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twenty-six.
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„KITRA?"
Ich kniff die Augen zusammen und seufzte leise. „Ist das überhaupt mein richtiger Name?", murmelte ich und vergrub angespannt die Fingernägel in den Stoff meines Kopfkissens.
Meine Mutter lächelte schwach. „Bitte sei nicht so", sagte sie leise und setzte sich zu mir auf die Bettkante. Die weiche Matratze gab unter ihr nach.
Ich drehte mich auf die andere Seite, weg von ihr, ich konnte sie nicht ansehen. Eine einzelne Träne entfloh meinem Auge, doch hastig wischte ich sie weg.
„Du warst ganz allein auf dieser Welt. Niemand wusste, wer du bist, als man dich vor der Tür dieses Waisenhauses gefunden hat", fing meine Mutter plötzlich an zu erzählen. „Aber wir—" Sie schluckte schwer. „Wir haben dir einen Namen gegeben. Wir haben dir ein Zuhause gegeben."
Ich unterdrückte ein Seufzen. In unser aller Leben gab es Dinge, die uns wichtig waren. Dinge, die wir mehr als andere schätzten. Ich schätzte Vertrauen. Ehrlichkeit. Ich fühlte mich, als hätte ich versagt.
„Es war falsch von uns, dir nicht die Wahrheit zu erzählen", sagte meine Mum. „Aber wir hatten einfach Angst. Wir hatten Angst davor, dich zu verlieren. Das haben wir immer noch. Wir dachten, dass...wenn du dich erst einmal auf die Suche nach deiner richtigen Mutter machen würdest—" Sie stockte.
Ich drehte mich wieder zu ihr um. Meine Augen waren gerötet. „Was?", fragte ich leise.
„Wir dachten, dass wir dann nicht mehr deine Eltern sein könnten", sagte sie mit brüchiger Stimme und meine Augen füllten sich erneut mit Tränen.
„Das glaubst du doch nicht wirklich, oder?", hauchte ich.
Meine Mutter wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. „Was können wir tun?", flüsterte sie. „Was können wir tun, um dir zu helfen?"
Ich sah sie einige atemlose Sekunden lang verwirrt an, dann seufzte ich leise und schüttelte den Kopf. „Ihr könnt nichts tun", sagte ich und fuhr mir übers Gesicht. „Ihr könnt gar nichts tun."
Meine Mutter presste die Lippen aufeinander. „Ich wünschte wirklich, ich wüsste, wer deine richtigen Eltern sind", sagte sie. „Aber es gab nie auch nur ein Lebenszeichen von ihnen. Sie sind verschwunden, als du noch ein Baby warst."
Ich schluckte schwer und wandte mich von ihr ab.
Sie tastete nach mir, fuhr mir mit den Fingern durch die Haare, doch ich zuckte zurück.
„Ich bin unten, falls du irgendetwas brauchst, okay?" Sie wartete auf eine Antwort, doch ich konnte ihr keine geben. Sie unterdrückte ein Seufzen, stand dann auf und durchquerte das Zimmer. Auf der Türschwelle blieb sie noch einmal stehen. Sie schien etwas sagen zu wollen, doch kein einziges Wort verließ ihren Mund. Ihre Lippen verzogen sich zu einer schmalen Linie, bevor sie schließlich auf dem Absatz kehrt machte und leise die Tür hinter sich zu zog.
Ich wälzte mich auf den Rücken und starrte hinauf zu der dunklen Decke über meinem Kopf. Meine Augen wurden glasig.
Niemand von ihnen wusste, wie oft ich an diesem Tag geweint hatte.
Ich fühlte mich bedroht, etwas zu verlieren, das mir früher Sicherheit geschenkt hatte. Sicherheit, dass etwas für immer bleibt. Doch für immer war ein Traum, der mich gefangen hielt, gefangen in einem gläsernen Gefängnis in einer Welt, die eigentlich so viel Freiheit zur Verfügung stellte.
Ich schloss die Lider.
Wie konnte diese unendliche Leere nur so schwer sein? Wie konnte sie nur so sehr auf meinen Schultern lasten?
Ich seufzte leise und unterdrückte die Tränen, die in meinen Augen brannten. Ich fühlte mich so allein wie noch nie zuvor in meinem Leben.
Ich wusste nicht mehr, wie lange ich in dieser Nacht wach lag. Zeit war nichts weiter als eine Illusion. Das stetige Ticken des Weckers auf meinem Nachtschrank brannte sich in meinen Kopf, wie die ständige mahnende Erinnerung daran, dass mein Leben eine verdammte Zeitbombe war, die jederzeit in die Luft gehen konnte.
Eine Eule kreischte vor meinem Zimmerfenster und ich zuckte zusammen.
Ich zog die Bettdecke über meinen Kopf und versuchte dem ganzen Grauen dieser Welt zu entkommen. Wenigstens für einen kurzen Augenblick.
Es klopfte an der Tür und ich richtete mich auf. „Ja?"
Thomas trat über die Schwelle, seine Stirn war in Falten gezogen. „Kann ich rein kommen?", fragte er leise und machte einen weiteren Schritt auf mich zu.
Ich unterdrückte ein Seufzen. „Es ist drei Uhr nachts, Thomas, was zum Teufel willst du hier?", fragte ich genervt und mein Bruder schnitt eine Grimasse.
„Ich kann nicht schlafen", sagte er und fuhr sich niedergeschlagen durch die wirren Haare.
Die einzigen Menschen, die so spät noch wach waren, waren entweder verliebt, verletzt oder ihnen war das Herz gebrochen worden.
Ich schwieg einen Moment und betrachtete ihn nachdenklich. Dann rutschte ich ein Stück zur Seite und klopfte auffordernd auf die Matratze.
Thomas zwang sich ein Lächeln auf die Lippen. „Hey", murmelte er und legte sich neben mich.
Ich drehte mich zu ihm um. „Hey", erwiderte ich und meine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern.
„Wie geht's dir?", fragte er mit hinter dem Kopf verschränkten Armen.
Ich schnaubte verächtlich. „Was glaubst du denn?", fragte ich.
Thomas schwieg.
Ich presste die Lippen aufeinander und schluckte schwer. „Hast du es gewusst?", fragte ich dann leise.
Er schüttelte den Kopf. „Nein", antwortete er und seine Stimme zitterte. „Ich hatte keine Ahnung, was los war, nicht bis wir diesen Brief bekommen haben jedenfalls."
„Glaubst du, sie hätten es mir je gesagt?"
Thomas seufzte leise. „Sie wollten dich nur beschützen", sagte er. „Das weißt du doch, oder?"
Ich zuckte mit den Schultern. Ich wollte nicht mehr daran denken. „Was lief da zwischen dir und Mel?", fragte ich dann plötzlich und Thomas' Augen weiteten sich prompt. Schmunzelnd legte ich den Kopf schief. „Ach, komm schon, ich hab den Brief gelesen. Du hast 'ne neue Freundin, oder nicht? Mel ging's danach echt ziemlich schlecht, weißt du?"
„Was zum—" Thomas stockte und vergrub seufzend das Gesicht in den Händen. Vorsichtig spähte er durch seine Finger zu mir herüber.
„Was ist zwischen euch passiert?", fragte ich. „Ich dachte immer, ihr—" Ich hob ratlos die Schultern. „Ich weiß auch nicht, ich dachte, ihr liebt euch."
Thomas sah mich überrascht an, dann schüttelte er den Kopf und ein recht hilfloses Lachen schlüpfte aus seiner Kehle. „Das ist kompliziert", murmelte er und rieb sich über die Augen. „Erinnerst du dich noch an den Sommer vor zwei Jahren? Mel und ich haben damals ziemlich viel Zeit miteinander verbracht—"
„Sie hat dein Herz gebrochen und du hast Schluss mit ihr gemacht, weil du nicht mehr länger auf sie warten wolltest, ich hab's kapiert, aber—"
„Du hast echt gar nichts kapiert, man. Ich hab—" Frustriert fuhr er sich durch die dunklen Haare. „Hör zu, diese Sache zwischen uns ist vorbei. Es hat ihr offensichtlich nicht gereicht, dass ich bloß ein ganz normaler Typ bin—"
„Thomas", unterbrach ich ihn entgeistert, doch er schüttelte bloß den Kopf.
„Ist doch wahr", murmelte er. „Ich bin nun mal kein Teil von eurem ach so obercoolen magischen Zaubererclub."
„Das hat damit doch überhaupt nichts zu tun", erwiderte ich leise und ungläubig sah er mich. „Du weißt doch noch, was letztes Jahr bei der Quidditch-Weltmeisterschaft passiert ist, oder? Da draußen gibt es Zauberer, böse Zauberer, die—"
„Die Leute, wie mich, zur Strecke bringen wollen, schon klar", beendete Thomas meinen Satz ungewohnt nüchtern und erschöpft rieb er sich die Schläfen.
„Sie will doch nur, dass dir nichts passiert", sagte ich.
Thomas schnaubte leise. „Sie war feige", entgegnete er. „Feige und egoistisch und sie hatte Angst davor, etwas zu riskieren."
Ich schwieg.
„Ich weiß, dass sie deine Freundin ist, aber—" Er unterbrach sich selbst und schüttelte den Kopf. „Ich konnte mit niemandem darüber reden. Ich wollte nicht, dass das irgendwie zwischen uns steht."
Ich lächelte schwach. „Das tut es nicht, Thomas, das tut es wirklich nicht, versprochen", sagte ich rasch, legte meine Hand auf seine Schulter und drückte sie.
Er antwortete nicht sofort. „Kann ich heute hier schlafen?", fragte er nach einer Weile mit brüchiger Stimme und nachdenklich sah ich ihn an.
„Klar", sagte ich und er kroch zu mir unter die Bettdecke. In der Dunkelheit erkannte ich ihn kaum, ich konnte lediglich die Umrisse seiner fahlen Gestalt in der Schwärze der Nacht ausmachen. Fast war es wieder so wie früher. Als wir noch Kinder waren und uns hinter den Vorhängen versteckt und in der Sonne getanzt hatten.
„Du bist meine Schwester, vergiss das nicht", flüsterte er und unter der Decke tastete ich nach seiner Hand.
Die einzigen Menschen, die so spät noch wach waren, waren entweder verliebt, verletzt oder ihnen war das Herz gebrochen worden. Ich war verletzt. Und Thomas...Thomas war einfach nur ein Idiot, dem das Herz gebrochen worden war.
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Der Kamin war kalt, als wir uns am nächsten Morgen auf dem rußbedeckten Teppich davor versammelten.
Ich schloss meine Mutter in die Arme.
Sie weinte.
„Ist schon okay, Mum", murmelte ich und wiegte ihren schlotternden Körper bedächtig hin und her. „Mach dir keine Sorgen um mich, ich komm schon klar."
Über ihre Schulter hinweg fing ich den unsicheren Blick meines Vaters auf. Seine dunklen Haare waren von grauen Schlieren durchzogen.
„Pass auf dich auf, Liebes", schluchzte meine Mutter. „Und schreib uns, in Ordnung?"
Ich nickte stumm und als wir uns schließlich wieder voneinander lösten, erfüllte eine stechende Kälte auf einmal meine Lungen.
Mein Vater küsste mich flüchtig auf die Wange und auch Thomas umarmte mich. „Wir sehen uns bald", flüsterte er ganz nah an meinem Ohr.
Dann wandte ich mich von ihnen ab und griff nach der winzigen Dose Flohpulver, die auf dem Kaminsims stand. Meine Hände zitterten, als ich sie öffnete.
„Kitra...", murmelte meine Mutter, doch ich reagierte nicht
Ich kroch in den Kamin und wünschte mich zurück nach Hogwarts, zurück zu meinen Freunden, zurück zu George.
Und dann ging alles ganz schnell.
Ich konnte nicht mehr atmen, meine Brust zog sich unangenehm zusammen und dann verschwanden die Gesichter meiner Eltern und alles was blieb, war die schreckliche Gewissheit, nichts weiter ausrichten zu können.
Hustend stolperte ich aus dem Feuer mitten in Professor Sprouts Büro und verteilte dabei eine Menge Asche auf dem Vorleger vor dem Kamin.
Die kugelrunde Professorin schien mich bereits erwartet zu haben. Sie sah keineswegs überrascht von ihren Unterlagen auf und musterte mich eingehend. „Miss Finnley", sagte sie bloß und erhob sich dann langsam.
„Professor", keuchte ich und klopfte mir den Staub von der Hose.
Meine Hauslehrerin machte ein besorgtes Gesicht. „Geht es Ihnen gut?", fragte sie und zog die Stirn in Falten.
Ich presste die Lippen aufeinander und versuchte zu lächeln. „Ja", erwiderte ich mit zitternder Stimme. „Alles bestens."
Professor Sprout schien mir nicht zu glauben, doch sie sprach es nicht an. Stattdessen nickte sie nur knapp. „In Ordnung", sagte sie und ihre Nasenflügel blähten sich. „Sie sollten jetzt besser in Ihren Schlafsaal gehen. Sie haben morgen früh Unterricht."
Ich erwiderte ihren stechenden Blick und nickte. „Gute Nacht, Professor", verabschiedete ich mich noch, dann verließ ich ihr Büro und machte mich auf den Weg zum Hufflepuff-Gemeinschaftsraum.
In einem dämmrigen Korridor im zweiten Stock schlüpften plötzlich Fred und George hinter einer staubigen Rüstung hervor und versperrten mir galant den Weg. Fred sprang lässig auf das Treppengeländer und ließ die langen Beine baumeln, während George die Arme vor der Brust verschränkten und mit funkelnden braunen Augen auf mich hinabblickte. Das rote T-Shirt, das er trug, spannte sich an seinem muskulösen Rücken.
„Wo hast du dich das ganze Wochenende über rumgetrieben?", fragte Fred zwinkernd.
„Siehst echt ziemlich scheiße aus, Finnley", fuhr George belustigt fort. An der Art, wie er diese Worte aussprach, wusste ich, dass er sie nicht ernst meinte.
Ich verdrehte die Augen. „Charmant, Weasley", kommentierte ich bloß schlicht und George grinste schalkhaft.
„Also, wo bist du gewesen?", fragte Fred und musterte mich neugierig.
Ich unterdrückte das genervte Stöhnen, das in meiner Kehle brannte, und drängte mich dann an ihnen vorbei. „Geht euch überhaupt nichts an", murmelte ich und stapfte weiter durch den Korridor.
Fred sprang von dem Treppengeländer. „Da ist wohl jemand ziemlich schlecht drauf, was?", scherzte er und warf seinem Zwillingsbruder einen vielsagenden Blick zu.
Sie folgten mir.
„Bist du wütend? Du siehst wütend aus", stellte George fest.
„Ich bin nicht wütend", entgegnete ich und trottete ungerührt weiter.
Fred und George tauschten Blicke. „Was ist los mit dir, Finnley?", fragte Fred. „Heute mit dem falschen Fuß aufgestanden?"
Ich rollte wieder mit den Augen.
„Du bist also nicht wütend?", hakte George vorsichtig nach und ich stieß ein genervtes Stöhnen aus.
„Nein, bin ich nicht, aber wenn du weiter so dämlich nachfragst, werd ich das vielleicht noch", hisste ich und die Zwillinge brachen in Gelächter aus.
„Welcher Idiot hat dir heute wieder die Laune verdorben?", fragte Fred keck und warf einen seiner langen Arme auf meine Schulter.
Hastig befreite ich mich aus seinem Griff.
George auf meiner anderen Seite grinste breit. „Du kannst es uns ruhig sagen, wenn dir jemand auf die Nerven geht", raunte er mir zu und sein heißer Atem jagte einen Schauer meinen Rücken hinunter.
„Gerade seid ihr die einzigen, die mir auf die Nerven gehen", sagte ich durch aufeinander gebissene Zähne und George schnitt eine Grimasse, während Fred leise lachte.
Sie folgten mir in den Gemeinschaftsraum der Hufflepuffs und während Fred es sich auf einem Sofa nahe der kreisrunden Fenstern bequem machte, eilten Jo und Mel aus der gegenüberliegenden Ecke auf George und mich zu.
„Wo bist du gewesen?", fragte Jo und zog mich jäh in eine knochenbrecherische Umarmung.
„Professor Sprout wollte uns nichts sagen, also—" Mel schüttelte den Kopf und zog besorgt die Stirn in Falten.
Ich warf George einen flüchtigen Blick zu. „Können wir später darüber reden?", murmelte ich und schlang schützend die Arme um meinen Oberkörper.
Jo und Mel sahen einander an, dann nickten sie. „Klar", sagte Jo hastig und zwang sich ein unsicheres Lächeln auf die Lippen.
Ich erwiderte es nicht ganz ehrlich, drehte mich dann auf dem Absatz um und verzog mich in den Schlafsaal. Meine Augen brannten verräterisch.
George warf meinen Freundinnen einen fragenden Blick zu, doch als diese nur nicht minder ratlos mit den Schultern zuckten, folgte er mir mit großen Schritten durch die Gemeinschaftsraum.
„Kit, Kit", sagte er eindringlich und auf der Schwelle in den Schlafsaal der Sechstklässlerinnen aus Hufflepuff stoppte ich abrupt.
Ich wirbelte zu ihm herum. „Was?", fragte ich. „Was willst du von mir?"
George starrte mich an. „Wo bist du gewesen?"
Ich vermied es mit Bedacht, ihm in die Augen zu sehen. Ich wandte mich ab.
„Was ist passiert?", fragte er aufgewühlt und zog die Tür hinter sich zu.
Ich drehte mich wieder zu ihm um. „Nichts", rief ich aus und meine Stimme bebte. „Es ist nichts passiert und selbst wenn, würde es dich überhaupt nichts angehen."
George zog die Stirn in Falten. „Ist es wegen Diana? Hat Moody noch irgendetwas zu dir gesagt, was sie betrifft?"
„Geh einfach raus, okay?", schluchzte ich und versuchte ihn aus dem Schlafsaal zu schubsen.
Nur widerwillig ließ er sich von mir wegstoßen. „Bitte rede mit mir", sagte er beinahe verzweifelt. „Ich will dir doch nur helfen."
Tränen fielen aus meinen Augen, doch hastig wischte ich sie weg. „Ich will deine Hilfe aber nicht", weinte ich. „Ich will einfach nur alleine sein. Also geh jetzt — bitte."
Er hatte noch nie so traurig ausgesehen. „Was ist los mit dir?", fragte er. „Hör zu, ich weiß, dass du aufgewühlt bist, wegen dieser ganzen Sache mit Diana, aber—"
Ich schüttelte den Kopf. „Du verstehst das nicht", murmelte ich und George wollte nach meiner Hand greifen, doch ich wich vor ihm zurück.
Frustriert sah er mich an. „Dann erklär es mir doch."
„Das kann ich nicht", sagte ich eindringlich. „Weil ich es doch selbst auch nicht verstehe."
Er schwieg.
„Da sind einfach diese ganzen Gefühle in mir und ich weiß nicht, wie ich sie kontrollieren soll", sagte ich und hatte plötzlich das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen. „Als ob ich nur noch ein Besucher in meinem eigenen Kopf wäre und einfach verbrennen würde, wenn ich nicht durchatme." Ich schluckte schwer und wischte mir hastig die Tränen aus dem Gesicht. „Ich weiß, du willst mich davor bewahren, aber das kannst du nicht."
„Ich kann es versuchen", sagte George. „Lass mich es wenigstens versuchen, okay?"
Ich starrte ihn sprachlos an. Ich wollte nicht dieses hilflose kleine Mädchen sein, das von ihm gerettet werden musste. Ein leises verzweifeltes Seufzen schlüpfte aus meiner Kehle und frustriert schüttelte ich den Kopf. „Du kapierst es einfach nicht, oder?", rief ich und versetzte ihm einen erneuten Stoß. „Lass mich endlich in Ruhe!"
„Warum?", schrie er zurück und ich zuckte zusammen. „Warum fällt es dir so schwer, meine Hilfe anzunehmen? Warum kannst du nicht mit mir reden? Ich will doch einfach nur für dich da sein!"
Ich schnaubte verächtlich und verschränkte schützend die Arme vor der Brust. „Ach, tu doch nicht so scheinheilig", erwiderte ich und Tränen rollten über meine Wangen. „Du bist so ein elender Heuchler, weißt du das? In Wahrheit ist es dir doch scheiß egal, wie's mir geht! Wir hassen uns und nichts hat sich geändert! Abgesehen davon hast du kein Recht, im Drama von jemand anderem rumzuwühlen, also hör endlich auf damit!"
Ich schubste ihn wieder und er taumelte nach hinten. Dann machte ich auf dem Absatz kehrt, stürzte ins Badezimmer und schloss die Tür hinter mir. Tränen stürzten wie Bäche über meine Wangen.
George klopfte leise. „Mach bitte die Tür auf", tönte seine Stimme dumpf durch das Holz.
Schluchzend ließ ich mich mit dem Rücken an der Tür zu Boden sinken. Ich wollte lieber allein sein, als etwas zu akzeptieren, wovor ich mich fürchtete.
„Was ist hier los?", ertönte plötzlich Jos Stimme auf der anderen Seite der Tür.
„Sie weint", erklärte George hilflos. „Und ich hab keine Ahnung, was ich tun soll."
Jo fragte etwas, doch ich verstand nicht, was genau sie sagte, und George antwortete: „Ich weiß nicht, was mit ihr los ist."
Ich vergrub das Gesicht in den Händen und versuchte für einen kurzen Moment dieser verfluchten Realität zu entfliehen.
Jo und George unterhielten sich eine Weile miteinander und dann war es auf einmal sehr still.
Ich hob den Kopf. Die Tränen auf meinen Wangen waren inzwischen getrocknet und die letzten Spuren ihrer Existenz klebten nur noch als salzige Erinnerung auf meiner Haut.
Ich holte tief Luft.
Ich hatte Heimweh. Wusste aber gleichzeitig nicht einmal mehr, was genau das überhaupt bedeutete.
Ein Klopfen an der Tür ertönte.
Ich ignorierte es.
„Kit, ich bin's", sagte Jo leise, „und Mel ist auch hier."
Ich schluckte schwer.
„Du kannst jetzt rauskommen. George ist weg", fuhr sie fort und klopfte erneut gegen die Tür. „Komm schon, bitte mach die Tür auf."
Ich zögerte einen Augenblick, dann rappelte ich mich seufzend vom Boden auf und öffnete mit zitternden Händen die Tür. Als ich ihnen gegenüberstand, brach ich erneut in Tränen aus.
Entsetzt sah Jo mich an, während Mel der Mund aufklappte.
„Ich weiß es", wimmerte ich. „Ich weiß es."
Meine Freundinnen tauschten verwirrte Blicke.
Tränen rollten über meine Wangen. „Ich bin adoptiert." Meine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. „Ich bin adoptiert", wiederholte ich und fühlte mich beinahe apathisch. „Ich bin adoptiert."
Sie starrten mich an. Und dann umarmten sie mich.
Ich klammerte mich an ihnen fest und weinte und weinte und wir standen einfach nur mitten in diesem leuchtenden, kreisrunden Raum und ich weinte, so lange bis keine einzige Träne mehr meine Augen verließ.
Jo und Mel führten mich zu meinem Bett hinüber, bürsteten mir die Haare und halfen mir aus meinen verschwitzten Klamotten heraus. Und dann lagen wir zusammen gequetscht in einem Bett und es dauerte nicht lange, bis ich endlich einschlief.
Ich wusste lange nicht, was Schmerz eigentlich war. Erst, als ich in den Spiegel starrte, mit Tränen in den Augen, und versuchte, mich an mich an mir selbst festzuhalten und stark zu sein.
Das war Schmerz.
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„Du starrst ihn schon wieder an", seufzte Lucas und schnippte mit seinen Fingern penetrant vor meiner Nase herum.
Ich zuckte zusammen und blinzelte verwirrt. „Tu ich nicht", widersprach ich genervt und schlug seine Hand weg.
Der nächste Morgen war grau und verregnet und spiegelte genau das wider, was in meinem Inneren gerade vorging. Ich warf einen flüchtigen Blick hinüber zum Tisch der Gryffindors und stellte unzufrieden fest, dass George mich gekonnt ignorierte. Ich seufzte leise. Das hatte ich vermutlich verdient.
Lucas zog ungläubig die Stirn in Falten. „Was soll dann dieser Ausdruck in deinem Gesicht."
„Was?", fragte ich. „Welcher Ausdruck?"
„Du siehst ihn auf diese bestimmte Art und Weise an, wie sonst niemanden", kommentierte er schlicht. „Du siehst ihn an und es kommt mir fast so vor, als wärst du Lichtjahre von uns anderen entfernt."
Mir wurde schlecht. „Und?", fragte ich bemüht gleichgültig.
Lucas starrte mich einen regelrecht atemlosen Augenblick lang schweigend an. Dann zuckte er halbherzig mit den Schultern und wandte sich ab. „Pass bloß auf. Mit einer liebeskranken Kitra Finnley kann keiner von uns was anfangen", raunte er mir dann zu und seine Lippen verzogen sich zu einem breiten Grinsen.
Ich erwiderte seinen Blick und schnitt eine Grimasse.
Lucas' Augen weiteten sich. „Oh, heilige Scheiße", murmelte er und lehnte sich über den Tisch näher zu zu mir hinüber. „Dafür ist es wohl zu spät."
Ich seufzte frustriert auf. „Ist es so offensichtlich?", jammerte ich und fuhr mir theatralisch durch die langen, dunklen Haare.
Lucas wackelte anzüglich mit den Augenbrauen. „Du vergisst offenbar, mit wem du gerade redest", sagte er selbstgefällig und als ich ihn fragend ansah, fuhr er hastig fort: „Ich bin hier der Frauenversteher schlechthin, hallo?" Er deutete auf sich selbst und ich verdrehte die Augen.
„Klar", sagte ich ungläubig und er warf eine Weintraube nach mir.
„Aber jetzt mal ernsthaft", fuhr er dann fort und schlürfte an seinem Eistee. „Was läuft da zwischen euch?"
Verdrießlich sah ich ihn an. „Nichts", grummelte ich und fragend hob er eine Braue. „Ich hab's vermasselt, okay?", rief ich und breitete de Arme aus. „Mal wieder."
„Aber du magst ihn doch, oder etwa nicht?", fragte Lucas mit gerunzelter Stirn.
„Ja", seufzte ich und ein Grinsen breitete sich jäh auf seinem Gesicht aus.
„Oh, Finnley, du bist ja sowas von gefickt!"
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author's note.
Leider bin ich gestern nicht dazu gekommen, zu updaten. Aber dafür kommt das Kapitel jetzt und es ist sogar noch etwas länger, als es eigentlich geplant war.
Ich hoffe, dass ich ab jetzt wieder jeden Freitag posten kann, ich kann euch aber leider nichts versprechen, weil ich bald Abschlussprüfungen habe und mich deshalb jetzt erstmal darauf konzentrieren will.
Ansonsten hoffe ich, dass es euch gut geht und das Kapitel euch gefallen hat. Mein allerliebstes Lieblingskapitel kommt übrigens auch seeeeehr bald, ich kann's kaum abwarten.
All the love.
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