Kapitel 44: Händchenhalten, Pompons und Blitze

,,Wo bleibt ihr den? Kylie zieht uns schon halb das Fell über die Ohren!", platzte Mathew plötzlich rein und als er sah in welcher Position Grayson und ich uns befanden, schenkte er uns einen zweideutigen Blick. Gray ließ meine Hand los und entfernte sich von mir, was eine Mischung aus Trauer und Enttäuschung bei mir auslöste. Er wandt sich von mir ab und schenkte nur noch seinem Bruder seine Aufmerksamkeit: ,,Wir kommen jetzt." Ohne sich nach mir umzusehen lief er an seinen Bruder vorbei und verschwand aus der Halle, womit er mich wortwörtlich im Dunkeln stehen. ,,Kommst du, Jona?", Mathew schaute mich fragend an, da ich mich immer noch nicht Stelle bewegt hatten. ,,Geht schonmal vor, ich komme gleich nach", ich machte eine wegwerfende Handbewegung und schenke den beiden ein aufgezwungenes Lächeln.

Alleine mit dem Lufterfrischer in der Hand stand ich also nun da und nur ein einziger Gedanke schwirrte mir durch den Kopf: Was wollte er mir sagen? Er hatte mir etwas sagen wollen und irgendwie wollte mich nicht das Gefühl verlassen das es etwas wichtiges war und dies meine einzige Chance gewesen war es zu erfahren. Ich versuchte mit auszumalen was er hätte sagen können, aber selbst dabei kam nichts Vernünftiges bei rum, es war hoffnungslos.

Er hatte meine Hand losgelassen, so schnell, dass ich es selbst nicht richtig realisiert hatte. Wahrscheinlich wollte er nicht, dass Mathew uns Händchen haltend sieht oder hatte im Gegensatz zu mir gar nicht bemerkt, dass er nach meiner Hand gegriffen hatte, und deswegen dies einfach nur rückgängig machen. Oder, oder, oder, keiner dieser Oders gab mir wirklich eine zufriedenstellende Antwort und alle Oders verletzten mich. Egal was der Grund dafür war, dass Grayson meine Hand los gelassen hat, es verletzte mich.

Einsam schaute ich auf meinen Lufterfrischer, der mir als einziges geblieben war, und dachte dann daran wie Kylie ohne ihn total ausflippte, woraufhin ich es nicht umgehen konnte zu kichern. Schnell kehrte ich mit dem Erfrischer zurück in die Halle, wo Kylie tatsächlich halb am Spieß drehte. ,,Dahin, Ian, nicht dorthin!", kreischte Kylie gerade, während alle anderen, einschließlich ihren Eltern, nach ihrer Nase tanzten und Decken usw. auf den Tischen verteilten.

Als sie mich sah, kam sie auf mich zugerannt und zog mich mehr in die Halle rein: ,,Wo bist du geblieben? Ich hab mir schon Sorgen um dich gemacht!" Schuldbewusst drückte ich ihr den Lufterfrischer in die Hand: ,, Ich würde aufgehalten..." Über ihre Schulter hinweg wagte ich einen unauffäligen Blick zu Grayson doch dieser schien extrem beschäftigt damit einen Pompon richtig zu falten und schenkte mir keinen Funken seiner Aufmerksamkeit.

,,Auch egal, helf Gray einfach mit den Pampons, das kriegt er eh nicht alleine hin", unachtsam gab sie mir einen Schubser in seine Richtung, wobei ich halb in den Karton mit der Deko gefallen war.

Jetzt stand ich Grayson wieder gegenüber und irgendwie hoffte ich, dass er etwas sagte wie 'Hey, wegen gerade, es tut mir leid, dass ich deine Hand einfach so los gelassen habe' oder 'Was ich dir eben sagen wollte war...'. Aber stattdessen widmete er sich weiterhin voller Hingabe seiner Aufgabe und schaute nichtmals für eine Sekunde auf, trotzdem hatte ich das Gefühl, dass er mit Sicherheit wusste, dass ich ihm gegenüber stand.

Sein Rücken war gekrümmt und die Adern am seinen Armen stachen sichtbar hervor. Er runzelte seine Stirn, so als wollte er irgendetwas verdrängen, wobei ein große Sorgenfalte oberhalb seiner dunklen Augenbrauen entstand. Die sonst so hellen Augen von ihm wirkten verdunkelt und sein Gesichtsausdruck wirkte so, als müsste er gerade die schwerste Aufgabe seines Lebens bewältigen, obwohl es doch nur Pompons. Auch wenn jeder andere vielleicht gesagt hätte, dass er mit voller Konzentration beim Falten war, wusste ich irgendwie, dass er sich damit nur von irgendetwas ablenkte. Vielleicht nützt er es als Ausrede um mir nicht in die Augen sehen zu müssen?

Auf jeden Fall sahen die Pompons nicht schön aus, die einzelnen Seidenpapier- Seiten waren eher zerknittert als aufflauscht und die Seiten waren unpropotional zueinander.

,,Ich helfe dir", murmelte ich und nahm ihn dem Pompon aus seinen großen Händen. Während ich versuchte das was zu retten war noch zu retten, nahm er sich ohne aufzuschauen einen neuen Rohling aus dem Karton. So standen wir eine Weile einfach nur stumm neben einander, Grayson lenkte sich vollkommen mit dem Pompons ab und ich versuchte sie danach zu retten. Aber er wurde nicht besser darin, mir schien es als würde er zu jedem unkonzentrierter und abgelenkt werden, als würde ihn die Ablenkung nicht mehr ablenken.

Die Arbeit war schlimm, sie war zwar nicht schwer, aber die Atmosphäre war verpestent. Irgendetwas unausgesprochenes stand zwischen uns, aber keiner von uns wollte beginnen darüber zu reden. Während er all sein Frust in seiner Arbeit, die echt nicht gut war, raus ließ, floß mir der gefühlte hundertste Schweißtropfen über die Stirn, während es draußen angefangen hatte zu Blitzen und Donern.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top