Fernsehen
"Im Fernsehen kommt doch nur Schwachsinn, lass uns lieber Netflix schauen.", er sah sie - auf dem Sofa hängend - kopfüber an, und hob erwartend die Augenbrauen.
"Ichhh.. hab aber kein Netflix.", stellte sie klar und machte sich ein bisschen über ihn lustig indem sie beim Reden auch den Kopf verdrehte, aber zur Seite. Und dann begann die Suche nach der Fernbedienung.
Und dann die Suche nach dem Sender.
Sie schaltete mit weltfremd neutralem, jedoch prüfendem Gesichtsausdruck, gleichmäßig, mechanisch. Insgesamt wirkte es lustig. Aber auch provozierend.
Nach minutenlanger komischer Stille nörgelte er dann ausbruchartig auf allerhöchstem Niveau los.
"Kommt nicht irgendein Blockbuster, Samstagabendcomedy.. keine Ahnung.... Darts?? Irgendwas???"
"Wie wir sehen eher nicht so.", sagte sie weise.
"Ughh.", er liess den Kopf wieder kopfüber die Sofakante runterhängen.
"Kopf hoch, dann gehts dir besser."
"Haha."
Sein fernsehlichtbeflimmerter Brustkorb hob und senkte sich leicht wenn er redete.
Sie beschloss die kleine Nachttischlampe auf dem Fensterbrett anzuschalten, um die Stimmung etwas aufzuhellen.
Übernachtungspartys konnten sehr schwierig sein, wenn es nichtmal eine Party war, da nicht viele Freunde da waren, und die Person hier auch nichtmehr unter Freunde zählte aber auch nochnicht zu mehr. Und wenn irgendwie auch nicht übernachtet wurde. Oder? Wann sollten sie denn endlich mal schlafen gehen und.. naja... wie?
Nee, so weit würde es heute eh nicht kommen.
Aber es war trotzdem awkward.
Zum Beispiel wie er da so mit dem Kopf über der Sofakante hing, während sie ordentlich dasaß.
Sie hielt kurz im Schalten inne.
"Nee, eherlich, tu mal deinen Kopf hoch, ich glaub das ist echt nicht gesund so."
"Okay."
Er rappelte sich auf und pflanzte sich neben sie.
Beim Im-Schalten-Inne-halten (können wir uns kurz einige Sekunden nehmen um diese Wortsemantik zu bewundern? Diesen Reim und diesen Klang. Ach, schön. ... ok weiter gehts:)
Beim Im-Schalten-Inne-halten war sie bei einer Kochshow hängengeblieben, wie sie zunächst vermutete.
Ein Mann hantierte begeistert an einem Mixer, pardon, Smoooothiemaker und ein anderer Mann stand tatenlos daneben.
Jener andere Mann hatte irgendwie einen etwas leidenden Gesichtsausdruck.
Eine Weile schauten die beiden gebannt den Männern zu und schwiegen fasziniert.
Spass. Es war schliesslich eine Kochshow.
Genau genommen nur eine Werbeshow für Mixer, diese Schlingel.
Der eine mixte und der andere schaute traurig.
"Der heult gleich.", sagte Finn auf einmal.
(Ja, er heisst Finn. Überraschung.)
Sie kicherte.
Plötzlich hielt sie inne.
Sie hatte eine Erkenntnis.
"Na der hat HUnger!"
Und dann lachte sie volle Kanne los.
Er lachte auch, aber mehr darüber dass sie so lachte. "Hehehehehe."
Fröhlich guckte er sie an.
Sie guckte begeistert zurück.
"Verstehst du, er ist in ner Kochshow und hat Hunger! Oh mann! Pfff!"
Als sie zuende gelacht hatte lehnte sie sich energisch wieder am Sofa an. "Achja. Hungrig in ner Kochshow.", wiederholte sie nochmal, um die peinliche Stille stilvoll einzuleiten.
Doch dazu kam es nichtmal.
Der Mixermann liess den anderen Mann -warum auch immer- an einem Becher voll mit Smoothie riechen.
Sie hielt kurz die Luft an und prustete dann wieder los: "Haaast du das gesehen? Hast du seinen flehenden enttäuschten Blick gesehen als er nur riechen durfte, hast du??"
Er hatte ihr Humorniveau jetzt angenommen und stimmte lauthals in ihr Lachen ein. "Jahaha, hab ich. Boahahahr."
Der Mixermann verteilte nun Obstmatsch auf zwei Gläser und gab dem Appetitmann eins davon.
Jetzt legte Finn los: "Haha, siehst du wie traurig er war als er das Glas mit weniger Inhalt bekommen hat, höhöhö."
Und sie legte was drauf: "Und wie er jetzt draufschielt und hofft dass der andere mit Reden fertig wird, damit er trinken kann, hahaHA!"
Die beiden lachten, doch setzten sich dann kerzengerade auf.
"Okok gleich darf er.", flüsterte sie.
"Ja", flüsterte er zurück "3... 2.."
Und dann lachten sie wieder los.
Und diskutierten anschließend aufgeregt darüber wie es ihm wohl geschmeckt hat und ob er nun noch mehr Hunger hat.
Und lachten dann noch eine Weile.
"Jetzt hab ich aber Hunger auf Smoothie.", sagte Finn.
Das Mädchen in das er verliebt war sprang auf und ging direkt inspiriert in die Küche.
Er liebte ihre Art, Ja zu sagen.
Und er liebte sie, und zwar nicht nur weil sie jetzt einen Smoothie für ihn machen würde, aber.. dadurch vielleicht noch ein bisschen mehr.
Darum stand er auf und folgte ihr, um ihr zu helfen oder auch um als hungriger Typ unfähig neben dem Mixer rumzustehen.
Es war ihm egal, hauptsache er war bei ihr, und den Dingen die sie gerade so machte. Dann, war er glücklich.
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