cliffhangers suck
thirty-six.
cliffhangers suck
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DAS HAUS AM Grimmauldplatz Nr. 12 lag in einer etwas schäbigeren Ecke von London. Es wirkte schon von außen düster und heruntergekommen, wie auch die Gebäude in seiner Nachbarschaft.
„Das Haus wird durch Schutzzauber vor Muggelaugen verborgen", murmelte Diana mir zu. Dann nickte sie mit dem Kopf in Richtung der Eingangstür. „Kommst du?", fragte sie und stieg die Stufen zur Veranda empor.
Ich folgte ihr, meinen Koffer hinter mir her schleifend.
Als Diana das Haus betrat, verschlug es mir fast den Atem. Ein abgehacktes Trollbein diente als Schirmständer und die verschrumpelten Köpfe ehemaliger Hauselfen zierten den düsteren Treppenaufgang. „Fass lieber nichts an", warnte Diana mich und warf mir einen amüsierten Blick zu. „Hier wimmelt es nur so von Zaubern, die ungebetene Gäste fernhalten sollen."
Ich sah mich neugierig um. An den Wänden hingen die Portraits verstorbener Hexen und Zauberer, die mich kritisch musterten.
„Ignorier sie einfach", flüsterte Diana, die meinen nervösen Blick bemerkt hatte.
Plötzlich zerriss jedoch ein Schrei die Stille und erschrocken zuckte ich zusammen. Ich brauchte einige Sekunden, um zu erkennen, dass der Lärm von dem Portrait herrührte, das ganz am Ende des Korridors hing. Es zeigte eine hagere, blasse Frau, die ich nicht kannte.
„Blutsverräter! Schlammblüter! Abschaum! Im Haus meiner Väter, was für eine Schande, was für eine Schande!", zeterte sie und trommelte mit den Fäusten gegen den Rahmen ihres Bildes.
Die Frau war früher vermutlich einmal schön gewesen. Groß und schlank, und mit lockigen, schwarzen Haaren, die ihr bis zur Taille fallen würden, hätte sie sie nicht zu einem festen Knoten hochgesteckt, und durchdringenden, grauen Augen, mit denen sie einst sicherlich ganze Königreiche hätte stürzen können.
Diana schob sich vor mich und fuchtelte mit dem Zauberstab vor dem Gesicht der Frau herum. „Sei endlich still", sagte sie genervt.
Ein lauter Knall ertönte, dann hatte sie die Vorhänge vor dem Portrait zugezogen und es war wieder so still wie zuvor.
„Sirius' Mum, freundlich, wie eh und je", murmelte Diana grinsend und winkte mich dann zu sich.
Ich hielt den Atem an. „Sirius?", fragte ich mit zitternder Stimme. „S-Sirius Black?" Ich glaubte, Diana in der Dunkelheit erröten sehen zu können.
Sie strich sich die braunen Haare aus dem Gesicht und nickte. „Dieses Haus ist seit langem das Familienanwesen der Blacks", erklärte sie.
Ich folgte ihr den schmalen Gang entlang. Die hölzernen Dielen knarrten unter meinen Füßen bei jedem Schritt, den ich tat.
Aus irgendeinem merkwürdigen Grund wusste ich, dass ich ihr vertrauen konnte.
Die murmelnden Männerstimmen im angrenzenden Salon waren so dunkel, wie die Schwärze des Korridors, der nun hinter uns lag. Die Decke war hoch und grüne Samtvorhänge hingen vor den bodenlangen Fenstern. Ein großer Kronleuchter an der Decke spendete dämmriges Licht. In der Mitte des Raumes stand eine lange Tafel, an dessen Kopfende zwei Männer saßen.
Ich blieb wie angewurzelt im Türrahmen stehen, als ich sie erkannte.
Remus Lupin sah noch blasser und kränker aus, als im letzten Schuljahr, in dem er uns in Verteidigung gegen die dunklen Künste unterrichtet hatte. Einige frische Narben zierten seine Unterarme.
Den anderen Mann kannte ich bisher nur aus der Zeitung. Er war abgemagert, seine Wangen eingefallen und von dem einst so gut aussehenden Sirius Black war nun nicht mehr viel übrig. Das alles hatten ihm zwölf Jahre Gefangenschaft in Askaban angetan.
Die beiden Männer verstummten, als Diana und ich den Raum betraten, und Sirius' graue Augen weiteten sich. „Ist sie das?", fragte er in einem kratzigen Ton und Diana nickte.
„Ja, das ist Kitra", sagte sie und machte eine ausladende Handbewegung in meine Richtung. „Remus, ihr kennt euch sicher noch."
„Professor Lupin", sagte ich, „was machen Sie denn hier? Mit i-ihm?" Ich nickte in Richtung des flüchtigen Sirius Black, dessen Gesichtsausdruck sich beim Klang meiner Stimme kaum merklich veränderte.
Remus räusperte sich leise. „Es ist ganz anders als du denkst, Kitra", sagte er dann und machte einen Schritt auf mich zu.
Ich wich jedoch zurück und suchte hilfesuchend nach Dianas Blick. „Wo zum Teufel hast du mich hingebracht?", fragte ich dann vorwurfsvoll und die Dunkelhaarige seufzte.
Sie wollte zu einer Erklärung ansetzen, doch Sirius kam ihr zuvor. „Das ist das Hauptquartier des Phönixordens", sagte er und seine raue Stimme jagte mir einen eisigen Schauer den Rücken hinunter. „Eine Geheimgesellschaft, die Dumbledore vor vielen Jahren im Kampf gegen Voldemort gegründet hat. Und jetzt, wo er wieder zurück ist—"
Ich schnaubte gehässig. „Das ist doch nicht wahr", sagte ich und verschränkte die Arme vor der Brust. „Und selbst wenn, was suchen Sie dann hier? Sie sind doch einer seiner Anhänger."
Sirius verengte die Augen zu Schlitzen. „Das stimmt nicht—"
„Hör mal", unterbrach Diana ihn jedoch und hob beschwichtigend die Hände, „es hat sich herausgestellt, dass Sirius unschuldig ist. Das alles war ein abgekartetes Spiel—"
Ich stieß ein spöttisches Lachen aus. „Na, wenn du das sagst", sagte ich. „Mittlerweile überrascht mich wirklich überhaupt nichts mehr." Ich vergrub das Gesicht in meinen Händen. Das alles fühlte sich an wie ein Fiebertraum.
„Ich denke", fing Remus dann langsam an, „wir sollten die beiden jetzt mal kurz alleine lassen."
Sirius' Blick war nach wie vor auf mich gerichtet. Dann zuckte er schnaubend mit den Schultern, ging wortlos an mir vorbei und verließ, Remus im Schlepptau, den Salon.
Diana schloss die Tür hinter ihnen und wir waren wieder allein. Sie kramte kurz in ihren Taschen, bis sie eine zerknautschte Zigarettenschachtel hervorzog. „Willst du auch?"
Sie hielt mir die geöffnete Schachtel hin. Als ich den Kopf schüttelte, steckte sie sich selbst eine Lunte zwischen die Lippen und stopfte den Rest wieder weg.
„Wenigstens eine gute Sache haben die Muggel erfunden." Mit einem Schnipsen ihres Zauberstabes beschwor sie eine kleine Flamme, an der sie die Zigarette entzündete. Kräftig zog sie an ihr. Der Duft des Rauches breitete sich schnell im ganzen Raum aus. Sie lachte heiser, setzte sich dann auf einen der geschnitzten Holzstühle und schwang die Beine auf den Tisch.
„Wie hast du mich gefunden?", fragte ich schließlich und näherte mich ihr langsam.
Diana blinzelte. „Ich hab dich nie verloren", erwiderte sie schlicht und ich zog daraufhin die Augenbrauen hoch.
„Warum jetzt? Warum nach all der Zeit?" Mein Magen befand sich irgendwo ganz unten in meiner Bauchgegend.
„Ich war auf der Flucht", seufzte Diana. „Mein halbes Leben hab ich damit verbracht, gegen die Machenschaften des dunklen Lords vorzugehen, doch nachdem Benji—" Sie stockte, ihre blauen Augen glänzten verdächtig.
Ich erinnerte mich an einen Artikel aus dem Tagespropheten über die Heirat von Diana Wayland und Benji Fenwick und daran, was Mrs Weasley gesagt hatte. Dass er mit Sirius im selben Jahrgang und später ermordet worden war. „War er—", fing ich mit zitternder Stimme an, „—war er mein Vater?"
Diana antwortete nicht sofort. Sie nahm einen weiteren tiefen Zug von ihrer Zigarette. „Das ist kompliziert", sagte sie schließlich und erhob sich wieder von ihrem Stuhl.
Mit gerunzelter Stirn sah ich sie an.
„Die Welt war anders, vor siebzehn Jahren", fuhr Diana fort. „Es herrschte Krieg. Du hast keine Ahnung, wie es damals war; welche Opfer, ich bringen musste, um das alles zu überleben. Und—" Sie zuckte mit den Schultern. „—diese Muggel haben sich doch gut um dich gekümmert, oder etwa nicht?"
Unbewusste ballte ich die Hände zu Fäusten, bis ich spürte, wie sich meine Fingernägel in meine Haut gruben. „Diese Muggel", fing ich an, „sind meine Familie. Sie sind die einzige Familie, die ich je gekannt habe."
„Mia", murmelte Diana, doch ich wich mit erhobenen Händen vor ihr zurück.
„Nein", hauchte ich. Tränen brannten in meinen Augen. „Kitra. Ich heiße Kitra."
Diana schüttelte den Kopf. „Dein Name ist Mia Wayland", sagte sie mit ruhiger Stimme. „Und du bist meine Tochter."
„Das ist nicht mein Name!", rief ich. Ich wollte das alles nicht hören.
„Doch, das ist dein Name!", erwiderte Diana, inzwischen nicht minder verzweifelt. „Das war schon immer dein Name!"
Ich starrte sie an. „Diesen Namen habe ich verloren, als du mich weggegeben hast!", sagte ich. Eine einzelne Träne entfloh meinem Auge, doch hastig wischte ich sie weg. „Ich will ihn genauso wenig, wie du mich wolltest."
Diana schnappte entsetzt nach Luft. „Das ist nicht wahr", sagte sie dann leise. „Du musst verstehen—ich habe dich nicht verlassen, weil ich es wollte." Sie schüttelte den Kopf. „Ich bin um deinetwillen gegangen. Um dich zu beschützen. Weil ich es niemals ertragen hätte, dass diese Welt deine Zukunft wird."
„Diese Entscheidung hättest du nicht treffen dürfen, das hättest du mir überlassen müssen", erwiderte ich.
Dianas Augen wurden jäh glasig. Sie schien auf einmal so unendlich weit weg. „Du warst doch noch viel zu klein, das hättest du nicht gekonnt", sagte sie und blinzelte dann hastig. „Hör zu, ich wollte nicht gehen, aber der Dunkle Lord war hinter mir her, er hatte schon Benji ermordet, er machte Jagd auf jeden von uns. Es war zu gefährlich."
Ich schluckte schwer. „Bist du jetzt außer Gefahr?", hauchte ich.
Dianas Lippen verzogen sich zu einem traurig schwachen Lächeln. „Das werde ich wohl nie sein, vor allem jetzt, wo Du-weißt-schon-wer wieder zurück ist." Sie seufzte. „Ist schon verrückt. Ich dachte immer, ich wäre diejenige, die die Welt verändern würde—"
„Oh, sei bloß nicht so arrogant", ertönte dann plötzlich eine Stimme und Diana und ich sahen beide überrascht auf. Sirius stand mit vor der Brust verschränkten Armen im Türrahmen, ein höhnisches Grinsen umspielte seine Lippen. „Wir dachten doch alle damals, dass wir die Welt verändern könnten. Aber es läuft nicht immer so, wie wir es gern hätten, nicht wahr?" Er starrte Diana ein wenig zu lange an für meinen Geschmack.
Sie stieß daraufhin ein verächtliches Schnauben aus. „Was gibt's?", fragte sie, ohne auf seine Worte einzugehen.
„Eine Sitzung wurde einberufen", antwortete er und klang dabei so, als wäre es die langweiligste Sache der Welt. „Sie sollte jetzt besser gehen." Er nickte mit dem Kopf in meine Richtung und stieß anschließend die Tür schwunghaft auf.
Hinter ihm betraten gut ein Dutzend Hexen und Zauberer den Raum. Unter ihnen waren Remus Lupin, eine Frau mit kurzem bonbonrosanen Haar, ein großer schwarzer Zauberer mit mitternachtsblauem Umhang und, zu meiner großen Überraschung, Mad-Eye Moody. Und diesmal war es wohl der richtige und kein Todesser, der sich für ihn ausgab.
„Das hier sollte besser verdammt wichtig sein, ich bin gerade noch auf einem Drachen geritten, bevor ihr mich geweckt habt!" Moody knurrte und sein magisches Auge huschte misstrauisch durch den Raum.
Ich beobachtete neugierig das Geschehen, welches sich vor mir abspielte, und nahm dabei kaum wahr, dass Sirius' Blick nach wie vor auf mir lag.
„Komm", murmelte mir Diana dann zu und zuckte merklich mit dem Kopf. „Ich begleite dich nach draußen." Sie zog mich am Ärmel aus dem Salon. Auf dem Weg wurde ich von den anwesenden Hexen und Zauberern verabschiedet. Sirius war der einzige, der stumm blieb.
„Was findet da drin jetzt statt?", fragte ich und warf einen letzten Blick über die Schulter, bevor sich die Tür des Salons schloss und wir in der völligen Dunkelheit des Korridors standen.
„Ein Treffen des Phönixordens", sagte Diana. „In letzter Zeit kommt das ständig vor. Kein Wunder, jetzt, da Voldemort—"
Ich zuckte zusammen.
„Oh, entschuldige", sagte Diana hastig und schnitt eine Grimasse. „Jetzt, da Du-weißt-schon-wer wieder zurück ist."
Als wir die Haustür erreicht hatten, blieben wir einige Sekunden schweigend voreinander stehen.
„Werden wir uns wiedersehen?", fragte ich irgendwann schließlich und konnte das unsichere Zittern in meiner Stimme kaum unterdrücken.
Dianas Augen weiteten sich, Tränen schimmerten in ihnen. „Natürlich", hauchte sie und machte einen Schritt auf mich zu.
Reflexartig wich ich zurück und hatte prompt ein schlechtes Gewissen. „Tut mir leid", murmelte ich und Diana zwang sich ein Lächeln auf.
„Das muss es nicht", sagte sie und legte ihre Hand auf meine Schulter. „Du hast jedes Recht, sauer auf mich zu sein. Aber du sollst wissen, dass ich immer da sein werde, wenn du mich brauchst."
Ich trat rückwärts aus dem Haus heraus und hob die Hand zum Abschied. „Bis bald", sagte ich heiser.
Diana Wayland war eine außergewöhnliche Hexe. „Bis bald, Kitra." Das letzte, was ich sah, war ihr Lächeln, als ich disapparierte.
Der Abend war lau, als ich am Haus meiner Eltern ankam. Ich öffnete die Tür und trat über die Schwelle, hinein in den kühlen, dunklen Korridor. Ich atmete geräuschlos aus. Ein Rascheln ertönte, gefolgten vom hastigen Trappeln mehrerer Füße.
Die Augen meiner Mutter weiteten sich, als sie mich entdeckte. Mein Vater war ihr dicht auf den Fersen. „Du meine Güte, Kitra", hauchte Mum und lief auf mich zu. Sie stoppte jedoch wieder und sah mich vorsichtig an. „Wo bist du gewesen?"
Wortlos fiel ich ihr um den Hals. Ich hatte in den letzten Monaten kaum Kontakt mit meinen Eltern gehabt und rückblickend betrachtet hatte ich noch nie etwas so sehr bereut. „Es tut mir leid, Mum", flüsterte ich an ihrem Ohr und sie strich mir über die Haare. „Es tut mir so leid."
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