100 times a therapist was needed









thirty-three.
100 times a therapist was needed

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NACHDENKLICH SPIELTE ICH an dem goldenen Medaillon herum, das an einer langen feingliedrigen Kette um meinen Hals lag, während meine Augen wieder und wieder über die schön geschwungene Schrift auf dem zerknitterten Pergament glitten.

„Du Vollidiotin!"

Ich zuckte auf die wohl übelste Weise überhaupt zusammen und hob erschrocken den Kopf in die Höhe.

Eine äußerst vorwurfsvoll drein blickende Jo ließ sich neben mich auf die Bank fallen und stierte mich aus wütenden braunen Augen an.

Hastig ließ ich den Brief in meiner Schultasche verschwinden. „Ja, du hast vermutlich Recht, aber wieso denn?", fragte ich und prompt glättete sich ihre in Falten verzogene Miene.

„Ich hab nochmal darüber nachgedacht und bin zu dem Schluss gekommen, dass ich's echt nicht in Ordnung finde, dass du mir die Sache mit George verheimlicht hast", sagte sie störrisch und schnappte sich eine Weintraube von meinem Teller.

Ich runzelte die Stirn. „Welche Sache?"

„Dass ihr jetzt miteinander geht", seufzte sie theatralisch und als wäre es das logischste auf der ganzen Welt.

„Wir gehen nicht miteinander", widersprach ich hastig, doch Jo schüttelte ungläubig den Kopf.

„Du hast gestern auf seinem Schoß gesessen", erinnerte sie mich und beim Gedanken daran wurde mir auf einmal ganz heiß. „Und ihr habt euch schon geküsst, oder etwa nicht?" Mit wackelnden Augenbrauen sah sie mich an.

Ein leises Stöhnen entfuhr meinen Lippen. „Ich weiß, dass es komisch ist—"

„Komisch?", unterbrach Jo mich und ein spöttisches Grinsen schlich sich in ihr Gesicht. „Kannst du dich noch an den 'Wir hassen Fred und George Weasley'—Club erinnern? Du warst die Vorsitzende, weißt du noch?"

Ich verdrehte mit einem unverhohlenen Lächeln auf den Lippen die Augen.

Wieder seufzte sie. „Alles ändert sich, hab ich Recht?", fragte sie dann leise und ihr zurückhaltender Ton machte mir beinahe Sorgen.

„Wovon sprichst du da?", erwiderte ich lachend.

Nachdenklich blinzelte sie mich an und seufzte dann: „Ich weiß auch nicht, du bist jetzt mit George zusammen und hast irgendwie gar keine Zeit mehr für mich und—"

„Geht's noch?", unterbrach ich sie und verschränkte empört die Arme vor der Brust. „Das stimmt doch überhaupt nicht."

Jo erwiderte meinen Blick mit einem extrem rebellischen Ausdruck im Gesicht, währenddessen lief eine Horde giggelnder Zweitklässlerinnen an uns vorbei und brachte unsere Diskussion beinahe zum kippen. „Doch, es stimmt", widersprach sie dann jedoch und warf sich ihre langen dunklen Haare über die Schultern.

„Entschuldige mal, ich hab ja wohl immer zu dir gehalten—"

„Stimmt", sagte Jo dramatisch und deutete mit dem Finger auf mich, „so wie bei Lucas, dem ich deinetwegen 'ne Therapie eingeredet habe, nach der er rausgefunden hat, dass ich wie seine Mutter bin und er mich deswegen verlassen muss."

Meine Augen weiteten sich. „Lucas hat Schluss mit dir gemacht?", fragte ich ungläubig und Jo schnitt eine Grimasse.

„Ja", grummelte sie und rührte griesgrämig in ihrer Kaffeetasse herum.

„Warum hast du nichts gesagt?"

Jo sah mich genervt an. „Weil ich dir die Erkenntnis ersparen wollte, absolut keine Ahnung von Beziehungen zu haben."

„Hey!", rief ich und warf reflexartig eine Weintraube nach ihr.

Geschickt wich sie ihr jedoch aus und stattdessen traf das grüne Obst einen Viertklässler aus Hufflepuff, prallte an dessen Hinterkopf ab und rollte recht kläglich auf den kargen Steinboden.

„Lucas benimmt sich doch nur so komisch, weil er denkt, dass du dich mit einem anderen triffst", sagte ich dann beleidigt und Jos Augen weiteten sich.

„Was zum—?" Sprachlos klappte sie den Mund auf und zu, als wäre sie ein Fisch auf dem Trockenen. „Meinst du das gerade Ernst?"

Ich nickte langsam. „Er hat es mir letzte Woche beim Mittagessen gesagt", raunte ich und lehnte mich zu ihr hinüber.

Bevor sie jedoch etwas darauf erwidern konnte, tauchte plötzlich Lucas neben uns am Tisch der Hufflepuffs auf. Prompt sprang Jo in die Höhe, griff ausgerechnet nach meinem Glas Kürbissaft und ehe es sich jemand versah, hatte sie dessen gesamten Inhalt über Lucas' Kopf gegossen.

Fassungslos starrte dieser sie an. „Was zum Teufel sollte das denn jetzt?", prustete er und schüttelte sich wie ein Häufchen Elend den klebrigen Saft aus den Haaren.

Jäh drehten sich mehrere Köpfe nach uns um und einige Schülerinnen und Schüler lachten hinter vorgehaltenen Händen.

„Wie kommst du eigentlich auf die bescheuerte Idee, dass ich dir jemals fremdgehen würde, mh?", rief Jo und ballte reflexartig die Hände zu Fäusten.

Lucas warf mir einen recht hilflosen Blick zu, doch ich zuckte nur ratlos mit den Schultern.

Dann wandte sich Jo plötzlich wieder an mich. „Und du hast davon gewusst?", stellte sie fest und verschränkte die Arme vor der Brust.

„Kann ich mir dann aussuchen, was du mir ins Gesicht schüttest?", erwiderte ich vorsichtig und wütend blinzelte Jo mich an.

„Du hast es ihr gesagt?", fragte Lucas dann plötzlich und blickte über Jos Schulter hinweg zu mir hinüber.

Aufgebracht schnaubend warf ich die Arme in die Höhe. „Ihr habt es ja offensichtlich nicht hinbekommen, miteinander zu reden", sagte ich in dem kläglichen Versuch mich zu verteidigen. „Wisst ihr was? Ich will mit eurem ganzen Beziehungsdrama nichts mehr zu tun haben, ich bin raus!" Rasch stand ich auf, hob abwehrend die Hände und stolperte rückwärts davon.

Auf dem Weg aus der Großen Halle hinaus lief ich direkt in Georges Arme.

„Hoppla, nicht so hastig", rief er lachend und mit einem verschmitzten Funkeln in den Augen.

Erschrocken blickte ich zu ihm hinauf. „Oh, 'tschuldige", keuchte ich und schlang reflexartig die Arme um meinen Oberkörper.

George runzelte die Stirn. „Was? Keine Beleidigungen oder Beschimpfungen, weil ich dich umgerannt habe?" Aus irgendeinem Grund wirkte er ernsthaft überrascht.

Ein kleines Lächeln stahl sich auf meine Lippen und leise seufzend schüttelte ich den Kopf. „Heute nicht", erwiderte ich und nun wurde das Grinsen in seinem Gesicht wurde noch eine Spur breiter.

„So kenn' ich dich ja überhaupt nicht, Kitra Finnley. Womit habe ich das nur verdient?"

Ich versetzte ihm einen liebevollen Stoß gegen den Oberarm, doch er lachte nur und rieb sich mit gespielt schmerzverzerrter Miene die Stelle, an der ihn meine Faust getroffen hatte. „Jo und Lucas haben sich voneinander getrennt und ich fühle mich wie 'ne Therapeutin, die zwischen ihnen vermitteln muss", erklärte ich dann mit einem Seufzen.

George schnitt eine Grimasse. „Wie öde", sagte er und ich musste grinsen. „Ich kann mir nur nicht vorstellen, dass du eine besonders große Hilfe für die beiden bist."

So schnell wie sich das Grinsen auf meine Lippen geschlichen hatte, verschwand es auch schon wieder. „Ich bin keine Beziehungsexpertin, da hast du Recht", sagte ich mit vor der Brust verschränkten Armen.

George zog die Augenbrauen hoch. „Nein, das bist du ganz bestimmt nicht", erwiderte er schmunzelnd.

Erneut boxte ich gegen seine Schulter.

George lachte leise. „Ich bitte dich, ab und zu darf ich so blöde Witze machen. Immerhin bin ich ein Macho."

Mit einem schwachen Grinsen auf den Lippen schüttelte ich den Kopf. „Du bist ein Idiot, weiter nichts", sagte ich und wollte mich schon von ihm abwenden, doch er griff nach meinem Arm und hielt mich fest.

„Ich bin vielleicht ein Idiot", erwiderte er verschmitzt. „Aber wenn ich dich ansehe, entdecke ich nur jede Menge unbegrenzter Möglichkeiten."

Sprachlos öffnete ich den Mund, ich wollte etwas sagen, doch kein Wort entwich meiner Kehle.

Plötzlich ertönte ein amüsiertes Lachen hinter uns. „Das ist das allerschönste, in das ich je unbeabsichtigt reingeplatzt bin", säuselte Fred und klatschte ein-, zweimal in die Hände.

George grinste daraufhin peinlich berührt und ich verdrehte nur die Augen.

Langsam kam Fred näher. „Ich weiß noch, wie er vor nicht all zu langer vor dem Spiegel geübt hat dich nach einem Date zu fragen", teilte er mir zwinkernd mit und beobachtete höchst zufrieden, wie George immer weiter in sich zusammen schrumpfte.

„Ist das wahr?", fragte ich belustigt und drehte mich zu ihm um.

George zuckte jedoch nur mit den Schultern und murmelte irgendetwas, das er wohl selbst nicht so genau verstand.

Mein Herz schlug mir auf einmal bis zum Hals.

„Und?", fragte Fred dann und legte seinem Bruder eine Hand auf die Schulter. „Gibt's was neues zu Moody und seinen Spielchen mit Karkaroff?" Spielerisch wackelte er mit den Augenbrauen.

Ich stieß ein Seufzen aus und schüttelte den Kopf. „Nein, seit der Sache auf dem Quidditchfeld habe ich ihn nicht mehr gesehen", sagte ich. „Der alte Quacksalber soll sich bloß von mir fernhalten. Der ist super gruselig, oder etwa nicht? Und außerdem, welcher halbwegs normale Kerl heißt schon Mad-Eye?"

Kaum hatten die Worte meinen Mund verlassen, schnitten die Zwillinge identische Grimassen und ein ungutes Gefühl beschlich mich.

„Und er steht direkt hinter mir, hab ich Recht?"

Fred und Georges Blicke waren auf etwas oder jemanden hinter meinem Rücken geheftet und gleichzeitig nickten sie.

Unangenehm berührt drehte ich mich auf dem Absatz um.

Mad-Eye Moody sah mich grimmig an, sein falsches blaues Auge surrte unruhig in seiner Höhle hin und her. „Mitkommen, Finnley", knurrte er und humpelte dann davon.

Ich warf den Zwillingen einen verwirrten Blick zu. „Ähm—okay?", sagte ich schulterzuckend und folgte meinem Lehrer anschließend den Korridor hinunter.

Langsam trat ich nach ihm über die Schwelle seines Büros.

„Setzen!", bellte er und unwillkürlich zuckte ich zusammen. Mit knirschenden Zähnen beobachtete er mich von der gegenüberliegenden Seite des Raumes.

Unsicher ließ ich mich auf dem kalten harten Stuhl nieder, der vor Moodys klauenfüßigen Schreibtisch stand, und rang nervös mit den Händen. „Warum bin ich hier, Professor?", fragte ich ihn und konnte das Zittern in meiner Stimme dabei kaum unterdrücken.

Moody musterte mich nachdenklich. „Was wissen Sie über Diana Wayland?", fragte er dann und ein eiskalter Schauer kroch meinen Rücken hinunter.

„N—Nicht besonders viel", stammelte ich und Moodys Blick intensivierte sich.

„Warum glaube ich Ihnen das nicht so ganz?", murmelte er und sein Holzstock kratzte unangenehm quietschend über den kalten Steinboden.

Ich zuckte mit den Schultern. „Immer, wenn ich denke, dass ich endlich etwas weiß, habe ich nur noch mehr Fragen", erwiderte ich beinahe verzweifelt und meine Hand schnellte automatisch zu dem goldenen Medaillon um meinen Hals.

Moodys surrendes blaues Auge folgte jeder meiner Bewegungen. Dann stieß er ein lautes Seufzen aus und sagte: „Diana Wayland war eine unglaublich begabte Hexe gewesen, vielleicht war sie sogar außergewöhnlich. Sie hat damals in der Aurorenzentrale des Ministeriums gearbeitet—"

Mit gerunzelter Stirn sah ich ihn an. „Was meinen Sie damit, war? Was ist mit ihr passiert?", unterbrach ich ihn ungehalten und Moody zog pikiert die Augenbrauen hoch. „Sie ist verschwunden, ist es nicht so?", fragte ich dann enttäuscht, als er nicht gleich antwortete.

„Ja", sagte er schließlich langsam, „Es gab damals eine groß angelegte Suchaktion, doch sie wurde dann später für tot erklärt. Niemand hat sie seitdem jemals wieder gesehen."

Nachdenklich betrachtete ich ihn, sein von tiefen Narben gezeichnetes Gesicht, sein magisches blaues Auge, das in seiner Halterung umher schwirrte. „Was könnte mit ihr geschehen sein?"

Grummelnd wandte er sich von mir ab und kratzte sich am weißhaarigen Kopf. „Sie hatte nicht wenige Feinde", erwiderte er und seine Stimme klang auf einmal viel dunkler. Mit fahrigen Fingern fummelte er an einer kleinen Truhe herum, das Schloss klapperte leise und als er es schließlich schaffte, den Deckel zu öffnen, offenbarte sein Inneres eine Reihe winziger Glasfläschchen, die gefüllt waren mit einer undefinierbaren durchsichtigen Flüssigkeit. Hastig schnappte er sich eine der Flaschen und trank diese gierig leer.

Ein Schauer kroch meinen Rücken hinunter und urplötzlich waren meine Fingerspitzen eiskalt und meine Füße taub.

„Damals war es eine andere Zeit, wissen Sie?", fuhr er schließlich keuchend fort und drehte sich wieder zu mir um. „Der Dunkle Lord war auf der Höhe seiner Macht und jeder, der sich gegen ihn stellte, wurde getötet." Das unheimliche Kratzen in Moodys Stimme verstärkte sich. „Vermutlich ist Diana Wayland das gleiche Schicksal widerfahren wie so vielen anderen, aber wer weiß das schon so genau."

Sprachlos starrte ich ihn an und ballte unbewusst die Hände zu Fäusten.

„Ich weiß, dass Sie Nachforschungen über Diana angestellt haben", knurrte er dann und bei seinen Worten setzte mein Herz kurz aus.

„Woher—?", fing ich heiser an, doch prompt fiel mir Moody ins Wort.

„Ich rate Ihnen eines", sagte er. „Hören Sie auf zu graben, das wird nicht gut enden. Es bringt nichts, in der Vergangenheit herum zu stochern. Ich weiß, dass Sie nach Antworten suchen, aber Sie werden sie nicht finden. Nicht auf diese Weise." Er machte eine kurze Pause, dann fuhr er fort und die Worte, die aus seinem Mund kamen, waren wie Eis. „Diana Wayland ist tot und das ist auch ziemlich sicher die Wahrheit."

Ich sah ihn einfach nur an, konnte nichts sagen, nicht einmal mehr denken. Meine Augen brannten verräterisch.

Moody erwiderte meinen Blick mit einem undefinierbaren Ausdruck im Gesicht. „Manchmal scheint es, als ob die Welt uns allen einen Streich spielt, junge Hufflepuff."

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author's note.

Nach zehntausend Jahren gibt es endlichhhh ein Update. OMG. Mir ist gerade aufgefallen, wie lange ich hier nicht mehr aktiv war, ich habe so ein schlechtes Gewissen und es tut mir unendlich leid, dass ich euch so lange hab warten lassen.

Ich habe Kit und George und all die anderen Chaoten so sehr vermisst und kann mir auch gar nicht erklären, warum ich diese Geschichte so arg schleifen lassen habe, außer dass ich lange Zeit eine ziemliche Schreibblockade hatte und absolut planlos war, wie das alles jetzt hier weitergehen soll.

Ich hoffe natürlich, dass ich jetzt langsam wieder aktiver und vor allem hier wieder regelmäßiger updaten werde.

Ich freue mich über all diejenigen, die immer noch dabei sind und mich nicht ganz vergessen haben, und hoffe, ihr hattet viel Spaß beim Lesen! <3

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