☁︎ Kapitel 33
„Du willst mir wirklich nicht zeigen was dein Endresultat ist?" fragt mich Ryan leise während er sein Gemälde rausholt.
Geduldig warte ich auf ihn und antworte nur „Willst du mir denn deins zeigen?"
Er steht jetzt ebenfalls neben mir und sieht mich gespielt böse an. „Du musst echt immer diese Karte ziehen, oder?"
Ich tippe ihm auf die Nase und sage während ich schon laufe „Bring mich nicht dazu, dann kann ich es auch nicht machen."
Ich höre nur wie er etwas unverständliches murmelt weshalb ich leicht grinse. Bei unserem Professor am Pult angekommen lege ich meins darauf und gehe schon wieder zu meinen Platz zurück.
Stumm warte ich und versuche die Spannung zwischen Louis und mir zu ignorieren. Ich habe ihn die ganze Zeit ignoriert und nicht beachtet. Genau wie er. Manchmal habe ich ihn aber trotzdem erwischt wie er mir einen kurzen Blick zugeworfen hat. Normalerweise hasse ich es Streit mit jemanden zu haben, aber ich habe keine Lust mit ihm zu reden oder das Bedürfnis es zu klären.
Er hat mich hintergangen, obwohl ich ihm immer wieder versichert habe das alles in Ordnung ist. Wegen ihm wäre fast meine Beziehung zu Ryan gescheitert. Es mag für manche keine große Sache sein, doch für mich ist es das. Zu erfahren das die Person von der man dachte das man sie kennt nicht so ist, ist eines der schlimmsten Gefühle.
„Sam?"
Zögernd meine ich „Was?"
Louis klingt unsicher als er sagt „Kann ich mich entschuldigen?"
„Von mir aus."
Er dreht sich ein Stück zu mir und überlegt kurz. „Hör mal, ich wollte nur das beste für dich. Ich—"
„Du kennst mich doch gar nicht, woher solltest du wissen was das beste für mich ist?" Gespannt durchbohre ich ihn mit meinem Blick.
Schuldig vermeidet er diesen. „Ich weiß das Ryan nicht gut ist. Für niemanden. Erst recht nicht für dich."
Ich schüttele lachend den Kopf. „Oh, okay. Dann bin ich ja froh das du mich so gut kennst um das sagen zu können. Noch mehr Tipps?"
„Ich meine das ernst." Seine Hand legt sich auf mein Handgelenk. „Weißt du überhaupt was er gemacht hat? Er verdirbt alles und jeden in seiner Nähe. Er wird dich ruinieren. Siehst du es denn nicht?"
Angewidert reiße ich meine Hand von ihm weg. „Ich finde es wirklich interessant das du solche Dinge behaupten kannst, ohne die Person und die Hintergründe wirklich zu kennen. Und der Fakt das du ihn eigentlich viel länger als ich kennst und trotzdem ich diejenige bin, die ihn am besten kennt, ist wirklich traurig."
„Du kennst ihn nicht."
„Besser als du es jemals wirst." Leise flüstere ich „Ich gebe dir auch mal einen Tipp für die Zukunft. Ändere deine Einstellung im Bezug auf das Leben. Denn so wie du dich jetzt verhältst ist ekelhaft und bringt dich nicht weit."
Er verschränkt verteidigend die Arme. „Wie verhalte ich mich denn? Ich versuche nur zu helfen."
„Darum hat dich keiner gebeten, also misch dich nicht in das Leben anderer ein." Ich seufze. „Ich verstehe nicht wieso du ihn so hasst wenn du ihn doch gar nicht kennst? Hast du schon einmal mehr als fünf Minuten mit ihm geredet?"
Schweigend betrachtet er mich.
„Ja, das dachte ich mir."
Er zuckt mit den Schultern. „Das was alles über ihn erzählt wird reicht mir schon. Ich will ihm lieber nicht zu nahe kommen."
Ich schnaube. „Sehr reifes Verhalten. Auf Gerüchte und Tratsch hören? Wenn dir jemand sagt das ein Buch schlecht ist, liest du es dann aus Prinzip nicht? Wenn jemand sagt das ein Lied schlecht ist? Wenn ein Lokal schlecht ist? Wenn ein Oberteil schlecht ist? Hörst du auf alles was dir andere sagen oder hast du auch eine eigene Meinung?"
Sein Kiefer spannt sich an. „Das ist etwas anderes."
Ungläubig erwidere ich „Etwas anderes? Das ist genau das gleiche. Jeder verdammte Mensch ist anders und hat andere Gefühle, Eindrücke, Gedanken, Empfindungen und Wahrnehmungen. Wenn wir immer nur auf andere hören würden, wo ist dann der Sinn im Leben? Ist es dann überhaupt dein Leben wenn du dich abhängig von anderen machst?"
Er räuspert sich unwohl. „Ich denke du schweifst etwas vom Thema ab."
Ich schüttele nur enttäuscht den Kopf. „Genau wegen so Leuten wie dir stelle ich manchmal die Menschheit infrage."
In seiner Stimme hört man die Härte und Kälte heraus. „Leuten wir mir? Wie bin ich denn?"
„Leute die glauben was sie hören ohne es zu hinterfragen. Mach dir doch dein eigenes Bild. Wenn es stimmt, okay. Wenn es nicht stimmt, okay. Die Menschen über die gelästert wird haben auch Gefühle. Weißt du wie die sich fühlen müssen? Nein. Weil du ihnen nicht einmal eine Chance gibst sich zu erklären und sie sofort in eine Schublade steckst. Versuch doch einfach für die Zukunft Menschen zu verstehen und sie nicht zu verurteilen." Ich lehne mich seufzend zurück. „Denn dann wüsstest du auch das Ryan nicht der ist für den ihn alle halten."
Trotzig erwidert er „Er hat mir aber auch nie das Gegenteil bewiesen."
„Du hast ihm ja auch nie eine Chance dazu geboten. Du hast ihn immer provoziert und Streit gesucht."
„Stimmt doch gar nicht. Es sind einfach Fakten."
Frustriert reibe ich mir über die Stirn. „Genau. Fakten. Ich habe wirklich keine Energie mit dir jetzt weiterzureden, denn es kommt wirklich nur Mist daraus. Man kann eben die Ansichtsweise von jemanden nicht ändern. Ich hoffe du respektierst aber meine und lässt mich ab sofort in Ruhe."
„Ich soll also tatenlos rumsitzen während er dir immer mehr weh tut?"
Ich habe noch nie ein so großes Bedürfnis verspürt jemanden meine Faust in jemandes Gesicht zu rammen als genau in diesem Moment. Ich frage mich was der Grund dafür ist, das solche Leute überhaupt leben, wenn sie doch jedem ganz klar das Leben schwerer machen und mehr Hass in die Welt bringen anstatt Liebe.
Ich bin froh Liebe zu versprühen.
Vielleicht muss man wirklich erst am Tiefpunkt im Leben ankommen um zu erkennen was die wirklich wichtigen Prioritäten im Leben sind. Wenn man nichts hat, erkennt man so einiges. Wer noch nie in so einer Situation war und immer ein tolles Leben hatte, kann natürlich leicht reden. Irgendwann werden aber auch solche Menschen die Schattenseiten im Leben feststellen.
Louis auch.
Ich hoffe er wird sich dann an meine Worte erinnern.
„Ich denke du bist nicht in der Position solche Vermutungen über mich auszusprechen, Kumpel." meint auf einmal Ryan und lässt sich neben mir nieder.
Aufgebracht beugt sich Louis vor. „Vermutungen? Das sind Tatsachen. Du bist Gift für sie."
Gelangweilt sagt Ryan nur „Ach? Und du bist ein Heilmittel oder wie? Ich leugne nicht das ich ein Arschloch bin und Fehler gemacht habe, aber weißt du was, Louis?"
„Was denn, Ryan?"
Ryan lächelt böse. „Du bist kein Stück besser. Du redest immer so einen Scheiß über mich und machst mich runter obwohl du diese Worte verdient hast."
Spöttisch lacht Louis. „Ist dein nicht vorhandenes Hirn beschädigt?"
Ich weiß wirklich nicht wie Ryan so ruhig bleiben kann, obwohl ich genau weiß wie sehr ihn diese Worte treffen. Er kann seine Gefühle so gut verstecken das manche schon vermuten könnten das er gar keine hat. Nur seinen engsten Kreis lässt er sie sehen.
Ich weiß nicht ob ich ihn dafür bewundern oder Mitleid empfinden sollte.
Und ich weiß auch nicht wie ich in die Situation gekommen bin, das sich zwei Jungs um mich streiten.
Mein Leben ist tatsächlich aufregender als ich es bis vor ein paar Monaten gedacht habe.
„Merkst du nicht wie besessen du von ihr bist? Weißt du wie ekelhaft es ist sich immer noch an ein vergebenes Mädchen zu schmeißen und sie aus ihrer Beziehung rauszureden? Ich hätte allen Grund dir deine Fresse zu polieren, aber ich mache es nicht." Falsch lächelt Ryan ihn an. „Denn wenn du mich kennen würdest, würdest du wissen, das ich so nicht bin."
„Du bist verrückt."
Ryan lacht nur. „So wechselst du das Thema um von den Tatsachen abzuschweifen? Klasse. Ist okay. Verleugne es so lange wie du willst. Du wirst noch erkennen wie erbärmlich dein Verhalten ist."
„Ich zeige dir gleich—"
„Übrigens würde ich lieber sterben als ihr weh zu tun. Ich sage ja nicht das ich perfekt bin, aber ich lerne immer mehr durch sie." Er grinst. „Deshalb weiß ich auch das ich meine Zeit nicht mit so Losern wie dir verschwenden sollte. Also frage ich dich jetzt ganz lieb ob du uns endlich in Ruhe lassen und dir vielleicht mal selbst Gedanken um dein eigenes Leben machen könnest."
Louis' letzter Satz ist an mich gerichtet. „Du wirst noch sehen wo er dich hinführt."
Ryan mischt sich nochmal ein. „Oh, ich hoffe doch vor den Altar, mein Freund. Ich lasse dir gerne eine Einladung zukommen."
Louis sagt nichts mehr und wendet sich seinen Notizen wieder zu, da die Vorlesung jetzt weitergeht.
Ich jedoch bin etwas perplex wegen Ryan's letzter Aussage... und doch so glücklich.
Die Tatsache das er überhaupt schon daran gedacht hat mich irgendwann zu heiraten lässt mein Herz so hoch schlagen das ich denke fast einen Herzinfarkt zu bekommen. Und das beste ist, das es eigentlich all meine noch übrigen Zweifel an seiner Liebe beseitigt hat.
Er liebt mich.
Etwas schöneres könnte er mir niemals schenken. Er hat so viel schon getan um das zwischen uns möglich zu machen. Ich schätze seine Mühe mehr als wert. Er gibt sein bestes. Er lernt dazu. Er vergibt sich. Er verschließt sich nicht mehr. Er bessert und ändert sich.
Und das alles für mich.
Für uns.
Ein größeres Liebesgeständnis kann man wohl kaum bekommen.
Ich komme wieder in der Realität an als Ryan mir einen Zettel zuschiebt. Ich öffne ihn ohne zu zögern und grinse dann verstohlen.
»Muss ich meine zukünftige Frau von ihrem Stalker retten?«
Mit strahlenden Augen schreibe ich:
»Ich denke wir haben ihm beide klargemacht das er unsere Zeit nicht wert ist. Lol.«
Ryan lacht leise und beugt sich dann zu mir. „Geht es dir wirklich gut?"
Zur Versicherung küsse ich ihn auf die Wange. „So schnell macht mich niemand klein."
„Da bin ich mir sicher. Ich meine wegen gestern?"
Mit einem sanften Lächeln wispere ich „Mir geht es gut. So gut es einem eben gehen kann. Du hast es auf jeden Fall erträglicher gemacht. Ich brauchte dich wirklich. Danke."
Er verschränkt seine Hand mit meiner. „Immer. Immer, Sammy."
Unsicher frage ich „War das ernst gemeint?"
„Was?"
Nervös sehe ich auf unsere Hände. „Das mit dem Altar."
Ein ehrliches Lächeln macht sich in seinem Gesicht breit während er über meinen Handrücken fährt. „Ich habe noch nie etwas ernster gemeint."
Meine Wangen werden rot. „Okay. Klingt gut."
Er küsst mich kurz sanft auf den Mund und flüstert „Du bist so süß."
„Ein bisschen vielleicht."
Seine Augen funkeln als er mir zärtlich über die Wange streichelt. „Etwas."
„Etwas."
Er verharrt noch kurz in dieser Position bis er seine Hand löst und auf meinen Block deutet. „Schreiben, junge Dame."
Ich schubse ihn zur Seite. „Sehr witzig. Du auch, alter Mann."
Wir starren uns noch kurz amüsiert in die Augen bis wir ebenfalls der Vorlesung folgen.
Und das erste Mal habe ich ernsthafte Hoffnung. Die Zeit und Arbeit mit Ryan hat sich ausgezahlt. Das hat auch er dankbar festgestellt. Ich sehe nicht mehr diese Zweifel und Härte in seinen Augen.
Nur noch... Liebe.
Unendliche Liebe und Zuneigung.
Ich habe sein Innerstes endlich erreicht und dort möchte ich auch nie wieder verschwinden. Und seiner Behauptung nach muss ich das auch gar nicht wenn er mich vor dem Altar schon sieht.
Doch dieser Wunsch auf diese Zukunft mit ihm ist so schnell zerplatzt wie ich es mir vorgestellt habe. Denn er hat etwas oder jemanden in mir gesehen der ich nicht bin und niemals sein werde.
Ich war nichts als ein Witz und eine Ablenkung für ihn.
Ich war nichts für ihn und habe ihm nie etwas bedeutet.
Er hat mich nie geliebt.
Ich weiß nicht was er sich in all der Zeit dachte, doch eins weiß ich mit absoluter Sicherheit:
Es war alles eine schmerzhafte Lüge.
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Hello Friends! Ich hoffe ihr habt alle einen schönen Tag!💗
Scheint alles geklärt zu sein, oder? Zumindest für den Moment. Wie lange das wohl so bleiben wird?👀💜
✨Hab euch lieb✨
- 𝚊𝚕𝚠𝚊𝚢𝚜 𝚙𝚞𝚝 𝚢𝚘𝚞𝚛𝚜𝚎𝚕𝚏 𝚏𝚒𝚛𝚜𝚝. 𝚒𝚝 𝚒𝚜 𝚢𝚘𝚞𝚛 𝚕𝚒𝚏𝚎 𝚝𝚘 𝚕𝚒𝚟𝚎. 𝚍𝚘 𝚗𝚘𝚝 𝚌𝚑𝚊𝚗𝚐𝚎 𝚠𝚑𝚘 𝚢𝚘𝚞 𝚊𝚛𝚎 𝚓𝚞𝚜𝚝 𝚝𝚘 𝚙𝚕𝚎𝚊𝚜𝚎 𝚘𝚝𝚑𝚎𝚛𝚜 -
Bis im nächsten Kapitel,
Adios, Friends!❤️
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