Geschenke
Er schenkte ihr zum Geburtstag einen herzförmigen Kaktus.
Und Zartbitterschokolade.
Und einen zerknüllten Liebesbrief.
Sie wusste nicht ganz, was sie dazu fühlen sollte.
Sie starrte diese liebevoll verletzenden
bittersüßen
verzweifelt hoffenden Geschenke an
Und interpretierte vielleicht schon wieder viel zu viel hinein,
versuchte sie sich einzureden.
Sie war doch immer so fröhlich.
Und er doch auch. Oder?
Sie waren doch zusammen fröhlich
Und meist war alles so leicht.
Oder
Viel es ihm schwer, sie zu lieben?
Weil sie so fröhlich war?
Weil er Ruhe und Verständnis brauchte
Und vielleicht einfach Angst hatte
Nicht auch froh genug zu sein
Sie streichelte vorsichtig
über den Kaktus
Schluckte langsam
Schokoladenstückchen runter
Und las gründlich den Brief
Und.. es war gar nicht so traurig.
Es war eher schön
Man kann auch vor Freude weinen,
erinnerte sie sich erkenntnishaft.
Und zwar nicht indem man mit Tränen in den Augen lacht
Sondern mit Tränen in den Augen lächelt
Er saß geduldig am Geburtstagstisch und brach Wachsstückchen von der dicken Kerze ab (die noch eine Rest-Weihnachtskerze war) und schmolz sie hinein und vergaß den komischen Kuchen zu essen.
Sie guckte ab und zu zu ihm, ob er es wohl bemerkte wie sie reagierte.
Sie wusste gerade nicht, ob sie es wollte oder nicht.
Der letzte Wachskrümel war alle und er schaute hoch.
"Du weinst ja. Hey.",
er nahm sie in den Arm.
"Ich wein nicht, ich schluchze ja nicht.", verteidigte sie sich.
"Hättest du gern eine coolere Party?", fragte er "Mit mehr Leuten?"
"Was? Nein. Nur mir dir."
"Okay, gut.", er sah erleichtert aus.
"Ich hab vergessen dir Blumen zu schenken."
"Ich hab doch den Kaktus."
Ein bisschen lachten sie darüber.
"Blumen verwelken. Der Kaktus nicht so schnell. Aber..."
Sie konnte nicht zuende reden.
Jetzt weinte sie richtig.
Sie wollte nicht, dass irgendwann mal irgendwas.. oder irgendwer... sie wollte nicht...-
"Wenn du 20 wirst, klau ich vom Bahnübergang das Tempolimitschild mit der 20 für dich."
Sagte er.
Als hätte er es gewusst.
Er hat es gewusst. Er weiss es.
"Und wenn du 30 wirst, eins mit ner 30."
Sie vergrub ihr Gesicht in seinen Händen, und jetzt war sie froh, so froh.
Zeit ist ziemlich aufbauend und zerstörerisch. Aber trotzdem: immer wohnen zwischendurch Momente in ihr. Und suchen sich dann neue Zuhause.
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