bulgarische Quidditch—Nationalmannschaft! Hier kommt — Dimitrow!"

Eine rot gekleidete Gestalt auf einem Besen, die so schnell flog, dass sie nur verschwommen zu sehen war, schoss auf einer Luke weit unten hinaus aufs Spielfeld, und wilder Applaus der bulgarischen Fans brandete auf.

„Iwanowa!

Eine Spielerin in einem flatternden, scharlachroten Umhang sauste in Stadion.

„Zograf! Lewski! Treiber Volkow und Vulkanow! Und — Krum!"

„Das ist er, das ist Krum!", rief Andrew und schien völlig aus dem Häuschen zu sein.

Rasch blickte Thomas durch sein Fernglas.

Viktor Krum war schlank und dunkelhaarig. Er hatte eine lange krumme Nase und dichte schwarze Augenbrauen. Es war kaum zu glauben, dass er erst achtzehn war.

„Und jetzt begrüßen Sie bitte herzlich — die irische Quidditch—Nationalmannschaft!", rief der Moderator. „Connolly! Ryan! Troy! Mullet! Moran! Quigley! Und — Lynch!"

Sieben grüne Gestalten rasten auf das Spielfeld.

„Wetten, jeder von denen fliegt 'nen Feuerblitz?", rief Jo und hüpfte aufgeregt auf ihrem Platz auf und ab.

„Und hier, aus dem fernen Ägypten, unser Schiedsrichter, der hoch angesehene Vorstandszauberer des Internationalen Quidditchverbandes, Hassan Mostafa!"

Ein kleiner, hagerer Zauberer, vollkommen kahlköpfig, doch mit einem riesigen schwarzen Schnurrbart schritt auf das Feld hinaus. Er trug einen nichts als goldenen Umhang. Er stellte eine große Holzkiste auf den Boden, stieg auf seinen Besen und klappte mit dem Fuß den Deckel der Kiste auf.

Vier Bälle schossen in die Luft. Der dunkelrote Quaffel, die beiden schwarzen Klatscher und der winzige, geflügelte Schnatz, der rasend schnell verschwand.

Mit einem gellenden Pfiff rauschte der Schiedsrichter den Bällen nach in die Höhe.

„Und los geht's!", schrie der Moderator. „Mullet ist am Ball! Troy! Moran! Dimitrow! Wieder Mullet! Troy! Lewski! Moran!"

Ich hatte noch nie ein solches Quidditch-Spiel gesehen. Die Spieler waren höllisch schnell, schossen sich den Quaffel in einer Geschwindigkeit zu, dass dem Moderator nur Zeit blieb, ihre Namen zu nennen.

Einer der bulgarischen Treiber hieb knallhart mit seinem Schläger gegen einen vorbeifliegenden Klatscher und trieb ihn auf Morans Flugbahn. Dieser duckte sich, um dem schwarzen Ball auszuweichen, und ließ den Quaffel fallen.

Troy fing ihn auf und schoss auf die gegnerischen Torringe zu.

„Troy trifft!", donnerte die Stimme des Moderators und das Stadion zitterte unter dem rasenden Applaus. „Zehn zu null für Irland!"

Jo und ich sahen einander an und schrieen laut mit in die Luft gestreckten Armen, während Troy eine Ehrenrunde durch das Stadion drehte.

Innerhalb von zehn Minuten traf Irland zwei weitere Male und baute seine Führung auf dreißig zu null aus.

Volkow und Vulkanow, die Treiber der Bulgaren, schmetterten die Klatscher mit aller Kraft gegen die irischen Jäger und waren schon im Begriff, deren beste Züge zu vereiteln.

„Hast du den Klatscher-Rückschlag gesehen?", rief ich aus und Jo nickte aufgeregt. Ich war begeistert und sicher, dass wir diesen Quidditch—Zug im kommenden Schuljahr selbst ausprobieren würden.

Schließlich gelang es Iwanowa die Reihen der Iren zu durchbrechen, Hüter Ryan auszuweichen und das erste Tor für Bulgarien zu schießen.

„Haltet euch die Ohren zu!", schrie Jo und Thomas und Andrew taten, wie ihnen geheißen, als die Veela aufsprangen und erneut zu tanzen begonnen.

In den nächsten zwanzig Minuten krachte Irlands Sucher Lynch durch einen Bluff von Krum aufs Spielfeld, die Iren zogen mit zehn weiteren Toren davon und Zograf, der bulgarische Hüter, foulte einen der gegnerischen Jäger.

„Rote Karte!", brüllte Thomas daraufhin enthusiastisch und wedelte mit seiner grünen Flagge. „Runter vom Platz!"

„Wir sind hier nicht beim Fußball, Thomas", sagte Andrew kopfschüttelnd. „Du kannst im Quidditch keinen vom Feld schicken."

Thomas verdrehte die Augen. „Ihr solltet eure altmodischen Spielregeln ganz dringend anpassen", grummelte er, doch der andere lachte nur.

Und dann ging alles ganz schnell. Krum wurde von einem Klatscher mit voller Wucht ins Gesicht getroffen und der irische Sucher ging erneut in den Sturzflug.

„Hat er den Schnatz gesehen? Er hat den Schatz gesehen!", kreischte Jo und deutete auf Lynch.

Die Hälfte des Publikums schien inzwischen erkannt zu haben, was geschah. Die irischen Anhänger erhoben sich in einer einzigen grünen Woge und feuerten ihren Sucher an. Krum war ihm dicht auf den Fersen. Hinter ihm spritzte Blut durch die Luft und ich fragte mich, wie er überhaupt sehen konnte, wo er hinflog.

Und zum zweiten Mal schlug Lynch mit enormer Wucht auf die Erde und sofort trampelte eine Meute wütender Veela über ihn hinweg.

„Wo ist der verdammte Schnatz?", brüllte jemand ein paar Plätze weiter.

„Krum!", schrie ich und deutete auf sie scharlachrote Gestalt. „Krum hat ihn!"

Krum stieg elegant in die Höhe, mit ausgestreckter Faust, in der ein kleiner goldener Ball schimmerte.

Die Tafel zeigte in leuchtenden Buchstaben:

BULGARIEN: EINHUNDERTSECHZIG, IRLAND: EINHUNDERTSIEBZIG

Die Menge schien noch nicht ganz begriffen zu haben, was passiert war. Und dann brach tosender Beifall aus.

„Irland gewinnt!", rief der Moderator, nicht minder überrascht vom plötzlichen Ende des Spiels. „Krum holt den Schnatz — aber Irland gewinnt — mein Gott, ich glaube, keiner von uns hätte das erwartet!"

Flaggen wehten im ganzen Stadion, aus allen Himmelsrichtungen spielte die irische Nationalhymne, die Veela sahen bedrückt und elend aus.

„Und während die irischen Spieler, begleitet von ihren Maskottchen, eine Ehrenrunde drehen, wird der Quidditch—Weltmeisterschaftspokal in die Ehrenloge gebracht", donnerte der Stadionsprecher.

Eine Tribüne weit oben wurde magisch beleuchtet. Ich schnappte mir das Fernglas aus Thomas' Händen und beobachtete, wie zwei keuchende Zauberer einen riesigen goldenen Pokal in die Loge trugen und ihm dem Zaubereiminister Cornelius Fudge aushändigten.

„Bitte einen ganz herzlichen Applaus für die edlen Verlierer — Bulgarien!"

Die Menge klatschte anerkennend Beifall.

Und dann kam das irische Team. Moran und Connolly stützten Lynch, seit seinem zweiten Sturz schien dieser ein wenig weggetreten zu sein. Doch er grinste glücklich, als Troy und Quigley den Pokal in die Höhe hoben.

Meine Hände waren vom vielen Klatschen beinahe taub.

Als die Iren die Loge verlassen hatten und eine letzte Besenrunde durch das Stadion drehten, machten wir uns langsam wieder auf den Weg in Richtung Ausgang.

Thomas und Andrew grölten Arm in Arm die irische Hymne.

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Die Luft war lau, als Thomas und ich zurück zu unserem Zelt liefen. Jo und Andrew hatten sich bereits auf dem Weg von uns getrennt und einen Portschlüssel nach Hause genommen. Der Zeltplatz war bereits seit mehreren Wochen ausgebucht gewesen und sie hatten keine freie Stelle mehr finden können.

Heisere Gesänge drangen an meine Ohren und immer wieder schwebten irische Kobolde giggelnd und Laternen schwingend an uns vorbei.

Als wir unser Zelt schließlich erreicht hatten, herrschte um uns herum noch lautes Treiben.

Wir beschlossen ein letztes Bier zu trinken und anschließend zu Bett zu gehen. Es dauerte nicht lange und wir diskutierten ausgelassen über das Spiel. Thomas war nach wie vor fest davon überzeugt, dass der Hüter der Bulgaren nach seinem Foul dem Platz hätte verwiesen werden sollen.

Als wir schließlich in unseren Schlafsäcken lagen, blieb ich wach. Ich konnte die leisen tiefen Atemzüge meines Bruders neben mir hören.

Und dann geschah etwas.

Die Geräusche im Zeltlager hatten sich verändert. Die Gesänge waren verstummt, stattdessen ertönten Schreie und hastiges Fußgetrappel.

Ich öffnete die Augen und rüttelte Thomas aus dem Schlaf.

Er setzte sich rasch auf und blinzelte verwirrt. „Was ist los?", murmelte er schlaftrunken und rieb sich über die Augen.

Ich rutschte unter meiner Decke hervor und zog mir einen grünen Pullover über den Kopf. „Keine Ahnung, aber irgendwas stimmt hier ganz und gar nicht", flüsterte ich und warf ihm seine Sachen zu.

Hastig zog er sich an.

Dann krabbelten wir aus dem Zelt.

Im Licht der noch brennenden Feuer sah ich Leute in den Wald rennen. Lichtblitze schossen durch die Dunkelheit. Laute Rufe, dröhnendes Lachen und die Schreie von Betrunkenen wehten zu uns hinüber. Dann flammte jäh ein grelles grünes Licht auf und erhellte das Geschehen.

Eine Gruppe von Zauberern, mit in den Himmel gerichteten Zauberstäben, marschierte langsam über das Feld.

Ich spähte zu ihnen hinüber. Sie schienen keine Gesichter zu haben und dann erkannte ich, dass sie Kapuzen über die Köpfe gezogen und sich maskiert hatten.

Hoch über ihnen schwebten verzweifelt strampelnde Gestalten.

Zelte auf dem Weg wurden umgerissen und niedergetrampelt. Einige fingen Feuer.

„Wer sind die?", fragte Thomas leise und langsam schüttelte ich den Kopf.

„Ich weiß es nicht", erwiderte ich unsicher und konnte meinen Blick nicht von den grotesk verzerrten Menschen abwenden, die in der Luft hingen. Ihre verängstigten Schreie hallten durch die Nacht. „Aber wir sollten abhauen, sofort." Ich zog meinen Zauberstab aus der Tasche und umklammerte ihn so fest, dass meine Fingerknöchel weiß hervortraten.

Thomas schnappte sich seinen Rucksack aus dem Zelt und folgte mir dann in den Wald hinein.

Dutzende Ministeriumszauberer kamen uns entgegen und rannten auf die Quelle des Aufruhrs zu.

Die bunten Laternen am Wegesrand waren erloschen. Dunkle Gestalten stolperte zwischen den Bäumen umher, Kinder weinten.

Nach einigen Minuten, in denen wir ziellos durch die Gegend gelaufen waren, blieb ich stehen und stützte keuchend die Hände in die Hüften. „Ich glaube", sagte ich atemlos. „die sind hinter Muggeln her."

Bei meinen Worten wurde Thomas ganz blass um die Nase.

Er wollte gerade etwas erwidern, als er grob von jemandem zur Seite gestoßen wurde.

Reflexartig hob ich meinen Zauberstab.

„Yo, tut mir leid, man!", rief eine Stimme und ein großer Junge mit roten Haaren tauchte im Licht des Mondes auf.

Ich verschränkte die Arme vor der Brust. „Weasley?", fragte ich und der Junge verengte mit gerunzelter Stirn die Augen zu Schlitzen.

„Finnley", stellte er erleichtert fest, als er mich schließlich in der Dunkelheit erkannte. „Du bist es nur."

Ich ignorierte seinen abwertenden Ton und fragte stattdessen: „Was ist hier los?"

Hinter ihm stolperten plötzlich seine kleine Schwester Ginny und sein Zwillingsbruder auf die Lichtung. „Das sind die Todesser", rief Fred und stützte mit vorgebeugtem Oberkörper die Hände auf die Knie.

„Todesser?", fragte Thomas verwirrt und schluckte unbehaglich, als ihm bewusst wurde, dass jedes einzelne Augenpaar nun auf ihm lag.

Niemand antwortete.

„Du solltest ihn hier wegbringen", sagte George dann an mich gewandt.

„Ich—"

„Jetzt", fiel mir der Rotschopf jedoch ins Wort und sah mich mit einem solch eindringlichen Blick an, dass ich eine Gänsehaut bekam.

Ich presste die Lippen aufeinander und nickte.

Dann plötzlich, brach ein riesiges Gebilde, grün und schimmernd, aus den Schatten hervor und stieg über die Wipfel der Bäume hoch an den Himmel.

„Was zum—?", murmelte Thomas und seine Augen weiteten sich.

Ich erkannte, dass es ein riesiger Totenkopf war, aus dessen Mund sich eine Schlange wand.

Der Wald um uns herum wurde zu einem Meer aus Schreien.

„Was ist das?", keuchte Ginny. Ihre Stimme zitterte vor Angst.

„Das Dunkle Mal", hauchte Fred und zerrte an ihrem Ärmel. „Das Zeichen von Du weißt schon wem."

Mir wurde eiskalt.

„Kommt schon!", rief George ungeduldig, packte mich am Handgelenk und zog mich recht unsanft mit sich.

„Lass mich los!", zeterte ich und riss mich kurzerhand aus seinem Griff.

Er starrte mich ungläubig an. „Wir müssen hier weg!"

„Ich geh' nirgendwo mit dir hin!", erwiderte ich und verschränkte stur die Arme vor der Brust.

Daraufhin verdrehte George die Augen und stieß einen Fluch aus. „Wirklich? Du willst das wirklich jetzt ausdiskutieren?", rief er genervt und ich funkelte ihn böse an.

„Ich—"

„Leute", mischte Fred sich dann jedoch ein und ließ seinen Blick wachsam über die Bäume schweifen. „Ich unterbreche euch ja nur ungern, aber wir sollten hier verschwinden."

George und ich sahen einander wütend an.

„Komm schon, Kit", raunte Thomas mir zu und zuckte mit dem Kopf.

Ich presste die Lippen aufeinander, dann seufzte ich leise und folgte ihm und den anderen aus dem Wald hinaus.

„Du, ich und unser eigenes kleines Abenteuer, wer hätte das gedacht, was?", witzelte George und schloss hastig zu mir auf.

Ich schnaubte genervt. „Wenn du nicht auf der Stelle den Mund hältst, bring' ich dich um", erwiderte ich durch zusammen gebissene Zähne und er brach in Gelächter aus.

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author's note.

Herzlich Willkommen zu meiner neuen Story YELLOW GIRL und dem ersten offiziellen Kapitel. Lasst mich gerne wissen, wie es euch gefallen hat.

Dieses Buch wird hauptsächlich in Harrys viertem und fünften - also Kitras und Georges sechstem und siebten Schuljahr spielen.

Ich freue mich wie immer über eure lieben Kommentare und wünsche euch ganz viel Spaß beim Lesen!

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