Lets hunt the Pearl...
Kapitel 60
Pearl
Ich versuchte das eingetrocknete Blut von meiner Nagelhaut zu kratzen und zitterte bei dem inneren Verlangen daran zu lecken. Alleine der Gedanke, diesen metallischen Geschmack in meinem Mund zu haben, war auf eine Art und Weise verstörend erregend, dass ich mich vor mir selbst ekelte.
So wie ich es immer getan habe.
Ich habe Übung darin, das alles zu verbergen. Meinen Hunger nach Gewalt, meine Faszination vom Tod, von Schmerz und von all dem anderen, das mich daran erinnerte, dass ich wohl ein größeres Monster als mein Vater war.
Und jetzt, wo Sugar nicht mehr in meiner Nähe war und versuchte, mich davon abzuschirmen, ahnte ich, dass ich bald eskalieren würde. Ich war eine beschissene, tickende Zeitbombe.
Verkrampft hielt ich den Kugelschreiber zwischen meinen Händen und unterschrieb in einem Besucherbuch unter einem falschen Namen.
Das sollte mir keine Mühe mehr machen, ich hatte in meiner hübschen, kleinen Wohnung Stunden damit zugebracht, mir meinen neuen Namen und meine neue Unterschrift einzuprägen. Dennoch zitterten meine Finger.
Es war erst einen Tag her, seit dieses Blut auf meine Nagelhaut kam und dennoch war es nicht genug.
Es würde nie genug sein.
Ich wusste das, kratzte weiter an meinem Fingernagel herum.
„Pearl.", erklang Hunters Stimme hinter mir und ich versuchte mich nicht komplett zu verkrampfen.
Doch es war schwer angesichts der Tatsache, dass er zu ahnen schien, dass etwas nicht mir stimmte.
Er ließ sich nicht so einfach täuschen wie meine große Schwester, die mich zu sehr liebte und zu sehr davon abgelenkt war, die Monster von mir fernzuhalten, als das sehen zu können, was in mir selbst lauerte.
Ich mochte Hunter nicht.
Nicht mehr.
Ich hatte am Anfang gedacht, er wäre der perfekte Kandidat, um meiner elendigen Jungfräulichkeit ein Ende zu setzen. Dann aber hatte ich gemerkt, dass er es sah. Dass er hinter meine Fassade schauen konnte und war fast schon panisch auf Abstand gegangen. Niemand durfte es wissen, niemand durfte es auch nur vermuten.
Ich war kaputt, ich war krank, ich war gefährlich.
„Ich habe von dem Vorfall in der Uni gehört", sagte er, ohne dass ich mich umdrehte und starrte wieder auf das getrocknete Blut, das so anziehend auf mich wirkte. Ich schwieg dazu.
„Willst du darüber reden?", fragte er und ich lächelte bösartig, bevor ich mir dessen wirklich bewusst wurde, meine Gesichtszüge wieder unter Kontrolle gebracht hatte und dann wieder zu diesem schwachen siebzehnjährigen Mädchen wurde, das alle in mir sehen wollten.
Ich tat auch alles dafür, dass sie nicht mehr sahen und momentan war ich auch nicht mehr. Noch hatte ich nichts getan. Niemanden etwas angetan. Nicht ernsthaft zumindest.
„Nein", erwiderte ich und schaffte es endlich, mich aus diesem Gästebuch des privaten Krankenhauses auszutragen. Ich musste zurück zur Arbeit und mir weiter vormachen, dass ich normal sein könnte.
„Du hast ihm fast ein Ohr abgebissen!", meinte Hunter und etwas in mir jaulte freudig auf, als es daran erinnert wurde, wie gut es sich angefühlt hatte, diesen Jungen zu beißen. Dann kamen wieder die Schuldgefühle, denn er hatte nichts getan, um das zu verdienen. Ich war es gewesen, die sich an ihn herangemacht hatte, die ihn mitten auf dem Campus, im Schatten zwischen zwei Gebäuden hatte verführen wollen.
Ich wusste nicht einmal, warum ich ihn so plötzlich gewollt hatte. Vielleicht um mir einzureden, dass die zwei Vergewaltigungsversuche meines Vaters mich nicht traumatisiert hatten. Ich hatte falsch gelegen. Ich war kaputt. Auf mehr als nur eine Weise.
„Er trägt keine Schuld. Er hat nichts getan", meinte ich nur und wandte mich zum Gehen. Ich musste weg von Hunter, weg von mir selbst.
Doch er ließ es nicht zu.
Ich hatte keine Ahnung, welchen Narren er an mir gefressen hatte, welchen Narren ich an ihm gefressen hatte, doch als seine Hand nach meiner griff, war es zu aufwühlend.
Ich konnte damit nicht umgehen, also riss ich mich sofort los und machte den Fehler, ihn anzusehen.
Er war der schönste Mann, den ich je gesehen habe. Von den blonden Haaren, bis zu den tiefliegenden Augen, dem kräftigen, kantigen Kinn und den vollen Lippen. Er wirkte wie ein Engel, doch in seinen Augen glänzte etwas Gefährliches, das mich noch mehr anzog als sein Gesicht.
Etwas, von dem dieses Böse in mir sicher war, dass es bei seiner Finsternis auf Verständnis stoßen würde. Doch ich wollte kein Verständnis. Ich wollte weg von dieser Seite in mir.
„Lass mich in Ruhe, Hunter!" meinte ich und ging bereits rückwärts in Richtung Ausgang, bevor ich es schaffte, mich umzudrehen, um von ihm wegzukommen. Und auch weg von meiner Schwester, die immer geglaubt hatte, ich sei die Ungefährliche von uns beiden. Die geglaubt hatte, sie wäre ein schlechter Einfluss, doch ich wusste es besser.
Ich hatte gesehen, wie Crow sie ansah. Sie würden glücklich werden, da war ich mir sicher und ich freute mich von Herzen für sie, doch ich konnte kein Teil von diesem Glück sein.
Ich war der Tod.
„So schnell wirst du mich nicht los, Pearl", rief er mir nach und ich wusste, dass Hunter recht behalten würde, doch ich blickte nur über meine Schultern, bevor ich die Glastür durchschritt und grinste. Kein liebevolles Lächeln, wie ich es sonst aufsetzte, sondern diese verzerrte, bösartige Version, die sonst verbarg.
Ich zeigte ihm offen, was hinter der Maske in mir lauerte. Doch es schreckte ihn
„Dann wirst du sterben", erwiderte ich eigentlich zu leise, als dass er mich hören konnte, aber ich wusste, dass er es dennoch verstand. Und dass er mich jetzt nur noch mehr wollte.
Denn seine Dunkelheit hatte meine längst erkannt und nun verzerrte sie sich nach mir, so wie ich mich nach seiner verzerrte.
Nicht wie zwei Gegensätze, die sich anzogen, nicht wie zwei Seiten einer Medaille. Es war ein und derselbe Pool, ein und dieselbe Seite der Medaille. Denn gleich und gleich gesellte sich bekanntlich gern.
Die Jagd hatte begonnen.
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Q: Na? Gefällt euch dieses Pärchen? Dann freut euch auf 'Lets hunt the Pearl' Das kommt dann auch irgendwann auf Wattpad^^
Ab nächste Woche bin ich dann im Sommerurlaub^^
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