《• 5O •》

Die nächsten zwei Tage vergehen trotz der belastenden Situation wie im Flug, da ich meine ganze Energie in die Planung meiner Überraschung stecke.

In der Schule sehe ich Essad zwar, aber unser Kontakt bleibt spärlich. Ich bemühe mich um Normalität, doch er verhält sich distanziert. In jedem Blick, den er mir zuwirft, sehe ich wie verletzt er ist und in jedem kalten Wort höre ich seine Enttäuschung.

Er ist nicht böse zu mir, aber fordert den Abstand ein, den er braucht und ich kann es ihm nicht mal verübeln.

Am Freitag, nach der Schule, ist es endlich soweit. Ich passe ihn nach dem Unterricht vor unserem Klassenzimmer ab und greife nach seiner Hand. "Essad, ich muss nochmal mit dir reden", gebe ich vor. "Ich habe was geplant, kannst du bitte mitkommen?"

Sein Blick wird weicher und er legt den Kopf schief. "Was hast du denn geplant?"

"Das verrate ich dir nicht, du musst mir einfach vertrauen, okay? So wie ich dir immer vertraut habe, wenn du was mit mir unternehmen wolltest", probiere ich, ihn mit seinen eigenen Waffen zu schlagen.

Essad wirkt überrascht, aber er nickt und folgt mir zum Parkplatz, wo ich Zayns Auto heute morgen abgestellt habe. Zum Glück hat mein großer Bruder mir den Wagen für meine Überraschung geliehen, nachdem ich ihn regelrecht bekniet habe.

Ohne viele Worte fahren wir los. Ich sitze am Steuer, konzentriere mich auf die Straße, während Essad neben mir sitzt und mit jedem Kilometer Autobahn, das wir hinter uns bringen, unruhiger wird.

"Wohin fahren wir denn?", fragt er nach einer Weile, die Ungeduld in seiner Stimme ist nicht zu überhören. "Wir sind schon seit einer Stunde unterwegs. Gib mir doch wenigstens mal einen Tipp."

"Bitte vertrau mir", sage ich und bleibe auf die Straße fokussiert. "Du wirst es schon bald erfahren."

Essad seufzt und lehnt sich zurück. "Na gut. Aber nächstes Mal bin ich lieber wieder auf der anderen Seite der Überraschung."

Nächstes Mal. Mein Herz überschlägt sich. Das ist doch ein gutes Zeichen.

Die Fahrt zieht sich, aber je weiter wir kommen, desto ruhiger wird Essad. Die Stimmung zwischen uns wird mit jeder Minute besser, die Gespräche zwischen uns gelöster. Allein dafür hat sich der lange Weg bereits gelohnt.

Nach etwa drei Stunden erreichen wir Hamburg. Essad sieht sich neugierig um, als ich das Auto vor einem schicken Hotel parke.

Der schmucke Altbau liegt direkt an der Alster und beeindruckt mit einer eleganten Fassade und modernem Design. Große Fensterfronten spiegeln das Wasser wider, das prachtvolle Eingangstor aus dunklem Holz wird von zwei majestätischen Laternen flankiert. Der gepflegte Vorplatz ist mit akkurat geschnittenen Buchsbäumen und stilvollen Blumenarrangements geschmückt.

"Was soll das hier?", fragt er skeptisch.

Ich öffne den Kofferraum des silbernen Mercedes und reiche ihm eine schwarze Sporttasche von Benlee. Seine Tasche.

Nun ist er vollends verwirrt. Er mustert sie kurz, dann begreift er. "Sind das meine Sachen? Woher hast du die?"

Triumphierend lächele ich ihn an. "Ich war gestern bei deiner Mutter zuhause, als du beim Boxen warst, und habe sie gebeten, ein paar Sachen für dich einzupacken."

Er schüttelt ungläubig den Kopf. "Und wofür brauche ich die Sachen?"

Ich übergebe ihm seine Tasche und fische meinen beigen Weekender ebenfalls aus dem Kofferraum. "Du brauchst die Sachen, weil wir das Wochenende hier in Hamburg verbringen."

Seine Augen weiten sich. "Du verarscht mich?"

Ein zufriedenes Lächeln schleicht sich auf mein Gesicht. Die Überraschung scheint mir geglückt zu sein. "Nein. Ich habe mir geschworen, dich nie wieder anzulügen. Ein Wochenende, weg von Berlin, weg von dem ganzen Stress. 48 Stunden nur wir beide, du und ich, und diese schöne Hafenstadt."

Essad sieht mich für einen Moment wortlos an, dann zieht er mich in seine Arme.

Endlich wieder.

Großer Gott, wie sehr mir seine Nähe gefehlt hat.

Ich schmiege mich an ihn, atme endlich wieder seinen vertrauten Geruch ein und genieße die Wärme, die von ihm ausgeht. Essad streichelt meinen Rücken, küsst auf meinen Scheitel und nuschelt in meine Haare: "Ich kann das gar nicht glauben.. Was hast du denn deinen Eltern gesagt, wo du am Wochenende bist?"

Ich löse mich widerwillig von ihm, um ihm in die Augen zu schauen. "Ich habe ihnen gesagt, dass ich mit meinem Freund nach Hamburg fahre und dass sie - egal was sie jetzt sagen - rein gar nichts dagegen tun können."

Essads Augen weiten sich, in ihnen liegt eine Mischung aus Entsetzen, Rührung und Bewunderung.

"Und was haben sie gesagt? Ist dein Vater nicht ausgeflippt?"

"Naja, er war alles andere als begeistert, aber das habe ich einfach ausgesessen. Nachdem er sich beruhigt hat, meinte meine Mutter: "Wenn er dir so wichtig ist, stell ihn doch wenigstens mal zuhause vor." Das war's."

Ungläubig blinzelt er mich an. "Das war ziemlich mutig von dir."

Ich beiße mir auf die Unterlippe. "Ich würde alles dafür tun, dir zu beweisen, wie sehr ich meinen Fehler bereue. Ich will einfach nur, dass du mir verzeihst. Ich kann mir ein Leben ohne dich nicht mehr vorstellen, ich will es mir gar nicht vorstellen."

Gerührt zieht Essad mich wieder enger an sich und presst seine Lippen auf meine. "Ich liebe dich, Shalia. Ich habe viel zu lange darauf gewartet, das hier endlich tun zu können, als dass ich dich so leicht wieder aufgebe.. " Er küsst mich erneut, diesmal leidenschaftlicher. Ich lege meine Hände in seinen Nacken und schließe die Augen. Keine Ahnung, wie lange wir knutschend auf dem Parkplatz des Hotels stehen, aber ich genieße jede Sekunde, bis wir es irgendwann endlich schaffen, das Foyer zu betreten.

Im Hotel werden wir herzlich empfangen und ich checke uns ein. Ich habe ein wunderschönes Zimmer mit Blick auf die Alster gebucht.

"Wow", staunt er, als wir es betreten. "Das ist wirklich wunderschön, noch schöner, als auf den Bildern im Internet", pflichte ich ihm bei.

Das Zimmer beeindruckt mit bodentiefen Fenstern, die einen atemberaubenden Blick auf die Alster bieten, der wahrscheinlich abends noch traumhafter ist. Moderne Möbel in schwarzer Hochglanzoptik schaffen eine luxuriöse Atmosphäre, während das große Kingsize-Bett mit kuschelig weicher Bettwäsche zum Entspannen einlädt. Ein stilvolles Badezimmer mit Marmorakzenten und einer freistehenden Badewanne rundet das Bild ab.

Essad stellt die beiden Taschen auf dem Boden ab und zieht mich an sich. "Danke, Baby. Das ist die schönste Überraschung, die mir jemals jemand gemacht hat. Ich kann es gar nicht erwarten, mit dir einzuschlafen und aufzuwachen."

Für den ersten Abend habe ich mir tatsächlich etwas besonderes überlegt. Nachdem wir uns frisch gemacht und umgezogen haben, fahren wir zum Kiez und gehen in die Ritze, die Kultkneipe, die über dem legendären Boxkeller liegt.

Essad freut sich wie ein kleines Kind und betrachtet ausgiebig die vielen Poster und Bilder, die überall an den Wänden hängen. "Mohammed Ali.. Und da ist Klitschko. Das hier ist Tyson und daneben Holyfield", erklärt er mir jeden einzelnen der berühmten Boxer. Es bereitet mir große Freude, ihn so glücklich zu sehen.

Danach laufen wir durch die pulsierenden Straßen von Sankt Pauli, wo grelle Neonlichter die Nacht erhellen und Musik aus den Bars dröhnt. Menschenmengen füllen die Bürgersteige, laut lachend und redend. Der Duft von Streetfood vermischt sich mit dem Rauch der zahlreichen Imbissstände. Bunte Plakate und Graffiti schmücken die Wände der Gebäude, die das Viertel in ein lebendiges Kunstwerk verwandeln. Ich spüre die Energie und Aufregung, die in der Luft liegt, während Essad neben mir geht und wir beide von der Lebendigkeit der Umgebung überwältigt sind.

Ich war außer in Beirut noch nie außerhalb von Berlin, weshalb sich dieser Abend anfühlt wie ein ganz großes Abenteuer. Ich kann selbst kaum glauben, was ich hier erlebe, und dass ich es mit Essad erlebe.

Als wir am späten Abend nebeneinander in das weiche Hotelbett fallen, bin ich völlig erledigt von den ganzen neuen Eindrücken.

Essad liegt nur in Boxershorts neben mir, sein muskulöser Körper perfekt in Szene gesetzt in dem warmen Licht der Nachttischlampe. Er schlingt seine Arme um meine Taille und presst meinen schlanken Körper eng an den seinen.

Er bedeckt meinen Hals mit sanften Küssen, während seine warmen Hände über meinen Bauch streicheln. Das schwarze Negligé, welches ich mir extra für unsere gemeinsamen Nächte gekauft habe, rutscht ein wenig nach oben. Der glatte, seidige Stoff macht es Essad leicht, seine Hände darunter zu schieben.

Ich lasse mich von ihm küssen und liebkosen, schließe genießend die Augen und presse mich an ihn, als seine Finger unter meinen String wandern. Leise stöhne ich auf.

Er beginnt, mich mit der rechten Hand zu fingern, während sein linker Arm von hinten um meine Taille geschlungen ist und er mich an sich drückt. Seine weichen Lippen bedecken meinen Hals mit tausenden von Küssen. Er reibt meinen Kitzler und genießt, wie sehr mir seine Berührungen gefallen.

Schon bald löst er sich aus der Umarmung und gleitet nach unten, um mich meines Slips zu entledigen und mich hingebungsvoll zu lecken. Liebevoll und ausdauernd leckt er über meine Perle und penetriert mich mit seinem Zeigefinger parallel immer weiter, bis mich ein heftiger Orgasmus überkommt, dem ich mich nur zu gerne stöhnend hingebe.

Er schenkt mir ein überlegenes Grinsen, schiebt sich die schwarze Boxershorts von seinen Hüften, rollt ein Kondom über sein bestes Stück und dringt in mich ein.

Ich genieße es, dass wir alleine sind, und stöhne hemmunglos, während er mich immer härter stößt. "Das ist so gut", seufze ich und kralle meine Nägel in seine Schultern. Erregung flackert in seinen braunen Augen. "Fick mich", sage ich so laut, dass es zumindest unsere direkten Nachbarn hören könnten. Es fühlt sich versaut und verboten an - und gleichzeitig wahnsinnig erregend. Essad scheint das genauso zu sehen, denn kurz darauf verkrampft sich sein Körper und er spritzt in das rosane Kondom.

Wir duschen uns schnell ab und fallen danach gleich wieder ins Bett, wo wir eng umschlungen ins Reich der Träume abdriften.

Am nächsten Morgen in Essads Armen zu erwachen fühlt sich an wie ein wahr gewordener Traum. Kuschelig warm umschließt er mich, seine Brust hebt und senkt sich gleichmäßig, während sein Atem meine Wange kitzelt. Ich schließe die Augen und genieße es ausgiebig, ihm so nah zu sein.

Wir kosten die Zeit miteinander aus, liegen lange einfach nur im Bett, kuscheln, genießen die Intimität und schlafen ein weiteres Mal miteinander, bevor wir beschließen, uns fertig zu machen und auf die Suche nach Frühstück zu begeben.

Nachdem wir in unseren Hunger in einem hippen Café mit Avocado-Bagels und Matcha Latte gestillt haben, erkunden wir Hamburg. Wir lassen uns treiben, essen Fischbrötchen am Hafen, machen einen langen Spaziergang an der Alster und entdecken die Speicherstadt.

Abends entscheiden wir uns dafür, nicht noch einmal im Partytrubel der belebten Metropole zu versinken, sondern die Zeit zu zweit zu nutzen. Wir ziehen uns in unser großes, luxuriöses Zimmer zurück, bestellen Sushi ins Hotel und schauen einen Film auf dem großen Flatscreen.

Mit Essad hier zu liegen, in die dicken Daunendecken gekuschelt, satt gefuttert und bestens gelaunt, ist viel schöner, als ich jemals gedacht hätte. Ich bin in diesem Moment wirklich komplett zufrieden, Glück erfüllt mich vom Scheitel bis in die Zehenspitzen.

"Es tut mir leid, dass ich so dumm war", flüstere ich, als ich mit meinem Kopf an seiner Brust liege. "Ich wollte dich einfach nicht verletzen. Ich wollte eben nicht, dass du denkst, dass ich noch was für Nael empfinde. Jetzt weiß ich, dass ich es damit nur schlimmer gemacht habe. In Zukunft werde ich immer mit offenen Karten spielen. Ich hatte so Angst, dich zu verlieren, das will ich kein zweites Mal erleben."

Essad haucht mir einen Kuss auf die Stirn. "Es muss mehr passieren, dass du mich verlierst. Ich weiß ja, dass du keine bösen Absichten hattest. Es hat mich trotzdem sehr verletzt, dass du das hinter meinem Rücken gemacht hast, weil ich alles dafür getan habe, dir zu zeigen, dass du mir vertrauen kannst. Aber trotzdem dachtest du anscheinend, ich könnte eifersüchtig auf Nael sein." Er verdreht die Augen.

"Es wäre nachvollziehbar, wenn du es wärst, wir waren immerhin fast zwei Jahre zusammen", gebe ich zu bedenken.

Essad winkt ab, sein Gesichtsausdruck strotzt vor Selbstbewusstsein. "Niemals wäre ich eifersüchtig auf den. Er hatte zwei Jahre mit dir und hat dich gehen lassen. Er hat dir so viel Schmerz zugefügt, dass er immer nur noch deine Vergangenheit sein wird. Ich hingegen liege jetzt hier neben dir. Wieso soll ich also eifersüchtig sein? Zugegeben, es kratzt ein bisschen an meinem Ego, dass ihr euch verlobt habt, aber heiraten werde ich dich irgendwann."

Mir wird ganz warm ums Herz und mein Magen kribbelt verräterisch.

"Glaubst du wirklich daran?

"Ich glaube nicht daran, ich weiß es."

ENDE.

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