how do i tell a well-structured story when life is absolute chaos









thirty-seven.
how do i tell a well-structured story
when life is absolute chaos

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JO HASTETE DURCH den Gang zwischen den Abteilen auf mich zu. „Hast du's schon gehört?", keuchte sie. „Harry wäre dieses Jahr fast von der Schule geflogen. Angeblich soll er in den Ferien gezaubert haben."

Meine Augen weiteten sich. „Was?"

Sie nickte eifrig. „Sie haben ein ganzes Straftribunal einberufen. Wegen eines simplen Falles von minderjähriger Zauberei."

„Was hat er denn gemacht?", fragte ich und kreuzte die Arme vor der Brust.

Jo hob ahnungslos die Schultern und erwiderte: „Das weiß keiner so wirklich, aber anscheinend hat es was mit zwei Dementoren zu tun, die ihn angegriffen haben sollen."

Ich schüttelte ungläubig den Kopf. „Ich fass es einfach nicht", murmelte ich. „Und ich dachte schon, mein Sommer wäre verrückt genug."

Jo schnitt eine Grimasse. „Hat sich Diana nochmal bei dir gemeldet?", fragte sie und seufzend schüttelte ich den Kopf.

„Ich hab nichts mehr von ihr gehört", sagte ich niedergeschlagen. „Aber dafür hat mir George ungefähr eintausend Briefe geschrieben."

Jos Augen weiteten sich und ein schelmisches Grinsen schlich sich auf ihre Lippen. „Was hat er dir geschrieben?" Sie schien vor Neugier beinahe zu platzen.

Ich verdrehte die Augen. „Ist doch egal", sagte ich schlicht. „Ich hab ihm nicht geantwortet."

„Du hast—" Jo unterbrach sich selbst und ihre Augen fielen beinahe aus ihren Höhlen. „Was? Warum?"

Ich zuckte mit den Schultern. „Warum sollte ich?", erwiderte ich und verschränkte die Arme vor der Brust. „Ist ja nicht gerade so, als wären wir zusammen, oder?"

Jo verdrehte die Augen. „Ach, komm schon, Kit, es hilft dir doch nichts, wenn du dich jetzt selbst bemitleidest", sagte sie. „Komm endlich drüber hinweg, dass George offenbar ziemlich überrascht davon war, dass du gesagt hast, dass du ihn liebst. Ich meine, kannst du es ihm denn verübeln?"

Theatralisch seufzend sah ich sie an. Mich nervte es, zu wissen, dass sie Recht hatte. „Ich weiß, aber—" Ich unterbrach mich selbst und war fast ein wenig erleichtert, als Lucas plötzlich hinter Jo auftauchte. Bei seinem Anblick jedoch weiteten sich meine Augen. „Was ist das da in deinem Gesicht, Lucas?", fragte ich mit einem halben Lachen und deutete mit dem Finger auf ihn.

Lucas erwiderte meinen Blick leicht beleidigt. „Ein Schnurrbart", sagte er, als wäre es völlig selbstverständlich, und fuhr sich mit der Hand über den kleinen Flaum über seiner Oberlippe. „Ich hab ihn den ganzen Sommer über wachsen lassen."

Ich schnaubte belustigt und sah zu Jo hinüber, die nur mit den Augen rollte.

„Ich dachte ja, dass diese ganze Sache bloß eine Phase wäre, aber da habe ich mich offensichtlich geirrt." Sie schoss Lucas einen bösen Blick zu, doch dieser ignorierte sie gekonnt.

„Sieht doch gut aus, oder Finnley?", wandte er sich dann penetrant an mich, doch ich zuckte nur mit den Schultern und erwiderte: „Du erinnerst mich ein bisschen an 'nen 70er Jahre Pornostar."

Jo brach daraufhin in wieherndes Gelächter aus und Lucas blickte säuerlich drein.

Wir suchten uns ein leeres Abteil und ich war froh, mich endlich auf die gepolsterte, allerdings leicht durchgesessene Sitzbank fallen lassen zu können. Geräuschlos atmete ich aus.

Insgeheim hatte ich gehofft, George auf dem Bahnsteig zu sehen. Doch ich hatte ihn unter den hunderten von Hogwartsschülern nicht ausmachen können. Sechs ganze Wochen ohne auch nur ein einziges Wort mit ihm zu wechseln, erschien mir nun im Rückblick betrachtet, wie eine Ewigkeit.

Plötzlich wurde die Abteiltür aufgeschoben und meine Augen weiteten sich, als ich entdeckte, wer oder besser gesagt was da auf der Schwelle stand.

Andrew führte eine schwarz weiß gescheckte Ziege an einem Strick vor sich her ins Abteil. „Hi, Leute!", begrüßte er uns mit gehobener Hand.

Mel war ihm dicht auf den Fersen. Ihre einst so langen blonden Haare waren jedoch kurz geschnitten und reichten ihr nun nicht einmal mehr bis zu den Schultern.

„Ähm, wer zum Henker ist das?", fragte ich.

Jo runzelte die Stirn. „Das sind Andrew und Mel, Dummerchen."

Ich warf ihr daraufhin einen verstörten Blick zu und sagte kopfschüttelnd: „Nein, ich meine die Ziege."

Andrew ließ sich neben mir nieder, das Tier folgte ihm dicht auf den Fuß. „Das", sagte er dann voller Stolz und kraulte der Ziege zwischen den Hörnern, „ist Betty."

Ich starrte ihn an. „Betty?"

Andrew nickte nur, als wäre es das normalste der Welt, dass er eine Ziege mit sich rumschleppte. „Betty ist mein neues Haustier", erklärte er dann.

Mel quetschte sich zwischen Jo und Lucas auf die Polster und schien genauso wenig überrascht von dem Tier zu sein wie alle anderen. Mit einem Ausdruck im Gesicht, der vor Desinteresse geradezu übersprudelte, zerzauste sie sich die Haare.

„Sagt mal, habt ihr jetzt alle vollkommen den Verstand verloren?" Ich ließ meinen fassungslosen Blick durch die Runde schweifen. „Was ist in den Ferien alles passiert?"

Meine Freunde tauschten Blicke.

„Naja", fing Jo dann an und rutschte unruhig auf ihrem Platz hin und her. „Seit der Sache mit Cedric sind wir alle etwas von der Rolle, schätze ich."

Bei der Erwähnung von Cedric wurde mir ganz schlecht. Ich hatte den ganzen Sommer über versucht, jegliche Erinnerung an ihn zu verdrängen. Und es war mir auch einigermaßen gut gelungen.

„Sie hat Recht", sagte Andrew dann und tätschelte Bettys gehörnten Kopf. „Dank Betty kann ich mittlerweile aus dem Haus gehen, ohne dass ich 'ne Panikattacke kriege."

Ich rümpfte die Nase, als die Ziege versuchte, ihren Kopf liebevoll an meinem Bein zu reiben. „Wow, ihr seid echt verrückt", sagte ich mit einem halben Lachen und rieb mir geistesgegenwärtig die Arme. „Und was stimmt mit dir eigentlich nicht? Was hast du mit deinen Haaren gemacht?", wandte ich mich dann an Mel und sie zuckte auf ihrem Platz zusammen.

„Ist es wirklich so schlimm?", fragte sie und knetete ihre kurzen Haare mit den Händen durch.

„Nein", sagte ich beinahe atemlos. „Es sieht toll aus, aber...warum?"

Sie schnitt eine Grimasse und schwieg.

„Oh Gott, sag nicht, dass es wegen Thomas ist?", stieß ich hervor. „Der Kerl ist ein Idiot und das sag ich, obwohl er mein Bruder ist."

Mel grinste jedoch nur traurig und schüttelte den Kopf. „Ich brauchte einfach eine Veränderung, das ist alles."

Aus irgendeinem Grund war ich erleichtert darüber. Ich wollte nicht, dass es meiner Freundin schlecht ging und das ausgerechnet wegen meines Bruders.

„Glaubt ihr, dass dieses Jahr alles besser wird?", fragte Mel dann, während sie uns nachdenklich ansah und nervös an einem losen Faden ihrer Bluse herumfummelte.

Ich schwieg. Ich wusste nicht, ob es jemals wieder besser werden konnte.

„Na sicher", antwortete Lucas nach einer Weile und klatschte selbstbewusst in die Hände. Doch der Ton in seiner Stimme verriet, dass er sich dabei selbst nicht ganz so sicher war.

Ich konnte die bedrückende Stimmung, die im Abteil herrschte, nicht länger ertragen. Mit einem Seufzen stand ich auf. „Ich muss hier raus", sagte ich und erwiderte Jos besorgten Blick. „Ich bin gleich wieder da, keine Sorge."

Als ich auf den Gang hinaus trat, hatte ich das Gefühl, endlich wieder atmen zu können. Ich schloss für einen kurzen Moment dir Augen, öffnete sie allerdings rasch wieder, als ich plötzlich Stimmen hörte, die nach und nach immer lauter wurden.

Zu meinem Entsetzen — oder vielleicht freute ich mich in Wahrheit sogar — erkannte ich Fred und George Weasley, die da durch den Korridor auf mich zu kamen. Die beiden blieben jedoch abrupt stehen, als sie mich in der Mitte des schmalen Ganges entdeckten. Ich konnte sehen, wie Fred seinem Bruder einen neugierigen Seitenblick zu warf.

„Oi, Finley", rief er dann und boxte mir spielerisch gegen die Schulter. „Lange nicht gesehen."

Gehässig sah ich ihn an. „Stimmt, ich hab dein dämliches Gesicht gar nicht mehr in Erinnerung gehabt", erwiderte ich und seine Lippen verzogen sich zu einem Grinsen.

„Freundlich wie eh und je, was Kitty Cat?", säuselte er und ich rollte mit den Augen.

„Nenn mich nicht so", fauchte ich und versuchte dabei vehement, Georges Blicken auszuweichen. Er sah genauso unbehaglich aus, wie ich mich fühlte.

Freds funkelnde braune Augen huschten zwischen seinem Zwilling und mir hin und her. Dann schüttelte er lachend den Kopf und drängte sich mit den Worten: „Ich lass euch zwei Turteltauben dann mal alleine", an mir vorbei.

Wir standen einander eine Weile schweigend gegenüber. Unruhig trat ich von einem Fuß auf den anderen.

„Willst du mir vielleicht irgendetwas sagen?", fragte George dann schließlich und mit hochgezogenen Augenbrauen erwiderte ich seinen Blick.

„Ich will gar nichts von dir", sagte ich.

George starrte mich an.

„Nicht mehr jedenfalls", schob ich rasch hinterher und wartete gespannt auf seine Reaktion.

Er stieß ein tiefes, genervtes Seufzen aus. „Es ist echt hart, mit dir befreundet zu sein, weißt du das?"

Der Klos in meinem Hals wurde größer. „Oh, es ist also hart für dich", erwiderte ich und versuchte nicht zu weinen. „Wenn's mit mir so hart ist, warum gehst du dann nicht einfach? Ich meine, du kommst einfach so in mein Leben und fängst an, in meinem Scheiß rum zu wühlen, worum dich im Übrigen niemand gebeten hat—"

„Ich wollte doch nur für dich da sein. Aber du hast auf keinen einzigen meiner Briefe geantwortet. Den ganzen Sommer über." Seine Sommersprossen hoben sich mehr als sonst von seiner ungewöhnlichen blassen Haut ab.

Trotzig verschränkte ich die Arme vor der Brust. „Ich hatte gute Gründe, warum ich—"

„Weißt du was? Das ist mir egal. Es ist mir ehrlich gesagt scheiß egal, was jetzt schon wieder bei dir abgeht. Ich hab echt die Nase voll—" Kopfschüttelnd wandte er sich ab.

„Nein, warte", sagte ich hastig und streckte meine Hand nach ihm aus, überlegte es mir auf halbem Weg jedoch wieder anders und ließ sie kläglich fallen. „Diana Wayland ist meine Mutter."

Seine Augen weiteten sich überrascht.

„Sie hat mich am Anfang der Ferien am Bahnhof abgefangen und mir alles erklärt", sagte ich und meine Stimme zitterte.

„Hätte ich das gewusst, Kit—", stammelte er, doch ich schüttelte nur den Kopf.

„Du hattest Recht. Ich hab den ganzen Sommer über an dich gedachte. Ich hab überlegt, wie ich es dir am besten sagen soll, aber ich wusste nicht wie", sagte ich leicht verzweifelt. „Du musst verstehen, warum ich das nicht konnte. Wir sind keine Freunde mehr."

George atmete geräuschvoll aus. Er wirkte bestürzt. „Du hättest es mir erzählen müssen. Du weißt doch, dass du mir vertrauen kannst."

Ich schnappte nach Luft. „Was soll ich denn machen? Auf Knien um Entschuldigung winseln? Das kannst du vergessen. Und außerdem kapierst du eh nicht, was ich fühle."

Zu meiner allergrößten Überraschung stahl sich ein schelmisches Grinsen aus sein Gesicht. „Du hast also den ganzen Sommer über an mich gedacht?"

Daraufhin rollte ich nur mit den Augen und verfluchte stumm mein loses Mundwerk.

„Sag bloß, du hast mich vermisst.", stichelte er weiter und genervt schob ich mich an ihm vorbei.

„Träum weiter", sagte ich, konnte es jedoch nicht verhindern, dass sich meine Lippen zu einem Lächeln verzogen.

Ich konnte noch hören, wie Fred weiter hinten im Korridor fragte: „Was hast du zu ihr gesagt?"

„Ich hab mich nur unterhalten", erwiderte George und sein Zwillingsbruder brach daraufhin in Gelächter aus.

„Nicht gerade deine Stärke."

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„Wer ist das denn?" Jos angewiderte Stimme ließ mich aufhorchen und neugierig folgte ich ihrem Blick hinauf zum Lehrertisch.

Ich entdeckte zunächst Professor Dumbledore, der auf einem goldenen hohen Lehnstuhl in der Mitte der langen Tafel saß und in einen dunkelvioletten, mit silbernen Sternen gesprenkelten Umhang gekleidet war. Er hatte den Kopf seiner Sitznachbarin zugeneigt, die ihm ins Ohr sprach. Sie war untersetzt, mit kurzen, mausgrauen Haaren, in die sie einen fürchterlichen pinken Haarreifen gesteckt hatte, passend zu der flaumigen rosa Strickjacke, die sie über ihrem Umhang trug.

„Hübsches Outfit", sagte Lucas und wackelte grinsend mit den Augenbrauen.

Ich unterdrückte das belustigte Prusten, das in meiner Kehle steckte, und Betty blökte leise, als würde sie mir zustimmen.

„Muss 'ne neue Lehrerin sein, oder?", sagte Andrew und streichelte seiner Ziege geistesgegenwärtig über das struppige Fell.

„Was die wohl unterrichtet", überlegte Mel mit gerunzelter Stirn.

„Vielleicht Pflege magischer Geschöpfe, immerhin sieht die Alte aus wie 'ne beschissene Kröte", murmelte Lucas und einige unserer Mitschüler drehten die Köpfe nach ihm um und lachten über seine Worte. „Außerdem sehe ich Hagrid nirgendwo."

Ich reckte den Hals und stellte fest, dass er Recht hatte. Der ehemalige Wildhüter und derzeitige Professor saß nicht auf seinem üblichen Platz am Ende des Lehrertisches. „Wo er wohl steckt, was meint ihr?", fragte ich und Mel schnitt eine Grimasse.

„Nicht, dass sie ihn rausgeworfen haben", sagte sie und klang ernsthaft besorgt.

Bevor wir das Thema jedoch vertiefen konnten, hatte sich Professor Dumbledore von seinem Platz erhoben. „An unsere Neuen", sagte er mit schallender Stimme, die Arme weit ausgebreitet und ein strahlendes Lächeln auf den Lippen, „willkommen! An alle anderen — willkommen zurück! Es gibt eine Zeit, um Reden zu halten, aber dies ist sie nicht. Haut rein!"

Anerkennendes Gelächter ertönte und Beifall brandete auf, als sich Dumbledore elegant setzte und sich den langen Bart über die Schulter warf. Aus dem Nichts waren Speisen aufgetaucht und die langen Tische ächzten unter der schieren Last an Geflügel, Pasteten und Schüsseln mit Kartoffeln und Gemüse, unter Brot, Soßen und Krügen voll Kürbissaft.

„Perfekt", seufzte Lucas hungrig, als hätte er den ganzen Tag noch nichts gegessen, griff sich die nächst beste Platte mit Koteletts und fing an, seinen Teller zu beladen.

Jo verzog wehmütig das Gesicht, währen sie einen Schluck aus ihrem Becher nahm und anschließend ebenfalls zu essen begann.

Ich hatte keinen Hunger und ließ meinen Blick stattdessen durch die Halle schweifen. Am Tisch der Gryffindors entdeckte ich Harry, der neben einem rothaarigen Jungen saß — ganz ohne Zweifel Fred und Georges jüngerer Bruder Ron. Als ich an George dachte wurde mir ganz flau in der Magengegend und rasch stopfte ich mir eine Hand voll Pommes in den Mund, um dieses unangenehme Gefühl schnell wieder loszuwerden.

Als wir mit dem Essen fertig waren und das Geplapper in der Halle allmählich wieder lauter wurde, erhob sich Dumbledore erneut. Die Unterhaltungen verstummten schlagartig und alle wandten sich dem Schulleiter zu.

„Nun, jetzt, da wir alle ein weiteres herrliches Festessen verdauen, bitte ich für einige Momente um eure Aufmerksamkeit für die üblichen Bemerkungen zum Schuljahresbeginn", sagte er. „Die Erstklässler sollten wissen, dass der Wald auf dem Schlossgelände für Schüler verboten ist — und einige unserer älteren Schüler sollten es inzwischen auch wissen."

Auf der anderen Seite der Großen Halle konnte ich sehen, wie Fred, George und Lee Jordan am Gryffindor-Tisch vielsagende Blicke tauschten.

„Mr Filch, der Hausmeister, hat mich, wie er sagt, zum vierhundertzweiundsechzigsten Mal gebeten, euch daran zu erinnern, dass Zauberei zwischen den Unterrichtsstunden auf den Gängen nicht erlaubt ist, ebenso wenig wie eine Reihe anderer Dinge, die alle auf der erschöpfenden Liste nachzulesen sind, die jetzt an Mr Filchs Bürotür hängt. Dieses Jahr haben wir zwei Veränderungen im Kollegium. Wir freuen uns sehr, Professor Raue-Pritsche erneut willkommen zu heißen, die Pflege magischer Geschöpfe unterrichten wird; wir freuen uns ebenfalls, Professor Umbridge vorstellen zu können, unsere neue Lehrerin für Verteidigung gegen die dunklen Künste."

Es gab höflichen, wenn auch kaum begeisterten Beifall, und verwirrt sah ich meine Freunde an, die meinen Blick nicht minder ratlos erwiderten.

Diese fremde Frau, die aussah wie ein rosarotes Knallbonbon, sollte unsere neue Professorin in Verteidigung gegen die dunklen Künste sein? War das ein schlechter Scherz?

Dumbledore fuhr fort: „Die Auswahlspiele für die Quidditch-Mannschaften der Häuser finden statt am—"

Er unterbrach sich und sah Professor Umbridge fragend an. Da sie im Stehen nicht viel größer war als im Sitzen, begriff einen Moment lang niemand, warum Dumbledore aufgehört hatte zu reden, doch dann räusperte sich Professor Umbridge und es war klar, dass sie aufgestanden war und die Absicht hatte, eine Rede zu halten.

Dumbledore wirkte nur einen Moment lang verdutzt, dann setzte er sich munter und sah Professor Umbridge aufmerksam an, als ob er sich nichts sehnlicher wünschte, als ihrem Vortrag zu lauschen. Andere Mitglieder des Kollegiums konnten ihre Überraschung nicht so geschickt verbergen. Professor Sprouts Augenbrauen waren in ihrem zerzausten Haar verschwunden, und Professor McGonagall hatte Lippen zu einer schmalen Linie zusammen gepresst.

„Danke, Direktor", sagte Professor Umbridge geziert, „für diese freundlichen Willkommensworte."

Sie hatte eine irritierend hohe Stimme und angewidert verzog ich das Gesicht. Erneut ließ sie ein kleines hüstelndes Räuspern hören, dann sprach sie weiter.

„Nun, es ist wunderbar, wieder in Hogwarts zu sein." Sie lächelte und offenbarte dabei sehr spitze Zähne. „Und solch glückliche kleine Gesichter zu mir aufblicken zu sehen."

Ich ließ den Blick umherschweifen. Keines der Gesichter, die ich sehen konnte, wirkte besonders glücklich.

„Ich freue mich schon darauf, Sie alle kennenzulernen, und ich bin mir sicher, wir werden ganz bald sehr gute Freunde werden."

Professor Umbridge räusperte sich erneut, doch als sie fortfuhr, war ihre Stimme nicht mehr ganz so zart. Sie klang weitaus geschäftsmäßiger, und ihre Worte hatten jetzt einen drögen Ton, als würde sie etwas auswendig Gelerntes vortragen.

„Das Zaubereiministerium hat der Ausbildung junger Hexen und Zauberer immer die größte Bedeutung beigemessen. Die seltenen Gaben, die Sie von Geburt an besitzen, könnten verkümmern, wenn wir sie nicht durch sorgfältige Anleitung fördern und hegen würden. Die uralten Fähigkeiten, die der Gemeinschaft der Zauberer vorbehalten sind, müssen von Generation zu Generation weitergegeben werden, wenn wir sie nicht für immer verlieren wollen. Der Schatz magischen Wissens, den unsere Vorfahren zusammengetragen haben, muss bewahrt, erweitert und vertieft werden von jenen, die zum ehrenvollen Dienst des Lehrers berufen sind."

Professor Umbridge legte eine kurze Pause ein und machte eine kleine Verbeugung hin zu ihren Kollegen, von denen keiner sie erwiderte. Professor McGonagalls dunkle Augenbrauen hatten sich dermaßen zusammengezogen, dass sie nun eindeutig wie ein Falke wirkte, und ich sah, wie sie mit Professor Sprout einen vielsagenden Blick tauschte.

„Jeder Schulleiter, jede Schulleiterin von Hogwarts hat etwas Neues zu der schweren Aufgabe beigetragen, diese geschichtsträchtige Schule zu führen, und das ist auch gut so, denn ohne Fortschritt treten Stillstand und Verfall ein. Und doch muss dem Fortschritt um des Fortschritts willen eine Absage erteilt werden, denn häufig bedürfen unsere erprobten und bewährten Traditionen nicht des Herumstümperns. Ein Gleichgewicht also zwischen Altem und Neuem, zwischen Dauer und Wandel, zwischen Tradition und Innovation—"

Ich spürte, wie meine Aufmerksamkeit schwächer wurde. Die Stille, die sonst die Große Halle beherrschte, wenn Dumbledore sprach, verflog, die Schüler um uns herum steckten flüsternd und kichernd die Köpfe zusammen.

Ein paar Plätze von uns entfernt hatte ein Mädchen mit langen blonden Locken eine Zeitschrift namens »Der Klitterer« herausgeholt.

Professor Umbridge schien die Unruhe im Publikum nicht wahrzunehmen.

„—weil manche Änderungen zum Besseren ausschlagen, während andere im Urteil der Geschichte sich als Fehlentscheidungen erweisen werden. Desgleichen werden manche alten Gewohnheiten bewahrt werden, und das ganz zu Recht, während andere, veraltet und überholt, aufgegeben werden müssen. Gehen wir also voran in eine neue Ära der Offenheit, der Effizienz und der Verantwortlichkeit, bestrebt, das zu bewahren, was bewahrenswert ist, zu vervollkommnen, was vervollkommnet werden muss, und zu säubern, wo wir Verhaltensweisen finden, die verboten gehören."

Sie setzte sich. Professor Dumbledore klatschte. Die Lehrer folgten seinem Beispiel, allerdings fiel mir auf, dass einige von ihnen ihre Hände nur zweimal zusammenschlugen und dann innehielten. Ein paar wenige Schüler schlossen sich dem Beifall an, doch die meisten, die nicht mehr als einige Worte lang zugehört hatten, waren vom Ende der Rede überrascht worden, und bevor sie ordentlich applaudieren konnten, hatte sich Dumbledore bereits wieder erhoben.

„Ich danke Ihnen vielmals, Professor Umbridge, das war eine höchst aufschlussreiche Rede", sagte er und verbeugte sich vor ihr. „Nun, wie gesagt, die Quidditch-Auswahlspiele finden statt am—"

„Aufschlussreich?", wiederholte Mel mit gedämpfter Stimme und blickte entgeistert in die Runde. „Aufschlussreich?"

„Das war doch alles ein Haufen gequirlter Scheiße", platzte Jo heraus. „Was denkt diese Hexe eigentlich wer sie ist? Und die soll uns in Verteidigung unterrichten?"

„Sie ist eine Ministeriumshexe", fiel es mir dann plötzlich wie Schuppen von den Augen, als ich Professor Umbridges Rede noch einmal Revue passieren ließ. „Ich meine, das ergibt alles einen Sinn, oder nicht?"

Lucas öffnete sprachlos den Mund.

Natürlich", rief Andrew und klatschte einmal in die Hände. „Glaubt ihr, nach allem, was letztes Jahr passiert ist, schickt das Ministerium sie jetzt, um Dumbledore im Auge zu behalten?"

„Muss wohl so sein", erwiderte ich nachdenklich und musste auf einmal daran denken, was Sirius Black zu Beginn des Sommers gesagt hatte. Jetzt, wo Voldemort wieder zurück ist—

Der Tagesprophet hatte mit keinem Wort die angebliche Rückkehr von Du weißt schon wem bestätigt. Ich wusste nicht, was ich noch glauben sollte. Und das plötzliche Auftauchen von Umbridge war nur die Spitze des Eisbergs.

Um uns herum stand plötzlich jeder auf und machte sich bereit, die Große Halle zu verlassen. Auch wir erhoben uns. Füße scharrten über den Boden und das Geplänkel unserer Mitschüler wurde lauter. Die meisten von ihnen schienen Professor Umbridges Rede bereits wieder vergessen zu haben.

Doch ihre Worte hallten noch immer in meinem Kopf wieder, bis plötzlich eine Stimme hinter mir ertönte.

„Oi, Finnley!"

Ich dreht mich um und unterdrücke ein Seufzen.

George lächelte mich verschmitzt an. Sowohl sein Zwillingsbruder als auch Lee Jordan waren ihm dicht auf den Fersen.

„Weasley", erwiderte ich. „Was gibt's?"

„Nette Rede, was?" Er zuckte mit dem Kopf in Richtung Lehrertisch und ich wusste, dass er auf Umbridge anspielte. „Und ihre Klamotten erst, rosa würde dir auch gut stehen, viel besser als der alten Kröte übrigens." Er lief bis zu den Haarspitzen rot an, als wären ihm seine eigenen Worte peinlich.

Ich verengte die Augen zu Schlitzen. „Sag mal, wie oft soll ich dir eigentlich noch sagen, dass du mich in Ruhe lassen sollst?", zischte ich und verschränkte die Arme vor der Brust. „Du bist ein Vollidiot, George Weasley, und das wird sich auch ganz bestimmt nicht ändern, vor allem wenn du mir weiterhin auf die Nerven gehst."

George grinste jedoch nur schelmisch. „Du kannst mich blöd anmachen so viel du willst. Da scheiß ich drauf." Dann drängte er sich an mir vorbei, konnte es sich jedoch nicht nehmen lassen, dabei meine Schulter anzurempeln.

Wutentbrannt wirbelte ich herum und beobachtete, wie Fred, George und Lee Jordan lachend davon gingen.

Als ich mich wieder zu meinen Freunden umdrehte, schüttelten diese unisono die Köpfe, als hätten sie sich abgesprochen, und Betty blökte vergnügt.

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author's note.

WOW. Ich kann nicht glauben, wie lange ich hier wieder inaktiv war. Ich habe ab und zu an dem Kapitel geschrieben und es dann wieder schleifen gelassen, obwohl ich seit kurzem eigentlich wieder super motiviert bin.

Vor allem aber habe ich die Zwillinge und natürlich euch total vermisst. 💔 Ich hoffe, dass ich es ab jetzt wieder regelmäßiger schaffe, hier upzudaten, besonders weil ich mich schon so sehr auf dieses Schuljahr und die DA und und und freue. Ich hab auch so viele Ideen für dieses Teil der Story und hoffe, dass ich es gut umsetzen werde.

Habt ganz viel Spaß beim Lesen. Kisses. ❤️

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