karma chamilion
ten.
karma chamilion
5. November 1994
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„DU MACHST HAUSAUFGABEN?", fragte Mel ungläubig. „Mit George?"
Es war Donnerstag und der Abend, an dem George und ich gemeinsam in der Bibliothek gewesen waren, inzwischen mehrere Tage her. Seitdem waren wir uns nur ab und zu im Unterricht begegnet.
Jo grinste breit, während ich die Augen verdrehte. „Ob du's glaubst oder nicht, ja, ich mache tatsächlich Hausaufgaben", sagte ich und Mel streckte mir die Zunge raus, bevor sie sich an Jo wandte.
„Also stimmt es? Das mit Kit und George?", fragte sie und Jo nickte selbstgefällig.
„Sie verbringt neuerdings ziemlich viel Zeit ihm", sagte sie und ich unterdrückte ein Seufzen.
„Ich bin immer noch anwesend, ihr müsst nicht von mir reden, als wäre ich gar nicht da", sagte ich genervt und die beiden tauschten amüsierte Blicke.
„Du hast Recht, tut uns leid", sagte Mel, jedoch noch immer mit einem Lächeln auf den Lippen.
„Anderes Thema", sagte Jo dann gut gelaunt und hob ihre Tasse Tee an die Lippen. „Lucas hat mich gefragt, ob wir nächstes Wochenende zusammen nach Hogsmead gehen wollen. Nur wir beide." Sie lächelte glücklich und ich sah sie begeistert an.
„Ist das dein Ernst?", fragte ich und sie nickte.
„Das ist super", sagte Mel und knabberte an ihrem Marmeladentoast.
„Dann bleiben nur noch wir beide übrig, was?", sagte ich an sie gewandt und Mel grinste.
„Und Andrew", fügte sie hinzu. „Außer natürlich du willst lieber mit George—"
Ich warf eine Weintraube nach ihr und sie fing an zu lachen.
„Okay, okay, war ja nur ein Scherz", lenkte sie schnell ein und ihre blauen Augen funkelten amüsiert.
Den Nachmittag verbrachte ich allein in der Bibliothek. Ich arbeitete gerade einige Notizen für einen Aufsatz in Zaubertränke heraus, als sich Fred und George plötzlich rechts und links neben mich setzten. Verwundert hob ich den Kopf.
„Hey", sagten die Zwillinge unisono.
Ich verengte die Augen zu Schlitzen. „Hi", sagte ich misstrauisch und blickte abwechselnd zwischen den beiden hin und her.
„Du bist echt süß, wenn du lernst, weißt du das?", behauptete Fred und ungläubig sah ich ihn an.
George versetzte ihm über meinen Kopf hinweg einen Schlag gegen die Schulter, die der andere sich gespielt schmerzverzerrt hielt.
„Hey", grummelte Fred und George erwiderte: „Hör auf, sie anzubaggern."
Ich verdrehte die Augen. „Haltet die Klappe, alle beide", unterbrach ich sie genervt und warf meine Feder vor mir auf den Tisch.
Die Zwillinge starrten mich an.
Ich unterdrückte ein Seufzen. „Was wollt ihr?", fragte ich und sie tauschten Blicke.
„Wir brauchen deine Hilfe", sagte Fred dann und wirkte fast so, als müsste er sich zwingen, die Worte laut auszusprechen.
Ungläubig zog ich die Augenbrauen hoch. „Ihr braucht meine Hilfe?", wiederholte ich und die Brüder nickten.
„Deine Eltern sind doch Muggel, oder nicht?", fragte Fred.
„Ja", sagte ich langsam und hatte absolut keine Ahnung, was sie von mir wollten.
„Unser Dad steht auf praktisch alles, was mit Muggeln zu tun hat", erklärte George. „Wir wollen ihm irgendwas cooles zu Weihnachten schenken und dachten, dass du vielleicht eine Idee hättest, was ihm gefallen könnte."
Ich schnitt eine Grimasse. „Ist das euer Ernst?", fragte ich und als die beiden gleichzeitig nickten, runzelte ich nachdenklich die Stirn und seufzte dann ergeben. „Was haltet ihr von einer Bohrmaschine?"
Fred und George wechselten ratlose Blicke.
„Das ist ein Werkzeug, mit dem man Löcher in Holz und Metall schneiden kann", erläuterte ich ihnen hastig den Zweck einer Bohrmaschine. „Hat euer Dad eine Garage?"
Die Zwillinge nickten.
„Dann wäre das vielleicht was für ihn. Oder wie wär's mit einer Videokamera?", überlegte ich. „Meine Mum hat früher alles aufgenommen, was ihr unter die Linse kam." Bei der Erinnerung daran verzogen sich meine Lippen zu einem Lächeln.
„Ich glaub', so eine elektronische Kamera würde Dad gefallen", sagte Fred. „Er liebt alles, was mit Muggel-Technik zu tun hat."
„Wenn ihr wollt, kann ich meine Mum mal fragen, welches Modell sie hat", bot ich ihnen an und Fred lächelte begeistert.
„Das wäre super, Finnley, danke", sagte er und erhob sich von seinem Platz. Er klopfte seinem Bruder auf die Schulter und war bereits im Begriff, die Bibliothek zu verlassen.
George zögerte kurz. Er warf mir einen undefinierbaren Blick zu. „Ich—", fing er an und meine Augen weiteten sich hoffnungsvoll.
„Ja?"
Er sah über die Schulter zu Fred, der ungeduldig an der Tür auf ihn wartete, und drehte sich anschließend wieder zu mir um. „Wir sehen uns später, Kit", sagte er dann bloß und grinste nervös, bevor er sich schließlich ganz abwandte und seinem Zwillingsbruder folgte.
Und ich blieb allein zurück und fühlte mich auf einmal wie der größte Idiot aller Zeit.
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Am nächsten Morgen traf ich die Zwillinge in Verwandlung wieder. Sie saßen auf einer Bank neben zwei grobschlächtigen Typen aus Slytherin und schienen nicht sonderlich begeistert über diese Tatsache zu sein, doch Professor McGonagall ignorierte sie geflissentlich, während sie in aller Seelenruhe eine Reihe von Notizen an die Tafel schrieb.
Ich ließ mich auf meinen Platz zwei Reihen vor den Weasley-Brüdern fallen und warf ihnen einen Blick über meine Schulter hinweg zu.
George lächelte mich an, ich erwiderte es mit wild klopfendem Herzen.
„Hey, hast du dein Buch dabei? Ich glaub', ich hab meins im Schlafsaal vergessen", sagte Andrew neben mir zerstreut und hastig drehte ich mich wieder um.
Ich zog mein Lehrbuch aus der Tasche und legte es in die Mitte unseres Tisches.
„Du bist echt die Beste", seufzte Andrew erleichtert und ich schenkte ihm ein dramatisches Augenzwinkern.
„Weiß ich doch", erwiderte ich und wandte meine Aufmerksamkeit dann Professor McGonagall und der Tafel zu.
Wir lösten ein paar simple Verwandlungszauber und Andrew gelang es dabei fast, seine Haare in Brand zu stecken. Wie er einen ZAG in diesem Fach erreicht hatte, war mir noch immer schleierhaft.
Ab und zu warf ich einen Blick über die Schulter und beobachtete grinsend, wie George sich mit dem Zaubern schwer tat. Seine roten Haare waren wie für gewöhnlich ein einziges riesiges Durcheinander.
Am Ende der Stunde sprach Professor McGonagall schließlich davon, dass das Ministerium die Verwandlung von Muggel-Besitztümern verboten hätte, um die Geheimhaltung der Magie zu wahren.
Einer der Slytherin-Jungen feixte leise.
„Haben Sie eine Frage dazu, Mr Pucey?", fragte Professor McGonagall leicht pikiert und jeder im Klassenzimmer drehte sich zu ihm um.
„Ich finde es nur witzig", sagte Adrian Pucey lässig. „Die Muggel scheinen wirklich rein gar nichts zu begreifen."
Unbewusst spannte ich mich auf meinem Stuhl an.
Andrew warf mir einen nervösen Blick zu.
„Entschuldigung?" Professor McGonagall hob eine Braue.
„Ich meine nur", fuhr der Slytherin fort, „haben die Muggel nicht längst bemerkt, dass Magie existiert? Ich meine, das Ministerium kann nicht jedermanns Gedächtnis löschen, oder? Ich denke einfach, sie sind langsam. Ungebildet und langsam."
George sah ihn verächtlich an. „Ich kann nicht glauben, dass jemand tatsächlich sowas denkt und dann auch noch beschließt, es laut auszusprechen", sagte er trocken und Gelächter brandete auf.
Dann murmelte Adrian so leise, dass zwar McGonagall ihn nicht hören konnte, dafür aber jeder in einem Radius von zehn Fuß: „Vielleicht sind die ganzen Schlammblüter deshalb so schlecht im Zaubern. Wegen ihrer dummen Eltern."
Und dann plötzlich, im Bruchteil der nächsten Sekunde, packte George Adrians Schopf und knallte sein Gesicht auf den Tisch.
„GEORGE!", riefen Professor McGonagall und ich gleichzeitig und als ich aufsprang, flog mein Stuhl nach hinten.
Adrians Nase begann zu bluten, zweifellos war sie gebrochen, während er leise jammerte und verzweifelt versuchte von George wegzurutschen.
Dieser hatte lediglich den gleichen teils gelangweilten, teils angewiderten Ausdruck von eben im Gesicht, während jeder im Raum zu ihm hinüber starrte.
Dann wechselte er einen Blick mit Fred und beide brachen unisono in Gelächter.
Professor McGonagall brummte George Nachsitzen auf und zog Gryffindor zudem zehn Hauspunkte ab, doch der Rotschopf erweckte den Anschein, als ob es die ganze Aktion allemal wert war.
Nach dem Unterricht entschuldigte ich mich bei Andrew und schloss dann rasch zu den Zwillingen auf. „Warum hast du das gemacht?", fragte ich und Fred und George drehten sich zu mir um.
„Was meinst du?", fragte George dämlich und ich verdrehte die Augen.
„Du weißt ganz genau, was ich meine", erwiderte ich.
Er grinste selbstgefällig. „Er hat es verdient, oder etwa nicht? Sowas nennt man Karma", sagte er und schlug im Gehen mit seinem Bruder ein.
Ich zog die Augenbrauen hoch und verschränkte die Arme vor der Brust. „Ja, schon", murmelte ich gedehnt und George deutete mit dem Finger auf mich, als wolle er damit sagen, Hab ich's doch gewusst.
„Hör mal, Pucey ist ein Vollidiot", fuhr er dann fort. „Ich habe dir nur einen Gefallen getan."
Freds Lippen verzogen sich zu einem breiten Grinsen.
„Wieso?", fragte ich verdutzt und der ältere Zwilling lachte leise, während George ungewöhnlich rot anlief.
„Ach, komm schon, du hättest dem Typen doch auch am liebsten eine reingehauen", sagte Fred und wackelte anzüglich mit den Augenbrauen.
Ungläubig sah ich zwischen den beiden hin und her. „Du hast dir wegen mir Nachsitzen eingehandelt?", fragte ich dann fassungslos an George gewandt.
„Machst du dir etwa Sorgen um mich?", fragte dieser verschmitzt.
Gehässig runzelte ich die Stirn. „Nein?"
„Schade", sagte er und schien es auch so zu meinen.
Ich verdrehte die Augen und setzte meinen Weg fort.
„Du hast meinen Namen geschrien", rief er mir hinterher und folgte dicht auf meinen Fersen. Sein Bruder lachte nach wie vor.
„In einem anderen Zusammenhang würde ich deinen Namen nicht schreien, glaub' mir", erwiderte ich genervt.
Die Zwillinge tauschten Blicke und dasselbe absurde Grinsen tauchte in ihren Gesichtern auf.
Ich schüttelte jedoch nur den Kopf und wandte mich von ihnen ab. „Ihr seid so widerlich", murmelte ich und die beiden brachen unisono in Gelächter aus.
„Woran denkst du wieder?", fragte George mit einem engelsgleichen Lächeln im Gesicht.
Ich schnitt eine Grimasse und zog es vor, ihm nicht zu antworten.
„So hätte dich gar nicht eingeschätzt", sagte Fred und verständnislos sah ich ihn an.
„Was meinst du?"
Er grinste schelmisch. „So frech", raunte er und George stieß ihm mit dem Ellenbogen in die Seite. Fred lachte leise und zwinkerte mir zu. „Ich sag' ja, eifersüchtig." Das letzte Wort flüsterte er und ich verkniff mir das Lächeln, das sich auf meine Lippen stahl.
„Bin ich nicht", widersprach George, doch sein Bruder schüttelte den Kopf.
„Und wie", entgegnete er dramatisch. „Vor allem, wenn es um pretty boy Cedric geht."
Verblüfft zog ich die Augenbrauen hoch. „Ist das wahr?", fragte ich ungläubig und Fred nickte.
George sah säuerlich drein. „Glaub' dem Idioten kein Wort", sagte er zerknirscht und vergrub im Gehen die Hände tief in den Taschen seiner Hose.
Ich schnaubte belustigt. „Verständlich wäre es jedenfalls, ich bin auch einfach ziemlich toll", sagte ich und warf mir theatralisch die Haare über die Schultern.
George grinste daraufhin nur gehässig. „Ziemlich arrogant, das trifft's eher", murmelte er und ich unterdrückte das brennende Bedürfnis, ihm einen Schlag ins Gesicht zu verpassen.
„Wie auch immer, danke, dass du das getan hast. Nicht jeder würde sich so für uns Muggelgeborene einsetzen." Es kostete mich einiges an Überwindung, diese Worte laut auszusprechen.
George kreuzte die Arme vor der Brust. „Das ist doch selbstverständlich", sagte er mit ernstem Ton und ich schluckte schwer.
„Außerdem ist Pucey ein totales Arschloch. Die blutige Nase steht seinem bescheuerten Gesicht", warf Fred ein und grinste breit.
„Also dann", sagte ich gedehnt. „Danke nochmal. Wir sehen uns später, Jungs." Ich lächelte nervös, drehte ich mich auf dem Absatz um und verschwand im Korridor.
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author's note.
Ich wünsche euch allen ein frohes neues Jahr! Ich hoffe, ihr hattet einen schönen Abend und seid gut reingerutscht! Bleibt so toll und unglaublich wie ihr seid. Hoffentlich wird 2021 besser, wilder, glücklicher als das vergangene Jahr!
Im nächsten Kapitel geht's endlich runter ins Dorf, da wird's wieder spannend. ;)
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