Abstinenz
Mit dem Schreiben ist es schon seltsam. Manchmal sprudelt es nur so aus einem heraus, wie aus einer Quelle. Eine Idee jagt die nächste. Jede Impression wird zum Wort, zu einem Faden, einem Fluss, dann zu einem Strom, letztendlich zu einer Geschichte. Manch ein Gedanke lässt einen tagelang nicht los und beherrscht alles Denken, gibt erst Ruhe, wenn man ihn endlich aufschreibt.
Oh, ich hatte solche Phasen und ich habe sie mehr geliebt als verflucht, auch wenn ich ständig das Gefühl hatte, zwischen den Welten zu wandeln - der in meinem Kopf und der realen.
Dann war man nie ganz da, Gespräche plätscherten an einem vorbei und dennoch sog man jede für die Geschichte relevante Regung in sich ein.
Für die Mitmenschen musste das seltsam sein, wenn man die ganze Zeit halbherzig und halbaufmerksam Konversation machte und plötzlich, weil etwas gesagt oder getan wurde, war man hellwach und euphorisch. Das Leuchten in den Augen kam aber nicht, weil man auf einmal den anderen interessanter fand, sondern weil sich im Kopf etwas entspann und ausbreitete und zu fließen begann...
Es gibt allerdings auch Zeiten, da will es einfach nicht gelingen zu schreiben. Die Quelle versiegt urplötzlich und all die Geschichten und Ideen vertrocknen und zerfallen zu Staub. Sie sind noch da, aber es ist mühsam, so mühsam als wolle man jedes Sandkörnchen in der Wüste aufsammeln, so scheint es. Alles, was man zu Papier bringt, gefällt nicht, fühlt sich wie Arbeit an und arbeiten will man nicht bei dem, was man doch eigentlich so sehr liebt.
In dieser Phase bin ich gerade. Ganz tief, verbuddelt im Sand und meine Geschichten schlummern irgendwo am Rande meines Geistes und blitzen wie weit entfernte Sterne. Ich sehe gerne zu ihnen auf, nur kann ich sie nicht greifen.
Ich habe euch nicht vergessen, meine geliebten Geschichten. Ich habe euch nicht vergessen, meine lieben Leser. Und ganz besonders euch, pillatess, Miirabea, Federfarbenfee, mauberzusel, IsabellaTargaryen, habe ich nicht vergessen.
Ich bin nur abstinent.
Nicht freiwillig, nicht gerne, definitiv nicht für immer.
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