Vergangenheit
Sicht von Lay
Ich sah den Beiden hinterher. Ein kleiner Teil von mir hoffte, dass sie nicht zurückkommen würden. Ich konnte es einfach nicht fassen. Davon hatte Chen immer gesprochen? Dieses Gefühl, dass ihm jemand fehlt. Aber er konnte sich nie daran erinnern. Ich war immer froh darüber. Wenn er sich an seine Vergangenheit erinnern würde, dann würde er bestimmt in sein altes Leben zurückkehren wollen. Doch dann kam dieser Tag.
~Rückblick~
Ich lächelte glücklich und legte meinen Arm um die schmale Hüfte meines Freundes. Er kicherte und drehte sich zu mir um. Dann drückte er mir kurz einen Kuss auf die Lippen und wandte sich wieder ab. Ich begann seinen Nacken zu küssen und biss an manchen Stellen sanft hinein. Er seufzte und löste sich von mir. "Bitte lass das. Ich muss jetzt wirklich los und habe keine Zeit dafür...", mahnte er mich. Ich seufzte und setzte mich auf die Couch in unserer gemeinsamen Wohnung. Wir waren vor drei Wochen erst hier eingezogen und sehr glücklich. Doch in den letzten Tagen war er auf einmal so komisch zu mir. "Was ist los? Du meidest meine Berührungen in den letzten Tagen so sehr...", fragte ich und musterte ihn. Er sah zu Boden. "Komm schon. Wir konnten doch sonst auch immer über alles reden!"
Er nickte und atmete einmal tief ein. "Ich beginne mich zu erinnern. Seit einer Woche gehe ich zu einem Psychologen und langsam kommen die Erinnerungen zurück. Ich weiß wieder, wo ich gewohnt habe. Heute fahren wir dort hin und vielleicht fallen mir dann wieder Details ein. Außerdem..." Er stoppte und drehte sich wieder um. Ich zog eine Augenbraue hoch. "Außerdem?" Er flüsterte. Ich konnte ihn fast nicht verstehen. Aber leider nur fast. "Außerdem erinnere ich mich an meinen früheren Freund. Die erste große Liebe meines Lebens..." Kurz huschte ein Lächeln über sein Gesicht. Ich konnte es nicht glauben. Er erinnerte sich?! All die Jahre habe ich ihn vor der Außenwelt beschützt, um dies zu vermeiden. Damit er für immer bei mir bleiben würde. Aber es ging nicht. Innerlich war mir das eigentlich klar. Ich konnte ihn nicht vor dem Leben verstecken.
"W-Wieso? Bist du denn nicht glücklich bei mir?", fragte ich ihn und sprang sofort auf. Ich packte ihn am Handgelenk und zog ihn zu mir. "Du gehörst zu mir! Du kannst mich nicht verlassen!", schrie ich wütend und drückte ihn fest an mich. Er gab mir einen Tritt zwischen die Beine und wich ängstlich zurück. "I-Ich kann das nicht. Du lässt mich nie raus. Nie darf ich mit Freunden weggehen, oder sonst irgendwas. Das geht so nicht Yixing...", flüsterte er mit Tränen in den Augen, schnappte sich seine Jacke und verschwand.
~Rückblick Ende~
Das war vor vier Jahre. Danach ging es mit meinem Leben nur noch bergab. Ich begann Drogen zu nehmen und trat einer Bande von Verbrechern bei. Durch meine Fähigkeiten, konnte ich jeden heilen. Es gelang mir sogar einmal, jemanden wieder in die Welt der Lebenden zurückzuholen. Ich arbeitete mich hoch und wurde bald der mächtigste Mann. Jeder der sich mir in den Weg stellte, wurde ganz leicht aus dem weg geräumt. Es war kein großes Problem für mich. Ich stürzte mich in eine Affäre zur nächsten. Ich zerstöre Beziehungen, Freundschaften. Sogar Familien. Es interessierte mich nicht mehr. Glückliche Menschen waren meine größte Angst. Diese entwickelte sich bald zu Hass. Ich wollte ihnen das Leben zerstören. Ihnen das Glück vor ihren Augen zerstören. Es gab mir ein Gefühl von Macht. Ich liebte es und genoss jede Sekunde damit.
Nach mehreren Stunden kam erneut ein Wärter. "Hier dein Abendessen.", sagte er genervt und schob es durch die dafür vorgesehene Öffnung. "Wo sind die Anderen zwei? Meine Mitinsassen?", fragte ich und ging auf die Türe zu. Mein Gegenüber schien gerade zu überlegen, ob ihm das gestattet war. Doch er schien nichts zu finden, was dagegen sprach. "Sie sind gerade in unserem Labor und werden mehrere Tests durchmachen. Keine Sorge, du kommst auch noch dran!", erwiderte er grinsend und ging wieder. Kai, welcher wie immer auf seinem Bett saß, setzte sich auf und schaute zu mir hinunter. "Wieso interessierst du dich plötzlich für die Beiden? Sind dir die nicht sowas von egal?", fragte er und schaute starr geradeaus. Seine Augen waren rot und geschwollen. Er hatte mal wieder geweint. Wegen seinem Freund. "Kümmer dich um dein eigenes Leben!", fauchte ich und legte mich mit dem Gesicht zur Wand.
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