《• 22 •》
Es gehen einige Tage ins Land, bis ich eines Morgens aufwache, müde nach meinem Handy greife, das auf dem Nachttisch liegt, und vor Schreck erstarre, als ich sehe, was Nael mir gestern Nacht geschickt hat.
Mit zittrigen Fingern öffne ich die Nachricht und folge dem Link, den er mir weitergeleitet hat. Mein Herz beginnt noch schneller zu schlagen, als ich die Zahlen auf dem Bildschirm sehe.
Aufgeregt streiche ich mir die Haare aus dem Gesicht und richte mich im Bett auf.
Der Song, den Nael gestern Abend online gestellt hat, ist über Nacht viral gegangen. Überall, wo ich hinschaue – TikTok, Instagram, YouTube – explodieren die Klickzahlen. Begeisterte Kommentare überfluten die sozialen Medien.
@bizim12: "OMG, ich liebe den Song. Næzir hat definitiv einen neuen Fan gewonnen. 💖 #Shamsi #GroßeLiebe"
@aliya.xx: "Ich hatte Gänsehaut, als ich den Song das erste Mal gehört habe. Die Melodie, die Stimme von Næzir, einfach alles daran ist perfekt. Dieser Song verdient es, überall gehört zu werden!"
@dilan.x.emre: "Bin gerade emotional nach 'Shamsi' von Næzir. Was für ein kraftvoller Song über die große Liebe! Einfach wunderschön. Danke, dass du uns mit deiner Musik berührst."
Ich reibe mir die Augen. Träume ich, oder hat Nael endlich den Erfolg, den er so sehr verdient?
"Ist das ein Scherz? 😳🥺", antworte ich Nael.
Als Antwort kommt nur Sekunden später ein weiterer Link. Ich klicke ihn an und traue meinen Augen kaum.
...
RAPUPDATE
**Neuer Untergrund-Künstler aus Neukölln erobert die Szene im Sturm: Næzir und sein Hit "Shamsi" gehen viral**
Berlin, Deutschland – In der oft übersehenen Untergrundmusikszene von Neukölln hat sich ein neuer Stern am Himmel erhoben. Ein bisschen Pashanim, ein bisschen Nimo, eine verdammt raue Stimme und ganz viel Gefühl: Næzir hat mit seinem Song "Shamsi" die Musikwelt im Sturm erobert. Innerhalb weniger Stunden hat sich der Song zu einem viralen Phänomen entwickelt, das die Aufmerksamkeit von Musikliebhabern und Industrie-Insidern gleichermaßen auf sich zieht.
Von TikTok über Instagram bis YouTube verbreitet sich die Begeisterung für diesen Song wie ein Lauffeuer. Die Kommentarsektionen der sozialen Medien sind voller Lob und Anerkennung für Næzirs künstlerisches Talent und seine einzigartige Stimme.
Was diesen Aufstieg noch bemerkenswerter macht, ist die Tatsache, dass Næzir bisher im Schatten des Mainstreams agierte. Doch sein unerschütterlicher Glaube an seine Musik und sein unermüdlicher Einsatz haben sich ausgezahlt. Mit "Shamsi" hat er nicht nur die Aufmerksamkeit der Fans auf sich gezogen, sondern auch das Interesse verschiedener Plattenlabels geweckt, die nun um eine Zusammenarbeit mit dem vielversprechenden Künstler buhlen. Næzir hat bewiesen, dass Talent und Entschlossenheit die Grenzen des Untergrunds überwinden können. Die Zukunft sieht vielversprechend aus für den aufstrebenden Künstler aus Neukölln, und "Shamsi" könnte erst der Anfang eines bemerkenswerten Aufstiegs sein. Die Musikwelt kann es kaum erwarten zu sehen, wohin Næzirs Reise führen wird - hoffentlich an die Spitze der Charts - aber auf unsere Playlisten ganz bestimmt.
...
Ich kann es kaum fassen. Mein Herz klopft heftig, als ich aus dem Bett springe und zum Zimmer meines großen Bruders Zayn renne. Ohne zu klopfen, reiße ich die Tür auf und stürme ich hinein.
"Zayn, wach auf, du musst dir das ansehen!" rufe ich aufgeregt und schüttele ihn leicht an der Schulter.
Er blinzelt verschlafen und setzt sich langsam auf, seine dunklen Haare stehen quer in alle Richtungen. "Was ist denn los?" fragt er mürrisch.
"Nael! Sein Song! Er ist über Nacht viral gegangen! Schau dir das an!", plappere ich aufgeregt und wirr vor mich hin und halte ihm mein Handy unter die Nase.
Zayn sieht sich die Zahlen und Kommentare an und sein Gesicht hellt sich schlagartig auf. "What the fuck?", murmelt er verschlafen. Er sieht mich an, wieder auf mein Handy und dann wieder in mein strahlendes Gesicht. "Nael hat es echt geschafft", nuschelt er ungläubig und reibt sich den Schlaf aus den Augen.
Dann schlägt er die Decke zur Seite, steht auf und schüttelt den Kopf. "Nael hat es echt geschafft!", wiederholt er und ein breites Grinsen legt sich auf sein Gesicht. "Yallah, Shalia, ich muss ihn unbedingt sehen."
Heute brauchen Zayn und ich beide erstaunlich wenig Zeit, bis wir fertig und auf dem Weg zur Schule sind. Wären wir immer so fix, hätten wir uns in den vergangenen Jahren viel Stress und auch viel Streit miteinander erspart.
Der Morgen ist noch ein wenig kühl und ich wickele die beige Strickjacke automatisch enger um meinen Körper, als ein leichter Windzug mich streift. Wir schlendern durch die verschlafenen Straßen Neuköllns, während sich die Sonne langsam durch den morgendlichen Dunst kämpft.
"Ich kann es immer noch nicht glauben", schüttelt Zayn den Kopf und schiebt sich ein Kaugummi in den Mund.
Ich lache unwillkürlich auf. "Ich auch nicht. Ich hoffe du weißt, dass du auch einen Teil dazu beigetragen hast. Hättest du nicht so beharrlich auf ihn eingeredet, hätte er den Song niemals hochgeladen."
Zayn winkt ab. "Nael ist so gut, der wäre auch mit einem anderen Song durch die Decke gegangen. Es war nur eine Frage der Zeit, dass endlich alle auf ihn aufmerksamwerden. Außerdem scheinst du ihm eine gute Muse gewesen zu sein."
Meine Wangen röten sich leicht und ich wende meinen Blick von meinem Bruder ab. Auch wenn Zayn jetzt von Naels und meiner Beziehung weiß, schäme ich mich, darüber mit ihm zu reden.
Als wir die Schule erreichen, sehen wir schon von Weitem eine Menschentraube auf dem Pausenhof. In der Mitte steht Nael, umringt von seinen Freunden Abbas, Malik und Jibrail, die aufgeregt und strahlend auf ihn einreden. Die Nachricht von seinem Erfolg hat sich wie ein Lauffeuer verbreitet, und es scheint, als hätte jeder an diesem Morgen nur ein Thema im Kopf: Næzirs viraler Hit.
Nur Essad, der großgewachsene Boxer, steht ebenfalls in dem Halbkreis, hält sich jedoch zurück und beobachtet die Situation mit verschränkten Armen.
"Da ist er", sage ich mit klopfendem Herzen und steuere auf Nael zu. Als wir näher kommen, höre ich, wie Abbas begeistert spricht: "Alter, ich hab den Song seit gestern Abend bestimmt schon hundert Mal gehört. Der ist der Hammer!"
Malik nickt zustimmend. "Und hast du die Kommentare gelesen? Die Leute gehen voll ab, man. Die lieben dich!"
Jibrail fügt hinzu: „Das ist nur der Anfang, Bro. Warte ab, bis die Plattenlabels dich anrufen.“
Nael grinst zwar, doch ich erkenne die Nervosität in seinen Augen. Seine Schultern sind angespannt und er tritt von einem Fuß auf den anderen. Er steht per se nicht gerne im Mittelpunkt und die plötzliche, krasse Aufmerksamkeit scheint ihm unangenehm zu sein. Gleichzeitig kann ich den ambivalenten Stolz in seinem Gesicht erkennen. Er ist überwältigt von dem Zuspruch für seine Kunst, auch wenn die Situation ihn überfordert.
Zayn und ich treten an seine Seite und ich schenke ihm ein herzliches Lächeln, während mein Bruder ihn überschwänglich umarmt. "Was geht ab, du Star?"
Seine Wangen röten sich leicht und er beißt sich fast beschämt auf die Unterlippe.
"Jedes Mal, wenn ich auf mein Handy schaue, sind es noch mehr Klicks und Kommentare", murmele ich ungläubig.
Wir stehen noch einige Minuten in dem kleinen Grüppchen zusammen, bis die Schulglocke läutet und den Beginn des Unterrichts signalisiert. Langsam machen wir uns auf den Weg zum Eingang. Ich verabschiede mich vorerst von den Jungs und entscheide mich dazu, die Treppen bis in die zweite Etage hochzulaufen, während sie in die fünfte Etage müssen und den Fahrstuhl nutzen wollen.
Ich nehme gerade schwungvoll zwei Treppenstufen auf einmal, als mich eine Hand an der Hüfte berührt und energisch herumwirbelt. Mein Herz bleibt vor Schreck stehen, doch ich entspanne mich sogleich wieder, als ich Naels grinsendes Gesicht vor mir sehe. Er greift nach meiner Hand und zieht mich aus der Menschenmenge im Flur mit sich in eine unbeobachtete Ecke.
"Ich bin so stolz auf dich", sprudelt es aus mir heraus und ich falle ihm um den Hals. Sein süßer Duft von Weichspüler und Haargel hüllt mich ein und er presst meinen schlanken Körper liebevoll an sich.
"Shukran, Shamsi", flüstert er in meine braunen Locken und presst einen Kuss auf meine Wange. "Ich komme gar nicht hinterher. Mein Leben hat sich diese Woche mehrmals überschlagen. Das alles ist so verrückt."
Ich lächele ihn an und drücke seine Hand. "Du hast es verdient, Nael. Dein Song ist unglaublich. Du bist unglaublich."
Er seufzt leise und lehnt sich gegen die Wand. "Danke, Süße. Aber diese ganze Aufmerksamkeit, es ist einfach... viel."
Ich nicke verständnisvoll. "Glaube ich dir. Aber du hast immer gesagt, dass du nur einen Hit brauchst, der viral geht und da ist er. Du hast immer davon geträumt und dafür gearbeitet, also darfst du jetzt auch genießen, wie dein Traum wahr wird. Außerdem wirst du dich an diesen Hype schnell gewöhnen. Pass mal auf: bald bist du so ein abgehobener Rapstar, der uns alle nicht mehr kennt", scherze ich und piekse ihm mit meinem Finger in die Rippen.
Nael verdreht seine schönen braunen Augen empört. "Klar, du bist die Erste, die ich dann vergesse, wenn ich mit meinen Groupies chille."
"Isso!", grinse ich. "Dann rappst du nicht mehr über Shamsi, sondern über deine ganzen Chayas."
Er zieht mich wieder an sich und sieht mir so tief in die Augen, dass mir fast schwindelig wird vor lauter Intensität.
"Das glaubst du aber nicht wirklich, oder?"
Lächelnd schüttele ich den Kopf. "Ne, glaube ich nicht. Inschallah wird das niemals passieren."
Nael nimmt meine Hände in seine. "Wallah, das wird niemals in meinem ganzen Leben passieren, dass ich dich vergesse. Du bist und bleibst meine Nummer eins, für immer."
Dann drückt er mir einen liebevollen Kuss auf die Lippen.
Wir lösen uns voneinander, und ich sehe, wie seine Augen wieder diese funkelnde Verliebtheit annehmen, wie so oft, wenn er mich ansieht. "Ich sollte jetzt zurück zu den Jungs, bevor sie sich wundern, wo ich abgeblieben bin und du musst auch in den Unterricht, aber.." Er kommt wieder näher zu mir und senkt seine Stimme. "Da ist noch etwas, was ich dir sagen wollte: ich habe schon die ersten Anfragen von Plattenlabels bekommen."
Meine Augen weiten sich vor Überraschung und Freude. "Wirklich?"
Er nickt, seine Augen leuchten. "Ja, aber bitte behalte das erstmal für dich. Ich will mir in aller Ruhe überlegen, was mein nächster Schritt sein soll, ohne dass mich zu viele Leute beeinflussen."
"Versprochen", gebe ich zurück und hebe meine Finger zum Schwur.
Er lächelt mich an und küsst mich sanft auf die Stirn. "Danke, Shamsi. Bis gleich in der Pause, ja?"
Mit einem letzten Blick dreht er sich um und verschwindet im Treppenhaus, während ich mich langsam auf den Weg zu meinem Klassenzimmer mache und das Lächeln an diesem Tag gar nicht mehr aus dem Gesicht bekomme.
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