there is absolutely no way it can get worse
twenty-four.
there is absolutely no way it can get worse
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„WIR MÜSSEN REDEN."
Überrascht hob Andrew den Kopf und starrte mich mit großen Augen an. „Was hab ich jetzt schon wieder falsch gemacht?", fragte er, beinahe schon verängstigt.
Mit gerunzelter Stirn schüttelte ich den Kopf. „Nichts", sagte ich rasch. „Es geht um uns." Ich ließ mich neben ihn aufs Sofa an einem der Kamine im Gemeinschaftsraum fallen.
„Du willst Schluss machen, oder?", fragte er ziemlich direkt und überrascht blinzelte ich ihn an. Damit hatte ich nicht gerechnet. „So ist es besser, findest du nicht auch?"
Ich seufzte leise und zuckte mit den Schultern. „Ich denke schon", sagte ich matt.
„Wir haben's versucht", fuhr Andrew fort. „Es hat nur einfach nichts gebracht."
Frustriert seufzte ich auf. „Ich wollte dir doch aber so unbedingt helfen, was Katie betrifft", murmelte ich und Andrew schenkte mir daraufhin ein schiefes Lächeln.
„Mach dir nichts draus", erwiderte er aufmunternd. „Auch wenn du es vermutlich nicht gemerkt hast, du hast mir gezeigt, dass es sinnlos ist, jemandem hinterherzurennen, der sich sowieso nie für dich interessieren wird. Es bringt nichts, so zu tun, als würde es irgendwann schon funktionieren."
Seine Worte versetzten mir einen Stich in der Magengegend. Ich dachte an George.
„Wenn du willst, kannst du die Sache zwischen uns ganz offiziell beenden", sagte Andrew dann grinsend. „Du kannst auch das ganz große Drama schieben und mir in der Großen Halle eine scheuern, wenn's dir danach besser geht."
Ich lachte leise. „Ich werd' darauf zurückkommen", sagte ich und er lächelte mich aufmunternd an.
Ich zwang meine Lippen dazu, es zu erwidern. Ich dachte an meine Eltern und meine Augen fingen an zu brennen. Hastig blinzelte ich und wandte mich ab.
Das zerknitterte Papier, das die Daten eines unbekannten Kindes und die Namen meiner Eltern trug, steckte zwischen den rauen Seiten eines meiner Lehrbücher in meinem Rucksack. Ich konnte die maschinell aufgedruckte Schrift direkt vor meinem geistigen Auge sehen. Regentropfen glänzten an der schmutzigen Fensterscheibe. Sie standen für die Tränen, die ich in den letzten Tagen vergossen hatte.
Ich wusste nicht mehr, wie oft ich meine Feder in die Hand genommen und versucht hatte, einen Brief an meine Eltern zu schreiben. Ich wusste nicht mehr, wie oft ich sie hatte fragen wollen, ob all die schrecklichen Dinge stimmten, die ich herausgefunden hatte. Wie oft ich mich vergewissern wollte, dass das alles nur ein riesengroßes Missverständnis war. Wie oft ich in meinem Bett gelegen und geweint hatte und wie oft ich versucht hatte, die Traurigkeit, die damit einher kam, zu überspielen.
Die Wahrheit war jedoch, ich war nicht mehr nur traurig. Ich fühlte mich leer. Taub.
„Kit? Hey, geht's dir gut?"
Ich blinzelte erschrocken. „Mhm? Ja", sagte ich hastig und Andrew musterte mich.
Er wirkte nicht überzeugt, hakte jedoch auch nicht weiter nach und ich war froh darüber. Er wusste, wann es an der Zeit war, das Thema fallen zu lassen.
Ich leckte mir über die spröden Lippen. „Hey, Andy?"
Er hob den Kopf und sah mich fragend an.
Ich wollte mich bei ihm bedanken, doch die Worte lagen schwer bei Blei auf meiner Zunge. „Da fällt mir ein", sagte ich und kratzte mir nervös am Hinterkopf, „ich muss nochmal kurz in die Bibliothek. Da ist dieser Aufsatz für Zauberkunst, den ich schreiben muss." Ich stand auf und schlang mir meine Schultasche um die Schulter.
Ich musste mich ablenken, musste die ganzen lauten Gedanken in meinem Kopf unterdrücken, wollte mich nicht mehr so verletzlich fühlen, wollte wieder stark sein.
Andrew grinste schwach. „Klar", sagte er.
Ich wollte mich schon von ihm abwenden, doch dann: „Andy?"
„Ja?"
Ich presste die Lippen aufeinander. „Danke", murmelte ich und versuchte die Tränen zu unterdrücken, die in meinen Augen brannten.
Andrew lächelte. „Immer wieder gern, Kit."
Und dann ging ich.
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Das Buch war dick und schwer zu lesen, und einzig und allein das stetige Ticken der schweren Standuhr in der Ecke und das Gähnen, das mir das ein ums andere Mal aus der Kehle schlüpfte, bewahrte mich davor einzuschlafen, während die Stunden ineinander verschmolzen, wie in einem einzigen schrecklich unwirklichen Traum.
Der goldene Glanz der Sonne tauchte langsam hinter dem Horizont unter, nahm den Tag mit sich und überließ die Schlossgründe den Schatten der Abenddämmerung. Die Baumwipfel des Verbotenen Waldes wiegten sich in der traumlosen Finsternis.
Gelegentlich fielen mir die Augen zu.
Ich ertappte mich dabei, wie ich wieder und wieder den selben Satz las. Ich ertappte mich dabei, wie wieder und wieder den selben Satz las. Ich ertappte mich dabei, wie ich wieder und wieder den selben Satz las. Ich—
Dann tauchte plötzlich Lucas in der Bibliothek auf. „Da bist du ja", sagte er, eine Spur zu laut, und grunzend schreckte ich aus meinen eigenen Gedanken hoch.
Madame Pince lugte wie ein übellauniger Geier hinter einem hohen, vollgestopften Bücherregal hervor.
Grinsend setzte Lucas sich neben mich und beäugte skeptisch den aufgeschlagenen Wälzer vor meiner Nase.
Erschöpft blinzelte ich ihn an.
„Hast du mit Andrew geredet?", fragte er neugierig und rückte mir dabei ziemlich dicht auf die Pelle.
Ich unterdrückte ein genervtes Seufzen. „Ja", sagte ich.
Lucas zog die Augenbrauen hoch „Und?", fragte er. „Was ist jetzt?"
Verwirrt sah ich ihn an. „Was soll sein?"
Ungeduldig verdrehte er die Augen und umklammerte die Träger seines Rucksacks noch ein wenig fester. „Ist Schluss zwischen euch?", fragte er.
Ich verdrehte die Augen. „Ja", murmelte ich und Lucas sah äußerst zufrieden mit sich und der Welt aus.
„Und was ist mit dir und George?"
Als er Georges Namen erwähnte, wurde ich scharlachrot im Gesicht. „Ich weiß es nicht", murmelte ich schulterzuckend. Ich dachte an den Tag zurück, als wir zusammen im Verwandlungshof gesessen und er unsere Finger miteinander verbunden hatte, und sprach den ersten Gedanken aus, der mir in den Sinn kam: „Unsere Hände lagen aufeinander."
„Heilige Scheiße", sagte Lucas und sah mich recht gehässig an. „Ihr habt hoffentlich verhütet."
Daraufhin schenkte ich ihm einen bösen Blick, doch er lachte nur.
„Ruhe oder ich muss Sie der Bibliothek verweisen!" Madame Pince stand, bedrohlich die knochigen Hände in die Hüften gestützt, vor uns zwischen den Regalen.
Wir murmelten eine Entschuldigung und die steinalte Bibliothekarin dampfte grummelnd wieder ab.
„Also", fuhr Lucas dann flüsternd fort, „was wirst du jetzt tun?"
Nachdenklich sah ich ihn an. „Was, glaubst du, soll ich denn tun?" Ich wusste nicht, ob es die beste Idee war, ausgerechnet Lucas um Rat zu fragen — in jeglicher Hinsicht — doch eine andere Wahl blieb mir in diesem Moment wohl kaum.
Er zuckte lässig mit den Schultern. „Du solltest ihm sagen, wie du dich fühlst, nehme ich an", überlegte er und stöhnend vergrub ich das Gesicht in den Händen.
„Bist du sicher, dass ich ihm nicht einfach ins Gesicht schlagen kann?", jammerte ich und Lucas lachte leise.
„Ja", sagte er augenrollend.
Vorsichtig lugte ich durch den Spalt zwischen meinen Fingern zu ihm empor. „Und was ist, wenn ich ihm nur ein klitzekleines bisschen die Nase breche?"
Lucas schnitt eine Grimasse. „Glaubst du wirklich, dass du dich danach besser fühlst?"
„Ein Versuch ist es wert, oder nicht?", sagte ich schulterzuckend.
Lucas klopfte mir aufmunternd auf den Rücken und sagte: „Benimm dich einfach, wenn wir morgen runter ins Dorf gehen. Der arme Kerl musste wegen dir schon genug einstecken."
Meine Augen weiteten sich. „Morgen?", fragte ich recht lahm und Lucas nickte.
„Das Hogsmeade-Wochenende?", erwiderte er, als wäre es völlig selbstverständlich. „Schon vergessen?"
Meine Lippen kräuselten sich in den Anflug eines beklemmenden Lächelns. „Mhm", machte ich ehrlich und Lucas lachte erneut.
„Du bist echt voll daneben, Finnley, aber genau das mag ich an dir", grinste er, erhob sich und verließ mit einem Zwinkern die Bibliothek.
Und ich war wieder allein. Mit meinem blöden Buch.
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Der nächste Morgen war sonnig, obwohl es erst Anfang März war.
„Raus aus den Federn, ihr Arschgesichter!", brüllte Jo in befehlshaberischem Ton durch den ganzen Schlafsaal und ich erschrak derart, dass ich fast aus meinem Bett fiel.
„Was zum—?", murmelte ich und richtete mich mit dröhnendem Schädel auf. Das goldene Medaillon ruhte versteckt unter meinem Kopfkissen.
„Hogsmeade wartet auf uns", sagte Jo in Sing-Sang-Stimme. „Ich fiebere schon seit Wochen darauf hin."
Mel lugte aus dem Badezimmer. Wasser tropfte aus ihren langen, blonden Haaren. „Das stimmt", flötete sie. „Sie will Lucas unbedingt mit zu Madame Puddifoot's schleppen."
Ich schnitt eine Grimasse. „Tu das...wenn du willst, dass er mit dir Schluss macht", sagte ich achselzuckend und Jo sah mich daraufhin böse an.
„Zieh dich endlich an, Kit", patzte sie bloß und zog mir die Bettdecke weg.
Zwanzig Minuten später betrachten wir auch schon die Große Halle. Als ich George am Tisch der Gryffindors entdeckte wurde mir schlecht.
Ich wich seinem Blick aus und ließ mich neben Andrew auf die Bank fallen.
„Hey, kennt ihr jemanden, der mir Trompete spielen beibringen kann?", fragte Lucas von der gegenüberliegenden Seite des Tisches.
Jo setzte sich neben ihn und stahl sich eine Waffel von seinem Teller. „Warum?", fragte sie verwundert und Lucas grinste verschwörerisch.
„Ich will die Slytherins damit nerven", erklärte er und fuhr sich durch die dunklen Haare.
„Genau genommen", sagte ich und trank einen Schluck Tee, „brauchst du dafür überhaupt nicht zu wissen, wie man Trompete spielt."
Erkenntnis zeichnete sich in Lucas' Gesicht ab. „Du hast mir so eben die Augen geöffnet, Finnley", sagte er und klatschte begeistert in die Hände.
Mel schnitt eine Grimasse. „Du weißt aber schon, dass du dir für diese Aktion ganz sicher Nachsitzen einhandeln wirst, oder?"
Lucas zuckte halbherzig mit den Schultern. „Und wenn schon", sagte er gelassen. „Das ist es allemal wert."
Als sich der Großteil der Schülerinnen und Schüler schließlich durch das große Eichenportal auf den Weg hinunter ins Dorf machte, standen auch wir auf — Lucas stopfte sich noch schnell ein belegtes Brötchen in den Mund — und folgten dem aufgeregt schnatternden Strom aus der Halle.
Draußen überprüfte der uralte und des öfteren bereits für tot befundene Hausmeister Argus Filch grummelnd die unterschriebenen Erlaubnisvollmachten. Sein graubrauner Umhang roch muffig. Nach langem Gefummel hatte er dann auch endlich unsere Papiere für akzeptabel befunden.
Wir folgten den Weasley-Brüdern den steinigen Weg ins Zaubererdorf hinab.
Meine Freunde führten gerade eine hitzige Unterhaltung, deren Thema mir unbekannt war, denn ich hörte ihnen kaum zu.
Den Blick auf Georges muskulösen Rücken gerichtet, sagte ich abgelenkt: „Hey, Leute, ich muss noch was erledigen. Wir sehen uns später in den Drei Besen, okay?" Ohne erst auf eine Antwort zu warten, beschleunigte ich meine Schritte und schloss zu den hochgewachsen Rotschöpfen auf.
Ich konnte die Blicke der anderen in meinem Rücken spüren, doch es war mir egal.
„Hast du's schon gehört?", fragte Fred gerade und stieß seinem Bruder ungeduldig in die Rippen. „Harry hat sich die Karte abnehmen lassen. Ausgerechnet von Moody, dem alten Gauner."
Georges Augen weiteten sich. „Ist das dein Ernst? Ich hab echt besseres von dem kleinen Schlingel erwartet."
„Was für eine Karte?" Beim Klang meiner Stimme drehten sich die beiden unisono zu mir um.
Fred lächelte mich honigsüß von oben herab an. „Nicht, dass es dich was angehen würde, Finnley—", begann er, doch mit einem spöttischen Schnauben in der Kehle fiel ich ihm ins Wort.
„Es scheint euch nur ziemlich wichtig zu sein", erwiderte ich und verschränkte die Arme vor der Brust.
Die Zwillinge tauschten Blicke.
„In unserem ersten Jahr", fing George dann leise an und neugierig spitzte ich die Ohren, „als wir noch jung, sorglos und unschuldig waren—"
Ich schnaubte. Dass Fred und George jemals unschuldig waren, bezweifelte ich stark.
„—jedenfalls unschuldiger, als wir es jetzt sind." Er wackelte grinsend mit den Augenbrauen. „Damals sind wir in Filchs Büro eingebrochen und da lag dieses leere Stück Pergament in einer Schublade mit der Aufschrift Beschlagnahmt und gemeingefährlich."
„Wir haben es geklaut", fuhr Fred gelassen fort.
„Hat ziemlich lange gedauert, bis wir endlich rausgefunden haben, was es damit auf sich hat, aber letztendlich hat uns die Karte mehr beigebracht, als alle Lehrer dieser Schule zusammen", sagte George und recht unbeeindruckt zog ich die Augenbrauen hoch.
„Eine Karte?", fragte ich und prompt tauchte das gleiche, spitzbübische Grinsen auf den Gesichtern der Zwillinge auf.
„Diese Karte, meine liebe Kitty Cat, ist das Geheimnis unseres Erfolges", säuselte Fred und schlang einen seiner langen Arme um meine Schulter.
Ungläubig sah ich ihn an.
„Die Karte zeigt ganz Hogwarts", sagte George, der auf meiner anderen Seite lief. So nah neben mir, dass ich sein frisches Aftershave riechen konnte.
Mein Herzschlag beschleunigte sich.
„Jeden Schüler."
„Jeden Lehrer."
„Jeden Geist."
„Einfach alle."
„Wo sie sind."
„Was sie machen."
„Zu jeder Zeit
„An jedem Ort."
Mit großen Augen starrte ich die beiden an.
Sie grinsten.
„Eine magische Karte des Schlosses?", fragte ich. „Wie funktioniert sie?"
„Du sagst die Zauberworte", zwinkerte George.
„Ich schwöre feierlich, dass ich ein Tunichtgut bin", warf Fred ein.
„Und dann hast du's", sagte George und hob die Hände wie zum Gebet. „Die hochwohlgeborenen Herren Moony, Wurmschwanz, Tatze und Krone präsentieren stolz: DIE KARTE DES RUMTREIBERS."
Ich hob die Brauen. „Bisschen dick aufgetragen, meint ihr nicht auch?", fragte ich und die Zwillinge tauschten Blicke, bevor sie gleichzeitig mit den Schultern zuckten. „Und überhaupt, wer sollen diese Rumtreiber eigentlich sein?"
„Ist doch egal", winkte Fred halbherzig ab.
„Wir verdanken ihnen so viel", säuselte George träumerisch.
„Edle Männer, die unermüdlich daran arbeiteten, einer neuen Generation von Gesetzesbrechern auf die Beine zu helfen", sagte Fred feierlich und ich verdrehte daraufhin die Augen.
„Und wie zum Teufel seid ihr auf den Spruch gekommen?", fragte ich mit vor der Brust gekreuzten Armen.
Fred hob die Achseln. „Wir haben jeden möglichen Zauber ausprobiert", sagte er, „aber nichts hat geholfen."
„Irgendwann haben wir dann angefangen, die Karte zu beleidigen", erzählte George. „Weißt du noch, was du gesagt hast, Fred?"
Fred grinste, offenbar in Erinnerungen schwelgend. „Verfickte Scheiße, wenn wir nicht bald drauf kommen, fress ich 'nen Besen", sinnierte er.
„Und dann sind zum ersten Mal Wörter aufgetaucht, fast so, als ob sie nur darauf gewartet hätten, dass wir irgendetwas falsch machen", lachte George.
Fred hob den Zeigefinger. „Mr Moony möchte die Herren Weasley fragen, ob sie eine so vulgäre Sprache wirklich für notwendig halten."
„Mr Wurmschwanz will die Herren Weasley darüber informieren, dass sie schon ziemlich nah dran sind", fuhr George fort.
„Mr Krone möchte den Herren Weasley gern ein High Five geben", sagte Fred und schlug über meinen Kopf hinweg mit seinem Bruder ein.
George grinste breit und schloss: „Mr Padfood will ein Bier mit den Herren Weasley trinken, da er sie für die Art von Tunichtguten hält, mit der er sich am liebsten abgibt. Solange sie es feierlich schwören."
„Und das war's dann", sagte Fred selbstzufrieden. Sein Arm lag nach wie vor auf meiner Schulter. „Letztes Jahr haben wir sie Harry vermacht."
George schnitt eine säuerliche Grimasse. „In der Hoffnung, er würde sorgfältig damit umgehen."
„Aber offenbar haben wir uns geirrt", schnaubte Fred.
Im Dorf angekommen, steuerten wir geradewegs auf Zonko's Scherzartikelladen zu. Ich hatte keine andere Wahl, als den beiden zu folgen.
„Dank der Karte haben wir überhaupt erst die ganzen Geheimgänge im Schloss entdeckt", sagte George und stieß gut gelaunt die Glastür des Geschäftes auf.
Die Glocke über unsere Köpfen rasselte.
Ich befreite mich aus Freds Griff und verschränkte spöttisch grinsend die Arme vor der Brust. „Hätte mir eigentlich klar sein müssen, dass ihr nie von selbst auf all das gekommen wärt", kommentierte ich und die Zwillinge verdrehten unisono die Augen.
So, wie sie gerade drein sahen, hatte sogar ich Probleme, die beiden auseinander zu halten.
„Wir schätzen deine Worte wirklich sehr", sagte Fred, während er sich die Taschen mit einer Reihe Filibusters nasszündenden Feuerwerkskörpern voll stopfte.
„Du bist echt süß, wenn du versuchts, gehässig zu sein, aber du spielst jetzt bei den großen Jungs mit und ich garantiere dir, so viel Spaß hattest du sicher noch nie in deinem Leben." Er zwinkerte mir verheißungsvoll zu und herausfordernd funkelte ich ihn an.
„Das glaube ich erst, wenn ich es sehe", erwiderte ich und einige herzzerreißende Sekunden lang gab es nur mich und ihn und niemanden sonst.
Seine Augen blitzten belustigt.
„Man, ich heul gleich, Leute", jammerte Fred dann jedoch und wir zuckten zusammen. „Nehmt euch gefälligst ein Zimmer, das kann man sich ja nicht mit ansehen." Er trottete murmelnd davon und sammelte noch drei Döschen eines schwarzen Pulvers und einige andere Dinge ein, von denen ich nicht die geringste Ahnung hatte, worum es sich dabei handelte.
Ich schielte nervös zu George hinüber, der es jedoch erfolgreich mied, mich anzusehen.
Er folgte seinem Bruder zur Kasse und als sie bezahlt hatten, schlenderten wir noch eine Weile gemeinsam durchs Dorf, bevor wir uns schließlich auf den Weg ins Drei Besen machten.
Das Lokal war brechend voll. Nicht nur Hogwarts-Schüler hatten sich heute hier eingefunden. Auch die blauen Umhänge der Beauxbatons und die weinroten Pelzmäntel der Durmstrangs waren überall verteilt zu sehen.
In einer Ecke entdeckte ich meine Freunde. Jo winkte mir breit grinsend zu.
Ich drehte mich zu den Zwillingen um. „Ihr könnt euch mit an unseren Tisch setzen, wenn ihr wollt", bot ich an und wagte es dabei kaum, George in die Augen zu sehen.
Fred knöpfte seine Jacke auf. „Ich dachte schon, du fragst nie", sagte er sofort und schritt als erster auf die kleine Gruppe am Fenster zu.
George und ich tauschten peinlich berührte Blicke, ehe wir ihm hastig folgten.
Jo zog den freien Stuhl zu ihrer Rechten zurück und bedeutete mir, mich zu setzen.
Mit hochroten Wangen nahm ich Platz.
„Wir haben für euch gleich mit bestellt", sagte Lucas und schob den Weasley-Brüdern jeweils ein Glas Butterbier zu. „Wir dachten uns schon, dass Kit es nicht lassen kann, euch mit anzuschleppen." Der säuerliche Unterton in seiner Stimme war so winzig, dass er in dem lauten Gelächter und Getratsche der umstehenden Jungen und Mädchen beinahe unterging.
Fred und George schienen Lucas' Worte jedoch keinesfalls als Beleidigung aufzufassen. Sie bedankten sich und stießen dann mit uns an.
Wir unterhielten uns eine Weile über nichtige Dinge und mir fiel auf, dass ich den ganzen Tag über nicht ein einziges Mal an meine Familie gedacht hatte. Erleichtert atmete ich aus. In Georges Nähe vergaß ich beinahe alles andere um mich herum.
Dann holte ich tief Luft. „Hey, Leute", sagte ich laut und augenblicklich verstummten meine Freunde. Jedes Augenpaar am Tisch war auf mich gerichtet und plötzlich fühlte ich mich ziemlich unwohl in meiner Haut. „Andrew und ich...wir müssen euch was wichtiges sagen."
Lucas' Lippen verzogen sich jäh zu einem breiten Grinsen.
Jo, die neben ihm saß, hob die Augenbrauen. „Was denn?", fragte sie und blickte hoffnungsvoll zwischen mir und Andrew hin und her.
Andrew rutschte unruhig auf seinem Stuhl herum.
Mein Herz schlug mir auf einmal bis zum Hals. „Wir sind nicht mehr zusammen", sagte ich dann und sah dabei direkt in Georges haselnussbraune Augen, als wäre er der einzige am Tisch, für den diese Worte tatsächlich bestimmt waren.
„Merlin sei Dank, was?", raunte Fred feixend und stieß seinem Bruder mit dem Ellenbogen in die Seite.
Mel prostete ihm zu. „Hört, hört", lachte sie und Fred stimmte prompt mit ein.
Ich wurde rot.
„Also läuft da nichts mehr zwischen euch?", fragte Jo neugierig und stützte sich mit den Ellenbogen auf dem Tisch ab.
Andrew und ich sahen einander an und schüttelten dann lächelnd die Köpfe.
„Nein, wir haben erkannt, dass wir besser funktionieren, wenn wir einfach nur Freunde sind", sagte ich und schielte vorsichtig zu George hinüber.
Der Rotschopf lächelte in sich hinein und trank dann einen großen Schluck von seinem Butterbier.
Aus dem Augenwinkel sah ich, wie Jo und Lucas Blicke tauschten.
Und so wurde das Leben wieder normal. Jo hatte also Recht gehabt. Wenn zwei Freunde sich zu etwas Lockerem entschlossen, dann wurde immer jemand verletzt. Allerdings war es keiner von uns beiden.
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author's note.
Ich hab's noch geschafft. Ich weiß, es ist ziemlich spät, aber ich wollte das Kapitel unbedingt heute noch veröffentlichen. Ich hoffe, es hat euch gefallen, mir hat das Schreiben jedenfalls ziemlich viel Spaß gemacht.
Ich mochte die Unterhaltung mit den Zwillingen fast am meisten. Und vielleicht könnte die Karte des Rumtreibers irgendwann nochmal von Bedeutung sein.
Eines meiner liebsten Kapitel mit der wahrscheinlich wichtigsten Szene überhaupt gibt es übrigens nächste Woche!
Habt wundervolle Ostertage und fühlt euch gedrückt! ❤️
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