hey, one question: what the hell?
fourteen.
hey, one question: what the hell?
10. Dezember 1994
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AM FREITAG SASS ich gemeinsam mit Andrew und Lucas beim Mittagessen am Tisch der Hufflepuffs.
Mel hatte im Anschluss eine Freistunde und war bereits wieder in der Bibliothek verschwunden, um an einer Hausaufgabe für Arithmantik zu arbeiten, und Jo schwänzte den Unterricht, weil sie keine Lust auf Zauberkunst hatte.
„Dann seid ihr jetzt also richtig zusammen?", fragte ich und Lucas nickte gut gelaunt.
In den vergangenen zwei Woche waren die beiden lediglich umeinander herum getänzelt und hatten kein Label an ihre Beziehung hängen wollen. Doch heute morgen war Lucas in unseren Schlafsaal gekommen, hatte Jo auf den Mund geküsst, ihr einen bescheuerten Kosenamen verpasst und war dann wieder verschwunden.
Mel und ich waren daraufhin vor Freude förmlich ausgeflippt, während Jo sich mit hochrotem Kopf unter ihrer Bettdecke verkrochen hatte.
„Wurde aber auch langsam mal Zeit", murmelte Andrew und ich grinste ihn über den Tisch hinweg an. „Dass ihr euch seit letztem Jahr ständig hinterher gerannt seid, war echt peinlich."
Lucas wedelte mir seiner Gabel vor Andrews Nase herum. „Sie hat mich zappeln lassen", verteidigte er sich, spießte dann eine halbe Bratwurst auf und zwängte sie sich zur Gänze in den Mund.
„Ja und es war wirklich sehr amüsant, dir dabei zuzusehen, wie du dich abgemüht hast", sagte ich und er warf mir einen gehässigen Blick zu.
Er wollte sich gerade zu einer spöttischen Antwort herablassen, als Angelina Johnson plötzlich an unserem Tisch vorbei ging.
„Hey, Angelina!", rief ich, um das Thema zu wechseln, und sie drehte sich zu uns um.
„Kit, hallo", sagte sie und ihre Lippen verzogen sich zu einem breiten Lächeln. Ihre schwarzen Haare waren zu unzähligen, dünnen Zöpfen geflochten.
„Wie geht's?", fragte ich.
Sie vergrub die Hände tief in den hinteren Taschen ihrer Hose und zuckte mit den Schultern. „Bestens", sagte sie. „Hey, auch wenn's mir schwer fällt, muss ich doch zugeben, dass Cedric echt gut war, bei der ersten Aufgabe."
Ich winkte ab. „Harry war aber auch nicht schlecht", erwiderte ich. „Mit wem gehst du zum Ball?", fragte ich dann neugierig und Angelinas Wangen färbten sich prompt scharlachrot.
Ich hatte noch nie erlebt, dass sich so viele Schüler auf die Liste derer eintrugen, die über Weihnachten im Schloss bleiben wollten. Es schien, als hätten die meisten von ihnen nur noch den Ball im Kopf, und ich war dabei keine Ausnahme.
„Mit Fred", sagte sie und grinste nervös. „Er hat mich vor ein paar Tagen gefragt."
Einen Augenblick später trat besagter Zwilling auch schon neben die dunkelhäutige Jägerin. „Was hab ich jetzt schon wieder gemacht?", fragte er und sah sie beinahe ängstlich an.
„Du hast mich gefragt, ob ich mit dir zum Ball gehe", wiederholte Angelina gut gelaunt und Fred zog die Augenbrauen hoch.
Er warf uns einen Blick zu und schüttelte tadelnd den Kopf. „Das hat sie euch erzählt?", fragte er. „In Wahrheit ist sie mir tagelang hinterher gerannt und hat jede Beauxbaton-Schülerin verjagt, die sich mir auch nur genähert hat. Voll gestört — au!" Er fluchte, als Angelina gegen seinen Oberarm boxte.
Ich grinste breit.
„Alicia, Katie und ich wollen am Wochenende runter ins Dorf. Und wehe, dein Festumhang passt nicht zu meinem Kleid", sagte Angelina keck.
Fred griff sich gespielt empört ans Herz. „Für wen hältst du mich?", rief er. „Ich bin doch kein Amateur."
Angelina zog ungläubig die Stirn in Falten. „Du trägst in deiner Freizeit Pullunder", sagte sie zweifelnd und der Rotschopf verdrehte die Augen.
„Du hast wirklich keinen Sinn für Mode, Angie", erwiderte er und als sie den Mund aufmachte, um ihm zu widersprechen, wandte er sich hastig an mich: „Übrigens, Finnley, wenn du mit George zum Ball willst, solltest du dich langsam ranhalten."
Ich zog die Augenbrauen hoch. „Ich will nicht mit ihm zum Ball", sagte ich und Fred betrachtete mich skeptisch.
Dann breitete sich plötzlich Erkenntnis in seinem Gesicht aus. „Oh, stimmt, es war genau anders herum, er sollte sich ranhalten, wenn er mit dir zum Ball will", sagte er und ungläubig sah ich ihn an.
„Wieso sollte er das wollen?", fragte ich und verschränkte die Arme vor der Brust.
„Mhm, ja, wieso wohl?", überlegte Fred und seine Stimme triefte nur so vor unterdrücktem Sarkasmus.
Meine Augenbrauen wanderten noch ein Stückchen weiter die Stirn hoch.
Angelina grinste. „Alicia hat auch schon ein Auge auf ihn geworfen", teilte sie mir vielsagend mit.
Lucas schaffte es gerade noch so, sein Schnauben in ein amüsiertes Hüsteln umzuwandeln und ich warf ihm einen bösen Blick zu, den er nur entschuldigend erwiderte.
„Ich habe schon längst ein Date, okay?", platzte es dann aus mir heraus. Ich hatte eigentlich nicht vorgehabt, irgendjemandem davon zu erzählen, doch Fred und Angelinas doofe Fragerei nervte mich zutiefst.
Freds Kinnlade klappte herunter, Angelina hob überrascht die Brauen und Andrew verschluckte sich an seinem Rührei, während Lucas nur ein ungläubiges Räuspern ausstieß.
„Wer ist es?", fragte Fred beinahe sprachlos, doch ich schüttelte den Kopf.
„Das sag ich euch nicht", erwiderte ich patzig und der ältere Zwilling kreuzte die Arme vor der Brust.
„Langweilerin", murmelte er in sich hinein und Angelina versetzte ihm daraufhin einen weiteren Schlag.
„Das ist toll, Kit", sagte sie dann lächelnd, während Fred sich grummelnd den Arm rieb. „Wir sollten jetzt in den Unterricht, Kräuterkunde wartet auf uns." Sie zupfte am Ärmel ihres Freundes, doch dieser bewegte sich keinen Zentimeter.
„Ich will aber wissen, wer—", begann er, wurde jedoch von Angelina unterbrochen.
„Wäre ich an ihrer Stelle, würde ich es dir auch nicht erzählen", sagte sie und Fred sah sie entrüstet an.
„Wieso? Vertraust du mir etwa nicht?"
Angelina seufzte leise. „Doch, aber, seien wir mal ehrlich, du kannst kein Geheimnis für dich behalten. Fünf Minuten später weiß es dein Bruder und dann auch schon die ganze Schule."
Fred verdrehte die Augen. „Wie auch immer. Wenigstens kann ich George jetzt damit aufziehen, dass er seine Chance verpasst hat." Er zwinkerte und schlang einen langen Arm um Angelinas Schulter. Dann wandten sie sich ab und verließen die Große Halle.
Lucas zog die Stirn in Falten und sah den beiden kopfschüttelnd nach. „Die haben echt ein riesiges Problem", sagte er spöttisch.
„Was meinst du?", fragte ich mit gerunzelter Stirn.
Er zuckte mit den Schultern. „Die sind doch jetzt auch zusammen, oder etwa nicht?", fragte er.
„Ja, und?"
Lucas schnitt eine Grimasse. „Ich meine, was zur Hölle ist falsch mit denen?"
Andrew lachte daraufhin leise. „Ich weiß, was mit dir los ist", sagte er und deutete auf den dunkelhaarigen Franzosen. „Du, mein Freund, bist mit Jo noch in der rosaroten Phase. Bei euch läuft einfach alles perfekt. Im Radio wird jedes Lied nur für euch gespielt und alle anderen Pärchen sind scheiße. Genieß' die Zeit, solange du noch kannst. Das hält nicht ewig."
Lucas grinste arrogant. „Tut es doch, denn wir sind schließlich echt super."
Ich verdrehte die Augen. „Sei bloß nicht so selbstgefällig", sagte ich spöttisch und Andrew biss sich das Grinsen von den Lippen.
„Ich frage mich, wann sie sich das erste Mal so richtig streiten", raunte er mir zu. „Jo ist schließlich auch nicht gerade die ausgeglichenste Person, die wir kennen."
Lucas verschränkte die Arme vor der Brust. „Jo und ich streiten nie."
„Oh, natürlich streitet ihr miteinander", sagte ich amüsiert und als er den Kopf schüttelte, zog ich ungläubig die Augenbrauen hoch.
„Nein, tun wir nicht, und ich verrate euch auch, wieso", widersprach er und Andrew und ich tauschten Blicke. „Jedes Mal, wenn es so aussieht, als würden wir uns gleich streiten, bin ich weg."
Ich verzog das Gesicht. „Das meinst du doch nicht ernst, oder?", fragte ich skeptisch und als Lucas nickte, verschränkte ich die Arme vor der Brust. „Also immer, wenn ein Streit droht, stehst du einfach auf und verschwindest?"
„Das ist hundertprozentig effektiv. Wer nicht da ist, streitet auch nicht. Das kleine Ein-mal-eins in Sachen Beziehungen", erwiderte er altklug.
Ich legte den Kopf schief. „Das ist doch Blödsinn", sagte ich und Andrew pflichtete mir bei.
„Ich kann nicht fassen, dass Jo sich das gefallen lässt", sagte er, doch Lucas winkte lässig ab.
„Keine Sorge, sie hat auch eine tolle Methode, um Streit zu verhindern."
Andrew runzelte die Stirn. „Was?"
Lucas grinste selbstgefällig. „Sie zieht sich aus", sagte er und schenkte uns ein freches Zwinkern.
Ich schnaubte spöttisch. „Das ist das Idiotischste, was ich je gehört habe."
Andrew hob die Brauen. „Sich auszuziehen ist eigentlich gar nicht mal so übel", murmelte er und Lucas hielt ihm seine Hand für ein High Five hin, in die der andere einschlug.
Ich verschränkte die Arme vor der Brust und schnitt eine Grimasse. „Okay, nennt mich verrückt—"
„Verrückt", riefen die beiden gleichzeitig und grinsten einander daraufhin breit an.
Ich zog es vor, sie zu ignorieren, und fuhr stattdessen ungerührt fort: „Wenn ein Problem aufkommt, dann redet man normalerweise einfach darüber."
Lucas sah mich mitleidig an. „Man merkt, dass du noch nie in einer richtigen Beziehung warst."
„Stimmt, ich hatte vergessen, dass du ein Experte auf diesem Gebiet bist", gab ich gehässig zurück und er zeigte mir daraufhin den Mittelfinger.
„Dann erzähl' uns doch mal, mit wem du zum Ball gehst, oder hast du das nur gesagt, damit Fred dich in Ruhe lässt?", fragte er herausfordernd und entrüstet kreuzte ich die Arme vor der Brust.
„Was? Das ist doch Schwachsinn, natürlich hat mich jemand gefragt", erwiderte ich und die beiden Jungen zogen unisono die Augenbrauen hoch. Abwartend sahen sie mich an, bis ich schließlich entnervt aufstöhnte. „Oh, zum Teufel, dann sag' ich euch halt, wer es ist, aber das bleibt unter uns, kapiert?"
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„Du gehst mit Cedric zum Ball?", fragte Jo, im selben Moment, als ich den Schlafsaal betrat.
Ich seufzte leise und murmelte: „Verdammter Lucas", ehe ich eine Unschuldsmiene aufsetzte und nervös grinste.
„Ist das wahr?", fragte Mel überrascht und ich zuckte betont lässig mit den Schultern.
„Ja, ist es", sagte ich. „Er hat mich bei der Party gefragt."
„Oh, du hast wirklich den Jackpot gezogen", sagte Jo und hüpfte aufgeregt auf ihrem Bett auf und ab.
„Warum hast du nichts erzählt?", fragte Mel. Ihre blonden Locken waren zu einem dicken festen Zopf geflochten und an ihren Ohren baumelten goldene Ohrringe.
Ich schnitt eine Grimasse und grinste entschuldigend. „Sorry, Leute, ich wollte es echt nicht an die große Glocke hängen", sagte ich und setzte mich zu Mel auf die Matratze ihres Bettes.
Ich zog einen Stapel Pergamentblätter und eine Feder aus meiner Schultasche und fing an, meinen Eltern einen Brief zu schreiben. Sie wussten bereits, dass ich die Feiertage in Hogwarts verbringen würde, doch ich wollte sie, anlässlich des bald anstehenden Weihnachtsballs, über das Turnier auf dem Laufenden halten.
Außerdem wollte ich wissen, ob Thomas eine neue Freundin hatte. Seit er den Brief an Mel geschrieben hatte, verhielt sie sich irgendwie merkwürdig und er wich jeder meiner Fragen, die sie betraf, geschickt aus.
„Dann werde ich vermutlich die einzige von uns sein, die kein Date hat", seufzte Mel, während sie mich dabei beobachtete, wie ich das Blatt Pergament in der Mitte faltete und in einen Briefumschlag steckte.
Ungläubig sah ich sie an. „Das glaubst du doch nicht im Ernst", erwiderte ich und ließ langsam die Hände sinken, in denen ich den Brief hielt.
Jo streckte ihren Kopf aus dem Badezimmer, in dem sie in der Zwischenzeit verschwunden war. „Natürlich wirst du ein Date für den Ball haben", rief sie. Wasser tropfte aus ihren langen dunklen Haaren. „Welcher halbwegs anständige Kerl würde nicht mit dir ausgehen wollen?"
Mel neigte den Kopf zur Seite und lächelte schwach. „Es ist einfach nur so frustrierend, dass—" Sie unterbrach sich und hob die Schultern.
Ich warf Jo einen Blick zu, die nur ratlos mit den Achseln zuckte. Ich vermutete, dass Thomas Schuld an Mels Gefühlschaos war, und beschloss, ihn dafür höchstpersönlich zusammen zu stauchen. „Hey", sagte ich dann und legte meine Hand auf ihren Arm.
Resigniert hob sie den Kopf.
Ich lächelte sie aufmunternd an. „Ich bin mir ziemlich sicher, dass dich jemand auf den Ball einladen wird", sagte ich. „Du bist wundervoll, ganz ehrlich."
Sie stieß ein zittriges Lachen aus und wischte sich die unsichtbaren Tränen aus dem Gesicht. „Ihr habt Recht", sagte sie, nachdem sie tief durchgeatmet hatte. „Ich sollte mich davon nicht runterziehen lassen."
Sie sah noch immer niedergeschlagen aus, deshalb wechselte ich rasch das Thema und versuchte damit die Stimmung zu lockern. „Hey, Jo, stimmt es eigentlich, dass du dich ausziehst, wenn du dich mit Lucas streitest? Er hat da was erwähnt." Ich duckte mich lachend, als sie ein Kissen nach mir warf.
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Die Nachricht, dass Cedric und ich gemeinsam zum Weihnachtsball gingen, verbreitete sich innerhalb der nächsten Tage wie ein Lauffeuer in der ganzen Schule.
Es war mir ziemlich peinlich, als ich am Montagmorgen beim Frühstück in der Großen Halle saß und von allen Seiten die dämlichen Kommentare meiner Mitschüler über mich ergehen lassen musste. Es nervte mich, dass Jo ihre große Klappe nicht hatte halten können, doch sauer auf sie sein, konnte ich auch nicht lange.
Am Ende unserer Doppelstunde Verteidigung gegen die Dunklen Künste rief Professor Moody mich dann überraschend zu sich nach vorn.
Jo und Mel warfen mir verwunderte Blick zu, doch ich zuckte nur ratlos mit Achseln, schulterte dann meinen Rucksack und trottete zum Lehrertisch.
Georges Augen wanderten misstrauisch zwischen mir und dem grauhaarigen Professor hin und her, während er langsam seine Schulunterlagen zusammenpackte.
„Was gibt's, Professor?", fragte ich und kreuzte die Arme vor der Brust.
Professor Moodys blaues Auge schien mich beinahe zu durchbohren. „Kommen Sie heute bitte nach dem Unterricht in mein Büro. Es gibt da etwas, über das ich mit Ihnen sprechen möchte", sagte er und seine tiefe Stimme jagte einen Schauer meinen Rücken hinunter.
„Okay", sagte ich verdutzt und Moody nickte zufrieden.
Als ich mich abwandte und das Klassenzimmer verließ, folgte George mir.
„Was wollte er von dir?", fragte er neugierig und umklammerte die Riemen seines Rucksacks.
Beim Klang seiner Stimme zuckte ich zusammen. „Ich bin mir nicht sicher", sagte ich dann nachdenklich und meinte es auch so.
George runzelte die Stirn. „Wenn du willst, dass ich mitkomme, dann—", fing er an, doch ich unterbrach ihn genervt.
„Ich brauche keine Hilfe und vor allem nicht von dir", sagte ich mit hochgezogenen Augenbrauen und verschränkte die Arme vor der Brust.
Der Rotschopf hob ergeben die Hände. „Ist ja gut, du Verrückte", sagte er und stieß ein nervöses Lachen aus. „Ich wollte nur nett sein."
Wir liefen eine Weile schweigend nebeneinander her.
„Also...ist es wahr?", fragte er dann plötzlich und irritiert hob ich den Kopf.
„Was?", fragte ich.
Er hob eine Braue. „Du gehst mit Diggory zum Ball?" Er versuchte beiläufig zu klingen, doch es gelang ihm nicht besonders gut.
Ich warf ihm einen spöttischen Blick zu. „Hast du ein Problem damit?", fragte ich und sofort schüttelte er den Kopf.
„Nein?", erwiderte er.
Ich stieß ein ungläubiges Schnauben aus und biss mir das belustigte Grinsen von den Lippen. „Na klar", sagte ich gedehnt und beschleunigte meine Schritte.
„Nein, wirklich", sagte George mit Nachdruck. „Ich werde mit Alicia gehen."
Ich hielt für den Bruchteil einer Sekunde inne, dann drehte ich mich zu ihm um. „Ach ja?", fragte ich bemüht gleichgültig und als er nickte, wandte ich mich wieder von ihm ab. „C-Cool." Ich konnte jedoch nicht verhindern, dass meine Stimme zitterte.
Ungläubig sah er mir nach.
„Also dann", sagte ich gedehnt und drehte mich zu ihm um. „Ich muss jetzt in den Unterricht. Wir sehen uns später." Ich hob recht ungelenk die Hand und stolperte dann an ihm vorbei.
Am Nachmittag fand ich mich schließlich vor Professor Moodys Büro wieder und gerade als ich die Hand hob, um an die Tür zu klopfen, öffnete sich diese auch schon. Ich lugte durch den Spalt und presste meine Schulbücher noch ein wenig fester gegen meine Brust. Mein Herz schlug mir bis zum Hals. „Professor?"
„Miss Finnley, da sind Sie ja, kommen Sie doch herein." Professor Moodys raue Stimme jagte mir eine Gänsehaut die Arme hinauf.
Hastig straffte ich die Schultern und trat dann voller dunkler Vorahnungen über die Schwelle.
Professor Moodys blaues Auge wirbelte in seiner Höhle herum. Sein Büro war vollgestopft mit einer Menge äußerst merkwürdiger Gegenstände. Auf dem Schreibtisch stand etwas, das wie ein kaputter gläserner Kreisel aussah, und in einer Ecke surrte eine, wie es schien, extra verschnörkelte goldene Zimmerantenne.
„Was ist das?", fragte ich neugierig und deutete auf die Antenne.
„Geheimnis-Detektor", grummelte er. „Vibriert, wenn er Heimlichkeiten und Lügen entdeckt. Hier ist er natürlich nutzlos, zu starke Überlagerungen, überall im Schloss erzählen sie ständig irgendwelche Lügenmärchen. Das Ding summt ununterbrochen, seit ich hier bin. Und mein Spickoskop musste ich abstellen, weil es einfach nicht aufhören wollte zu pfeifen. Es ist hyperempfindlich und kriegt alles mit, was in einer Meile Umkreis passiert."
Ich zog die Augenbrauen hoch. „Und wozu ist der Spiegel?"
Moody grunzte stolz. „Das ist mein Feindglas", sagte er. „Sehen Sie sie da draußen miesepetrig rumhängen? Ich bin erst wirklich in Schwierigkeiten, wenn ich das Weiße in ihren Augen sehen kann."
Düstere Rauchschwaden wirbelten im Inneren des Spiegels umher.
„Ich wollte mich bei Ihnen entschuldigen", sagte Professor Moody dann plötzlich und meine Augen weiteten sich überrascht. „Ich habe Sie überrumpelt. Mit der Frage nach Ihrem Namen."
Verdutzt sah ich ihn an. „Das müssen Sie wirklich nicht—", sagte ich hastig, doch er hob die Hände und ich verstummte sofort.
„Es stand mir nicht zu, Sie damit zu belästigen", murmelte er.
Ich räusperte mich vernehmlich. Ich wollte ihn auf Diana ansprechen, doch sein wilder Blick ließ mich zögern.
„Ich habe Ihre Blicke gesehen. Sie sollten sich keine Gedanken deswegen machen", Moody schüttelte den Kopf und warf sich die grauen Haare aus dem Gesicht. Er ließ sich in seinem Stuhl nach hinten sinken und streckte grunzend sein Holzbein aus.
„Sie haben mir gesagt, dass Ihnen mein Gesicht bekannt vorkommt. Sie waren sich sicher, dass Finnley nicht mein richtiger Name ist. Dachten Sie etwa, dass ich adoptiert bin?", erinnerte ich ihn mit gerunzelter Stirn und er seufzte leise.
„Ich habe mich ganz offensichtlich geirrt." Moody lachte kurz und schroff, und sein magisches Auge schwamm so schnell umher, dass mir vom Zuschauen beinahe schwindelig wurde.
Ein mulmiges Gefühl breitete sich in meiner Magengegend aus. „Glauben Sie das wirklich?", fragte ich mit schwacher Stimme und wich seinem Blick aus.
Moody zog die Stirn in Falten. „Miss Finnley, gibt es irgendetwas, über das Sie mit mir sprechen möchten?", fragte er.
Ich erstarrte auf der Stelle, zögerte einen atemlosen Augenblick lang, schüttelte dann aber den Kopf. „Nein", sagte ich.
Er sah mich mit seinem magischen blauen Auge durchdringend an.
„Kann ich jetzt gehen?", fragte ich schließlich ungeduldig und trat nervös von einem Fuß auf den anderen.
Moody musterte mich nachdenklich. „Natürlich." Seine Lippen verzogen sich zu einem Lächeln, das vielmehr einem Zähnefletschen glich.
Abrupt machte ich auf dem Absatz kehrt und floh regelrecht aus dem Büro. Atemlos stolperte ich über die Schwelle und stieß prompt mit jemandem zusammen. „Oh, fuck—"
Sommersprossen tanzten in Georges Gesicht, als er auf mich hinab grinste.
Verstört sah ich ihn an. „Du bist echt überall, hat dir das schon mal jemand gesagt?", keuchte ich erschrocken und stemmte die Hände in die Hüften.
Der Rotschopf lachte nervös und seine Wangen färbten sich hauchzart rosa.
Misstrauisch verengte ich die Augen zu Schlitzen. „Warte mal", sagte ich dann langsam und neigte den Kopf zur Seite. „Dass du hier bist, ist kein Zufall, oder?"
„Ich—", fing George zögernd an, ich unterbrach ihn allerdings sofort.
„Bist du mir etwa hierher gefolgt?", spie ich ungläubig aus. „Ich habe dir heute Morgen erst gesagt, dass ich deine Hilfe nicht brauche. Was ist daran so schwer zu verstehen?"
George öffnete den Mund, um etwas zu erwidern, doch ich kam ihm erneut zuvor.
Ich stieß ein genervtes Schnauben aus und wandte mich kopfschüttelnd von ihm ab. „Was zum Teufel stimmt nicht mit dir?" Ich beschleunigte meine Schritte, mit seinen langen Beinen hatte er jedoch keine Probleme, mich einzuholen.
„Hey, warte doch mal!", rief er, griff nach meinem Handgelenk und bekam es schließlich zu fassen.
Ich wirbelte zu ihm herum.
Seine braunen Augen trafen auf die meinen. Er grinste schwach und zog mich dann zu sich heran.
Ich stolperte gegen seine Brust und blickte hoch in sein Gesicht, in dem er dasselbe schelmische Lächeln trug, das ich so sehr mochte.
„Nachdem ich mitbekommen hatte, dass Moody dich in seinem Büro sprechen will, wollte ich nicht, dass du da alleine hingehst." Er stieß ein unsicheres Lachen aus und kratzte sich am Kopf. „Der Typ ist verrückt und...ich trau' ihm nicht."
Nachdenklich sah ich ihn an.
„Hör' zu", sagte er dann leise und mein Herz machte einen Satz. „Ich weiß nicht, was diese Diana mit der ganzen Sache zu tun hat, aber das alles klingt nicht ganz ungefährlich. Und wenn Moody darin involviert ist—" Er zuckte mit den Schultern.
Nach einigen peinlichen, schweigenden Sekunden stellte ich fest, dass er noch immer meine Hand hielt. Hastig entzog ich mich seinem Griff, Hitze schoss in meine Wangen.
George räusperte sich vernehmlich. „Was ist da drin passiert?", fragte er dann und zuckte mit dem Kopf in Richtung des Büros, aus dem ich eben gekommen war.
Ich presste die Lippen aufeinander.
„Komm schon, du weißt, dass du mir vertrauen kannst", sagte George und zog die Augenbrauen hoch.
Ich schluckte schwer und holte anschließend tief Luft. „Am Anfang des Schuljahres hat Moody mich gefragt, ob Finnley mein richtiger Name ist", erzählte ich dann und meine Stimme zitterte. „Er dachte, dass er mich von irgendwoher kennt. Oder jemanden aus meiner Familie. Aber ich habe ihm gesagt, dass das unmöglich ist, weil meine Eltern Muggel sind. Und dann habe ich ihn belauscht, wie er über Diana und ihr Baby gesprochen hat und seitdem—" Ich stockte und schlang schützend die Arme um meinen Oberkörper.
George zog die Stirn in Falten. „Und seitdem glaubst du, dass es da irgendeine Verbindung zwischen euch gibt?", beendete er meinen Satz und ich zuckte hilflos mit den Schultern.
Eine unangenehme Stille legte sich über uns.
„Moody hat sich geirrt, okay?", fuhr er dann fort und trat vorsichtig einen Schritt näher.
Ich hob den Kopf und mein Herz schlug mir auf einmal bis zum Hals.
„Was auch immer er gesagt hat, es ist nicht wahr", sagte er. „Du solltest dich davon nicht verunsichern lassen."
Ich seufzte frustriert auf. „Aber was ist mit Diana? Was, wenn das alles doch viel mehr zu bedeuten hat, als wir dachten?"
George schüttelte den Kopf. „Wenn es so ist, dann wirst du es nicht ändern können", sagte er eindringlich und als ich leise seufzte, kam er mir noch näher. „Hey, hey, aber das ist schon in Ordnung. Was auch passiert, ich bin für dich da."
Überrascht blinzelte ich, dann grinste ich schwach. „Du bist echt schräg, weißt du das, Weasley?", sagte ich, in dem peinlichen Versuch, die Stimmung aufzulockern.
Er antwortete nicht.
„Und danke", murmelte ich.
Ungläubig sah er mich an. Ein schelmisches Lächeln schlich sich in sein Gesicht. „Du bedankst dich bei mir? Schon wieder? Du solltest dich echt mal untersuchen lassen, ganz im Ernst."
Ich unterdrückte den Drang die Augen zu verdrehen und stieß ihm stattdessen spielerisch mit der Faust gegen die Schulter.
Er lachte leise. „Also dann...", sagte er gedehnt und trat unruhig von einem Fuß auf den anderen.
„Also dann", wiederholte ich seine Worte und lächelte ihn nervös an.
„Ich schätze, wir sehen uns im Unterricht?", fragte er und klang dabei fast schon hoffnungsvoll.
Ich nickte. „Klar", erwiderte ich, dann drehte ich mich auf dem Absatz um und ließ ihn stehen.
Und George sah mir nach, ich konnte seinen Blick in meinem Rücken spüren, bis ich schließlich hinter einer Biegung verschwand.
Als ich außer Sichtweite war, schnitt ich eine Grimasse und schüttelte verwirrt den Kopf. Und alles, was ich mich fragte, war: Was zur Hölle??
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author's note.
Hello, frieeeends! Willkommen zurück zu einem neuen Kapitel.
George geht also mit Alicia auf den Weihnachtsball, wer hätte das gedacht? Und das Aufeinandertreffen zwischen ihm und Kit lief tatsächlich ganz okay, würde ich mal behaupten, ein bisschen krampfhaft vielleicht, aber ansonsten war es in Ordnung.
Ich habe mir überlegt, wie bereits in ein paar vorangegangenen Kapiteln, euch am Ende jedes Kapitels eine Frage zu stellen. Die kann Harry-Potter-related sein oder nicht, das entscheide ich dann immer ganz spontan. Also hier kommt's: Wie seid ihr zum Harry-Potter-Fandom gekommen? Bei mir sind meine Eltern Schuld. Meine erste Berührung mit dem ganzen Thema war movie-Harry-Potter-und-der-Stein-der-Weisen und ich weiß noch genau, dass ich immer ultra schiss hatte, als Voldi so merkwürdig aus Quirrels Hinterkopf rausgehangen hat.
Im nächsten Kapitel gehen wir alle gemeinsam auf den Weihnachtsball und lasst mir euch versprechen: Es wird ✨ LEGENDÄR ✨
Habt alle ein schönes Wochenende!
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