☁︎ Kapitel 28
Ich bin dumm.
So unglaublich dumm.
Nicht nur weil ich vor ein paar Tagen Ryan diese Frage gestellt habe, sondern weil ich deswegen auch eine definitiv falsche Entscheidung getroffen habe.
Ich bin nämlich das erste Mal in meinem Leben betrunken.
Also richtig betrunken.
Ich habe keine Ahnung was ich rede, wo ich genau bin, wie viel Uhr es ist oder wie ich mir immer wieder neue Becher hole.
Dazu hat mich Ryan getrieben.
Er ignoriert mich und es ist scheiße.
Er hat kein einziges Wort mehr mit mir geredet. Das ich in einem Bett schlafen musste, welches mir er auch noch gekauft hat, hat das alles nicht wirklich besser gemacht.
Es bringt mich um das ich nicht mit ihm reden kann. Ich hasse es wenn etwas zwischen uns steht und wir es nicht klären können.
Ist das alles meine Schuld? War ich zu fürsorglich? War er zu schroff? Hätten wir uns beide einfach entschuldigen und das Thema nicht mehr aufgreifen sollen?
Solche Gedanken schwirren die ganze Zeit in meinem Kopf herum.
Vermutlich ist es seine und meine Schuld, aber wie soll ich das auch wissen wenn er nicht mit mir redet. Anscheinend bedeute ich ihm doch nicht so viel wenn es ihm nichts ausmacht ohne mich klarzukommen.
Mir macht es etwas aus.
Wahrscheinlich sitze ich deswegen an einem Freitagabend auf einer Couch bei irgendeiner Verbindungsparty und heule mich bei meinen besten Freunden aus.
Man hat ja sonst nichts besseres zu tun.
„Ihr findet doch auch das er sich wie ein süßes Arschloch verhält, oder?" frage ich die beiden und trinke dann einen Schluck.
Gott, das Zeug ist so eklig. Aber ich verstehe langsam wieso Ryan sich das immer reingeschüttet hat.
Es lässt einen vergessen und ein bisschen auf Wolke sieben schweben.
Genau das was ich jetzt brauche.
Ich bin kein Deut besser als er.
Ich bin erbärmlich.
„Also du streitest dich gerade — mal wieder — mit ihm und du nennst ihn trotzdem noch süß?" Verwirrt sieht mich Andrew an.
„Der Fakt das er süß ist, kann man nicht leugnen, selbst wenn ich böse auf ihn bin."
Kai versucht sein Schmunzeln zu verbergen. „Du bist böse auf ihn? Es ist wirklich putzig wie du versuchst ihn zu beleidigen."
Ich ziehe eine Grimasse. „Wie auch immer. Ihr steht auf meiner Seite, nicht wahr?"
Er ignoriert meine Frage. „Wieso redet ihr nicht einfach und habt euch dann wieder ganz doll lieb?"
Lachend haue ich mir auf die Stirn. „Oh mein Gott, Kai! Wieso bin ich da noch nicht draufgekommen? Eine wirklich hervorragende Idee. Echt. Danke."
Andrew flüstert ihm laut zu „Ich glaube wir sollten uns nicht mit ihr anlegen wenn sie betrunken ist und ein gebrochenes Herz hat."
Ich deute auf ihn. „Ich habe kein gebrochenes Herz. Wir streiten nur."
„Schockierend." nuschelt er nur.
Kai nimmt mir den Becher aus der Hand und ersetzt ihn mit einer Wasserflasche. „Das wird schon wieder. Er bekommt sich bald ein. Das ist immer so."
Grimmig verziehe ich den Mund. „Und das findest du okay? Soll das immer so laufen? Ich brauche einen Partner mit dem ich zusammen gegen das Problem ankämpfen kann und nicht gegeneinander zwischen dem was uns trennt."
„Selbst betrunken bist du noch eine Klugscheißerin." Grinsend betrachtet mich Andrew.
Schnaubend stehe ich auf und werfe ihm die Flasche in den Schoß. „Ihr seid keine Hilfe. Ich gehe jetzt."
Schnell hält mich Kai am Arm fest. „Wohin gehst du?"
Spielerisch denke ich nach. „Ich weiß nicht. Kotzen? Mit einem Typen rummachen damit Ryan merkt wie angepisst ich bin? Oder doch noch zehn Shots trinken? Wo auch immer meine Reise mich hinführt ich bin mir sicher das sie ein tolles Ende hat."
„Wir sollten dich heim bringen."
Ich lächele. „Heim? Momentan ist das eher ein Gefängnis für mich. Nein, danke. Mir geht es hier sehr gut. Ihr könnt gerne gehen. Einen schönen Abend noch, meine Freunde."
Andrew stellt sich jetzt an meine Seite. „Sam, du bist völlig betrunken. Wir lassen dich nicht alleine."
Ich reiße mich aus Kai's Griff. „Tja, Pech. Ich möchte jetzt aber alleine sein und ihr könnt es mir nicht verbieten."
„Wir sind älter als du."
Zuckersüß lächele ich. „Trotzdem nicht alt genug um legal hier zu sein. Bye, Jungs! Es war echt schön euch mal wiedergesehen zu haben und ich habe euch auch wirklich lieb, aber eure Klugscheißerin muss jetzt leider gehen."
Betroffen meint Andrew „Sam, das war nicht so—"
Ich tätschele ihm die Schulter. „Du hast es trotzdem gesagt und auch so gemeint. Beleidigungen in Witze zu verpacken ist wirklich ein klassischer Akt. Du klingst fast wie Ryan."
Reuevoll senkt er den Kopf, weshalb Kai mich nun ernst ansieht. „Sam, du bist mir sehr wichtig. Ryan ist zwar mein bester Freund, aber ich lasse nicht zu, das er so jemanden aus dir macht."
Ich schmolle. „So jemanden? Verabscheue ich dich gerade etwa?"
Er schluckt. „Das bist nicht du. Das ist nicht die Sam die ich kennen und lieben gelernt habe."
Zwinkernd sage ich zum Abschied „Dann kanntest du mich wohl nie."
Ohne nochmal zurückzusehen laufe ich an ihnen vorbei mit direktem Weg auf die Tanzfläche.
Ich brauche gute Laune. Und zwischen schwitzenden Körpern die gerade eine tolle Zeit haben und sich so unbeschwert miteinander bewegen, finde ich dort bestimmt gute Laune.
Ich quetsche mich in die Menge und schließe die Augen während ich mich der Musik voll hingebe und meine Arme überall an mir hinwandern lasse.
Tanzen ist befreiend. Es lässt mich gut fühlen. Langsam verstehe ich warum jeder so gerne auf Party's geht. Es gibt einem einen Kick, welchen man nur spüren kann wenn man es selbst schon einmal erlebt hat.
Mitten im Lied spüre ich wie sich jemand hinter mich stellt und seine Hände auf meine Taille legt.
Ohne hinzusehen weiß ich das es nicht Ryan ist.
Er fasst mich immer auf seine eigene Weise an.
Ich drehe mich zu der Person und muss kurz nachdenken bis ich mich wieder an die Person erinnere.
„Jin! Der Verbindungsbruder!"
Er grinst. „Jim. Aber schon besser als das letzte Mal."
Ich lache. „Wie habe ich denn die Ehre verdient mit dem Verbindungsbruder zu tanzen?"
Seine Finger streichen in Kreisen über mein Shirt. „Die Ehre habe wohl eher ich. Was machst denn eine so hübsche Frau alleine auf der Tanzfläche?"
Ich wiege mich hin und her. „Tanzen, was sonst?"
Seine Augen funkeln. „Das sehe ich."
Mein Kopf legt sich schief. „Hat es dir gefallen wie ich getanzt habe?"
Er leckt sich über die Lippe. „Wieso sonst wäre ich zu dir gekommen?"
„Weil ich unglaublich hübsch bin?"
Sein Mund verzieht sich zu einem Lächeln. „Das muss man nicht erwähnen. Das erkennt jeder."
„Das ist gut." murmele ich mit geschlossenen Augen.
Jim's Stimme ist plötzlich sehr nahe an meinem Ohr. „Wollen wir vielleicht einen ruhigeren Ort zum... reden finden?"
„Über was willst du denn reden?"
Seine Lippen streifen mein Ohr. „Oh, ich habe da eine Menge im Angebot."
Ich versteife mich und reiße die Augen auf. „Ähm... Ich... ich glaube—"
„Wer wird denn da schüchtern? Keine Sorge, ich werde mich gut um dich kümmern."
Panisch blicke ich mich in der Menge um und bleibe bei einem Gesicht hängen, welches ich niemals gedacht hätte hier heute zu sehen.
Ryan steht mit verschränkten Armen an einer Wand und sieht mich mit loderndem Blick an. Ich forme mit dem Mund das Wort ›Bitte‹ und erwidere sein Starren mit blanker Panik in den Augen.
Anscheinend dachte Ryan ich würde das hier genießen.
Doch das tue ich nicht.
Jim muss da wohl etwas missverstanden haben.
Sofort verändert sich seine Miene und er ist schneller als ein Blitz bei mir und reißt Jim förmlich von mir weg.
„Was soll der Scheiß, McQueens? Ich bin hier gerade in einem sehr wichtigen Gespräch." Wütend blickt er Ryan an.
Dieser greift nur zärtlich nach meiner Hand und zieht mich neben sich. „Das Gespräch mit meiner Freundin ist beendet, du Arschloch. Such dir ein anderes Weib welches freiwillig mit dir in's Bett gehen würde."
Er sieht zwischen uns hin und her. „Freundin? Soll das ein Scherz sein? Die Kleine hat kein Wort von einem Freund gesagt."
„Die Kleine ist ja auch sturzbesoffen und das unschuldigste Wesen auf der Welt. Du wusstest das genau. Schon so tief gesunken, Jim?"
„Immerhin bin ich nicht so tief gesunken und lasse meine Freundin auf eine Party gehen und mit einem Typen tanzen und rummachen."
„Ihr habt nicht rumgemacht." spottet Ryan.
„Doch und wie."
„Ich habe euch beobachtet. Red keinen Scheiß und verkauf mich nicht für dumm."
Jim grinst nur. „Liegt wohl dicke Luft zwischen euch, hm? Wundert mich nicht. Es war nur eine Frage der Zeit bis du es vermasselst. So wie du es immer tust, oder?"
Ich zupfe an Ryan's Pullover. „Lass uns gehen."
„Ich frage mich wie lange deine Süße es noch mit dir aushält. Respekt an sie das sie es überhaupt so lange schon mit dir aushält. Ich wäre nicht gerne mit einem Monster zusammen."
„Willst du wirklich einen Streit anzetteln und als Verlierer davonkommen?" fragt Ryan mit angespanntem Kiefer.
„Wollen wir es herausfinden?"
Ich halte meine Hand an Ryan's Bauch und schiebe ihn weg. „Komm. Er ist es nicht wert."
Er erdolcht ihn nochmal mit seinem Blick und verschränkt dann meine Hand mit seiner und führt mich aus dem Haus.
Ich kaue nachdenklich auf meiner Lippe herum und starre zu ihm hoch.
Ich kann seine Miene nicht lesen.
Er lässt niemanden dahinter sehen.
Nicht einmal mich.
Als wir ein Stück aus dem Grundstück entfernt sind und immer noch kein Wort gewechselt haben, setze ich mich einfach auf den Boden und ziehe die Knie an mich. Ryan bleibt stehen und sieht seufzend auf mich herab.
„Woher wusstest du das ich hier bin?"
Er kniet sich mir gegenüber. „Woher wohl?"
„Verräter." murmele ich und schlucke dann schwer. „Du bist gekommen. Ohne zu zögern."
Er kommt mir ein Stück näher und fährt mir durch die Haare. „Im Ernstfall bin ich immer da, Sammy. Egal was vorgefallen sein mag. Geht es dir gut?"
„Du ignorierst mich nicht mehr, also ist das schon ein guter Anfang." Zögernd sage ich „Bist du sauer?"
Seine Augenbraue hebt sich. „Weswegen?"
„Ich habe nicht mit ihm rumgemacht. Ich... Keine Ahnung. Ich wusste nicht das er solche Absichten hatte. Ich dachte er wollte nur tanzen und quatschen."
Seine Finger streicheln meine Wange während er leicht lächelt. „Ich bin nicht sauer."
Unsicher nicke ich. „Wegen gar nichts mehr?"
Er hält inne. „Ich denke das wir darüber morgen reden sollten. Du bist betrunken."
Schnell sage ich „Mir geht es gut. Wir können jetzt reden. Bitte. Bitte, Ryan. Mach nicht Schluss. Es tut mir leid. Ich spreche es nicht mehr an. Nie mehr. Es war blöd. Ich brauche dich und vermisse dich. Ich vermisse uns."
Seine Miene fällt ein und ein sanftes Lächeln macht sich in seinem Gesicht breit, als er sich vorbeugt und mich lange und warm küsst. „Ich trenne mich nicht von dir, Sonnenschein. Aber wir reden trotzdem morgen. Du bist gerade nicht in der Lage klar zu denken. Außerdem siehst du so aus als ob du gleich einschläfst."
Ich kann meine Augen tatsächlich kaum noch offen halten. „Stimmt nicht."
Leise lacht er. „Ich trage dich, ja?"
Ich lege meine Arme um seinen Hals und kuschele mich an ihn als er mich hochhebt und trägt. Ich atme tief aus und genieße das Gefühl seines Körpers gegen meinen.
Ein Gefühl von Zuhause nach ewigem Heimweh.
„Ryan?"
Er dreht seinen Kopf zu mir. „Ja?"
Ich recke mich zu ihm hoch und küsse ihn leidenschaftlich. „Es tut mir leid."
Beruhigend streichen seine Finger über meine Haut. „Ich weiß. Mach dir keine Gedanken."
Mit einem Gefühl der Sicherheit schlafe ich in den Armen von ihm ein.
Ich dachte das alles wieder gut ist und wir alles wieder klären können.
Doch mit Panik und purer Angst am nächsten Tag aufzuwachen war definitiv nicht geplant.
Niemals geplant.
Nicht so und nicht so früh.
Meine Welt nahm in langsamen Schritten ein Ende.
Angefangen mit dem morgigen Tag.
Der Anfang vom Ende.
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Hello Friends! Ich hoffe ihr habt alle einen schönen Tag!💙
Ohne Drama war es aber auch wirklich langweilig, oder? Nächstes Kapitel wird es interessant! Nicht verpassen😏💗
✨Hab euch lieb✨
- 𝚝𝚑𝚎 𝚋𝚎𝚜𝚝 𝚟𝚒𝚎𝚠 𝚌𝚘𝚖𝚎𝚜 𝚊𝚏𝚝𝚎𝚛 𝚝𝚑𝚎 𝚑𝚊𝚛𝚍𝚎𝚜𝚝 𝚌𝚕𝚒𝚖𝚋 -
Bis im nächsten Kapitel,
Adios, Friends!❤️
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