Geschichte schreiben

Und zur allerletzten Frage der sinnlosen Mathestunde hatte sie sich gemeldet, zum ersten mal.
Und als der Lehrer sie überrascht nach der Antwort hatte fragen wollen, da hatte sie laut und deutlich gesagt:

"Das ist mir egal."

Die anderen hatten gelacht. Sich darüber lustig gemacht und es komisch gefunden gehabt.

Doch in diesem Moment
Hat er angefangen sie sehr zu mögen.
Seit diesem Moment tut er es.

Nicht nur weil er die gewisse Abneigung gegenüber Mathe mit ihr teilte, oder weil es damit so schien als hätten sie den selben Humor, oder weil es mutig von ihr war und beeindruckend, dass es ihr so egal zu sein schien was die anderen vom ihr dachten.
Mehr als das.
Es war dieser ausdruckslos.. nein eher... ausdrucksstark, ja ausdrucksstark sogar:
Dieser ausdrucksstark losgelöste Blick. Eine große Schauspielleistung.

Für Nichtwissenwollende, Nichtsahnende und Nichtverstehende schien er vielleicht ausdruckslos. Erschreckend gleichgültig und in diesem Kontext zudem verrückt.
Doch es war der bewusste Genuss der Weltentfremdung, verbunden mit Selbstironie und Mut zum Komischen, ja, ein kleiner Ausflug in einen merkwürdigen Moment der diese hohe Schausspielkraft und den Mut einfach nur sehr wert war. Alltagsurlaub für einige Sekunden.

Und nur er verstand, oder es schien ihm so, und plötzlich fühlte er sich ihr so nahe, seitdem.

Darum zögerte er auch nicht, als sie eines Tages diese Frage stellte, auch wenn es eher eine Aussage war.

Sie beobachtete ihn zunächst lange wie er etwas schrieb, sich verschrieb, killerte, wie er merkte dass ihre entspannten Augen auf seinen hastigen Handlungen ruhten, sich also erneut verschrieb und den Satz nun genervt durchstrich.
Dann schaute er sie an, jedoch veschwand dabei die negative Ungeduld. Jetzt war es liebevolle Neugier.
"Was ist?"

Sie lächelte und dachte: 'was ist, was war, was wird werden..?'
Er sah sie weiterhin fragend an, konnte noch nicht Mitlächeln im Unwissen.
Doch sie wollte ihn Lächeln sehen, wenn auch traurig, das wusste sie ja noch nicht.
Sie musste jetzt viel riskieren.

"Weisst du noch, als ich dir meinen Stift einfach geschenkt habe, weil es mir zu anstrengend geworden war ihn dir immer nur auszuleihen?"

Er nickte, er wusste es noch ganz genau.

"Naja. Ich überlege ob ich das jetzt auch mit meinem Herz tue.
Oder es nicht schon getan habe."

Sie zuckte die Schultern.
Doch noch nie hatte er jemanden so ernsthaftig und wissend die Schultern zucken sehen.
Und vor Lächeln konnte er ihr nicht in die Augen schauen.
Und er konnte auch nicht Reden,
darum schob er ihr seinen Lieblingsbleistift hin. Sie verstand es.

Niemand anderes verstand es.
Zumindest nicht so richtig.

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