Sugar steckt zu tief drin, Pearl!
Kapitel 36
Sugar
"Ich bin in diesem Abend ziemlich tief in diese Scheiße hineingerutscht, Pearl und ich will das nicht für dich!", versuchte ich es und wollte zumindest versuchen, die vernünftige Erwachsene zu sein, auch wenn es mir das Herz brach, sie irgendwann alleine zu lassen.
"Und was ich will, interessiert dich nicht?", fragte sie und ich legte meine Stirn verzweifelt in Falten.
"Natürlich! Aber wenn du langfristig bei mir bleibst, wirst du darunter leiden. Du hast selbst gesagt, welche Angst du um mich hattest. Willst du das jeden Abend aushalten bis der Tag kommt, an dem ich wirklich nicht mehr zurückkehre? Und dann? Wenn irgendein Irrer mich dann umgelegt hat, was willst du dann tun? Du solltest deine Zukunft nicht an mich fest machen, Pearl!", brachte ich hervor und sah, wie sie nachdachte.
Ich hatte recht und das wusste sie.
Sie nahm sich meine Worte zu Herzen und ich war dankbar dafür. Wir sahen uns lange an, bis ich erkannte, dass sie innerlich vor meiner Argumentation langsam eingeknickte war und darauf wartete, dass Pearl wieder ins Bett gekrochen kam.
Sie tat es. Mit einem zutiefst traurigen Gesichtsausdruck, der so viel Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit demonstrierte, wie ich sie ebenfalls empfand.
"Ich will dich nicht verlieren", sagte sie und ohne so dumm zu sein ihr zu versprechen, dass wird das schon hinbekommen. Aber ich war nichts naiv. Aber vielleicht gab es ja einen Mittelweg. Einen, der sich für uns beide nicht wie eine Amputation anfühlte.
"Das wirst du nicht. Hör mal, ich versuche morgen einen Deal herauszuschlagen, damit du hier herauskommst, aber das bedeutet nicht dass wir nicht telefonieren können oder etwas Ähnliches. Vielleicht, wenn ich vorsichtig bin, kann ich dich auch besuchen. Ich weiß, wie erwachsen du bist. Das ist deine Chance deine Freiheit zu bekommen"
"Und du bist sicher, dass du nicht mehr heraus kannst?" fragte sie und ich schüttelte den Kopf, griff nach ihrer Hand und sah ihr fest in die Augen.
"Ich werde es versuchen aber...nein, Pearl, ich denke nicht."
Und zu meinem unendlichen entsetzen bewies sie mir, dass sie tatsächlich so vernünftig war, wie eine erwachsene und nickte lediglich. Ohne weitere Fragen zu stellen und ohne zu diskutieren. Das sagte mir alles, was ich wissen musste. Sie war nicht dumm, sie wollte mehr vom Leben als einen dreckigen Raum und eine unbequeme Matratze. Sie wusste, dass sie diese Welt nicht überleben würde und war reif genug, um zu verstehen, was ich meinte, wenn ich sagte ich steckte zu tief drin.
"Ich will nicht, dass du dein Leben für mich opferst", sagte sie und ließ sich in das Kissen zurückfallen, ich tat es ihr gleich, ohne ihre Hand loszulassen.
"Das tue ich nicht. Ich opfere mich für niemanden, das musst du mir an der Stelle einfach glauben. Ich versuche nur dich zu beschützen, solange es mir möglich ist", erweiterte ich und sie beugte sich zu der Lampe hinab und löschte das Licht wieder, bevor sie sich an mich kuschelte.
"Ich hab dich furchtbar lieb", sagte sie mir und trieb mir damit die Tränen in die Augen.
"Ich dich auch", hauchte ich und war froh, als sich schweigen über uns legte und ich irgendwann hörte wie Pearl leises atmen langsamer und gleichmäßiger wurde. Sie war eingeschlafen, während mir immer noch fast die Tränen dabei kamen zu wissen, sie schon bald nicht mehr bei mir zu haben.
Genauso wie mir die Tränen kamen, als ich erkannte, dass meine kleine Schwester es geschafft hatte in nur wenigen Stunden so erwachsen zu werden, dass sie nicht mehr versuchte sich an unmögliches zu klammern und sich selbst damit das Leben zu versauen. Sie hatte Pläne in ihren Kopf, dachte an ihre Zukunft und wahrscheinlich auch an meine. Denn wenn ich aus diesem Sumpf nicht mehr herauskam, würde es auch mir eine Sorge nehmen, zu wissen, dass sie ihr eigenes leben hatte.
Als ich sicher war, das Pearl schlief und ich leichse seufzte, weil noch immer zu viel Adrenalin in meinen Adern pumpte, um mich trotz meiner Erschöpfung schlafen zu lassen, erhob ich mich langsam und schlich aus dem einzigen Schlafzimmer in diesem Haus.
Im Flur und auch in der unteren Etage brannte noch immer Licht und ich wusste, dass weder Hunter noch Crow bis jetzt schliefen. Ich konnte auf Crows Anblick zwar verzichten, aber ich wollte auch nicht noch länger warten. Ich wollte einen neuen Deal für Pearl.
Nicht aber für mich.
Ich ging in die Wohnstube und war froh, nur Hunter anzutreffen, der auf der Couch saß. Er hatte den Kopf in Nacken gelegt und wohl versuchte auch ein paar Stille Momente zu bekommen während auf seinem Schoß ein Laptob vor sich hin rödelte.
Ich hatte kein schlechtes Gewissen dabei ihn zu stören, wieso sollte es ihm besser gehen als mir? Dieser Auftrag war auf seinem Mist gewachsen.
"Ihr lasst sie gehen!", fiel ich mit der Tür ins Haus und Hunter öffnete die Augen, blinzelte ein paar mal verwirrt und ich war froh mich nicht wiederholen zu müssen. Er wusste genau wovon ich redete und hatte auch nicht die Absicht Spiele zu spielen.
"Geht nicht. Wir brauchen sie als Druckmittel gegen dich", meinte er nur kühl und ich schüttelte bereits den Kopf, noch bevor er ausgesprochen hatte.
"Ich stecke zu tief drinnen, um davor weglaufen zu können und das weißt du auch. Ich habe Michel umgebracht, Diana Diamond verärgert, schulde dem Königsmacher einen Gefallen und werde es wohl nicht schaffen dieses Gerücht, ich wäre der Barbie-Killer, aus der Welt zu bekommen. Aber Pearl muss gehen und das so schnell wie möglich. Sie ist nicht von Wert für euch, ganz im Gegenteil!", brachte ich hervor und wies Hunter nicht darauf hin, dass Pearl jetzt sogar zum Problem werden könnte. Sie war nicht mehr nur Hunters Druckmittel gegen mich, sondern vor allem das jedes anderen Psychopathen, der jetzt an mich heranwollte.
"Sie hat recht, lassen wir die Kleine gehen", erklang eine dunkle Stimme hinter mir und ich konnte nicht verhindern dass ich zusammen zuckte. Natürlich war Crow irgendwo in der Küche oder Bad gewesen. In dem kleinen Haus konnte man sich nicht wirklich verstecken und dennoch hatte ich mich vor ihm erschrocken.
Für einen so großen Kerl war er wirklich scheiße leise und mir passte absolut nicht wie mein Körper begann bei seinem Anblick zu kribbeln.
Das brauchte ich jetzt am allerwenigsten, ich war schließlich mitten in einer Verhandlung. Eine, die nach Hunters Gesichtsausdruck zum Scheitern verurteilt schien.
...................&.........................&...........................................
Bevor der zweite Teil der Woman's World Reihe erscheint lohnt es sich den ersten nochmal zu lesen ^^
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top