Kapitel 3
Wir Frühstückten gemeinsam in einer der Selbstbedinungsrestaurants. Nachdem ich genüsslich ein Cornetto gefüllt mit Schokolade und einen Cappucino dazu verputzt hatte und Ellian das selbe nur in dreifacher Ausführung gegessen hatte, wusste ich endlich mehr über ihn, denn wir konnten tatsächlich mal ein normales Gespräch führen.
Er stammt ursprünglich aus Sizilien, war aber schon lange nicht mehr dort, wohnt normalerweise in der italienischen Schweiz und kann daher auch Deutsch. Seit einem Jahr ist er aber auf Reisen mit seinem Motorrad und plante auch noch für eine unbestimmte Zeit unterwegs zu bleiben. Fasziniert lauschte ich seinen Worten, als er erzählte wie er mitten in der Gobi - Wüste in der Mongolei mit seinem Motorrad liegen geblieben war und drei Stunden lang Angst hatte, dass er sein Bike nicht mehr repariert bekomme und dann verdurstete. Es war zum Glück nur ein überhitzter Motor gewesen, der abkühlen musste und dann sprang die Maschine wieder an. Ich hing an seinen Lippen, bis die Druchsage kam, das wir anlegten und uns nun zu unseren Fahrzeugen begeben sollten. „Auf welchem Deck steht dein Auto?"Fragte Ellian.
„Drei. Und dein Motorrard?"
„Auch drei."Er grinste und ich wusste dass das ein unausgesprochenes Verprechen war, das er mir folgen würde. Ich verdrehte die Augen, noch immer überforderte mit seine Interesse und wenn ich nicht das Gefühl gehabt hätte ihn schon Tage zu kennen, hätte ich bestimmt ein Problem damit gehabt. Doch so...so war es einfach nur aufregend.
„Wo willst du als erstes hin?Costa Smeralda?Sassari?Alghero?"Ich tat so als hätte ich seine Nonverbale Nachricht nicht verstanden.
„Sag du es mir."Ich konnte nicht verhindern das ich lachte. Natürlich. „Ich will nach Castelsardo."
„Ach wirklich. Ein Dolmetscher wäre dir doch bestimmt hilfreich. Ich komm mit."Ich blieb stehen, wir hatten unser Deck erreicht, hielt Ellian am Arm zurück und zog ihn zur Seite, sodass die Menschen an uns vorbei gehen konnten. „Warum auch immer das so ist, aber mein Bauch sagt mir, das du ein anständiger Kerl bist, auch wenn du nicht so aussiehst. Dennoch würde ich gerne wissen, wieso du unbedingt mit mir reisen willst."Er stand so dicht vor mir, das ich meinen Kopf in den Nacken legen musste um ihm in die Augen schauen zu können. Er sah auf mich hinab und überlegte einen Moment, bevor er seinen Arm neben mir an der Wand in meinem Rücken abstützte.
„Weil du mich interessierst. Ist das so abwegig?"Ich schluckte und fühlte wie mein Herz schneller schlug, als mir sein Duft in die Nase stieg. Plötzlich spürte ich seine rechte Hand an meiner Wange und zuckte zusammen. „Ehrlich gesagt kann ich dir auch nicht sagen wieso dem so ist, aber wir können die nächsten Tage ja einfach mal gemeinsam verbringen und dann schauen wir wo wir landen."Er zwinkerte mir zu, löste sich von mir und trat dann einen Schritt zurück.
Schweigend ging ich zu meinem Bus und er bog zwischen den Autos irgendwann mal ab und war weg. Ich hatte keine Ahnung wie er mich finden wollte, oder wo wir uns treffen sollten, doch ich war zu aufgewühlt um mir darüber Gedanken zu machen. Noch nie hatte sich jemand so offenkundig für mich interessiert und egal wie unreal es zu sein schien, mein Herz machte bei dem Gedanken daran einen Sprung. Ich atmete tief durch, öffnete die Tür meines Busses und glitt hinein.
Mein alter Bus rumpelte die Rampe der Fähre hinunter und die Sonne begrüßte mich grell. Laute Rufe der Außweiser in gelben Warnwesten hallten durch mein geöffnetes Fenster und warme Morgenluft begrüßte mich. Ich fuhr den anderen Autos hinterher über den großen Parkplatz am Anlegesteg der Fähre und als in meinem Rückspiegel ein Motorrad mit Packtaschen erschien, das die vielen Wohnmobile und Busse hinter mir überholte, wusste ich das es Ellian war. Er trug eine schwarze Motorradjacke, passend zu seiner Hose, auf seinem Kopf saß ein schwarzer Helm. Er gab Gas, bis er auf meiner Höhe ankam. Keine Ahung woher er wusste, wie mein Auto aussah, doch als er den Kopf zur Seite drehte und mir durch das geöffnete Visir zu zwinkerte, war es auch egal.
„Folg mir einfach, ich kenne den Weg."Rief er mir zu und gab dan Gas.
Er reihte sich vor mir ein, als ich ein wenig abbremste um ihn reinzulassen. Wir folgten den Autos vor uns noch eine ganze Weile, bis wir einen großen Kreisverkehr erreichten, andem wir den Schildern nach Cannigione folgten. Offensichtlich wählte er dei Küstenroute, denn der direktere Weg führte quer durch die Insel. Doch ich folgte ihm, öffnete mein Dachfenster und drehte die Musik ein wenig lauter.
Wir verliesen Olbia, die große Fährenstadt und fuhren auf einer breiten Küstenstraße in Richtung Endziel. Die Straße wurde von brächtigen Lavendel, Thymian und Myrte Sträuchern gesäumt. Der Geruch der davon abging war einzigartig und ich zog tief die warme,trockene Luft zwischen meine Lippen.
In flottem Tempo folgte Ellian der kurvigen Straße, fuhr aber nicht zu schnell, sodass ich mit meinem VW-Bus gut hinterher kam. Wir fuhren durch kleine Pinienwälder, die sich schnell wieder öffneten und immer wieder das von der Sonne glitzernde Meer zum Vorschein brachten.
Vereinzelt überholten wir eine Gruppe von Rennradfahrern und hier und da sah ich ein paar Pferde auf den gelblichen Weiden zwischen vertrockneten Sträuchern in der Morgensonne nach Gras suchen. Immer wieder fuhren wir direkt am Meer und mit dem Anstieg der Straße wurde auch die Küste felsiger und steiler.
Wir passierten einige kleine sardische Orte, Touristen saßen in den Kaffees und genossen ihr Frühstück, während andere motiviert am Pier entlang joggten. Langsam schlengelten wir uns durch die engen Straße, bis wir wieder auf der Landstraße waren.Nach einer knapp zweistündigen Fahrt erreichten wir Castelsardo , ein kleines sardisches Dorf auf einer Landzunge und Ellian blinkte in einen Parkplatz von einem Supermarkt um mir zu verstehen zu geben, das wir hier halten würden. Ich folgte ihm und parkte meinen Bus neben sein Motorrad, sodass ich durch das geöffnete Fenster mit ihm sprechen konnte. Ellian zog sich seinen Motorradhelm ab und ich erkannte, dass er darunter leicht verschwitzt war. Er legte den Helm auf seinen Tank und fuhr sich durch seine etwas zulangen Haare bevor er zu mir rüber blickte.
„Am anderen Ende der Stadt gibt es einen Stellplatz mit Duschen und Toiletten."Schlug er vor und deutete mit dem Kopf vage in die Richtung, die er meinte. Ich nickte und schnappte den Reiseführer, welchen ich ausführlich durchgelesen hatte, bevor ich los gefahren war. Suchend wanderte ich durch das Buch, bis ich den Stellplatz fand, der tatsächlich auf Ellians Beschreibung zutraf.Sonst gab es in dem Ort nur noch einen großen Campingplatz, doch ich wollte so frei wie möglich stehen, daher bevorzugte ich den Stellplatz.
„Ja, denn hatte ich auch im Kopf."Murmelte ich und schlug das Buch wieder zu. Die Mittagshitze hatte uns mittlerweile erreicht und so war es brütend heiß, sobald der Fahrtwind nicht mehr wehte. Ich schnappte mir zwei Wasserflaschen aus der kleinen Kühlbox hinter dem Beifahrersitz und hielt Ellian eine hin. Er lächelte dankbar und nahm sie entgegen. Ich öffnete die meine und trank einige tiefe Schlücke, genoss das kühle Wasser, das in meinen erhitzen Körper floss und beobachtete Ellian aus dem Augenwinkel heimlich, wie er das Wasser in einem Rutsch leertrank. Sein Adamsapfel, der bei ihm eigentlich nur leicht zu sehen war, hüpfte faszinierend auf und ab und ich musste mich wirklich zusammenreißen ihn nicht zu auffällig anzustarren.
„Danke."Er gab mir die leere Flasche zurück und fuhr sich erneut über die verschwitzte Stirn. In seinen Motorradklamotten musste es unendlich heiß sein.
„Dann lass uns mal los. Nachher sind die besten Plätze weg."Meinte ich und Ellian nickte, zog seinen Helm wieder auf und wir starteten unsere Fahrzeuge.
Wir ergatterten tatsächlich zwei kleine Plätze direkt in der ersten Reihe. Der Stellplatz lag auf einer großen Anhöhe und somit hatten wir einen atemberaubenden Ausblick auf das Meer und den darunter gelegenen Strand. „Wow."Ich staunte nicht schlecht und legte für einen kurzen Moment den Kopf in den Nacken und schloss die Augen. Die Sonne prickelte warm in meinem Gesicht und ich genoss den sanften Wind, der die Meerluft in meine Atemwege trug.
„Na los, lass uns eine Runde baden gehen!"Ellian riss mich aus meiner Atempause und als ich mich zu ihm umdrehte, war er schon dabei sich aus seinen Motoradklamotten zu schälen. Mitten auf unserem Platz wo ständig irgendjemand vorbei lief. Bis ich realisierte, das er eine Badehose unter der Lederhose trug dauerte es bedauerlich lange. WIe hypnothiesiert betrachtete ich seinen definierten Oberkörper, er machte definitiv viel sport. Die Tattoos die sich über seine Brust und Oberarme schlengelten waren auf den ersten Blick alle wunderschön. Er bemerkte meinen Blick und sein Ausdruck wurde schlemisch. Ich riss mich von ihm los und drehte mich peinlich berührt um. Halleluhla. Das konnte ja noch was werden.
Nachdem ich mich im Bus umgezogen hatte, liefen wir gemeinsam den Trampelpfad, der zum Strand hinunter führte, entlang. Ich wich groben Steinen aus, da ich barfus war.
„Wenn du die nächsten Tage noch heile Füße haben willst, solltest du dir Schuhe anziehen."Meinte Ellian nur skeptisch, doch ich ignorierte seine Worte und entgegen den seinen kam ich heil unten an. „Wer als erster im Wasser ist!"Rief ich lachend und rannte auch schon los. Mein Handtuch lies ich auf dem Weg zum Wasser fallen und ich war mir des Sieges sicher, als ich gepackt und herumgerissen wurde. Ich schrie erschrocken auf, als ich durch die Luft wirbelte. Ellian lachte laut und stellte mich keinen Moment später mit Schwung, einige Meter vom Wasser entfernt, in den Stand und rannte dann selbst los. „Idiot!"Rief ich ihm hinterher, doch meiner Kehle entfloh ein Lachen.
Ich folgte ihm und als ich langsam in das angenehm kühle Meerwasser sank, vergaß ich das er unfair gespielt hatte. Ich tauchte kurz unter und strich mir dann meine Haare aus dem Gesicht, bevor ich mich rücklings aufs Wasser legte und mich treiben lies. Als Ellian in meinem Sichtfeld auftauchte gingen bei mir schon alle Alarmglocken an, doch er hob entwaffnend die Hände.
Warnend sah ich ihn an, doch er legte sich nun ebenfalls neben mich auf den Rücken und lies sich treiben. Beruhigt schloss ich die Augen und genoss das Gefühl der sanften Wellen unter mir. Vom Strand her ertönte Kindergeschrei und das Brummen eines Motorbootes klang vom Meer her zu uns rüber, doch sonst war es still. Ich genoss das schwerelose Gefühl im Wasser und hielt mich nur mit waagen Armbewegungen über Wasser. Als plötzlich ein Schatten über mir auftauchte riss ich die Augen auf, doch im nächsten Moment fühlte ich Ellians große Hand an meinem Rücken und meinem Kopf. Er konnte hier stehen und sein Oberkörper ragte aus dem Wasser als er sich über mich beugte. „Schließ die Augen wieder und lass los."Seine Stimme war leise, sodass nur ich ihn verstand. Mein Herz schlug mir plötzlich bis zum Hals, doch ich tat was er verlangte. Ich atmete aus und verlies mich darauf, das seine kräftigen Hände mich über Wasser hielten. Jetzt fühlte es sich vollkommen schwerelos und während er mich langsam durchs Wasser trug, als hätte ich das Gewicht einer Feder, schlich sich ein Lächeln auf mein Gesicht. Meine Arme schwammen locker an der Wasseroberfläche, während meine Beine nach unten sanken. Mein Oberkörper bleib nur da, weil er mich festhielt. Es war ein fast schon magisches Gefühl , es fühlte sich an als würde mein Körper immer tiefer sinken und gleichzeitig dennoch oben gehalten werden. Immer schneller trug er mich druchs Wasser, bis mir schwingelig wurde, weil er es in kreisenden Bewegungen machte. Ich öffnete die Augen und starrte direkt in das funkelnde Blau der seinen. Er hielt an und in sein Gesicht trat ein irritierender Ausdruck, den ich nicht deuten konnte. Er lies mich los, als hätte er sich verbrannt und ich ruderte einen Moment überfordert mit den Armen. Ich versuchte mich hinzustellen, doch das Wasser war hier schon zu tief, als das ich noch hätte stehen können. „Sorry."Murmelte er nur und ich war mir nicht sicher für was er sich genau entschuldigte. Die Szene davor oder das plötzliche Loslassen. „Schon gut."Ich lächelte ihn verunsichert an , doch er drehte sich weg und schwamm mit zwei großen Zügen von mir weg.
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